Hannes Schmidhauser erblickte am 9. September 1926 als Giovanni Schmidhauser
im Schweizerischen Locarno1) (Tessin) das Licht der Welt. Der Sohn des Philosophen
und Schriftstellers Julius Schmidhauser1) (1893 1970) und dessen
Ehefrau Alice Spinner, Pianistin und Tochter eines Dekans, stammte aus einem bekannten Thurgauer
Geschlecht. Dieses leitete sich von Ulrich Schmidhauser her, der
als Mitreformator nach der Einnahme von Konstanz im Oktober 1548 durch die Österreicher
die Stadt verlassen musste, in die Schweiz ging und als Dorfpfarrer in Uttwil1)
(Thurgau) tätig war.
Giovanni wuchs zusammen mit Schwester Ruth auf, die später
den Journalisten, Übersetzer und Regisseur Enrico Filippini1) (1932 1988)
heiratete, ein Sohn des Ehepaares Schmidhauser war in der Maggia1) ertrunken, eine Tochter
16-jährig an einer Blutvergiftung verstorben.
Nach dem Besuch des Gymnasiums bzw. der Klosterschule "Collegio Papio"
in Ascona1) nahm Schmidhauser ab 1942 am
"Bühnenstudio Zürich"2) Schauspielunterricht, parallel dazu war er
als Fußballspieler überaus erfolgreich und finanzierte so seine Ausbildung. Erste Engagements erhielt Schmidhauser nach Abschluss der Studien beim
"Circus Knie"1) wo er gemeinsam mit Emil Hegetschweiler als
Clown-Duo auftrat, weitere schauspielerische Erfahrungen sammelte er im
Rahmen einer Tournee mit dem von Hegetschweiler gegründeten Ensemble "Hegi-Theater Zürich".
Hannes Schmidhauser in "Uli
der Pächter" (1955)
Quelle/Link: cyranos.ch
bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG
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Zwischen 1947 und 1950 war der Schauspieler unter anderem an den "Städtischen Bühnen Frankfurt"1)
engagiert sowie unter dem Pseudonym Hannes Hauser am "Deutschen Theater"1)
in Konstanz. Anschließend arbeitete er bis 1953 als Moderator von Musiksendungen beim
"Radio Svizzera Italiana"1) (RSI) in Lugano, konzentrierte sich dann
vermehrt auf seine Karriere als Fußballspieler. Zwischen 1952 und 1959 spielte er
beim "FC Locarno"1),
"FC Lugano"1),
den "Grasshoppers Zürich"1), in der
"Schweizer Nationalliga" sowie in der Schweizer Fussballnationalmannschaft1), fungierte
während dieser Zeit drei Jahre lang als deren Kapitän.
Zwischendurch feierte er jedoch immer wieder Erfolge auf der Bühne, so unter
anderem ab 1953 am "Schauspielhaus Zürich"1) sowie an anderen
Theatern als Artilleriehauptmann Bluntschli in dem Schauspiel "Helden"1)
von George Bernard Shaw1).
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Mit der Titelrolle in Franz
Schnyders1) im Berndeutsch gehaltenen Jeremias Gotthelf-Verfilmung "Uli
der Knecht"1) (1954, → cyranos.ch)
erlangte Schmidhauser weitere Popularität, avancierte zum wohl beliebtesten
Schweizer Leinwanddarsteller und Frauenschwarm jener Jahre. Auch in der Fortsetzung
"Uli
der Pächter"1) (1955, → cyranos.ch)
spielte der kernige Schmidhauser wieder diesen Part, er und seine Partnerin Liselotte Pulver
wurden als "Traumpaar des Schweizerfilms" gefeiert. Es folgten
Produktionen wie Hermann Kugelstadts1) Heimatfilm "s'Waisechind vo Engelberg" (1956) nach
zwei Romanen von Johanna Spyri1)
und Franz Schnyders farbenprächtiges Melodram "Zwischen uns die Berge" (1956), wo er sich als Beat Matter in
Jacqueline (Nelly Borgeaud, 19312004), Verlobte
seines besten Freundes Dominik (Peter Arens) verliebte
→ wunschliste.de.
Hannes Schmidhauser in "Uli der Knecht" (1954)
Quelle/Link: cyranos.ch
bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG
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Drei Jahre später präsentierte er sich als junger Bursche Charly in dem Bergdrama "SOS Gletscherpilot"1) (1959),
in der Komödie "Der Mustergatte"1) (1959) tauchte er als Edi Leuenberger auf.
Gedreht worden war die Adaption
des bekannten Schwanks "Fair and Warmers" des englischen
Lustspielautors Avery Hopwood (1882 1928) als Dialektfilm mit dem
Schweizer Volksschauspieler Walter Roderer1) in der
Titelrolle. Ebenfalls 1959 kam das von Kurt Früh1) in Schweizerdeutsch
in Szene gesetzte Kleinbürger-Drama "Hinter
den sieben Gleisen"1) (→ cyranos.ch)
in die Kinos, wo Schmidhauser als junger Lokomotivführer Hartmann
überzeugte, der sich in das deutsche Dienstmädchen Inge (Ursula Heyer1))
verliebt.
Hannes Schmidhauser in "SOS Gletscherpilot" (1959)
Quelle/Link: cyranos.ch
bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG
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Nach der aufwendigen Schweizer Produktion "Wilhelm Tell
(Bergfeuer lodern)"1) (1960),
gedreht nach dem Drama "Wilhelm Tell"1) von
Friedrich Schiller1)
mit der Figur des Arnold von Melchtal an der Seite von Robert Freitag als Wilhelm Tell1),
versuchte sich Schmidhauser dann selbst als Regisseur.
Nach eigenem Drehbuch und mit sich selbst in der männlichen Hauptrolle
produzierte er den kontrovers diskutierten Streifen "Seelische Grausamkeit"1) (1961) über das Thema Scheidungsproblematik,
der jedoch weder bei Publikum noch Kritik Zustimmung fand und ein Misserfolg
wurde. Es folgte noch der Gruselthriller "Der
Unsichtbare"1) (1963) mit der eher kleinen Rolle des Wissenschaftler Dr. Max Vogel, danach stand
Schmidhauser in den kommenden Jahrzehnten nur noch sporadisch vor der Kamera.
Er war überwiegend als Geschäftsmann tätig, lebte zwischenzeitlich in
Italien, wo er mehr oder weniger erfolgreich verschiedene Filme produzierte.
Man sah ihn mit dem winzigen
Part eines Flugzeugträger-Kapitäns in dem Agentenstreifen "Mister Dynamit Morgen küßt euch der Tod"1) (1967), in
der Kriminalgeschichte "Klassezämekunft"1) (1988, hdt.: Klassentreffen) nach dem Prinzip der
Zehn kleinen Negerlein"3) mimte er den eigens
aus Kanada anreisten Albert Ehrensperger, nach dem Drama "Fondovalle Tal der Sehnsucht"4) (1998) hatte
er als Johann August Sutter1), kalifornischer Ländereienbesitzer mit Schweizer
Abstammung und Gründer der Privatkolonie Neu-Helvetien,
in dem von Benny Fasnacht in Szene gesetzten Film "General Sutter" (1999) einen großen und zugleich letzten Filmauftritt.
Dazwischen nahm er mitunter Aufgaben vor der Fernsehkamera an, zeigte sich
mit Gast- bzw. Episodenrollen in den Serien "Ein Fall für
Männdli"1) (1973),
"Die Abenteuer des Arsène Lupin"4) (1989)
und "Fascht e Familie"4) (1996), die durchgehende Figur
des Bauern Linus Caduff mimte er in der
Schweizer Serie "Die Direktorin"1) (1994/95). Auch
beim "Tatort" war er zu sehen und stellte in der
vom Schweizer Fernsehen produzierten Folge "Die
Abrechnung"1) (1996) den Alfons Mettler dar, den im Altenheim lebenden
ehemaligen Komplizen des Bankräubers Peter Fuchs (Ulrich Mühe)
→ Übersicht Filmografie.
Am Theater erlebte man Schmidhauser beispielsweise 1990 im Rahmen einer Tournee des
"Theaters Dreiländereck Basel/Riehen"2) mit der Rolle des Willi Cron
bzw. als Partner von Franz Matter1)
in der Dialektkomödie "Zwei sunnigi Buebe", einer Bearbeitung von Neil Simons1) Erfolgsstück
"Sonny Boys". Im darauffolgenden Jahr gab er den Bauern Manz in einer Bühnenfassung von
Gottfried Kellers Erzählung "Romeo und Julia auf dem
Dorfe"1)
und 1996 am "Atelier-Theater Bern"2) den Kommissar Jobert in
der Kriminalkomödie
"Die Falle" (OT: Piège pour un homme seul) des französischen Autors Robert Thomas1).*)
Noch kurz vor seinem Tod wurde Hannes Schmidhauser 1999 mit dem "Ehren-Prix Walo"1),
der wichtigsten Auszeichnung im Schweizer Showbusiness, für langjähriges
Schaffen ausgezeichnet. Der Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Fussballspieler
starb am 29. Januar 2000 im Alter von 73 Jahren im Schweizerischen
Lugano1)
(Tessin). Die Asche seiner sterblichen Überreste wurde seinem Wunsch
gemäß im Lago Maggiore1) verstreut, er wollte keine Grabstätte haben, an die
Fans pilgern konnten.
Der Tessiner Regisseur Victor Tognola drehte 2012 ein filmisches Porträt
über das Sport-Ass und den Leinwandhelden mit dem Titel ""Hannes
(Pussy) Schmidhauser", der Fussball und den Ueli spielte"
und beleuchtet die vielen Facetten des einstigen Publikumslieblings. "Der Film zeigt Schmidhauser als
Macher, egal ob auf dem Fußballplatz oder dem Filmset. Er zeichnet
das Leben eines Menschen nach, der das Leben leicht nahm und sich fast schon über seine Krisen freute."
kann man auf der Seite www.srf.ch
des SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) lesen.
Und ticinarte.ch notierte: "Schmidhauser wird als "Sonnenschein" beschrieben,
als "ein schöner, manierlicher Mann, dem das Gute immer nur so
zufiel". In den Medien wurde er eher klischeehaft als
"Ueli" und "Fussballstar" wahrgenommen, auf seine
eigentlichen Talente wurde kaum eingegangen."
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