Der Schauspieler Ludwig Schmid-Wildy wurde am 3. Mai 1896 als Sohn des
Bildhauers Anton Schmid im Münchener Stadtteil Schwabing geboren.
Bereits als Kind erlangte er eine gewisse Popularität, da er seinem Vater
für das "Münchner Kindl"1)
auf dem Rathaus Modell stand. Sein Vater entschied später, dass der Sohn
einen "ordentlichen" Beruf erlernen solle und so wurde Ludwig
Lehrling in einer Konditorei. Doch er interessierte sich schon damals für
das Theater, kam in Kontakt mit dem legendären Karl Valentin
(1882 1948) und dessen Partnerin Liesl Karstadt
(1892 1960), die zu den Stammkunden des Geschäfts gehörten.
Ludwig Schmid-Wildy entschied sich nun für den Beruf des Schauspielers und
begann ab den 1920er Jahren an kleinen Bühnen sowie beim Film Fuß zu
fassen. 1932 wurde er Oberspielleiter des damals noch privat geführten
"Volkstheaters"1) in München,
1934 erschien er mit einer ersten Rolle auf der Leinwand in dem
propagandistischen NS-Kriegsfilm "Stoßtrupp 1917"1),
gedreht nach dem Roman "Der Glaube an Deutschland" von Hans Zöberlein,
der mit Schmid-Wildy auch für die Regie verantwortlich zeichnete. Gemeinsam
mit Zöberlein entstand auch der Film "Um
das Menschenrecht"1) (1934), in
denen der deutsche Frontsoldat des 1. Weltkrieges bzw. die Freikorps nach 1918 sowie die so genannte "Kampfzeit"1)
der nationalsozialistischen Bewegung heroisiert wurden. Beide Streifen
belegten die Alliierten 1945 mit einem Aufführungsverbot; der Letztere ist dies bis heute,
der Erstere wurde 2007 in
einer stark zensierten und um 32 Minuten gekürzten Fassung wieder
zugelassen.
Bis Mitte der
1940er Jahre stand Schmid-Wildy mit kleinen Nebenrollen für weitere Filme vor der
Kamera, mimte Diener, Beamte oder "Naturburschen" in Produktionen wie
"Das Sündige Dorf"1) (1940),
"Blutsbrüderschaft"1) (1941),
"Der Ochsenkrieg" (1943), "Der Ewige Klang"2) (1943)
oder "Die heimlichen Bräute"2) (1944).
Etliche seiner Drehbücher wie zum Beispiel "Der scheinheilige
Florian"2) (1941) wurden
verfilmt.
Nach Kriegsende wurde er wegen seiner maßgeblichen Mitwirkung an den beiden
frühen Propagandafilmen für einige Jahre mit Berufsverbot belegt und so
zog sich der Schauspieler in seinem Haus im
oberbayerischen Irschenberg zurück, wo ein Schild "Naturschutzgebiet für den
letzten echten Bayern" unerwünschte Besucher abhalten sollte. Er widmete sich nun professionell seiner zweiten Leidenschaft, der
Erfindung: Ergebnisse waren eine unbegrenzt lagerfähige Batterie, für die
er das Weltpatent bekam, eine Knödelmaschine und ein Turbinenmotor;
zeitweilig beschäftigte der begabte Schmid-Wildy in seiner Batteriefabrik
etwa 50 Angestellte.
Ab Anfang der 1950er Jahre zog es ihn auf die Bühne zurück, 20 Jahre
leitete er in München das berühmte "Platzl"1)
und schrieb dort rund 200 Stücke, nebenbei wurde er durch das
Fernsehen berühmt. Auch auf der Kinoleinwand verkörperte Schmid-Wildy in
zahllosen Schwänken, Lustspielen und Verwechslungskomödien den Bayern wie
aus dem Bilderbuch.
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Auftritte seit der ersten Sendung im "Komödienstadel"1),
in "Münchner Geschichten"1)
oder dem "Königlich Bayerischen Amtsgericht",
wo er den schlitzohrigen Nachtwächter Veitl mimte, machten Schmid-Wildy nun bundesweit bekannt. Neben
Michl Lang,
Maxl Graf,
Fritz Straßner,
Beppo Brem oder
Gustl Bayrhammer zählte der Schauspieler zu den
"urwüchsigen" bayrischen Publikumslieblingen, der seine Rollen
mit hintergründigem Humor, gepaart mit einem Schuss Melancholie
auszufüllen wusste.
Foto: Ludwig Schmid-Wildy (Mitte) in dem "Komödienstadel"-Stück
"Der Schusternazi" (1963) von
Ludwig Thoma1), zusammen
mit Christa Berndl1)
und Maxl Graf: Seit Langem hat sich Anna (Christa Berndl) über nichts so gefreut, wie über den Besuch
des Schreinermeisters Brandl (Ludwig Schmid-Wildy, Mitte) und seines Sohnes Xaver (Maxl Graf),
den sie schon in Schmalzling immer so besonders gut leiden mochte. Mit den Brandls kann sie
nun auch endlich die Sorgen besprechen, die sie sich seit Langem um ihren Vater macht.
Der plötzliche Reichtum ist ihm völlig zu Kopf gestiegen und die neuen vornehmen Freunde,
mit denen er sich umgibt, erscheinen seiner Tochter bei Weitem nicht so vornehm wie ihm selbst
Foto (Bildname: 11973-78-02) zur Verfügung gestellt
vom Bayerischen Rundfunk (BR)
© BR/Foto Sessner; Text / Link BR
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Auf der Leinwand sah man ihn beispielsweise mit Nebenrollen in "Der
Herrgottschnitzer von Ammergau"1) (1952), "Die
Junggesellenfalle" (1953) oder "Die Bremer Stadtmusikanten"1) (1959)
→ Übersicht Kinofilme.
Die Fernsehzuschauer begeisterte er seit den 1960er Jahren in Volksstücken
wie "Wenn der Hahn kräht" (1964), "Die
Pfingstorgel" (1965) oder "Der Alte
Feinschmecker" (1965). 1966 mimte er den Zenz in
dem von Rainer Erler gedrehten TV-Film "Das Bohrloch oder Bayern ist
nicht Texas" neben Fritz Straßner und Gustl Bayrhammer, in
"Der Holledauer Schimmel" war er 1968 der Nachtwächter
Dodl.
Es folgten TV-Stücke wie "Mattheis bricht's Eis" (1972),
"Die Drei Eisbären" (1973) oder "Das sündige
Dorf" (1974), in "Der Brandner Kaspar und das ewig'
Leben" (1975) agierte er als Turmair Ludwig oder war 1976 ein
grandioser "Verkaufter Großvater"
in dem gleichnamigen
Volksstück1)
von Anton Hamik1).
Ludwig Schmid-Wildy (r.) in dem "Komödienstadel"-Stück
"Wenn
der Hahn kräht"3) (1964), zusammen
mit Michl
Lang:
Der Bürgermeister (Michl Lang) und sein Knecht
Simon (Ludwig Schmid-Wildy)
mit einem Stiefel,
der
für einige Verwicklungen sorgt.
Foto (Bildname: 11973-90-03) zur Verfügung gestellt
vom
Bayerischen Rundfunk (BR);
© BR/Foto Sessner; Text BR
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Zu Schmid-Wildys letzten Fernsehrollen
zählte 1983 die des Herrn Meier, Stammtischbruder von Meister Eder (Gustl Bayrhammer),
in der Kinderserie "Meister Eder und sein Pumuckl"1),
eine Figur, die er auch in der Kinoversion1) (1982)
verkörperte → Übersicht TV-Produktionen.
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"Zwickelbach & Co"1)
(Serie 1976:
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Karl Lieffen als
Detektiv Immanuel Zwickelbach und Ludwig Schmid-Wildy als dessen Nachbar, der Geiger Martl
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax Film,
welche die Krimiserie am 15. August 2024 auf DVD herausbrachte. |
Zudem stand er für etliche
weitere Hörspiele mit bayerischem Kolorit vor dem Mikrofon, eine Auswahl
der bei der ARD Hörspieldatenbank
gelisteten Produktionen findet man hier.
Der Schauspieler war ein "Multitalent", einer der sich selbst
hinterfragte und der mit einer ungeheuren Liebenswürdigkeit auch die
schlitzohrigsten Rollen wie z.B. "Der verkaufte Großvater"
spielen konnte. Der "unzerstörbare bayerische Volksschauspieler"
wie ihn der Schriftsteller und Kritiker Reinhard Baumgart1) einmal nannte, starb am
30. Januar 1982 im Alter von 86 Jahren im oberbayerischen Rosenheim1);
die letzte Ruhe fand Schmid-Wildy auf dem nahe gelegenen Friedhof in Irschenberg1) → Foto der
Grabstelle bei knerger.de.
"Er ging als einer, der sich mit seiner Spiellust und seinem
hintergründigem Humor bei den Zuschauern unvergesslich machte." konnte
man in einem Nachruf beim "Bayerischen Rundfunk" lesen.
Seine Lebenserinnerungen veröffentlichte der 1971 mit dem "Bayerischen
Verdienstorden"1) ausgezeichnete Künstler in den 1970er Jahren unter den
Titeln "Allerhand Durcheinand" sowie "Drunter und
Drüber". 1976 hatte er die "Ludwig-Thoma-Medaille"1) der Stadt München
erhalten, 1980 den "Bayerischen Poetentaler"1).
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