Der Schauspieler, Sänger, Kabarettist und Kabarettleiter Paul Schneider-Duncker
wurde am 2. November 1883 (nach anderen Quellen 1878*))
als Paul Schneider in Krefeld1)
geboren. Aufgewachsen in Berlin, gab der Großneffe des Berliner
Politikers Hermann Duncker1)1)
(1817 1893) im Jahre 1900 sein Bühnendebüt am
"Berliner
Theater"1), sammelte dann
weitere Erfahrungen an Provinztheatern, unter anderem im Schweizerischen
St. Gallen1) und im heutigen
polnischen Breslau1).
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Zurück in Berlin, gründete er 1904 mit Rudolf Nelson1)
(1878 1960) das Kabarett "Roland von Berlin" in der
Potsdamer Straße1),
das neben dem 1908 ebenfalls von Nelson gegründeten "Chat
noir" Unter den Linden1) zu einem der bekanntesten Berliner Kabarett
avancierte.
In diesem ersten mondänen Großstadt-Kabarett Deutschlands wurde
Schneider-Duncker als Conferencier und Sänger der Nelson-Chansons rasch populär. Viele dieser von ihm erstmals gesungenen Lieder, darunter das
"Ladenmädel", "Cake-Walk", "Miss Floh",
"Der schicke Chevreau-Schuh" oder "Das Bettelprinzesschen",
gerieten zu Schlagern der Saison. Als sich Nelson 1907 von ihm trennte, führte
Schneider-Duncker den "Roland" allein weiter und war weiterhin sehr erfolgreich, nachdem er
die Chansonette Claire Waldoff
(1884 1957) und den Komponisten Walter Kollo1)
(1878 1940) für sein Kabarett entdeckt hatte. Auch als Interpret der Chansons
und Schlager-Couplets, die nun Kollo für ihn schrieb unter anderem "Die Flundern", "Der kleine Finkenhahn",
"Immer an der Wand lang", "Det Scheenste sind die Beenekens" gehörte er zu den Show-Größen
der Wilhelminischen1) Ära.
1915 eröffnete er am Berliner Kurfürstendamm1) sein Kabarett
"Bonbonniere", das bis 1924 bestand, daneben betrieb er in München, Basel und Zürich gleichnamige Kleinkunstbühnen
und unternahm Gastspielreisen durch Deutschland und die Schweiz.
Paul Schneider-Duncker fotografiert
von Wilhelm
Willinger1) (1879 1943)
Quelle: .cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Mitte der 1920er Jahre ließ er sein erstes Kabarett als "Roland von Berlin Künstlerbühne
Admiralspalast" neu aufleben, dem er 1926 "Die
Rakete"1) als
"Roland des Westens" angliederte. Daneben hatte er Auftritte als Conferencier und Chansonier
an Berliner Kabaretts wie dem berühmten "Kabarett
der Komiker"1), wirkte schon früh an Rundfunksendungen mit und nahm eine Reihe von Schallplatten
auf; 1934 übernahm er die Berliner "Künstlerspiele Uhlandeck". Während des 2. Weltkrieges
betätigte sich der Künstler bei der Truppenbetreuung, später gelangte er in die Schweiz. 1945 kehrte er nach Deutschland zurück
und ließ sich in Hamburg nieder, wo er für das literarische Nachkriegs-Kabarett
"Bonbonniere" Texte schrieb und zudem gelegentlich dort auftrat.
Schneider-Duncker war der Prototyp des eleganten, dandyhaften Alleinunterhalters, der nach dem Ende der
"Überbrettl"1) das weltstädtische Flair des frühen Berliner Kabaretts repräsentierte.
Kritiker lobten damals diese Mischung aus literarischem und vornehmlich musikalisch geprägtem
Unterhaltungs-Kabarett, das großen Zuspruch bei den Spitzen der Gesellschaft fand, als
"stilvolles Milieu raffinierter Großstadtmenschen" ("Bühne und
Welt", Nr. 2, 1905). Verdienste hat sich Schneider-Duncker als Entdecker von Nachwuchstalenten
erworben, so verhalf er neben Claire Waldoff und Walter Kollo auch
Iska Geri
(1914 2002) und Ursula Herking
(1912 1974) zu ersten Kabarettauftritten.
Paul Schneider-Duncker 1935 im "Kabarett der Komiker"
Urheber: Willy Pragher1);
Lizenz: CC BY 3.0;
Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg
Quelle: Deutsche
Digitale Bibliothek |
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*) Kühn, Volker, "Schneider-Duncker, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 23
(2007, S. 309) → Onlinefassung: deutsche-biographie.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
3) abendblatt.de (Artikel nicht mehr
online)
Lizenz Foto Paul Schneider-Duncker (Urheber: Alexander Binder/Wilhelm
Willinger): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre
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