Filmografie / Hörspiel
Gunter Schoß; Copyright Sandra Bergemann Gunter Schoß wurde am 2. Dezember 1940 als Sohn eines Kaufmanns und einer Kontoristin in Berlin geboren. Bevor er sich für den Beruf des Schauspielers entschied, absolvierte er nach dem Abitur zunächst eine Lehre als Werkzeugmacher, begann anschließend in Dresden ein Studium in Flugzeugbau. Doch dann schloss die Dresdner Fakultät, Schoß ging nach Berlin zurück und arbeitete eine Zeit lang in einer Schreibfedernfabrik, daneben ging er seinem Hobby nach und sammelte erste Erfahrungen als Mime am "Arbeitstheater der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft". Ab Anfang der 1960er Jahre gab er seinen Beruf auf und wechselte ganz zur Schauspielerei, besuchte ab 1962 unter anderem die "Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin"1) sowie drei Jahre lang das Nachwuchsstudio des "Deutschen Fernsehfunks"1) (DFF) und erwarb sich dort sein schauspielerisches Rüstzeug. Schon bald wurde er in das Ensemble berufen, dem er bis zur Einstellung des Sendebetriebs angehörte. Rasch profilierte er sich mit verschiedensten Rollen zu einem vielgefragten Charakterdarsteller, der auch auf der Bühne sowohl in klassischen als auch modernen Stücken immer wieder seine darstellerische Dominanz unter Beweis stellte.
 

Foto (auch Hintergrund): © Sandra Bergemann
Mit freundlicher Genehmigung der Fotografin Sandra Bergemann
die noch weitere DEFA-Stars portraitiert hat: www.gesichter-der-defa.de
Gleich mit einer seiner ersten Fernsehrollen, dem Egon Brümmer und Titelhelden in dem Film "Egon und das achte Weltwunder"1) (1964), den Christian Steinke nach dem gleichnamigen satirisch-kritischen Bestseller1) von Joachim Wohlgemuth1) in Szene gesetzt hatte, wurde Gunter Schoß populär. Es folgten TV-Produktionen wie "Oben fährt der große Wagen"2) (1966), die Mehrteiler "Geheimkommando Bumerang"2) (1966), "Geheimkommando Ciupaga"2) (1968), "Geheimkommando Spree"2) (1968), "Stunde des Skorpions"1) (1968) und "Geheime Spuren"2) (1969) oder der Kino-Thriller "Nebelnacht1) (1969), in denen der Schauspieler mit unterschiedlichsten Figuren bzw. seinem facettenreichen Spiel als vielseitiger und wandlungsfähiger Schauspieler zu überzeugen wusste
Unter der Regie von Rudi Kurz1) beispielsweise mimte er in dessen Filmbiografie "Artur Becker"2) (1971), welche die Lebensgeschichte des von Jürgen Zartmann dargestellten Kommunisten Artur Becker1) (1905 – 1938) thematisierte, eindrucksvoll den Faschisten Ingo Pahl und Gegenspieler der Titelfigur. Ein weiterer Höhepunkt wurde 1972 seine Hauptrolle des Juden Frank Schattmann in Kurt Jung-Alsens1) vierteiliger Literaturverfilmung "Die Bilder des Zeugen Schattmann"1) nach dem eindringlichen Roman von Peter Edel1), der das Schicksal eines jungen jüdischen Paares während der Nazizeit erzählt, das voller Träume und Hoffnungen nach Möglichkeiten sucht, der menschenunwürdigen Situation im Hitlerdeutschland zu entgehen. In ihrer aussichtslosen Lage begegnen sie einem Mann, der sie auf einen widerspruchsvollen und gefährlichen Weg führt, an dessen Ende jedoch ein neuer Anfang steht …; seit September 2015 ist diese legendäre Produktion auf DVD im Handel erhältlich.

Abbildung DVD-Cover  mit freundlicher Genehmigung
von "Studio Hamburg Enterprises GmbH
Quelle: presse.studio-hamburg-enterprises.de

Die Bilder des Zeugen Schattmann: Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Studio Hamburg Enterprises GmbH"; Quelle: presse.studio-hamburg-enterprises.de
Neben wiederholten Auftritten in den beliebten Krimi-Reihen "Polizeiruf 110"1) und "Der Staatsanwalt hat das Wort" erlebte man Gunter Schoß auch in verschiedensten Serien wie "Das unsichtbare Visier"1) (1973), "Rächer, Retter und Rapiere"3) (1982) oder in den fünf Folgen des von Wolf-Dieter Panse1) gedrehten Historienepos "Scharnhorst"1) (1978), wo er neben dem Protagonisten Horst Drinda den Oberst Hermann von Boyen1) (1771 – 1848) verkörperte, der neben Scharnhorst1) (1755 – 1813) und Gneisenau1) (1760 – 1831), dargestellt von Günter Naumann, zu den preußischen Patrioten gehörte, die König Friedrich Wilhelm III.1) (Hans Teuscher) zum Krieg gegen Napoleon1) (Friedo Solter1)) auforderten und der dem König 1813 das Bündnisangebot des Zaren überbrachte. Eine schöne Rolle war auch die des Grafen Aleksander Józef Sułkowski1) (1695 – 1762) in der sechsteiligen Serie "Sachsens Glanz und Preußens Gloria"1) (1985), welche nach Motiven von Józef Ignacy Kraszewskis1) Sachsen-Romanen entstanden war. Ebenso überzeugend waren seine Hauptrollen in den Literaturadaptionen "Die Heimkehr des Joachim Ott"1) (1980) nach dem Roman von Fritz Selbmann1) sowie in "Das zweite Leben des Dr. Gundlach"2) (1985) nach dem Roman "Die fünf Leben des Dr. Gundlach" von Wolfgang Schreyer1), wo Schoß als angepasstes Mitglied der Chefetage eines international bekannten Industriebauunternehmens in Aktion trat. Eine bemerkenswert kritische Auseinandersetzung mit der jüngeren Vergangenheit der ehemaligen DDR war der nach dem Verbot 1965 erst 1988 fertiggestellte und am 15.06.1989 uraufgeführte Kinostreifen "Die Beteiligten"1), eine Kriminalgeschichte, die Horst E. Brandt1) nach einem authentischen Fall Anfang der 1960 Jahre inszeniert hatte und in dem Schoß den angepassten Kommissar Müller spielte, der entgegen seines Kollegen Gregor (Manfred Gorr1)) an einen Unfall glaubt.
Gunter Schoß und Suzanne von Borsody; Copyright Virginia Shue Nicht nur im gesamtdeutschen Fernsehen, auch auf der Bühne und als Sprecher konnte Gunter Schoß seine Karriere nach der sogenannten "Wende" erfolgreich fortsetzen, zählt zu einem der gefragtesten deutschen Schauspieler. Man erlebte und erlebt den Schauspieler seither in zahlreichen beliebten Krimiserien wie beispielsweise "Ein Fall für zwei",  "Die Kommissarin", "Derrick", "Wolffs Revier", "Der Letzte Zeuge", "SOKO Leipzig", "Schwarz-Rot-Gold", "Tatort", "Straßen von Berlin", "Der Bulle von Tölz" und natürlich "Polizeiruf 110". Seit Mitte der 1990er Jahre mimte er die kleine, dennoch prägnante Figur des Kriminalinspektors Zorn und Vorgesetzten der Kommissarin Rosa Roth (Iris Berben) in der gleichnamigen Krimireihe1), die mit der Folge "Der Schuss"1) am 12. Oktober 2013 ein Ende fand. In zahlreichen Einzelproduktionen wurde/wird Schoß oftmals mit "autoritären" Rollen besetzt, er verkörpert Professoren wie in "Tödliches Leben" (1995), Ärzte wie in der "Tatort"-Folge "Ein ehrenwertes Haus"1) (1995) oder "Ärzte: Vollnarkose" (1997), als Staatsanwalt in "Freiwild" (1998) war er ebenso authentisch wie als Ermittler: In dem Psychothriller "Ein tödliches Vergehen" (1996) tauchte er als Kommissar Porter auf, in dem packendem Familiendrama "Tödliches Schweigen"4) (1996) als Kommissar Schiller, der einen mysteriösen Todesfall aufklären muss.
  
Gunter Schoß und Suzanne von Borsody1)
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt. 
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Zur TV-Filmografie von Gunter Schoß zählen weiterhin beispielsweise Thriller und Dramen wie "Herberge für einen Frühling"4) (1995), "Ein Vater unter Verdacht"4) (1997), "Gefährliche Wahrheit"5) (1998) und "Schwurgericht – Seitenwechsel" (1999). Aber auch in leichten Unterhaltungsfilmen und Komödien wie "Der Doppelgänger" (1997), "Mutter wider willen"5) (2000), "Finanzbeamte küsst man nicht"5) (2004) oder "Liebe süß-sauer: Die Verlobte aus Shanghai"3) (2004) macht Gunter Schoß mit seiner ruhigen Art sowie einem soliden Spiel immer wieder eine "gute Figur".
Seit Herbst 2006 ist Schoß als Vater der Tierärztin Dr. Mertens (Elisabeth Lanz1)) in der gleichnamigen ARD-Unterhaltungsserie1) zu erleben. Hier spielt er den in den Ruhestand gegangenen Zoodirektor Professor Georg Baumgart, der mit den neumodischen Methoden seines (ersten) Nachfolgers Dr. Fährmann (Michael Lesch1)) ganz und gar nicht einverstanden ist.
Nach Ausstrahlung von zunächst drei Staffeln begannen im Sommer 2010 die Dreharbeiten für eine vierte Staffel, deren Ausstrahlung am 30. April 2013 begann. Auf Staffel 5 mussten die Zuschauer erneut drei Jahre warten, am 23. August 2016 war es dann so weit und 13 weitere Folgen gingen an den Start. Auch mit der 6. Staffel ließ man sich Zeit, am 10. September 2019 wurde dann die erste von sechs weiteren Episoden gesendet, am 9. Februar 2021 startete die siebte, am 11. April 2023 die achte Staffel → fernsehserien.de.
Ebenfalls einen Professor, den Dr. Heinrich Bergmann, mimte Schoß seit Anfang Januar 2009 in den aktuellen "Landarzt"-Folgen1) seit Staffel 18 als Vater des neuen Landarztes Dr. Jan Bergmann (Wayne Carpendale1)), der in dem einstigen Dauerbrenner die Praxis von Uli Teschner (Walter Plathe) übernommen hatte. Als das ZDF mit der 22. Staffel im Frühjahr 2013 den Quotenrenner absetzte, musste sich auch Schoß mit dieser Figur vom Publikum verabschieden. Ein weitere durchgehende Serienrolle war die des Großvaters Ronson bzw. des weisen Drago in dem Jugendabenteuer "Magna Aura – Die versunkene Stadt"3) (Erstausstrahlung 03.02.–28.04.2009 auf KI.KA) → Übersicht TV-Produktionen.
Zu Schoßs Arbeiten für das Kino gehörten seit Anfang der 1990er Jahre Produktionen wie Roland Gräfs Gesellschaftsdrama "Der Tangospieler"1) (1991) mit Michael Gwisdek und Corinna Harfouch1), ein Film, der nach der gleichnamigen Erzählung1) von Christoph Hein1) entstanden war. In jüngerer Zeit stand er für das von Britta Sauer inszernierte Drama "Liebes Spiel"6) (2005) vor der Kinokamera → Übersicht Kinofilme.

Gunter Schoß findet neben seiner umfangreichen Arbeit für Film- und Fernsehen immer wieder Zeit für Lesungen, ist mit seiner markanten Bass-Stimme ein vielgefragter Sprecher für ambitionierte Audio-Produktionen sowie die Synchronisation. So wurde er beispielsweise 1995 für seine Sprecher-Rolle in Michael Krulls "Drei Stunden Güstrow", welche den Besuch des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt1) im Jahre 1981 dokumentiert, mit dem "Grimme-Preis"1) ausgezeichnet. Seit Ende der 1990er Jahre wirkte der Schauspieler bei dem MDR-Film-Projekt zur "Geschichte Mitteldeutschlands" mit, bereits 1999 übernahm er in der ersten Staffel die Rolle des Erzählers, seit 2000 moderierte er die Filme vor der Kamera. Am 1. September 2016 verabschiedete sich Schoß nach 17 Jahren von dem MDR-Magazin "Geschichte Mitteldeutschlands", am 15. September 2016 übernahm Mirko Drotschmann1) die Moderation. Zugleich änderte sich auch der Name der Sendung, aus "Geschichte Mitteldeutschland – Das Magazin" wurde "MDR Zeitreise – Das Magazin" → www.welt.de. Zudem moderierte Schoß von 2007 bis 2011 das Geschichtsmagazin "Barbarossa"1). Mit Audiobooks wie "Peterchens Mondfahrt"1) – hier spricht er den "Sandmann" – , "Der Schamane"1) von Noah Gordon1), "Die Fuchsjagd" von Minette Walters1) oder den Weihnachtsgeschichten "Wunderweiße Nacht" begeistert er nicht nur erwachsene Zuhörer. Jüngeres Publikum findet er unter anderem als Panther Baghira in der Hörfassung von Disneys "Das Dschungelbuch"1), in verschiedensten Folgen der beliebten Kindersendung "Ohrenbär"1) ist er seit Mitte der 1990er Jahre im Rundfunk präsent. "Darüber hinaus tritt Schoß regelmäßig als Off-Sprecher in Fernsehdokumentationen und Reportagen in Erscheinung, darunter zahlreiche Dokumentarfilme der öffentlich-rechtlichen Sender zur Aufarbeitung deutscher Geschichte wie "Ilse Koch – Die Hexe von Buchenwald"1) (MDR, 2012)" notiert Wikipedia → Auswahl Hörspiele und Hörbücher bei Wikipedia, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen, zu denen etlicher Hörspiele für Kinder zählen, findet man hier.
Als Synchronsprecher lieh er beispielsweise Sidney Poitier als Gipsy Smith in "Die Rache der Gejagten" (1995) und Donald Sutherland unter anderem als Mr. Bennet in "Stolz und Vorurteil" (2005) sowie dem unheimlichen "Mister X" alias Steven Williams1) in der TV-Serie "Akte X"1) seine Stimme → synchronkartei.de. Im ersten deutschen Trailer für "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise"1) ersetzte er den 2006 verstorbenen Synchronsprecher von Gandalf, Joachim Höppner.

Gunter Schoß, dessen beeindruckende Karriere über 150 Filme und mehr als 50 Hauptrollen umfasst, ist mit der Kostümbildnerin Gabriele Jansen verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. 
Siehe auch Wikipedia sowie bundesstiftung-aufarbeitung.de und den Artikel bei www.mdr.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehenderdddr.de, 3) fernsehserien.de, 4) tittelbach.tv, 5) prisma.de, 6) filmportal.de Stand: April 2023
      
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, fernsehenderddr.de,  Die Krimihomepage
deutsches-filmhaus.de, tittelbach.tv, prisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
Rundfunk der DDR 1970er Jahre 1980/1990er Jahre
Gesamtdeutsche Sender 1990er Jahre ab 2000
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch), fernsehenderddr.de)
Rundfunk der DDR Gesamtdeutsche Sender
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