1965 wechselte Schulze für zwei Jahre zum "Berliner Ensemble"1), wo er unter anderem als Mackie Messer in Brechts "Die Dreigroschenoper"1) glänzte, anschließend wurde bis 1972 das Berliner "Metropol-Theater"1) seine künstlerische Heimat. Hier feierte er zehn Jahre lang als Professor Higgins in dem Musical-Klassiker "My Fair Lady"1) Triumphe, anfangs rund 300 Vorstellungen lang an der Seite einer nicht minder brillanten Maria Alexander1) als Londoner Blumenmädchen Eliza Doolittle. Dem klassischen Musiktheater blieb Schulze weiterhin treu, gab Gastspiele an verschiedenen Berliner Bühnen, an der Berliner "Staatsoper Unter den Linden"1) war mit seiner angenehmen Bariton-Stimme ein umjubelter, burlesker Papageno in Mozarts "Die Zauberflöte"1) neben Opernstars wie Peter Schreier1) (Tamino) und Sylvia Geszty1) (Königin der Nacht). Einem breiten Publikum wurde Horst Schulze durch zahlreiche Kino- und Fernsehproduktionen bekannt. Seine erste Leinwandrolle erhielt er als Graf Appiani in der DEFA1)-Verfilmung von Lessings "Emilia Galotti"1) (1958) neben der Protagonistin Karin Hübner (1936 2006). Fortan zeigte sich Schulze seit Mitte der 1960er Jahre festes DEFA-Mitglied mit prägnanten und unterschiedlichsten Rollen. Sein nachhaltigster Part ist wohl die Figur des Marxisten Karl Liebknecht1) (1871 1919) in der Filmbiografie "Solange Leben in mir ist"1) (1965) geblieben, mit dem das Leben Liebknechts in den Jahren 1914 bis 1916 während des 1. Weltkrieges nachgezeichnet wurde. Für seine schauspielerische Leistung erhielt Schulze 1966 den "Nationalpreis II. Klasse"1) der DDR. Auch in der Fortsetzung "Trotz alledem!"1) (1972) verlieh Schulze dem Begründer der Kommunistischen Partei Deutschlands Kontur, diesmal thematisierte Regisseur Günter Reisch1) Liebknechts Wirken in den Jahren 1918 und 1919. Eine andere historische Person gestaltete Schulze unter der Regie von Rudi Kurz1) in dem TV-Vierteiler "Hans Beimler, Kamerad"2) (1969) über den KPD-Politiker, Reichstagsabgeordneten und antifaschistischen Widerstandskämpfer Hans Beimler1) (1895 1936), hier überzeugte er in der Titelrolle des Hans Beimler erneut mit seinem differenzierten Spiel. "Fern jeder Heldenschablone gestaltete Horst Schulze das menschlich-kämpferische Profil des großen deutschen Arbeiterführers mit subtilen Mitteln, mit Wärme und individueller Überzeugungskraft" schrieb unter anderem 1973 der Autor und Kritiker Manfred Heidicke ein weiterer "Nationalpreis" war der Lohn. Auch den Lehrer bzw. KPD-Abgeordneter Ernst Schneller1) (1890 1944), der am 11. Oktober 1944 von den Nazis im KZ Mauthausen ermordet wurde, stellte Schulze in dem gleichnamigen TV-Zweiteiler1) (1977) authentisch dar, in Wolf-Dieter Panses1) Biopic "Chef der Gelehrsamkeit Wilhelm von Humboldt"2) (1983) verkörperte er den Gelehrten, Staatsmann und Mitgründer der Berliner Universität Wilhelm von Humboldt1) (1767 1835). In der vierteiligen Biografie "Johann Sebastian Bach"1) (1985) über Leben und Wirken des von Ulrich Thein dargestellten Komponisten Johann Sebastian Bach1), gab er den Kirchenliederdichter und Theologen Erdmann Neumeister1) (1671 1756). Als Wolf-Dieter Panse den Historienfilm "Bebel und Bismarck" (1987) mit Jürgen Reuter als revolutionärem Führer der deutschen Arbeiterpartei August Bebel1) (1840 1913) und Wolfgang Dehler als "eisernem" Reichskanzler Otto von Bismarck1) (1815 1898) drehte, besetzte er Schulze als den sozialistischen Abgeordneten Wilhelm Liebknecht1) (1826 1900); seit Juni 2012 ist der Dreiteiler auf DVD in der Reihe "Große Geschichten DDR-TV-Archiv" im Handel erhältlich. Horst Schulze deckte wie auf der Bühne auch im Film die gegensätzlichsten Figuren ab, zeigte sich auch schon mal als schurkischer Typ in den beliebten DEFA-Indianer-Streifen neben Leinwand-Idol Gojko Mitić, so als Minenboss Harrington in "Weiße Wölfe"1) (1969) und als reicher Plantagenbesitzer bzw. Sklavenhalter Raynes in "Osceola"1) (1971. In dem Kino-Drama "KLK an PTX Die Rote Kapelle"1) (1971), mit dem Regisseur Horst E. Brandt1) detailfreudig 180 Minuten lang die Geschichte der als "Rote Kapelle"1) bekannten Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus erzählt, verkörperte er den Schriftsteller Adam Kuckhoff1) (1887 1943, der wie der Luftwaffenoffizier Harro Schulze-Boysen1) (1909 1942; dargestellt von Klaus Piontek), der Ökonomen Arvid Harnack1) (1901 1942; dargestellt von Horst Drinda) zum Kern der "Roten Kapelle" gehörte.
Eine schöne Rolle war auch die des Oskar Hübscher und Freundes von Oma Martha (Gudrun Okras) in der Familienserie "Barfuß ins Bett"1) (1990), in den nachfolgenden Jahren trat Schulze mit Gastrollen in weiteren beliebten TV-Serien wie "Luv und Lee"2) (1991), "Mit Leib und Seele"1) (1998) oder "Kanzlei Bürger"3) (1995) oder in Erscheinung. Zu seinen letzten Fernsehauftritten zählen unter anderem kleinere Aufgaben in der Komödie "Liebe ist die halbe Miete"4) (2002), der "Tatort"-Geschichte "Todesfahrt"1) (2002) sowie die Episode "Mädchen und Jungs" (2006) aus der Serie "Abschnitt 40"1). → Übersicht TV-Produktionen. Mitunter stand der Künstler auch im Hörspielstudio, so weist die ARD Hörspieldatenbank folgende Produktionen aus: (Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, fernsehenderdr.de)
Der vielseitige Künstler starb am 24. Oktober 2018 im hohen Alter von 97 Jahren in Berlin. Die letzte Rue fand er auf dem Friedhof von Rauchfangswerder, einem Ortsteil des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Die Berliner "Akademie der Künste"1) verwaltet das "Filmarchiv Horst Schulze", unter anderem mit Werk-, Szenen- und Rollenfotos, Werbematerialien und Kritiken zu seinen Theaterrollen, biografischen Unterlagen und Porträtfotos → www.adk.de. Schulze, der sich ab 1972 zeitweise als Dozent an der "Berliner Musikhochschule"1) sowie in seiner Heimatstadt Dresden betätigte, war Vater von zwei Kindern, die ebenfalls einen künstlerischen Beruf ergriffen. Tochter Andrea Schulze (geb. 1953) arbeitet als Theater- und Konzertpädagogin sowie Puppenspielerin → theater-und-orchester.de, Sohn Ralf-Peter Schulze (geb. 1955) gehörte lange Jahre (19791992) zum Ensemble des "Deutschen Nationaltheaters"1) in Weimar, inszenierte dort auch verschiedene Stücke. Zwischen 1990 und 1993 fungierte er als Spielleiter am "Landestheater Eisenach"1), von 1998 bis 2000 als Schauspieldirektor am "Landestheater Neustrelitz"1), um dann von 2000 bis 2010 die Intendanz bzw. künstlerische Geschäftsleitung der "Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz"1) zu übernehmen; seit 1. Januar 2011 ist er Intendant des "Mittelsächsischen Theaters"1) in Freiberg/Döbeln1) → mittelsaechsisches-theater.de. |
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Quelle (unter anderem): Wikipedia | ||||
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