Wirken am Theater (Auszug) / Filmografie / Hörspiel
Edgar Selge 01; Copyright Nadja Klier/Agentur Studlar Edgar Selge wurde am 27. März 1948 als dritter von fünf Söhnen des promovierten Juristen und Regierungsdirektors Edgar Selge und dessen Frau Signe im sauerländischen Brilon1) geboren. Aufgewachsen on einem protestantisch geprägten Elternhaus bzw. in Herford1),, wo der Vater als Direktor der "Justizvollzugsanstalt für Jugendliche"1) fungierte, wechselte er nach dem Besuch des Herforder "Friedrichs-Gymnasiums"1) nach Detmold1) an das musisch geprägte "Christian-Dietrich-Grabbe-Gymnasium"1) und legte dort im Jahre 1967 sein Abitur ab. Anschließend begann er ein Klavierstudium an der "Musikhochschule Detmold"1) sowie später in Wien, brach das Studium jedoch ab und ging nach München, wo er von 1969 bis 1972 sowie in Dublin1) unter anderem bei Ernesto Grassi1) Philosophie und Germanistik studierte. Dann entschloss er sich Schauspieler zu werden und besuchte in München die renommierte "Otto-Falckenberg-Schule"1), 1975 machte er seinen Abschluss. Sein Bühnendebüt hatte Selge bereits ein Jahr zuvor als Ariel in dem Shakespeare-Stück "Der Sturm"1) am "Deutschen Theater Göttingen"1) gegeben, ein Jahr später wurde er Ensemblemitglied des Berliner "Schillertheaters"1), wo er bis 1978 viele große Rollen interpretierte. Der Wechsel an die "Münchner Kammerspiele"1) bedeutete einen weiteren Schub in seiner Karriere, bis 1996 (seit August 1991 als Gast) arbeitete Selge mit so bedeutenden Regisseuren wie Dieter Dorn1), Thomas Langhoff1), Robert Wilson1), Hans Lietzau1) und Franz-Xaver Kroetz1) zusammen und beeindruckte immer wieder mit seinem facettenreichen Spiel sowie seiner Vielseitigkeit.

 
Foto mit freundlicher Genehmigung der Agentur Studlar
sowie der Fotografin Nadja Klier © Nadja Klier (www.nadjaklier.de)
Sein Rollenrepertoire blieb bis heute breit gefächert, er gestaltete unter anderem den Artilleristen Andreas Kragler in dem Drama "Trommeln in der Nacht"1) (1979) von Bertolt Brecht1), den Junker Bleichenwang in der Shakespeare-Komödie "Was ihr wollt"1) (1980), den Saint-Just1) in Büchners "Dantons Tod"1) (1980) oder den Sekretär Friedrich in der Tragödie "Maria Magdalena"1) (1981) von Friedrich Hebbel1). Er überzeugte als Arkas1) in Goethes "Iphigenie auf Tauris"1) (1981) ebenso wie als Kammerherr Marinelli in Lessings "Emilia Galotti"1) (1984), war ein exzellenter George Garga in dem Brecht-Drama "Im Dickicht der Städte"1) (1988). Auch für die Darstellung des ehemaligen Hauslehrers Arnholm in "Die Frau vom Meer"1) von Henrik Ibsen1) erhielt Selge 1989 positive Kritiken. Seine Interpretation des Schreibers Licht in Dieter Dorns Inszenierung des Lustspiels "Der zerbrochne Krug"1) von Heinrich von Kleist1) 1986 bei den "Salzburger Festspielen"1) mit Rolf Boysen als Dorfrichter Adam sowie unter anderem Claus Eberth (Gerichtsrat Walter), Doris Schade1) (Frau Marthe Rull), Sibylle Canonica1) (Eve Rull), Axel Milberg1) (Ruprecht Tümpel) und Jutta Hoffmann (Frau Brigitte) wurde allseits gelobt, C. Bernd Sucher1) schrieb in der "Süddeutschen Zeitung" (28.07.1986): "Edgar Selges Licht, in feinem Grau, mit einem Mützchen auf dem Kopf, bleibt der stumme Inszenator. Am Schluß erst greift er auch mit Worten ein, zuvor genügen ihm – oft zum Gerichtsrat gewandt – Gesten, Augen-Blicke. Erst beim Verhör der Brigitte fordert er mit Nachdruck Ruhe, damit rasch die Wahrheit ans Licht und Licht auf den Richterstuhl komme. Doch so nah schon am Ziel, bestallt als Adam-Vertreter auf Zeit, worauf Selge erleichtert das Gesicht entspannt und sich unverhohlen freut, wird er enttäuscht: Für Adam fände man wieder einen Platz, verheißt Walter. Selges Mundwinkel rutschen ab, die Miene verdüstert sich, während in Huisum die Sonne ganz hoch steht."*) Die Premiere des Stücks an den "Münchner Kammerspielen" fand am 14. Oktober 1986 statt.
 
Nach der Zeit als Ensemblemitglied an den "Münchner Kammerspielen" gab Selge viele Gastspiele, begeisterte unter anderem am Wiener "Burgtheater"1), am "Schauspielhaus Zürich"1) und am " Deutschen Theater" in Berlin. Am Münchener "Residenztheater"1) beispielsweise brillierte er seit der Premiere am 22. April 1999 unter der Regie von Anselm Weber1) in Christian Dietrich Grabbes1) Tragödie "Don Juan und Faust"1) als Doktor Faust neben einem nicht minder herausragenden Markus Boysen1) als Don Juan. Die Premiere des von Anselm Weber in Szene gesetzten Schiller-Schauspiels "Wallenstein"1) fand am 28. April 2001 im "Residenztheater" statt, einmal mehr beeindruckte Selge das Publikum mit dieser Titelrolle. Vielen großen Bühnenfiguren verlieh der Charakterdarsteller im Laufe der Jahrzehnte mit seinem nuancenreichen Spiel Kontur, oft an der Seite legendärer Mimen. So erlebte man ihn am "Schillertheater" unter anderem neben Marianne Hoppe als Edmund in dem O'Neill-Stück "Eines langen Tages Reise in die Nacht"1) sowie in der Uraufführung von Hartmut Langes1) "Frau von Kauenhofen", mit dem berühmten Bernhard Minetti (als Prospero) spielte er in Shakespeares "Der Sturm" (1977/78). Selges schauspielerischen Leistungen wurden schon früh gewürdigt, bereits 1977 erhielt er den Preis der Berliner "Akademie der Künste"1) für die Rolle in "Eines Tages lange Reise in die Nacht", sieben Mal (1979, 1982 1983, 1984, 1994, 1995, 2016) wurde er von der Zeitschrift "Theater heute"1), dem führenden Fachmagazin der Theaterwelt, zum "Schauspieler des Jahres"1) gekürt.
 
Zu Edgar Selges jüngeren Theaterarbeiten zählt die Tragödie "Faust I"1) von Johann Wolfgang von Goethe1) in einer Inszenierung des Regisseurs Jan Bosse
1), das 2004 am Hamburger "Deutschen Schauspielhaus"1) Premiere feierte und seitdem – bis auf die Spielzeit 2008/2009 – stets vor ausverkauftem Haus lief: Bosse hat das Stück zum Kammerspiel ganz ohne historische Kulisse " entrümpelt", "Edgar Selge, der 'Faust', gibt einen Altachtundsechziger, zottelig, betont unschick, hochtrabend in den Erwartungen, aber verklemmt, verhemmt, wenn es zur Praxis kommt. Voller Zweifel und auf der Suche nach Erkenntnis. Nicht unbedingt so, wie man sich einen älteren Herren vorstellt – eher einen Turbo-Talker mit eingebautem Hyperventilator (DER SPIEGEL, Zitat www.hr-online.de). Während einer Gastspielreise wurde das Stück unter anderem Mitte Mai 2005 auch am "Schauspiel Frankfurt"1) aufgeführt, eine Wiederaufnahme fand in Hamburg zur Spielzeit 2009/2010 statt.
Am "Staatstheater Stuttgart"1) konnte man Selge in Kleists "Der zerbrochne Krug" (Premiere: 30.11.2013) und Goethes "Iphigenie auf Tauris" (Premiere: 23.01.2014, " Kammertheater") bewundern, seit der Premiere am 20. Juni 2015 in "Peer Gynt"1) von Henrik Ibsen → spiegel.de, nachtkritik.de. Am 18. Februar 2017 fand die Premiere von Eugene O’Neills Familiendrama "Eines langen Tages Reise in die Nacht"1) mit Selge in der Rolle des James Tyrone und Peter Kurth1) als morphiumsüchtige Mutter Mary Tyrone statt – wort- und bildgewaltig inszeniert von Intendant Armin Petras1) → nachtkritik.de, www.swr.de.
  
Seit der Premiere am 6. Februar 2016 machte Selge in Hamburg erneut Furore in der von Intendantin Karin Beier1) inszenierten Bühnenfassung bzw. deutschen Erstaufführung von Michel Houellebecqs1) dystopischem Roman "Unterwerfung"1) – eine schauspielerische Meisterleistung und Herausforderung. Mit dem knapp dreistündigen umjubelten Monolog zog Selge als zynischer Literaturprofessor François die Zuschauer in seinen Bann, erzählte vor einer riesigen Bühnenwand, in die Bühnenbildner Olaf Altmann1) einen sich drehenden Hohlraum in Form eines Kreuzes meißeln ließ, von dem Schreckensszenario einer fiktiven Islamisierung in Frankreich nach den Wahlen im Jahre 2022. "Unterwerfung“ als furioses Solo für Edgar Selge" titelte die "Frankfurter Allgemeine" → www.faz.net, stern.de schrieb unter anderem: Selge schafft es, das Schauspielhaus an diesem Abend zum kulturellen Mittelpunkt Europas werden zu lassen. Ein Schauspieler, vor dem man sich tief verneigen möchte – kommt man je wieder aus dem Klatschen heraus., die "ARD Tagesthemen" nannten die Aufführung Ein fesselndes Schauspiel-Solo über alle Abgründe hinweg. So zeigt Karin Beiers Inszenierung den brisanten Stoff. und Die ZEIT notierte Der grandiose Edgar Selge nun ist glücklich mit seiner Aufgabe, François, dieses Pantoffelwesen, zum Leben zu erwecken. Er wirft ihn uns nicht zu Füßen. Er schleudert ihn uns triumphal entgegen.
"In einem grandiosen, fast dreistündigen Monolog verkörpert der Starmime Selge die bitter-ironische sozialkritische Geschichte über die schleichende Islamisierung eines kulturell ausgehöhlten Frankreichs im Jahr 2022. Zunächst im schlecht sitzenden Anzug, am Ende in einem orientalischen Gewand, gibt er einen orientierungs- und bindungslosen Intellektuellen auf der Suche nach so etwas wie Glauben." schrieb das "Hamburger Abendblatt". Und bei spiegel.de konnte man lesen: "Schon rein äußerlich ließ Selge das Auditorium schmunzeln. Ein verhuschter Professor im cremefarbenen Dreiteiler, irgendwie als Houellebecq-Lookalike angelegt, von Mimik und Gestik immer wieder an Loriot erinnernd, dazu eine Proll-Prise à la Hugo Egon Balder1), setzte er Pointen mit der Routine eines Comedians." → siehe auch den Artikel bei www.faz.net. Das Stück stand noch bis Ende März 2016 auf dem Spielplan → nachtkritik.de. "Unterwerfung" war zudem eine der fünf Inszenierungen einer Werkschau, mit der das "Hamburger Schauspielhaus" vom 17. Februar bis 3. März 2016 beim renommierten Festival "Brandhaarden" in der "Stadsschouwburg Amsterdam"1) eingeladen war. Die fulminante, stets ausverkaufte Darbietung brachte Selge von der Fachzeitschrift "Theater heute"1) den Titel "Schauspieler des Jahres 2016"1) ein, Kritiker bezeichneten seine Solo-Performance als "Theaterereignis der Saison" vermerkte www.zeit.de. Am 5. November 2016 wurde Selge im "Theater Freiburg"1) mit dem Deutschen Theaterpreis "Der Faust"1) ausgezeichnet → Faustverleihung 2016. Auf etlichen Gastspielreisen, unter anderem auch an der Berliner "Volksbühne"1), konnte man seither den Ausnahmeschauspieler bewundern, eine Wiederaufnahme in Hamburg war für Anfang Dezember 2018 geplant. Mit der TV-Verfilmung des Themas, einer Mischung aus Selges Soloabend in Hamburg sowie in Frankreich angesiedelten Spielszenen, kam ein breiteres Publikum in den Genuss von Selges Schauspielkunst. Der von Neffe Titus Selge1) (Drehbuch/Regie) in Szene gesetzte Film "Unterwerfung"1) wurde am 6. Mai 2018 in der ARD gesendet und fand große Medien-Beachtung → zeit.de, spiegel.de, welt.de. Im Anschluss an die Ausstrahlung diskutierte Sandra Maischberger1) in der Sendung "Maischberger"1) mit ihren Gästen, "Die Islamdebatte: Wo endet die Toleranz?" hieß der Titel der Talkshow, unter anderem mit der CDU-Politikerin Julia Klöckner1), der Soziologin Necla Kelek1) und Haluk Yildiz1), Vorsitzender der islamischen Partei "BIG"1).
Die Theatersaison 2018/19 am Hamburger "Deutschen Schauspielhaus" eröffnete Intendantin Karin Beier am 19. Oktober 2018 mit ihrer dreistündigen Inszenierung des Shakespeare-Dramas "König Lear"1) und Selge in der Titelrolle. "Edgar Selge spielt großartig, und doch ist sein erstes Stück am Schauspielhaus seit seinem Solo-Triumph "Unterwerfung" keine Edgar-Selge-Show. Noch stärker verzaubert Lina Beckmann1) die Zuschauer in einer Doppelrolle als Narr des Königs und als verstoßene Lieblingstochter Cordelia. (…) Karin Beiers um einige Textpassagen und diverse Personen entschlackter Shakespeare wird so nicht zum Lehrstück mit erhobenem Zeigefinger, sondern zu einem lohnenswerten Theatererlebnis." schrieben die "Lübecker Nachrichten". (Quelle: schauspielhaus.de) "Eine Inszenierung voller Fantasie und mit einem starken Ensemble. Besonders Edgar Selge in der Titelrolle sticht dabei hervor." urteilte Michael Laages bei deutschlandfunk.de; weitere Kritiken findet man bei zeit.de, nachtkritik.de, welt.de, spiegel.de → Übersicht Wirken am Theater (Auszug)
  
Ab Mitte der 1980er Jahre arbeitete Edgar Selge vermehrt für das Fernsehen und wurde bald einem breiten Publikum bekannt. Zunächst waren es noch kleinere Parts wie in der Kult-Reihe "Kir Royal"1), mit der Zeit wurden die Aufgaben größer. Neben verschiedenen Gastauftritten in populären Krimiserien wie "Der Alte"1), "Derrick"1) und "Tatort"1) zeigte er sich in Einzelproduktionen, wie beispielsweise als Rechtsanwalt Block in "Abgetrieben"2) (1992), dem eindrucksvollem Doku-Drama um den Memminger Prozess1) von 1988/89 gegen den "Abtreibungsarzt" Dr. Theissen; zuvor hatte man ihn unter der Regie von Konrad Sabrautzky1) in der Komödie "Der neue Mann"1) (1990) auf dem Bildschirm sehen können. In dem mit dem "Adolf Grimme-Preis"1) ausgezeichneten packenden Psychothriller "Das Böse"2) von Christian Görlitz beeindruckte er am 16. März 1998 dann erstmals mit der sensibel und unaufdringlich gespielten Rolle eines Kommissars.
Wenig später schlüpfte er dann mit der Figur des Kriminalhauptkommissar Jürgen Tauber in der BR-"Polizeiruf 110"1)-Folge "Spurlos verschwunden"1) (EA: 18.10.1998) endgültig in die Ermittler-Rolle und gehörte seither zu den beliebtesten TV-Kommissaren: Jürgen Tauber, der bei einem Diensteinsatz seinen rechten Arm verloren hat, ist eine ungewöhnlicher Typ, in sich gekehrt, eigenbrötlerisch, manchmal fast misanthropisch wirkend, mit Hang zum Zynismus und oftmals undurchschaubar. In den ersten drei Folgen war Gaby Dohm als Polizeipsychologin Dr. Sylvia Jansen seine Partnerin, seit 2001 bzw. der Story "Gelobtes Land"1) (EA: 14.01.2001) wurde Tauber bei seinen Fahndungen in München von Kriminalhauptkommissarin Jo "Josephine" Obermaier (Michaela May1)) unterstützt, die genau das Gegenteil des Kopfmenschen Tauber ist und es nicht immer leicht mit dem Kollegen hatte → Tauber und Obermaier1).
 
   

Michaela May (KHK Jo Obermaier) und Edgar Selge (KHK Jürgen Tauber)
in der "Polizeiruf 110"-Folge "Vater Unser"1) (EA: 22.08.2004).
Foto (Bildname: 11777-70-03) zur Verfügung gestellt vom "Bayerischen Rundfunk" (BR)
© BR/Foto Marco Orlando Pichler

Michaela May (Kriminalhauptkommissarin Jo Obermaier) und Edgar Selge (Kriminalhauptkommissar Jürgen Tauber) in der "Polizeiruf 110"-Folge "Vater Unser" (2004). Foto (Bildname: 11777-70-03) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Marco Orlando Pichler
Edgar Selge (Kriminalhauptkommissar Jürgen Tauber) in der "Polizeiruf 110"-Folge "Gelobtes Land" (2001). Foto (Bildname: 11777-14-33) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Gerhard Blank "Der Spiegel" schrieb unter anderem 2001: "Ein Paar hat sich gefunden und den deutschen Krimi aus den Fesseln des Berufsbeamtentums befreit". Des öfteren kommen die Folgen auch mit einer Portion Humor daher, so wie in der Folge "Die Prüfung"1), der am 3. Juli 2005 ausgestrahlten zehnten Geschichte mit dem Gespann Selge/May: Hier hatte sich Drehbuchautor Boris Gullotta in Sachen Behinderung noch eine Steigerung für den einarmigen Tauber ausgedacht: Wegen eines zerborstenen Rotweinglases ist dessen verbliebene Hand schwer verletzt und Tauber ist noch mehr auf die Hilfe seiner Kollegen angewiesen, was nicht ohne manche Situationskomik abgeht.
Für seine darstellerischen Leistungen im "Polizeiruf 110" wurde Edgar Selge am 27. September 2003 anlässlich der Verleihung des "Deutschen Fernsehpreises"1) in der Kategorie "Bester Fernsehfilm" als "Bester Deutscher Schauspieler" ausgezeichnet, speziell für seine Rolle in den beiden Folgen "Tiefe Wunden"1) (EA: 19.01.2003) und "Pech und Schwefel"1) (EA: 04.05.2003). Die Jury begründete die hohe Auszeichnung damit, dass Selge mit dem rauen Melancholiker Tauber eine ganz eigene Figur kreiert habe: "den Kommissar, dem man in die Seele blickt…". Seit Mitte Dezember 2004 waren Selge und May Münchner Ehrenkommissare der bayerischen Polizei. Bei Wikipedia werden unter anderem die Krimis "Taubers Angst"1) (EA: 04.02.2007), "Jenseits"1) (EA: 04.11.2007) und "Rosis Baby"1) (EA: 03.08.2008) näher behandelt. Für die "Polizeiruf 110"-Folge "Rosis Baby" erhielt Selge übrigens 2009 gemeinsam mit Michaela May und Juliana Götze1) – sie spielte die mit dem Down-Syndrom1) lebende Rosi Drechsler – den Medienpreis "Bobby"1)
 
Edgar Selge als Kriminalhauptkommissar Jürgen Tauber
in der "Polizeiruf 110"-Folge "Gelobtes Land"1) (EA: 14.01.2001).
Foto (Bildname: 11777-14-33) zur Verfügung gestellt vom "Bayerischen Rundfunk" (BR)
© BR/Foto Gerhard Blank
Am 8. November 2009 erfolgte mit "Endspiel"1) das "große Finale" für das erfolgreiche Ermittler-Duo. Edgar Selge und Michaela May gingen damit nach 17 gemeinsamen Fahndungserfolgen zum letzten Mal als Kommissare auf Verbrecherjagd. Ihren Abschied feiern Michaela May und Edgar Selge unter der Regie eines der renommiertesten deutschen Kino- und Fernsehregisseure: Andreas Kleinert1) ("Wege in die Nacht", "Polizeiruf 110 – Rosis Baby"). Das Buch zum großen Finale schrieb der mehrfach ausgezeichnete Autor Alexander Adolph1) ("Tatort: Der oide Depp", "Die Hochstapler").3)
Bereits im Sommer 2006 hatte Selge angekündigt, dass er ab 2009 die Produktion verlassen werde, auch Michaela May, die Tauberts Kollegin Jo Obermaier spielte, schied aus. Als bayerisches Nachfolgeteam traten nun Jörg Hube als Hauptkommissar Friedl Papen und Stefanie Stappenbeck1) als (Noch-)Feldhauptmann Uli Steiger in Erscheinung, am 21. Oktober 2008 starteten die Dreharbeiten zu "Klick gemacht"1), die Erstausstrahlung erfolgte am 29. November 2009 → tittelbach.tv. Durch den plötzlichen Tod von Jörg Hube am 19. Juni 2009 wurde ab August 2011 der Schauspieler Matthias Brandt1) als Hanns von Meuffels neuer Ermittler in den "Polizeiruf 110"-Folgen aus München (bis 2018).
Doch neben seiner Dauerrolle als Kommissar Tauber zeigt Edgar Selge auch in anderen Filmen stets seine schauspielerische Vielseitigkeit, die sich durch eine dezidierte Mimik und Gestik auszeichnet: Er stand beispielsweise für den "Adolf Grimme-Preis" nominierten Vierteiler "Jahrestage"1) (2000) vor der Kamera, gedreht von Margarethe von Trotta1) nach dem gleichnamigen Romanzyklus1) von Uwe Johnson1), spielte in dem Gesellschaftsdrama "Die Wasserfälle von Slunj"2) (2002) nach Motiven des Romans von Heimito von Doderer1) den britischen Industriellen Robert Clayton, der die zunehmende Industrialisierung um die Jahrhundertwende nutzt, um von Wien aus ins "Ostgeschäft" zu expandieren. In "Väter – Denn sie wissen nicht was sich tut"4) (2006), einer vergnüglichen Geschichte, die den Kampf der Generationen humorvoll thematisierte, brillierte er unter der Regie von Hermine Huntgeburth als kongenialer Partner von Armin Rohde1).
Ende September 2007 zog der Charakterdarsteller in der in der ARD ausgestrahlten nachdenklich-amüsanten Geschichte "Angsthasen"1) mit seinem facettenreichen Spiel als Phobie-geplagter Versicherungsangestellter erneut alle Register seines schauspielerischen Könnens. Regisseurin Franziska Buch1) inszenierte hier eine von Edgar Selge grandios interpretierte Tragikomödie mit vielen witzigen Details. (…)  Hauptdarsteller Selge, der den meisten Zuschauern als einarmiger und trockener Ermittler aus der "Polizeiruf 110"-Krimireihe bekannt sein dürfte, kann sich hier endlich mal nach Herzenslust austoben und zeigt sein großes komödiantisches und schauspielerisches Potential in der Rolle des Angsthasen Adrian. (Quelle: .prisma.de)

Foto mit freundlicher Genehmigung der Agentur Studlar
sowie der Fotografin Nadja Klier © Nadja Klier (www.nadjaklier.de)

Edgar Selge 02; Copyright Nadja Klier/Agentur Studlar
Die Paraderolle des hypochondrischen Neurotikers Adrian Zumbusch, der erst auflebt, als er erfährt, dass er bald stirbt, hatte ihm Filmproduzent und Drehbuchautor Ulrich Limmer1) auf den Leib geschrieben. Die gesamte TV-Presse war in der Vorankündigung einhellig von Selges Spiel begeistert und lobte seine großartige Schauspielkunst. "Goldene-Kamera"-Preisträger Edgar Selge lockt die Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, bei der Lachen und Weinen manchmal dicht beieinander liegen", schrieb beispielsweise die HörZu, "Als lebensfroher Liebhaber in der ARD-Tragikomödie "Angsthasen" erfindet sich Edgar Selge neu" untertitelte der GONG seine Reportage zu dem TV-Film. 
Freuen konnte man sich auch auf das von Josh Broecker1) für den NDR gedrehte Beziehungsdrama "Die Freundin der Tochter"1), für das Edgar Selge mit seiner Kollegin Katrin Sass1) im Frühjahr 2008 gemeinsam vor der TV-Kamera stand: Hannah (Katrin Sass) und Paul (Edgar Selge) sind beinahe 25 Jahre verheiratet – glücklich, wie Hannah meint. Doch dann findet sie Hinweise, dass ihr Mann sie betrügt. Wut, Verzweiflung und kleine Hoffnungsschimmer lösen einander ab; der sensibel inszenierte Film wurde am 15. Mai 2009 erstmals bei ARTE ausgestrahlt. "Regisseur Josh Broecker drehte dieses ergreifende Beziehungsdrama mit Top-Besetzung. In der Rolle der betrogenen Ehefrau überzeugt Katrin Sass bis in die kleinste Einstellung, als der gebeutelte Ehemann und überforderte Fremdgänger hätte Broecker keine bessere Besetzung als Edgar Selge finden können." meint prisma.de → siehe auch dieterwunderlich.de.
"Jenseits der Mauer"1) hieß ein weiterer Fernsehfilm, in dem Selge eine Hauptrolle verkörperte: Friedemann Fromm1) führte Regie bei dem ARD-Drama rund um die Ereignisse im Herbst 1989, neben Selge spielte Katja Flint1) seine Filmehefrau. Die Dreharbeiten begannen im Sommer 2008 in der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt, weitere Drehorte waren Leipzig, Weimar und Berlin. Die emotionale Geschichte reichte zurück bis in das Jahr 1974: Grenzübergang Bösebrücke: Heike (Katja Flint) und Ulrich Molitor (Edgar Selge) sowie ihre beiden kleinen Kinder Klaus und Miriam werden bei einem Fluchtversuch gestellt. Nach ihrer Verurteilung stehen die Eltern vor einer schrecklichen Alternative: Sie können mit ihrem siebenjährigen Sohn in die BRD ausreisen, ihre zweijährige Tochter Miriam muss allerdings in der DDR zurückbleiben und wird zur Adoption freigegeben. Verweigern die Molitors diese Zwangsadoption, bleiben beide auf Jahre im Gefängnis und dann wird ihnen auch Klaus weggenommen. Aus dieser Situation heraus wird eine emotionale Geschichte erzählt, in der sich verschiedene Schicksale in Ost und West miteinander verbinden bis hin zum dramatischen Höhepunkt, dem Fall der Mauer.3) Weitere Darsteller/-innen waren unter anderem Henriette Confurius1), Ulrike Krumbiegel1), Herbert Knaup1) und Renate Krößner. Das Historiendrama "Jenseits der Mauer" wurde am 30. September 2009 in der ARD gesendet, begleitet von einer Dokumentation über die dann zwanzig Jahre zurückliegenden historischen Ereignisse → siehe auch ziegler-film.com, tittelbach.tv. Selges herausragendes Spiel wurde wenig später am 26. November 2009 im Rahmen der festlichen Gala in der Potsdamer "in der Metropolis-Halle"1) mit dem Medienpreis "Bambi"1) gewürdigt, Selge konnte das begehrte goldene Reh in der Kategorie "Schauspieler National – Bester deutscher Schauspieler" mit nach Hause nehmen. Dr. Barbara Buhl, WDR-Programmgruppenleiterin Fernsehfilm und Kino, sagt zu der Auszeichnung: "Edgar Selges großartige Darstellung vermittelt eindringlich und realistisch, was Menschen teilweise über Jahre durchleben und -leiden mussten, wenn die Staatsmacht der ehemaligen DDR in die persönlichen Lebensumstände eingegriffen und diese für ihre Zwecke instrumentalisiert hat".

Einen großartig aufspielenden Edgar Selge sah man am 22. September 2010 in dem von Hermine Huntgeburth1) inszenierten ARD-Beziehungsdrama "Der verlorene Vater"4), wo er als Mitvierziger Arndt Salzbrenner alle Facetten seines Könnens zeigte, mit den Gefühlen seiner (nicht minder brillant spielenden) Geliebten (Ulrike Krumbiegel1)) und seiner Ex-Frau (Jeanette Hain1)) förmlich jonglierte. Der Schauspieler trat in den Hintergrund, quälend war es auch für den der Zuschauer, den unberechenbaren Reaktionen eines zutiefst verletzten, einsamen Mannes zu folgen, dessen vermeintliche Vaterliebe zu allen Mitteln greift, um seine Kinder an sich zu ziehen – das war exzellente Schauspielkunst. "Niemand kann Einsamkeit so authentisch darstellen wie Edgar Selge. Dass "Der verlorene Vater" die Paraderolle für den Schauspieler bietet, beweist er nun als neurotischer Vater zweier Kinder, der die späte Liebe entdeckt." schrieb die F.A.Z. → www.faz.net.de.
In eine ungewöhnliche Rolle schlüpfte der Schauspieler in dem "Tatort" aus Köln "Altes Eisen"1) (EA: 04.09.2011), dem 50. Fall des populären Ermittlerteams Max Ballauf (Klaus J. Behrendt1)) und Freddy Schenk (Dietmar Bär1)). Selge zeichnete in dieser Geschichte um eine ermordete Hausbesitzerin die transsexuelle Trudi Hütten, die in das Visier der Kommissare gerät. "Edgar Selge spielt das Schicksal eine Frau im Männerkörper anrührend, tragisch-traurig und doch mit Augenzwinkern. (…) Am Ende gelingt sogar eine überraschende Auflösung des Falls. Trudis Tod bewegt, an Selges Auftritt wird man sich erinnern." notierte die "Rheinische Post", für stern.de verlieh Edgar Selge "dem "Tatort" die "Ganz großes Kino"-Momente" (…) "Wenn Behrendt und Bär auch über die Jahre eins geworden zu sein scheinen mit Ballauf und Schenk, wird dieser "Tatort" doch von einer anderen Figur überstrahlt: Edgar Selge brilliert als einfühlsame, sorgende und sympathische Trudi, sodass jede Szene ohne ihn ein Gefühl der Leere hinterlässt."
Die Dreharbeiten für das von Friedemann Fromm inszenierten, historische TV-Movie "Hannas Entscheidung"1) mit Selge in der männlichen Hauptrolle bzw. als Partner von Christine Neubauer1) begannen bereits am 2. Oktober 2010, Neubauer und Selge verkörperten darin ein Ehepaar, das sich in den Jahren des Wirtschaftswunders mit einer völlig veränderten Lebenssituation auseinandersetzen muss. Selge als traumatisierter Kriegsheimkehrer bzw. kriegsversehrter Schreinermeister Karl, bot an der Seite einer ebenfalls großartig aufspielenden Christine Neubauer einmal mehr ein exzellentes Beispiel seiner Schauspielkunst. "Er spielt Karl herzzerreißend zerrissen. Bei ihm blitzen Überlebenswillen, ja Lebenslust aus purer Pore. Zugleich wird er immer wieder übermannt von plötzlicher Wut, die Amok-Angst weckt." notierte derwesten.de. Zur Ausstrahlung gelangte das bewegende TV-Drama, mit dem der Rollenkonflikt einer ganzen Generation thematisiert wurde, am 9. März 2012.
Glänzende Fernsehunterhaltung bot die am 12. April 2012 ausgestrahlte, mit trockenem Humor gewürzte ZDF-Krimikomödie mit dem Titel "Bankraub für Anfänger"4), nicht zuletzt wegen eines brisanten Themas sowie der brillant aufspielenden Darsteller. Zugeschnitten auf den Protagonisten Wolfgang Stumph als modernem "Robin Hood", der als Bankangestellter Jürgen Wolf  nicht länger tatenlos zusehen will, wie sein Geldinstitut die Kunden mit windigen Anlagen um das sauer Ersparte bringt, mimte Selge als Kriminalhauptkommissar mit dem bezeichnenden Namen Frank Lamm dessen ebenbürtigen Gegenspieler. Jürgen Wolf übt Selbstjustiz, überfiel seine eigene Bank, um den geprellten Anlegern alles zurückzuzahlen, Lamm (auch genannt "der Terrier") kam Wolf auf die Schliche, konnte ihm den Überfall jedoch nicht nachweisen kann  … "So macht Gesellschaftskritik Spaß! Hier ein Schlagabtausch, da eine abstruse Situation garniert mit einer Prise Liebe zum Detail und einem Schuss trockenem Humor! Krimi-Expertin Claudia Garde inszenierte diese klassische (Krimi-)Komödie, die amüsant erzählt, was passiert, wenn man sich mit eigenen Methoden gegen das kriminelle System auflehnt. Sowohl Idee, Dramaturgie und die spielfreudigen Schauspieler überzeugen – bei dieser modernen Version à la Robin Hood kann man die Fernbedienung getrost für 90 Minuten mal beiseite legen." schreibt prisma.de.
  

Edgar Selge auf der "Volkswagen People's Night"
anlässlich der "Berlinale 2008"1)
Urheber: Thore Siebrands (Siebbi); Lizenz: CC-BY-SA 3.0
Quelle: www.ipernity.com bzw. Wikimedia Commons/Wikipedia

Edgar Selge auf der "Volkswagen People's Night" anlässlich der Berlinale 2008; Urheber: Thore Siebrands (Siebbi); Lizenz CC-BY-SA 3.0. Quelle: www.ipernity.com bzw. Wikimedia Commons/Wikipedia
Die schauspielerische Bandbreite des Mimen ist unübersehbar, hatte er eben noch in der Grimmschen Märchenverfilmung "Rotkäppchen"1) (EA: 25.12.2012) als böser Wolf die Menschen in Angst und Schrecken versetzt, schlüpfte Selge wenig später in die Rolle eines Kindesentführers, den er sensibel-intensiv zu gestalten wusste: In der spannenden "Tatort"-Folge "Machtlos"1) (EA: 06.01.2012) war er der dem ersten Augenschein nach skrupellose Uwe Braun, dem die Berliner Ermittlern Till Ritter (Dominic Raacke1)) und Felix Stark (Boris Aljinovic1)) hilflos gegenüberstehen. "Edgar Selge ist es, der den Schweiger gibt, auch er ein Gefangener. Eine zu Beton gewordene Wirrnis aus Gedanken und Gefühlen lässt ihm keinen Spielraum. Er hat den kleinen Benjamin, Sohn eines Bankiers, entführt, daraus macht er keinen Hehl. Aber was will er? Sich für vergangenes Unrecht rächen? Ein ­Zeichen setzen gegen eine verdorbene Welt? Aus der geschlossenen Atmosphäre der Vernehmungen und der Litanei der Fragen entsteht ein Sog, dem niemand entkommt. Der "Tatort" als Kammerspiel. Spannung, die aus dem Innern wächst. Edgar Selge war nie besser." wird bei prisma.de ausgeführt. Anzumerken ist, dass Selge für diese Produktion erstmals mit seinem Sohn Jakob Walser vor der Kamera stand, der als Michael Braun seinen Vater davor bewahren will, zum Mörder zu werden. Für Jakob Walser war es überdies sein TV-Debüt an der Seite seines berühmten Vaters. Am 7. April 2013 ab 22:00 Uhr beeindruckte Selge in der ersten Folge der ZDF-Serie "VERBRECHEN nach Ferdinand von Schirach"1) basierend auf dem Aufsehen erregenden Bestseller "Verbrechen"1) (2009) des Strafverteidigers und Schriftstellers Ferdinand von Schirach1). In der ersten Folge "Fähner" präsentierte sich Selge als der Mediziner Dr. Friedhelm Fähner, der seine Frau auf brutale Weise ermordet hatte. In der Haft schilderte er seinem Strafverteidiger Friedrich Leonhardt (Josef Bierbichler) sein vierzigjähriges Martyrium.
Ebenso grandios war Selges Darstellung eines Serienmörders in dem von Hans Steinbichler1) in Szene gesetzten. äußerst spannenden "Chiemsee-Krimi" mit dem Titel "Hattinger und die kalte Hand"1) (EA: 25.11.2013), gedreht nach dem Buch "Chiemsee Blues" von Thomas Bogenberger1) und Michael Fitz1) als Kommissar Hattinger. "Sein Auftritt als düsterer Gesell (…) ist ein Musterbeispiel für die Kunst des Schauspielers. (…) Selge spielt, nein, er ist! dieser Albrecht Ostermeier, der seine Tochter bei einer missglückten Abtreibung verloren hat und nach dem Tod seiner Frau als einsamer Wolf auf Rachefeldzug geht." kann man bei derwesten.de lesen. Zeigte sich Selge gerade noch als harmlos-biederer Spießer, mutierte er wenige Minuten später zu einem Mann, der in einen obsessiven Wahn verfallen ist, akribisch mordet und mit dem ermittelnden Hauptkommissar Hattinger Katz und Maus spielt. "Biedermann wird Rachegott, Rachegott bleibt Biedermann: So zeigt sich dieser sehr außergewöhnliche Schauspieler jetzt aufs Neue, dieses Mal in exzessiver Opulenz." schrieb die "Frankfurter Allgemeine" ihrem Artikel "Der Mörder führt uns an die Gruselgrenze" → siehe auch tittelbach.tv.
Eine ganz andere, erneut äußerst sensible Rollengestaltung, war die Verkörperung des Berliner Bürstenfabrikanten Otto Weidt1) (1883 – 1947) in dem halbdokumentarischen TV-Film "Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt"1) (EA: 06.01.2014). Während des Nazi-Terrors stellte sich Weidt schützend vor seine jüdischen Mitarbeiter und rettete mehreren Juden das Leben; postum wurde er 1971 als "Gerechter unter den Völkern"1) geehrt. "Der Film hat einen hohen Anteil an Spielszenen, die durch Passagen aus einem Interview mit der imponierenden Inge Deutschkron1) ergänzt werden. Sorgfältig und ohne übertriebenes Pathos inszeniert." schreibt Thomas Gehringer bei tittelbach.tv. Und bei www.faz.net konnte man unter anderem lesen: "So lebendig Inge Deutschkron (im Interviewgespräch mit Sandra Maischberger1)) erzählt, so nachdrücklich setzt der Regisseur Kai Christiansen1) das alles nach einem Drehbuch von Heike Brückner von Grumbkow1) und Jochen von Grumbkow in Szene. (…) Das ist Doku-Drama at its best. (…) Dazu tragen die hervorragenden Schauspieler das Ihre bei – Julia Goldberg als Inge Deutschkron, Henriette Confurius1) als Alice Licht und Edgar Selge als Otto Weidt. Ihm nimmt man den Blinden vom ersten Augenblick an ab." Tilmann P. Gangloff1) schreibt in dem Artikel "Denkmal für einen Gerechten" in der "Frankfurter Rundschau"1) (06.01.2014): "Herausragend aber wird das Werk durch Edgar Selge, dessen Darstellung des Arbeitgebers durchaus differenziert ausfällt  (…)." und "DIE WELT" kommentierte: "Edgar Selge macht das manchmal sehr Laute dieses Otto Weidt sehr fein, orchestriert es eindrucksvoll. Zeigt, wie Weidt es genießt, dass er gebraucht wird, dass er bewundert, angehimmelt wird, dass er mit der Obrigkeit spielen kann, wie brüchig aber auch dieses Leben voller Husarenstücke war, wie zwiespältig."
 
Zum Fernsehereignis der besonderen Art geriet am 24. November 2014 der kammerspielartige Film "Das Zeugenhaus"1), von Matti Geschonneck1) eindrucksvoll auch mit dokumentarischem Filmmaterial gedreht nach dem dem gleichnamigen Buch von Christiane Kohl1). Thematisiert wurden die "Nürnberger Prozesse"1) kurz nach Ende des 2. Weltkrieges, doch aus einer ungewohnten Perspektive: In einer beschlagnahmten Villa in der Nürnberger Novalisstraße hatten die US-Amerikaner ein Gästehaus eingerichtet, in dem sie ehemalige NS-Funktionäre zusammen mit Antifaschisten, Mitläufern und Opfern des NS-Regimes unterbrachten, die ab Herbst 1945 als Zeugen beim Kriegsverbrecherprozess aussagen sollten. Betreut wurden sie von einer Hausdame, der Deutsch-Ungarin Ingeborg Gräfin von Kálnoky, (1909 – 1997), im Film von der fiktiven Gräfin Belavar (Iris Berben). Selge bereicherte als (fiktiver) wortkarger, in sich gekehrter und rätselhafter ehemaliger KZ-Häftling "Herr Gärtner" das hochkarätige, die Zeugen spielende Schauspielerriege. Beispielsweise sah man Matthias Brandt1) als depressiven Generalmajor Erwin von Lahousen1) (1897 –1955), Udo Samel1) als schlau-jovialen Reichsbildberichterstatter bzw. Hitlers "Leibfotografen" Heinrich Hoffmann1) (1885 – 1957), Rosalie Thomass1) als dessen Tochter Henriette1) (1913 – 1992) bzw. naive Ehefrau des angeklagten Reichsjugendführers Baldur von Schirach1), die keinerlei Unrechtsbewusstsein entwickelt. Tobias Moretti1) schlüpfte in die Maske des skrupellosen, ersten Gestapo-Chefs Rudolf Diels1) (1900 – 1957), Vicky Krieps1) präsentierte sich als Résistance-Mitglied bzw. KZ-Überlebende Marie-Claude Vaillant-Couturier1) (1912 – 1996), Gisela Schneeberger1) als Hermann Görings1) spitzzüngige, ehemalige Privatsekretärin Gisela Limberger (1893 – 1957). Auch die Figur der Elise Krollmann, gespielt von Johanna Gastdorf1), hatte ein historisches Vorbild: Elise Krülle besaß und bewohnte das Haus in der Novalisstraße 24 in Nürnberg, als es von US-Truppen requiriert wurde. Im "Zeugenhaus" fungierte sie als Hausangestellte, wohnte mit ihrem damals 13-jährigen Sohn Werner (= Prof. Dr. Ing. Gerhard Krülle, 1932 – 2012; gespielt von Louis Hofmann1)) im Keller. Auf Seiten der Amerikaner stellte unter anderem Jeff Burrell1) den Father Fabian Flynn (1905 – 1973) dar, katholischer Priester und hochdekorierter Major der US-Armee. "Magnus Vattrodt1) (Drehbuch) und Matti Geschonneck (Regie) haben ("nach Motiven" von Christiane Kohls journalistischer Recherche Mitte der neunziger Jahre) einen bemerkenswerten Film gemacht. Sie nähern sich dem – denkbar voyeuristisch auslegbaren – Thema respektvoll, nehmen sich aber gleichzeitig fiktionale Freiheit heraus im Blick in die unterschiedlichsten menschlichen Abgründe." schrieb unter anderem Claudia Schwartz1) in der "Neuen Zürcher Zeitung". Über Selges Rollengestaltung konnte man in der "Westdeutschen Zeitung" lesen: "Es sind jene feinen Nuancen, die große Schauspielkunst auszeichnen. Edgar Selge hat dieses besondere Gespür. Sein mehrfach preisgekröntes Spiel geht dem Zuschauer nachhaltig unter die Haut. Auch seine aktuelle leise, aber bewegende Rolle in dem spannungsgeladenen TV-Nachkriegsdrama "Das Zeugenhaus" über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse und die bizarrste Wohngemeinschaft der deutschen Geschichte wirkt lange nach." → mehr bei dieterwunderlich.de, tittelbach.tv, spiegel.de.
Filme mit Edgar Selge sind stets ein Highlight, so auch das nach eigenem Drehbuch von Petra K. Wagner1) in Szene gesetzte Beziehungsdrama "Nie mehr wie immer"4), welches am 7. Januar 2015 in der ARD gezeigt wurde und in dem Selge kongenial zusammen mit Ehefrau Frau Franziska Walser1) ein im eigenen Kosmos lebendes Ehepaar spielte, dessen scheinbar harmonisches Leben durch lange zurückliegende Ereignisse zerstört wird. Erzählt wird "bedächtig und in beklemmender Atmosphäre von Lügen, Unausgesprochenem und dem erzwungenen Ende des Schweigens. Intensives Zusammenspiel von Franziska Walser und Edgar Selge. Gelungene Inszenierung aus dem Blickwinkel eines isolierten Paars, das in seiner eigenen Innen-Welt zu leben scheint." schreibt Thomas Gehringer bei tittelbach.tv. Und www.zeit.de meinte "Es ist gespenstisch, wie Edgar Selge und Franziska Walser – auch im wirklichen Leben verheiratet – dieses Paar mit seinen einstudierten Mechanismen von Abhängigkeit und Schuldgefühlen vorführen." Für stern.de war es eine der wenigen "Sternstunden" in der Fernsehunterhaltung, die WAZ zog als Fazit: "Kluge Vorlage, spannend inszeniert, Hauptdarsteller grandios. Grimme-Kandidat."
Gespannt sein durfte man auf das von Matti Geschonneck1) inszenierte, hochkarätig besetzte ZDF-Kammerspiel mit dem Titel "Ein großer Aufbruch"1) (EA: 16.11.2015), das sowohl das brisante Thema des selbstbestimmten Sterbens als auch zwischenmenschliche Abgründe thematisierte. Matthias Habich war der krebskranke, sterbewillige einstige Entwicklungshelfer Holm Hardenberg, der sich mit einem letzten großen Auftritt von seiner Familie, aber auch von Freund Adrian (Edgar Selge) und dessen Ehefrau Katharina (Ulrike Kriener1)) verabschieden möchte. Das meisterliche Stück lebte von den pointierten, zum Teil bitterbösen Dialogen (Drehbuch: Magnus Vattrodt1)) und dem exzellent aufeinander abgestimmten Schauspieler-Ensemble: Neben Habich, Kriener und Selge gab Hannelore Elsner Holms Ex-Frau Ella, Katharina Lorenz1) und Ina Weisse1) Holms charakterlich gegensätzlichen Töchter Charlotte und Marie, die von Freund und Top-Jurist Heiko (Matthias Brandt1)) zum Treffen gefahren wurde. Holms Plan, einen niveauvollen Abschied zu feiern, verläuft vollkommen anders als gedacht, im Laufe des Abends brechen unterdrückte Animositäten auf, Lebenslügen, Halbwahrheiten und daraus resultierende Verletzungen kommen gnadenlos auf den Tisch. "Was für eine Schauspielkunst, was für eine fantastische Ensembleleistung. Man sieht es schon "Deutsche-Fernseh"- und "Grimme-Preise" regnen." schrieb unter anderem DIE WELT  → siehe auch  tittelbach.tv. Am 6. Februar 2016 erhielt "Ein großer Aufbruch" die "Goldene Kamera"1) in der Kategorie "Bester deutscher Fernsehfilm".
Abgedreht war der von Kilian Riedhof1) nach eigenem Drehbuch (zusammen mit Marco Wiersch) für die ARD in Szene gesetzte dreistündige Politthriller "Der Fall Barschel"1) über den mysteriösen, bis heute ungeklärten Tod des ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein Uwe Barschel1) (gespielt von Matthias Matschke1)) in der Nacht vom 10. zum 11. Oktober 1987 im Genfer Hotel "Beau Rivage"1). Neben den Protagonisten Alexander Fehling1) als Reporter David Burger und Fabian Hinrichs1) als dessen Kollege Olaf Nissen, die als investigative (fiktive) Journalisten die Vorgänge rund um den rätselhaften Tod des CDU-Politikers aufzuklären versuchen, gehörte auch Edgar Selge als Walter Brauneck, Urgestein der Redaktion der "Neuen Hamburger Zeitung" und Leiter des Politikressorts,  zum Ensemble. Seine Premiere erlebt der Film am 27. Juni 2015 auf dem "33. Filmfest München"1) und wurde mit dem Produzentenpreis "Bernd Burgemeister1)-Preis" in der n der Kategorie "Bester TV-Film" ausgezeichnet; Sendetermin in der ARD war der 6. Februar 2016 → www.welt.de, tittelbach.tv.
  
Am 4. Oktober 2017 wurde das von Till Endemann1) sehr ruhig und ernsthaft inszenierte ARD-Drama "So auf Erden"1) ausgestrahlt, in dem er gemeinsam mit Ehefrau Franziska Walser als Pastorenpaar in der Krise zu sehen war. Selge stellte den Pastor einer Freikirche Johannes Klare dar, der seine unterdrückte Homosexualität wiederentdeckt. "Edgar Selge spielt einmal mehr groß auf, aber auch Franziska Walser und Jannis Niewöhner1) tragen den Film über die 90 Minuten, in denen sich das fiktionale Fernsehen auf sachliche Art mit einer evangelikalen Religions-Gemeinschaft sowie auf differenzierte und reife Art mit grundlegenden Fragen des Glaubens und des Zusammenlebens beschäftigt. Geschieht ja auch nicht alle Tage." urteilt Thomas Gehringer bei tittelbach.tv.
Selge, der in den letzten Jahren seine TV-Auftritte wohl zu dosieren weiß, hinterließ in dem Fernsehspiel "Das Geheimnis der Freiheit"1) (EA: 15.01.2020) als Historiker Golo Mann1) (1909 – 1994), Sohn des Nobel-Preisträgers Thomas Mann1) (1875 – 1955), einmal mehr einen nachhaltigen Eindruck. Dror Zahavi1) (Regie) und Sebastian Orlac1) (Drehbuch) thematisierten eine Facette aus dem Leben des von Sven-Eric Bechtolf1) dargestellten Krupp-Managers Berthold Beitz1) (1913 – 2013). Beitz beauftragt Golo Mann ein Buch über den verstorbenen Krupp-Chef Alfried Krupp von Bohlen und Halbach1) (1907 – 1967) zu schreiben und wird im Laufe von Manns Recherchen immer wieder von den "Geistern" der schrecklichen NS-Vergangenheit gequält. "Wer kennt Berthold Beitz? Immer weniger Menschen. Dabei hat er wie kaum ein anderer die Geschichte Deutschlands geprägt, sei es als führender Industriemanager von Krupp oder als Retter zahlreicher Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus. Ein Jahrhundertleben, das man in großem Bilderbogen erzählen könnte. Doch das fiktionale Porträt von Beitz wird hier als eindringliche Nahaufnahme, als Duell zwischen zwei ungleichen Männern erzählt: Berthold Beitz, Aufsteiger, Macher, Sonnyboy und Golo Mann, Großbürger, Historiker, zaudernder Melancholiker. Die Begegnungen der beiden in den Jahren 1973 – 1981 im Rahmen eines Buchprojekts, für das der eine den anderen beauftragt, entwickeln sich bald zu einem regelrechten Duell. Wie geht man mit deutscher Vergangenheit, wie mit dem eigenen Erbe um?" führt unter anderem die ARD aus (www-ard.de). tittelbach.tv führt aus: "Ein allzu glattes, scheinbar jeden Widerspruch auflösendes Bild von diesem eigenwilligen Industrie-Manager, der Hunderte von Juden vor Deportation und Tod bewahrt hatte, wird vermieden. Spannend auch die Dialoge zwischen Beitz und Golo Mann, herausragend gespielt von Sven-Eric Bechtolf und Edgar Selge."
Am 18. November 2020 strahlte die ARD im Rahmen der " ARD-Themenwoche"1) mit "Ökozid"1) einen Film aus, der sich mit dem Thema beschäftgte "Gibt es ein Recht auf eine unversehrte Natur?". "Die historischen Hintergrundinformationen im Film beruhen auf der Dissertation des Politikwissenschaftlers Matthias Corbach, der den Lobbyismus von Energiekonzernen in Deutschland anhand der Einführung des "EU-Emissionshandels" untersucht hat. Um die nötige Quelleneinsicht in Akten usw. für seine Forschung zu erlangen, hatte Corbach zuvor einen mehrjährigen Rechtsstreit gegen das "Bundeskanzleramt" und die "Bundesministerien für Wirtschaft" geführt und gewonnen." notiert Wikipedia. Die Reaktion auf die Ausstrahlung, unter anderem mit Friederike Becht1) als Anwältin der Kläger Larissa Meybach und Ulrich Tukur1) als Anwalt der BRD Victor Graf, war kontrovers, so wird unter anderem bei tittelbach.tv ausgeführt: "In "Ökozid" wird die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2034 von 31 Staaten vor dem "Internationalen Strafgerichtshof" auf Schadensersatz verklagt. Das Zukunftsszenario denkt die gegenwärtige Klima-Debatte weiter, bleibt aber als fiktionale Inszenierung hölzern. Viele Zahlen und Zitate, doch nur wenige wirklich packenden Kreuzverhöre und Dialoge. (…) Den Vorsitzenden Richter Hans-Walter Klein aus der Schweiz gibt Edgar Selge, der die Anklage zu Beginn vorstellt und der im Verlauf des Verfahrens Fragen stellt, Sachverhalte zusammenfasst und immer mal wieder Graf und Meybach zur Ordnung ruft – eine von Selge nachdenklich und sympathisch gespielte neutrale Instanz. Auf der Richterbank nimmt außerdem mit drei weiteren Frauen und einem Mann eine diverse, internationale Runde Platz, wobei nur die US-amerikanische Schauspielerin Robin Gooch eine Sprechrolle als Richterin hat."
  
Der bereits am am 18. März 2022 auf ARTE sowie am 21. März 2022 im ZDF ausgestrahlte, von Jan Josef Liefers1) inszenierte Fernsehfilm "Honecker und der Pastor"1) thematisierte die Tatsache, dass der ehemalige DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker1) und dessen Ehefrau Margot Honecker1) nach dem Zusammenbruch des DDR-Regimes sowie der Schließung der Regierungssiedlung Wandlitz1) ab 30. Januar bis 3. April 1990 von Pastor Uwe Holmer1) und dessen Familie im kleinen brandenburgischen Ort Lobetal1) aufgenommen wurde. Einmal mehr beeindruckte Selge mit seinem Spiel bzw. der Figur des damals 77-jährigen, einst so mächtigen DDR-Mannes Honecker, ebenso wie das übrige Ensemble: So gaben Barbara Schnitzler1) die ehemalige Ministerin für Volksbildung1) Margot Honecker, Hans-Uwe Bauer1) den tiefgläubigen Pfarrer Holmer und Steffi Kühnert1) dessen Ehefrau Sigrid. Auch kleinste Nebenrollen waren prominent besetzt, unter anderem mit Kurt Krömer1) und Anna Loos1) als Verkäufer/-in im "Tante-Emma"-Laden, Axel Prahl1) als der geistig behinderte Herr Schimke oder Jörg Gudzuhn als der kritische Pastor Löben, der gegen die Asyl-Gewährung ist. Ergänzend wurde anschließend "Honecker und der Pastor – Die Dokumentation" gezeigt. "Erstaunlich, dass es drei Jahrzehnte dauerte, bis die historische Episode in einen fiktionalen Film verwandelt wurde. (…) Liefers dritte Regie-Arbeit (…) ist ein unterhaltsamer Genre-Mix aus Kammerspiel, Komödie und gesellschaftspolitischem Drama. (…) Edgar Selge spielt die historische Figur ohne den speziellen Honecker-Duktus und auch sonst auf eine kluge, niemals plakative Weise. Es ist eigentlich ein undankbarer Job, denn von Erich Honecker haben sich viele ein persönliches Bild gemacht, das nun mit einer schauspielerischen Interpretation automatisch abgeglichen wird. Zudem gibt es Honecker-Parodien zur Genüge, und Selge ist auch nicht der Erste, der den greisen Ex-Staatschef verkörpert.(Կ) Hier nun sieht man eine vielschichtigere Figur. Selges Honecker erscheint häufig wie ein entrückter Greis, als habe er sich zurückgezogen in eine innere Wagenburg, geschwächt durch die Krankheit, gekränkt und geschockt von der demokratischen Revolution." schreibt Journalist Thomas Gehringer bei tittelbach.tv, Und die "Süddeutsche Zeitung" notierte: "(…) Edgar Selge versucht nicht, den historischen Honecker zu imitieren, die quäkende Obertonigkeit seiner Stimme, die Steifheit, das Gestanzte. Er gibt diesem Mann, der von sich glaubt, immer "bestens informiert" gewesen zu sein, ein ganz eigenes, eher leises Gepräge, gerade in den Gesprächen mit dem Pastor (Hans-Uwe Bauer), der nicht aufhören kann, seinen Gast zu missionieren, nach Reue zu fragen oder ihn mit der Wahrheit über diesen gerade untergegangen Staat zu konfrontieren." → Übersicht TV-Produktionen
  
Auf der Leinwand erlebt man Selge seit Mitte der 1980er Jahre, seine erste Kinorolle hatte der Schauspieler unter der Regie von Wolf-Eckart Bühler1) in dem Drama "Der Havarist" 1984) gespielt, gedreht nach dem Buch "Wanderer" von Sterling Hayden1). Es folgten Produktionen wie Hermine Huntgeburths1) Kino-Debüt "Im Kreis der Lieben"5) (1991) oder die Komödie "Rennschwein Rudi Rüssel"1) (1995) nach dem gleichnamigen Kinderbuch1) von Uwe Timm1), der auch Regie führte. Neben Protagonist Max von Sydow verkörperte er in dem Biopic "
Hamsun"1) (1996) über die letzten 17 Lebensjahre des norwegischen Schriftstellers Knut Hamsun1) den Gauleiter Josef Terboven1), Reichskommissar für die vom "Deutschen Reich" besetzten norwegischen Gebiete. 1997 tauchte Selge in Helmut Dietls Kassenschlager "Rossini"1) als Bankvorstand Melk auf, weitere Produktionen waren die Krimikomödie "Kai Rabe gegen die Vatikankiller"1) (1998), die Literaturadaption "Requiem für eine romantische Frau"1) (1999) mit der Figur des Friedrich Carl von Savigny1) und der bissige Filmspaß "Drei Chinesen mit dem Kontrabass"1) (2000), wo Selge als penetranter Nachbar Rüdiger nervte und für seine Darstellung den "Deutschen Filmpreis"1) in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" einheimste.
Zu Selges Kino-Filmografie zählen der Debüt-Langfilm des Künstlers Jochen Kuhn1) "
Fisimatenten"5) (2000), das Road-Movie "DoppelPack"5) (2000), der beklemmende Psychothriller "Das Experiment – Black Box"1) (2001) und die schräge Geschichte "Suck My Dick"1) (2001) mit der Hauptrolle des Autors Dr. Jekyll, der ein großes Problem mit seiner Hauptfigur Hyde hat, die eine unüberschaubare Eigendynamik entwickelt und das Leben seines Schöpfer bedroht. Als Direktor Prof. Dr. Dr. Quirin Bartels zeigte Selge sich in dem Kinderfilm "Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen"1) (2004), nach der hochgelobten Komödie "Im Schwitzkasten"1) (2005) stand er für die amüsante Story "Reine Geschmacksache"1) (2007) als despotischer, biederer Damenoberbekleidungs-Vertreter "Wolfi" vor der Kamera und erntete auch hier wieder überragende Kritiken für sein exzellentes Spiel.
Zu Edgar Selges aktuelleren Arbeiten für das Kino zählte die internationale Produktion "Der Preis der Vergeltung"2) (2007, Ha-Hov / The Dept), ein Thriller des israelischen Regisseurs Assaf Berenstein, sowie das Drama mit Krimi-Elementen "Im nächsten Leben"5) (2008) von Marco Mittelstaedt5) (Regie und Drehbuch). Selge spielte den im Mittelpunkt der Geschichte stehenden ostdeutschen Polizeireporter Wolfgang Kerber, der nach einem vermissten Mädchen sucht, dabei mit Ereignissen aus seinem eigenen Leben konfrontiert wird und den Teufelskreis aus Verdrängung und Manipulation durchbrechen muss; Kinostart war der 28. Mai 2009.
Edgar Selge Anfang Februar 2011 bei "Markus Lanz"; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons; Urheber: Udo Grimberg; Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported lizenziert. Die Erstausstrahlung im Fernsehen für den in Co-Produktion mit dem ZDF (" Das kleine Fernsehspiel") und ARTE entstandenen Film erfolgte am 26. Juni 2010 auf ARTE. Marco Mittelstaedt konnte für seinen Film, der auf autobiographischen Stützen seitens seines Vaters steht, namhafte Schauspieler verpflichten. So spielt die Hauptfigur der Geschichte, Wolfgang Kerber, der durch und durch überzeugende Edgar Selge. Mit einer unglaublichen Präsenz dominiert der Schauspieler seine Szenen und spielt seine Figur stark und ehrlich. In einer kurzen Szene ist auch Ludwig Trepte1) zu sehen, der durch eine sensationelle Wirkung ein mehr als würdiger Gegner des großen Edgar Selge ist. (Quelle: moviesection.de) Und der "Bayerische Rundfunk" (BR) schrieb: "Im nächsten Leben" ist eine berührende, unprätentiöse Geschichte über jemanden, der gewendet hat, als der Wind bereit stand und nun mit dem neuen Tempo nicht zurechtkommt. Am Steuer: Ein wie immer großartiger Edgar Selge. Rainer Tittelbach ist bei tittelbach.tv der Meinung: "Edgar Selge spielt diesen Wolfgang Kerber und man könnte sich keinen Besseren wünschen. Dieses Verbissene, diese verzweifelte Flucht nach vorn. Dazu dieses markante und zugleich kantige Auftreten."
 
Edgar Selge Anfang Februar 2011 bei "Markus Lanz"1)

Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons

Urheber: Udo Grimberg (Wikipedia-Benutzer Chester100)
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Im Rahmen der "Berlinale 2009"1) fand die Uraufführung einer Neuverfilmung von "Lippels Traum"1) nach dem gleichnamigen Jugendbuchklassiker1) von Paul Maar1) statt. Regisseur Lars Büchel1) inszenierte die Geschichte um den verträumten zehnjährigen Schuljungen Philipp Mattenheim (Karl Alexander Seidel1)), den seine Eltern nur "Lippel" rufen, unter anderem mit Moritz Bleibtreu1) (Lippels Vater/König), Anke Engelke1) (Frau Jakob/Böse Schwägerin), Christiane Paul1) (Serafina/Wirtstochter) und Eva Mattes1) (Frau Hofstetter), Edgar Selge sah man als den Herrn Schmiedle bzw. Gartenbesitzer;  Kinostart war der 15. November 2009. Im Herbst 2008 starteten in der Schweiz die Dreharbeiten zu der Romanverfilmung "Der grosse Kater"1) nach dem gleichnamigen Bestseller des Schweizer Schriftstellers Thomas Hürlimann1), bei dem Hürlimanns Vater Hans Hürlimann1) (1918 – 1994), ehemaliges Mitglied des Schweizer Bundesrates1) und 1979 Schweizer Bundespräsident1), offenbar als literarisches Vorbild diente. Regie führt bei dieser schweizerisch-deutschen Koproduktion Wolfgang Panzer1): Das Familiendrama spielt zur Zeit des Besuchs des spanischen Königspaars 1979 in der Schweiz. Die von Bruno Ganz in der satirischen Geschichte brillant dargestellte Titelfigur "Kater" ist der eidgenössische Bundespräsident, der die hohen Gäste empfängt, beim Festessen allerdings einen peinlichen Ehekrach erleidet. Er entdeckt, dass sein wichtigster Verbündeter eine perfide Intrige gesponnen hat, um ihn zu Fall zu bringen. Während "Kater" versucht, den Schaden in Grenzen zu halten, wird ihm bewusst, dass sein rücksichtsloser Aufstieg an die Macht nun doch Konsequenzen haben wird … An der Seite von Bruno Ganz in der Titelrolle spielte Marie Bäumer1) Katers Ehefrau Marie, ebenfalls zur Topbesetzung gehörten neben Edgar Selge als intriganter päpstlicher Nuntius unter anderem Ulrich Tukur1) (Dr. Stotzer, genannt "Pfiff", Katers politischer Weggefährte), Christiane Paul1) (Katers persönliche Assistentin Dr. Bässler), Justus von Dohnányi1) (Katers Pressechef Magun) und Walo Lüönd1) (Schneider Feinstein); Kinopremiere war im Januar 2010 in Bern → siehe auch filmportal.de.
 
In Estland begannen im Juni 2009 die Dreharbeiten zu der SWR-Kino-Koproduktion "Poll"1), dem dritten Spielfilm von Regisseur Chris Kraus1). Die internationale Produktion spielt im Sommer 1914, der Umbruchzeit kurz vor Ausbruch des Krieges. Auf dem Gut Poll in Estland, am Rande der europäischen Zivilisation, verliebt sich die 14-jährige Oda in den jungen estnischen Anarchisten Schnaps. Sie versteckt den Verletzten vor den Kosaken, die auf dem Gut stationiert sind, und vor ihrer Familie: ihrem Vater Ebbo, dessen Leidenschaft dem Sezieren von Gehirnen gilt, seiner zweiter Frau, der in eine Affäre mit Verwalter Mechmershausen verstrickten Milla, und vor Cousin Paul. Im Laufe des Sommers steigt die innere Temperatur der Menschen auf Poll. Ohne Bewusstsein von der äußeren Bedrohung ihrer Welt steuern die Gutsbewohner auf ihre eigene Katastrophe zu.6) Die 14-jährige Oda von Siering wurde von der Nachwuchsschauspielern Paula Beer1) dargestellt, Selge spielte deren frustrierten Vaters Ebbo, einen verschrobenen Arzt und Hirnforscher, Jeanette Hain1) verkörpert Odas Stiefmutter Milla, Tambet Tuisk1) den estnischen Revolutionär Schnaps. Kinostart war der 3. Februar 2011, → mehr bei poll-derfilm.de sowie filmportal.de. Bei der Verleihung des "Bayerischen Filmpreises"1) am 14. Januar 2011 im Rahmen einer festlichen Galaveranstaltung im Münchener "Prinzregententheater"1) gehörte auch Edgar Selge zu den Preisträgern. Er erhielt die begehrte Porzellanfigur "Pierrot" als "Bester Darsteller" für seine Rolle im Film "Poll", darüber hinaus wählte die Jury Paula Beer zur "Besten Nachwuchsdarstellerin", einen dritten Preis für "Poll" gab es für Silke Buhr1) für das "Beste Szenenbild".
Am 26. Dezember 2012 ging der von Marie Noëlle und Peter Sehr1) inszenierte Spielfilm "Ludwig II"1) mit Sabin Tambrea1) als jugendlichem, idealistischem und Sebastian Schipper1) als altem, versponnenem Bayernkönig Ludwig II.1) an den Kinostart. Selge verlieh hier den Komponisten Richard Wagner1) Kontur, als Kaiserin "Sissi" trat Hannah Herzsprung1) in Erscheinung, in weiteren Rollen sah man unter anderem Axel Milberg1) als König Maximilian II. von Bayern1) und Katharina Thalbach1) als Königin Marie von Bayern → filmportal.de.
Nach dem Part des Dr. Notz in dem Streifen "Feuchtgebiete"1) (Kinostart: 22.08.2013) nach dem gleichnamigen Roman1) von Charlotte Roche1) gehörte Selge in der US-amerikanischen Produktion "Inside WikiLeaks – Die fünfte Gewalt"1) ("The Fifth Estate", Kinostart Deutschland: 21.10.2013) zur Besetzung und mimte den Vater des Informatikers Daniel Domscheit-Berg1) (Daniel Brühl1)), der als ehemaliger Sprecher der Enthüllungsplattform "WikiLeaks"1) und Autor bekannt wurde. Einmal mehr zur Hochform lief Selge als Partner von Iris Berben in der Komödie "Miss Sixty"1) auf, die am 24. April 2014 an den Start ging: Erzählt wird die Geschichte der renommierten Molekular-Biologin Luise (Berben), die als Erfüllung ihres bisherigen Lebens im Alter von 60 Jahren zum ersten Mal Mutter werden will. Im Park lernt sie zufällig Frans Winther (Selge) kennen, einen mädchenverrückten, selbstverliebten Galeristen, der mit dem Altwerden kämpft bzw. dem Jugendwahn verfallen ist. Dass Luise ausgerechnet auf den Sohn von Frans (Björn von der Wellen1)) bei der Suche nach einem potentiellen Samenspender für ihre eingefrorenen Eizellen stößt, gibt der Story zusätzlichen Nahrung für humorige Situationen und sorgt für weitere Turbulenzen. Der Streifen entwickelt sich zur "wortwitzigen, warmherzigen und gelegentlich sogar lebensweisen Filmkomödie" notiert tagesspiegel.de und schreibt unter anderem weiter: "Dazu tragen auch die mit Michael Gwisdek als lakonischem Künstlerfreund des Galeristen und Carmen-Maja Antoni als herzlicher Biologinnen-Mutter stimmig besetzten Nebenrollen bei. Und Berben und Selge als sprödes, erst die jeweiligen Marotten hingebungsvoll pflegendes und schlussendlich lässig einander annehmendes, körperlich überdurchschnittlich gut erhaltenes Liebespaar."
Unter anderem gemeinsam mit Ehefrau Franziska Walser drehte Selge zuletzt seit Ende April 2014 die deutsch-brasilianische Koproduktion "Bach in Brazil"5) (Regie: Ansgar Ahlers1)) und mimte den etwas schrulligen Musiklehrer Marten Brückling, der von der Mitteilung überrascht wird, von einem alten Jugendfreund ein Original-Notenblatt von Johann Sebastian Bach geerbt zu haben. Da der Jugendfreund in Brasilien lebt, fliegt Marten aber auf Drängen seiner ehemaligen Kollegin Marianne (Franziska Walser) nach Ouro Preto, eine bunte Barockstadt inmitten der brasilianischen Berge – und gerät unerwartet in ein Abenteuer bzw. bringt Straßenkindern das Musizieren bei …; seine Weltpremiere feierte der Film Anfang Juni 2015 beim "26. Internationalen Filmfest Emden-Norderney"1), allgemeiner Kinostart war der 17. März 2016 → Übersicht Kinofilme.
Zudem stand der Schauspieler sporadisch im Hörspielstudio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Franziska Walser und Edgar Selge;  Copyright Nadja Klier/Agentur Studlar Edgar Selge ist seit 1985 mit der Schauspielkollegin Franziska Walser1), der ältesten Tochter des Schriftstellers Martin Walser1), verheiratet; er hat zwei Kinder und lebte mit seiner Familie lange Zeit in München; Sohn Jakob Walser trat in die Fußstapfen seiner Eltern und ließ sich zum Schauspieler ausbilden, seit der Spielzeit 2012/13 war er festes Ensemblemitglied der "Wuppertaler Bühnen"1), wechselte dann 2014/15 an das "Theater in Bielefeld"1), 2019 spielt er auch am "Deutschen Schauspielhaus"1) in Hamburg  → schauspielervideos.de.
Das Paar Selge/Walser zog es zur Spielzeit 2005/06 nach Zürich, wo beide für zwei Jahre zum Ensemble des "Schauspielhauses Zürich"1) gehörten, das seit Sommer 2005 von Matthias Hartmann1) geleitet wurde. Im Februar 2006 fand die Premiere des Kleist-Lustspiels "Der zerbrochne Krug"1) (Regie: Jan Bosse1)) statt, in dem Selge den Dorfrichter Adam und Franziska Walser die Figur der Marthe Rull gestaltete.
 
Franziska Walser und Edgar Selge
Foto mit freundlicher Genehmigung der Agentur Studlar
sowie der Fotografin Nadja Klier © Nadja Klier (www.klier-art.de)
"Jan Bosse gelang 2006 am "Schauspielhaus Zürich" eine Inszenierung, die so schlank und gegenwärtig wie sein furioser Hauptdarsteller Edgar Selge war." notierte das Berliner "Maxim Gorki Theater"1), wo das Stück am 27. März 2010 eine erneute Premiere feierte. Die Adaption der Produktion des "Schauspielhauses Zürich" in Koproduktion mit den "Ruhrfestspielen Recklinghausen"1) stand auch 2011 auf dem Spielplan des Hauses, bis Ende März 2011 konnte man Edgar Selge und seine Frau Franziska Walser noch in der Inszenierung von Jan Bosse bewundern. "Es ist ein Abend nicht für die Kleist-Schriftgelehrten. Aber ein deftiges Update mit hochlebendigen komödiantischen Menschenfiguren." vermerkte der Journalist Peter Hans Göpfert vom "RbbKultur-Radio".
Weitere gemeinsame Arbeiten des Ehepaares auf der Theaterbühne gab es unter anderem am "Schauspielhaus Zürich" in der "Hamlet"-Inszenierung1) von Jan Bosse, die seit 3. März 2007 auf dem Spielplan stand; hier hatte Selge an der Seite des Titelhelden Joachim Meyerhoff1) die Rolle des Königsmörders Claudius übernommen, Franziska Walser verkörperte die Gertrude, Witwe des Königs. Nach Goethes "Iphigenie auf Tauris"1) am "Maxim Gorki Theater" (Premiere: 10.12.2011) sowie bei den "Ruhrfestspielen" (→ nachtkritik.de) stand das Paar in der Uraufführung "Faust 1–3" der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek1) in Zürich in einer Inszenierung von Dušan David Pařízek1) ebenfalls gemeinsam auf der Bühne (Premiere: 08.03.2012): Im Projekt "Faust 1–3" des tschechischen Regisseurs Dušan David Pařízek teilen sich zwei Faust-Spieler (Edgar Selge/Frank Seppeler) die Rollen, arbeiten sich durch einen Zitatenschatz gewordenen Theatermythos und suchen, analog zum Titelhelden, einen Sinn in ihrem Tun bzw. in ihrer gemeinsamen theatralischen Sendung. In der Begegnung mit dem "gar unschuldig Ding" Gretchen droht den beiden Männern Ungemach aus heutiger Zeit: Goethes Verse werden durch Jelineks Theatertext hinterfragt. Die auftauchenden Frauen (Franziska Walser: FaustIn/Miriam Maertens: GeistIn/Sarah Hostettler: GretIn) sind nicht ohne ihre gemeinsame Vergangenheit im Keller(-Theater) zu denken oder zu haben.7)  → schauspielhaus.ch, nachtkritik.de. Auch vor der Kamera trat das Paar mehrfach zusammen auf, so beispielsweise mit Hauptrollen in dem beeindruckenden TV-Ehedrama "Im Chaos der Gefühle"2) (2002), in der "Polizeiruf 110"-Folge "Vater unser"1) mimte Franziska Walser 2004 die Schwester des Kommissar Tauber.
  
Die Liste von Selges Auszeichnungen ist lang, neben den erwähnten Preisen wie beispielsweise dem "Deutscher Filmpreis"1) (2000) als "Bester Nebendarsteller" in  "Drei Chinesen mit dem Kontrabass" oder dem von der Zeitschrift "Theater heute" bisher sieben Mal verliehenen Titel "Schauspieler des Jahres", war sicherlich auch die Verleihung der "Goldenen Kamera"1) am 1. Februar 2007 einer der Höhepunkt in der Karriere des Charakterdarstellers. Anlässlich der Gala-Veranstaltung in der mit viel Prominenz besetzten "Ullstein-Halle" des "Axel-Springer-Hauses"1) in Berlin wurde Selge für seine Rolle als Kommissar Tauber in "Polizeiruf 110" in der Kategorie "Bester deutscher Schauspieler" geehrt. In der Begründung der Jury hieß es, er habe mit "seinem hochsensiblen Prädikatsschauspiel" eine der spannendsten Figuren der deutschen Fernsehkrimi-Geschichte dargestellt.
Zu Selges Auszeichnungen, mit denen seine eindrucksvollen Interpretationen gewürdigt werden, gesellte sich am 9. Mai 2008 mit dem "Bayerischen Fernsehpreis"1), dem "Blauen Panther", ein weiterer wichtiger Medienpreis. Selge konnte anlässlich der Gala im Münchner "Prinzregententheater" den Preis für sein laut Jury "virtuoses Spiel als panikgeplagter Hypochonder in "Angsthasen"1) in der Kategorie "Bester Schauspieler Fernsehfilm" entgegennehmen. Wie erwähnt erhielt Selge am 14. Januar 2011 den "Bayerischen Filmpreis"1) als "Bester Darsteller" für seine Rolle im Film "Poll". Für die Hauptrolle in dem Dokudrama "Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt" wurde er am 4. September 2014 im "Nationaltheater" von Südkorea bei den "Seoul International Drama Awards" in der Kategorie "Bester Schauspieler" ausgezeichnet → Übersicht der Auszeichnungen bei Wikipedia.
 
Dass Edgar Selge nicht nur ein begnadeter Schauspieler sondern auch exzellenter Autor ist, beweist er mit seinem literarischen Debüt "Hast du uns endlich gefunden", welches am 19. Oktober 2021 im "Rowohlt Verlag"1) erschien. Hier lässt er den Leser/die Leserin an Erinnerungen an (s)eine Kindheit in den 1960er Jahren teilhaben, erzählt darin auch über sein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, zu dessen Erziehungsmethoden auch der Rohrstock gehörte. "Ein Zwölfjähriger erzählt seine Geschichte zwischen Gefängnismauer und klassischer Musik. Exemplarisch und radikal persönlich. (…) Dieser Junge, den der Autor als fernen Bruder seiner selbst betrachtet, erzählt uns sein Leben und entdeckt dabei den eigenen Blick auf die Welt. Wenn sich der dreiundsiebzigjährige Edgar Selge gelegentlich selbst einschaltet, wird klar: Die Schatten der Kriegsgeneration reichen bis in die Gegenwart hinein. Edgar Selges Erzählton ist atemlos, körperlich, risikoreich. Voller Witz und Musikalität. Ob Bach1) oder Beethoven1), Schubert1) oder Dvořák1), Marschmusik oder Gospel: Wie eine zweite Erzählung legt sich die Musik über die Geschichte und begleitet den unbeirrbaren Drang nach Freiheit." kann man auf der Website des Verlages lesen → www.rowohlt.de.
Edgar Selge bei der Agentur Hoestermann
Siehe auch prisma.de, Wikipedia, deutsches-filmhaus.de, filmportal.de sowie
den Artikel zum, 70. Geburtstag bei www.br-de
*) "Henschel Theaterlexikon", Hrsg. C. Bernd Sucher (Henschel Verlag, 2010, S. 802/803)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2)  prisma.de, 4) tittelbach.tv, 5) filmportal.de
Quelle: 3) ziegler-film.com, 6) presseportal.de, 7) schauspielhaus.ch
Stand: März 2022
  
Theater-Wirken (Auszug)
Quelle (unter anderem): "Henschel Theaterlexikon",
Hrsg. C. Bernd Sucher (Henschel Verlag, 2010, S. 802/803)
(Fremde Links: Wikipedia;  R = Regie;  UA = Uraufführung, P = Premiere)
Filme
Kinofilme / Fernsehen / Fernsehen: "Polizeiruf 110"
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, deutsches-filmhaus.de, 
bamby.de, Die Krimihomepage, prisma.de, tittelbach.tv,  fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (ohne "Polizeiruf 110" (siehe hier) als Kriminalhauptkommissar Jürgen Tauber) Filme der "Polizeiruf-110"-Reihe (als KHK Jürgen Tauber)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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