Erni Singerl als Magd Vroni in dem "Komödienstadel"-Stück "Alles für die Katz" (1970); Foto (Bildname: 11973-62-05) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Sessner Erni Singerl wurde am 29. August 1921 als Ernestine Kremmel auf der Reise von Donauwörth nach München in der damals noch selbstständigen Gemeinde Puch geboren. Das Geburtsregister nennt als Geburtsort das Anwesen Nr. 7, damals "zum Wirth" genannt. Ob sie im Wirtshaus selbst oder vor diesem im Planwagen ihrer Eltern zur Welt kam, ist allerdings unklar. Vermutlich aus Gründen der Imagepflege behauptete Erni Singerl stets, im Münchener Stadtteil Schwabing geboren worden zu sein, was jedoch nachweislich falsch ist.1) Bereits mit zehn Jahren trat die Tochter eines Lokomotivführers im bayerischen Kinderfunk auf, als junges Mädchen wurde sie dann 1937 von dem Münchener Original und Volkssänger Weiß Ferdl (eigentlich Ferdinand Weisheitinger, 1883 – 1949) entdeckt und an die Münchner Volksbühne "Platzl"2) geholt.
 
Erni Singerl als Magd Vroni in dem "Komödienstadel"-Stück
"Alles für die Katz"3) (1970)
Foto (Bildname: 11973-62-05) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR)
© BR/Foto Sessner
Nach Ende des 2. Weltkrieges war Erni Singerl zunächst für den Rundfunk tätig, wirkte in beliebten Sendungen wie "Die weißblaue Drehorgel"2) und "Das Glücksradl" mit, entschied sich dann für das "volkstümliche Fach" und erlangte vor allem im Fernsehen mit mehr als 50 Rollen im "Komödienstadel"2) bundesweite Popularität. Die nur 1,54 m kleine Darstellerin avancierte sowohl auf der Bühne als auch im Fernsehen schnell zu einer "großen" Volksschauspielerin, wurde zum Inbegriff eines bayerischen Originals. Frauengestalten mit frechem Mundwerk lagen ihr am Besten, sie verkörperte einfache Menschen aus dem Volk – liebenswert, komisch und manchmal hinterlistig.

Erni Singerl als Magd Vroni zusammen mit Max Grießer (Vertreter Schlumberger, links) und Maxl Graf (Knecht Vinzenz, rechts) in dem
 "Komödienstadel"-Stück "Alles für die Katz"3) (1970)
Foto (Bildname: 11973-62-02) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR)
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Erni Singerl als Magd Vroni zusammen mit Max Grießer (Vertreter Schlumberger, links) und Maxl Graf (Knecht Vinzenz, rechts) in dem  "Komödienstadel"-Stück "Alles für die Katz" (1970); Foto (Bildname: 11973-62-02) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Sessner
Nicht nur im "Komödienstadel" erlebte man Sie an der Seite legendärer bayerischer Kollegen wie Michl Lang, Ludwig Schmid-Wildy, Gustl Bayrhammer, Maxl Graf, Beppo Brem, Karl Tischlinger2), Max Grießer oder Walter Sedlmayer, sie trat im "Königlich Bayerischen Amtsgericht" ebenso auf wie in vielen anderen Einzelproduktionen mit bayerischem Kolorit. Hier mimte sie Mägde, Köchinnen und resolute Frauen aus dem Volk, zeigte immer wieder ihr komödiantisches Talent in Stücken wie "Der Geisterbräu" (1962), "Die Pfingstorgel" (1965), "Der verkaufte Großvater" (1967) oder "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" (1976). Als Meister Eders abergläubische Putzfrau Frau Eichinger trat sie in der TV-Serie "Meister Eder und sein Pumuckl"2) (1982) auf, eine Rolle, die sie auch in den Kinoproduktionen "Meister Eder und sein Pumuckl"2) (1982) und "Pumuckl und sein Zirkusabenteuer"2) (2003) übernahm.
Heidi & Erni: Abbildung des DVD-Covers mit freundlicher Genehmigung von "Studio Hamburg Enterprises GmbH"; www.ardvideo.de In nachhaltiger Erinnerung bleibt ihre "Hausperle" Irmgard in Helmut Dietls Kultserie "Monaco Franze – Der ewige Stenz"2) (1983), herrlich auch die vernachlässigte Mama von Klatschreporter Baby Schimmerlos alias Franz Xaver Kroetz in einer Folge von "Kir Royal"2) (1986), einem weiteren erfolgreichen Mehrteiler, den Dietl in Szene gesetzt hatte. 1992 spielte sie als streitbare Witwe und Campingplatzbetreiberin Erni zusammen mit der Hamburger Volksschauspielerin Heidi Kabel in der Serie "Heidi und Erni"2) und das bayerisch-norddeutsche Gespann begeisterte 39 Folgen lang die Zuschauer. Danach zeigte sich die quirlige Volksschauspielerin in Stücken wie "Die Perle Anna" (1993), "Die Wilde Auguste" (1997), "Geschichten aus dem Nachbarhaus" (1999) oder "Tratsch im Treppenhaus" (2001), einem Schwank, mit dem sie in der Münchener "Kleinen Komödie am Max II"2) als ratschende und tratschende Nachbarin Ernestine Zitzelsberger mehrere Monate lang Triumphe gefeiert hatte; zuletzt erlebte man Erni Singerl in den TV-Filmen "Mein Mann, mein Leben und du"2) (2003) und "Und ich liebe dich doch!" (2006) auf dem Bildschirm.
  
Auf der Leinwand trat sie seit Anfang der 1950er Jahre neben so berühmten Kollegen wie Hans Moser, Willy Reichert, Gustl Bayrhammer und vor allem Beppo Brem auf, mimte auch hier Haushälterinnen, Kellnerinnen, Mägde, Bäuerinnen und Frauen, die das Herz "am rechten Fleck" haben. Zur Filmografie gehören unterhaltsame Kinostreifen wie "Die Fröhliche Wallfahrt"2) (1956), "Der Jäger von Fall"2) (1957), "Hilfe, die Verwandten kommen"2) (1971), "Verliebte Ferien in Tirol"2) (1971), "Mensch ärgere dich nicht"2) (1972) oder einmal mehr die Ganghofer-Verfilmungen "Der Jäger von Fall"2) (1974) und "Das Schweigen im Walde"2) (1976) → mehr Filmografie.
 
Abbildung des DVD-Covers mit freundlicher Genehmigung von "Studio Hamburg Enterprises GmbH"
Erni Singerl, die noch zuletzt 2004 in der Boulevardkomödie "Erni greift ein" das Münchener Theaterpublikum als intrigante Haushälterin begeistert hatte, starb am 30. Juli 2005 im Alter von 83 Jahren in ihrem Haus in München-Trudering2); bereits drei Tage später fand die Beisetzng – ihrem eigenen Wunsch entsprechend – im engsten Familienkreis auf dem Ostfriedhof2) an der Seite ihres zweiten Ehemannes Georg "Schorsch" Schropp (1913 – 1995) statt, mit dem sie 30 Jahre lang verheiratet war → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Die erster Ehe hatte die Künstlerin 1938 mit einem ehemaligen Reichsbahner geschlossen, der 1945 auf dem Rückweg aus der Kriegsgefangenschaft verstarb; aus der Verbindung stammt die 1939 geborene Tochter Helga.
Freunde und die Öffentlichkeit wurden erst nach der Beerdigung über Singerls Tod informiert. Bereits im März hatte die Schauspielerin Medienberichten zufolge einen Schwächeanfall erlitten und musste sich in einem Krankenhaus behandeln lassen, im Juli wurde ein erneuter Krankenhausaufenthalt notwendig.
Mit Erni Singerl ging eine der letzten großen bayerischen "Urgesteine" von Theater und Film, die mit ihrem komödiantischen Talent und ihrem unverwechselbaren, schlagfertigen Humor Millionen von Zuschauern erreichte. Bayerns damaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber2) würdigte Erni Singerl als eine Volksschauspielerin im besten Sinne des Wortes: "Sie liebte das Publikum, und das Publikum liebte sie." Thomas Goppel2) , Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, erklärte: "Mit Erni Singerl verliert Bayern eine Schauspielerin, die es wie kaum eine zweite verstanden hat, sich in die Herzen ihres Publikums zu spielen." Erni Singerl selbst meinte einmal zum Titel "Volksschauspielerin" in einem Interview: "Der Titel 'Volksschauspieler' ist die höchste Auszeichnung des Publikums, er ist ein Ehrentitel".
Mehrfach war die Künstlerin geehrt worden, unter anderem verlieh man ihr 1988 das "Bundesverdienstkreuz" und 1991 den "Bayerischen Verdienstordens"2), 1996 war ihr der Sonderpreis des "Bayerischen Fernsehpreises"2) für schauspielerischen Leistungen überreicht worden. An weitere Auszeichnungen sind zu nennen die Medaille "München leuchtet"2) (1987), der "Bayerische Poetentaler"2) (1989) und der von der Münchner Faschingsgesellschaft "Narrhalla"2) verliehene Kunstpreis "Sigi-Sommer-Taler"2) (1991).
Siehe auch Wikipedia sowie den Nachruf bei www.sueddeutsche.de
1) Quelle: Wikipedia
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Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
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