Hans Stetter wurde am 16. August 1927 in Köln geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Berlin und Leipzig. Nach der Schule besuchte er die "Hochschule für dramatische Kunst" in Leipzig, begann seine Karriere als Schauspieler im Herbst 1945 am Theater in Quedlinburg (heute "Nordharzer Städtebundtheater"1)), wo der damals 18-Jährige als Orest in Goethes "Iphigenie auf Tauris"1) in der ersten Nachkriegs-Inszenierung begeisterte. Nach einem Engagement am "Harzer Bergtheater"1) in Thale gelang ihm 1949 der Sprung nach Berlin, zunächst stand Stetter am "Theater am Schiffbauerdamm"1) unter der Intendanz von Fritz Wisten1) (1890 – 1962) auf der Bühne, erhielt dann vom damaligen Intendanten Wolfgang Langhoff1) (1901 – 1966) ein Engagement am "Deutschen Theater"1) im damaligen Osten Berlins und trat eine Zeit lang an beiden Häusern parallel auf, bis er sich ganz für das "Deutschen Theater" entschied.
1958 verließ Stetter die ehemalige DDR und ging in die Bundesrepublik, wo er seine Karriere nahtlos fortsetzen konnte. 

Portrait Hans Stetter 1954
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001148_022)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 01.1954
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Portrait Hans Stetter 1954; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001148_022); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Hans Stetter; Das Foto wurde mir freundlicherweise von Hans Stetter zur Verfügung gestellt. Die Rechte liegen bei Hans Stetter. Nach einer kurzen Station in Hannover wurden ab 1959 für zehn Jahre die "Städtischen Bühnen"1) in Frankfurt/Main unter der Intendanz von Harry Buckwitz1) (1904 – 1987) seine künstlerische Heimat, schließlich ab 1970 das "Bayerische Staatsschauspiel"1) bzw. das "Residenztheater"1) in München, dem er bis zum Ausscheiden wegen Erreichen der Altersgrenze über zwei Jahrzehnte als festes Ensemblemitglied angehörte.
Zu Stetters Theater-Wirken zählen darüber hinaus in München das "Staatstheater am Gärtnerplatz"1), wo er unter anderem in den Operetten "Wie einst im Mai"1) (neben René Kollo) und in "Ein Walzertraum"1) als Fürst von Flausenthurn Joachim XIII. glänzte, sowie in Berlin das "Berliner Ensemble"1). Hier trat Stetter zuletzt ab 19. Mai 2007 (Premiere) in Peter Steins1) vielbeachteten 10-stündigen Inszenierung von Schillers "Wallenstein"1) mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle als Wallensteins Diener Gordon auf.
Der zum "Bayerischen Staatsschauspieler" ernannte Stetter brillierte in seiner langen Karriere sowohl mit klassischen als auch modernen Bühnenfiguren, zu seinen herausragenden Theaterrollen zählten der Orestes sowie der Pylades in Goethes "Iphigenie auf Tauris" oder die Titelfigur in "Gyges und sein Ring" von Friedrich Hebbel1). Stetter interpretierte mit seinem facettenreichen Spiel beispielsweise den Pedro Vaz in dem Drama "Eröffnung des indischen Zeitalters" von Peter Hacks1), den Protagonisten Camille in der Farce "Ein Floh im Ohr" von Georges Feydeau1), den Philinte in der Molière-Komödie "Der Menschenfeind"1) oder den Schauspieler Klaus Cranach in "Zappzarapp – Die Panik der Clowns hinterm Vorhang" von Wolfgang Deichsel1). Stetter zeigte sich unter anderem in Frankfurt in Brechts "Die Dreigroschenoper"1) (1966, Regie: Harry Buckwitz), gestaltete in Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick"1) den Hauptmann von Schlettow. Am Münchener "Residenztheater" trat er beispielsweise in Peter Shaffers "Amadeus"1) (Regie: Kurt Meisel) und in O'Neills "Trauer muss Elektra tragen"1) (1982, Regie: Klaus Löwitsch) auf, spielte erneut in Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick" (1980, Regie: Horst Sachtleben), gab nun altersbedingt Voigts Schwager Hoprecht.
 
Das Foto wurde mir freundlicherweise von Hans Stetter zur Verfügung gestellt.
Die Rechte liegen bei Hans Stetter bzw. seiner Familie.
Zu Stetters Lieblingsrollen gehörten nach eigenen Aussagen neben dem Orestes in Gothes "Iphigenie" die Titelrolle in Tschechows "Onkel Wanja"1), der Eulenspiegel in dem historischen Stück "Die Ballade vom Eulenspiegel, vom Federle und der dicken Pompanne" von Günther Weisenborn1), der Dauphin Karl in Shaws "Die heilige Johanna"1) und eine der Hauptrollen in Antonio Collaltos Komödie "Arlecchinos Herren oder Die Drillinge von Venedig".  Weiterhin der junge Dichter Rudolf Hahn in der naturalistischen Satire "Sozialaristokraten"1) von Arno Holz (Regie: Ernst Kahler1)) sowie zwei Stücke des irischen Dichters Sean O'Casey1): In der "abwegigen" Komödie "Purpurstaub" ("Purple Dust") zeigte sich Stetter in Frankfurt als Maurerpolier O'Cilligan, in "Das Freudenfeuer für den Bischof" ("The Bishop's Bonfire") als Pater Bohero – beide Male in einer Inszenierung von Hans Bauer1) (1914 – 1970), der neben Hans Lietzau1) (1913 – 1991) und Peter Stein1) zu Stetters bevorzugten Regisseuren gehörte. Dass Stetter zwei Mal Clowns spielen durfte, freute ihn ganz besonders, so in "August August, August" des tschechischen Autors Pavel Kohout1) und an der Seite von Hans Brenner (1938 – 1998) in Wolfgang Deichsels Schauspiel "Zappzarapp – Die Panik der Clowns hinterm Vorhang", das 1985 auch im Fernsehen ausgestrahlt wurde.
In jüngerer Zeit konnte man Stetter bei dem "Festspiel der Deutschen Sprache"1) am 10. September 2010 im "Goethe-Theater" Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) erleben. Unter der Schirmherrschaft des damaligen Ministerpräsidenten des Landes Sachsen–Anhalt Prof. Dr. Wolfgang Böhmer1) fand diese Veranstaltung dort zum 5. Mal statt. Das "Festspiel der deutschen Sprache" wurde erstmals 2006 von der Kammersängerin Prof. Edda Moser1) ins Leben gerufen. Sie ist bis heute die künstlerische Leiterin des Festspiels. "Seit 2007 findet diese Veranstaltung traditionell im "Goethe-Theater"1) Bad Lauchstädt statt, wo sich einmal im Jahr Schauspieler und Autoren treffen, um die deutsche Sprache zu feiern, ihre Eigenart und ihre Schönheit zu genießen und zugleich ihrer Banalisierung entgegenzuwirken." hieß es auf der Webseite des Theaters. Im ersten Programmteil wurden Lyrik und Prosa von Goethe, Rainer Maria Rilke, Botho Strauss, Karoline von Günderode, Joseph von Eichendorff und Börris von Münchhausen präsentiert. Der zweite Teil bestand aus Szenen aus Friedrich Schillers Drama "Kabale und Liebe"1), Hans Stetter interpretierte den Präsident von Walter, Sebastian Koch1) den Ferdinand, Ernst Jacobi den Stadtmusikus Miller, Axel Milberg1) den Sekretär Wurm, Gudrun Landgrebe1) die Lady Milford und Pauline Knof1) die Luise. Die Vorstellung war ausverkauft, der MDR übertrug die Veranstaltung live auf einer Großbildleinwand vor dem Theater; als Hörbuch ist die "hohe Kunst der Interpretation" inzwischen auf CD verfügbar.
Auch 2011 konnte das "Festspiel der Deutschen Sprache" wieder mit einer wunderbaren Aufführung bzw. prominenten Besetzung aufwarten, am 9. September 2011 hob sich vor hochkarätigen Gästen im "Goethe-Theater" Bad Lauchstädt der Vorhang zu einer szenischen Lesung von Goethes Drama "Faust, der Tragödie erster Teil"1). Zusammen mit Hans Stetter (Zueignung/Geist) begeisterten in der von dem Film- und Fernsehregisseur Michael Knof1) erarbeiteten "Lesefassung für sieben Schauspieler" allen voran Burghart Klaußner als Faust und Ulrich Matthes1) als Mephistopheles, weiterhin erlebte man Katharina Thalbach1) (Marthe Schwerdtlein/Hexe/Lieschen/Die Schöne/Die Alte), Pauline Knof (Margarethe), Ernst Jacobi (Herrgott/Wagner)  und Markus Meyer1) (Schüler/Valentin). Lange anhaltender Beifall und "standing ovations" waren der Lohn für die exzellente Darbietung dieser hervorragenden Schauspielerriege, die "Mitteldeutsche Zeitung" notierte unter anderem "Die Zuhörer, darunter neben dem Ministerpräsidenten Haseloff1) auch sein Vorgänger und Parteifreund Wolfgang Böhmer, der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher1) (FDP) sowie wenigstens das halbe Landeskabinett Sachsen-Anhalts, sind, wie stets zum "Festspiel der deutschen Sprache", reich belohnt worden für das Sitzen auf Lauchstädts historisch harten Bänken." Der "Mitteldeutsche Rundfunk" (MDR) strahlte am 11. September 2011 von 22:10 Uhr bis 22:40 Uhr eine Zusammenfassung aus, das Hörbuch ist im Juni 2012 bei "Lübbe Audio" erschienen.
2012 gehörte Stetter erneut zum Ensemble des "Festspiels der Deutschen Sprache", diesmal stand am 14. September 2012 eine szenische Lesung von Lessings "Nathan der Weise"1) auf dem Spielplan, in dem Stetter als Klosterbruder in Erscheinung trat. Mit Künstlern wie Christian Grashof (Nathan), Anna Thalbach1) (Recha), Katharina Thalbach (Daja), Elisabeth Trissenaar1) (Sittah) oder Hermann Beyer (Patriarch von Jerusalem) war auch diese Aufführung wieder prominent besetzt.
Am 6. September 2013 gelangte Rolf Hochhuths1), eigens für das Festspiel geschriebene szenische Lesung in drei Akten "Neun Nonnen fliehen" zur Uraufführung, in der Stetter unter anderem zusammen mit Caroline Beil1) (Katharina von Bora1)), Dominique Horwitz1) (Martin Luther1)), Uwe Bohm1) (Lucas Cranach der Ältere1)) und Anna Thalbach (Nonne Sophie) unter der Regie von Albert Lang im Beisein des Autors sowie auch weiterer prominenter Gäste den Abend in Bad Lauchstädt gestaltete. Der Titel "Neun Nonnen fliehen" bezieht sich direkt auf Katharina von Bora, die gemeinsam mit anderen Nonnen aus dem Kloster Marienthron im sächsischen Nimbschen entwichen und nach Wittenberg zu Martin Luther geflohen war. Das sparsam eingesetzte Bühnenbild verband Bilder des Malers Lucas Cranach des Älteren mit den Texten, in denen die geflohenen Nonnen etwa im 1. Akt sehr offen über Sex und Sinnlichkeit sprachen. Die Flucht der Zisterzienserinnen definierte Hochhuth als "die erste weibliche Revolution, mindestens in Deutschland!" → Quelle: www.welt.de. Stetter hatte den Part des Sprechers/Kommentators übernommen, der dem Publikum die historischen Zusammenhänge bzw. die Handlung näher brachte → Verein Deutsche Sprache. Auch diese Lesung, welche am 8. September 2014 wiederholt wurde, ist seit Mitte Juli 2014 als Hörbuch auf CD im Handel erhältlich ("Festspiel der deutschen Sprache Vol. 8: 9 Nonnen fliehen").
 
Seit Anfang der 1950er Jahre war der Charaktermime auch bei der DEFA1) so wie beim "Deutschen Fernsehfunk"1) (DFF) aktiv, wo er in Kino- und Fernsehproduktionen prägnante Rollen spielte. Sein Leinwanddebüt gab er mit einem kleinen Part in Gustav von Wangenheims Arbeiterfilm über den kalten Krieg "Gefährliche Fracht"2) (1954), es folgte "Hotelboy Ed Martin"3) (1955), inszeniert von Ernst Kahler und Karl-Heinz Bieber  nach dem Schauspiel "Merry Go Round" von Hollywood-Autor Albert Maltz1), mit der Figur des Collius an der Seite von Ulrich Thein in der Titelrolle. In dem von Carl Balhaus in Szene gesetzten antifaschistischen Streifen "
Damals in Paris"3) (1956) trat er als Franzose Denis in Erscheinung, mimte erneut unter der Regie von Carl Balhaus den Baron Rödern in "Nur eine Frau"1) (1958), einem biografischen Film über die Frauenrechtlerin Luise Otto-Peters1) (1819 – 1895) (dargestellt von Karla Runkehl), nach dem gleichnamigen Roman von Hedda Zinner1). Weitere Auftritte hatte Stetter in den DEFA-Produktionen "Die Schönste"1) (1957) und dem historischen Künstlerportrait "Tilman Riemenschneider"3) (1958) über den berühmten Bildschnitzer und Kunstmeister Tilman Riemenschneider1) (1460 – 1531) mit Emil Stöhr1) in der Hauptrolle.
Nach seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik zeigte sich Stetter im Fernsehen mit vielen schönen Rollen und wurde so rasch einem breiten Publikum bekannt. Neben wiederholten Auftritten in so populären Krimi-Serien wie "Derrick", "Polizeiinspektion 1", "Die unsterblichen Methoden des Franz Josef Wanninger" oder "Tatort" sah man ihn beispielsweise als Offizier Graf von Miossens an der Seite von Angela Salloker und Hannes Messemer in Lutz Büschers E. T. A. Hoffmann-Adaption "Das Fräulein von Scuderi"4) (1976) oder als Woywode in der Kinoproduktion "Georg Elser – Einer aus Deutschland"1) (1989) über den gescheiterten Hitler-Attentäter Georg Elser1) (1903 – 1945), neben Regisseur und Hauptdarsteller Klaus Maria Brandauer. In dem zehnteiligen  Karriere-Melodram "Regina auf den Stufen"1) (1992) nach dem Utta Danella1)-Roman mimte er einige Episoden lang den Onkel Fritz, als Onkel Svjatoslav tauchte er in den Vorabend-Geschichten "Russige Zeiten"5) (1993) auf, in der beliebten Serie "Alle meine Töchter"1) (1995–2001) machte er als Prälat bzw. Weihbischof Rottmann und Freund der Familie Sanwaldt eine gute Figur. Danach zeigte sich Stetter auf dem Bildschirm nur noch sporadisch, übernahm Gastrollen in Reihen/Serien wie "Der Bulle von Tölz" (1996/97), "Pumuckls Abenteuer" (1999, Episode "Pumuckls rotes Bild"), "Jenny & Co." (2001, Episode "Die Hochzeitsüberraschung") und "Siska" (2007, Episode "Requiem für einen Engel"). Zuletzt trat er als Theaterdirektor in Jo Baiers Fernsehfilm "Liesl Karlstadt und Karl Valentin"6) (2008) über das legendäre Komikerduo Liesl Karlstadt (Hannah Herzsprung/Bettina Redlich1)) und Karl Valentin (Johannes Herrschmann1)) auf dem Bildschirm in Erscheinung → Übersicht Filmografie.
  
  

Das Foto wurde mir freundlicherweise von Hans Stetter zur Verfügung gestellt.
Die Rechte liegen bei Hans Stetter bzw. seiner Familie.

Hans Stetter; Das Foto wurde mir freundlicherweise von Hans Stetter zur Verfügung gestellt. Die Rechte liegen bei Hans Stetter.
Hans Stetter war lange Jahre Weggefährte von Paul Klinger (1907 – 1971) in der Gewerkschaftsarbeit bzw. im Kampf um die Rechte der Schauspieler und Künstler. Er war Ehrenmitglied des "Nordharzer Städtebundtheaters" sowie seit 1994 Ehrenmitglied des "Vereins der Freunde des Bayerischen Staatsschauspiels e.V.".
Stetter, seit 1989 in zweiter Ehe mit Schauspielerkollegin Monika Lundi1) verheiratet, lebte in München; dort starb er am 29. Januar 2019 im Alter von 91 Jahren. Im Rahmen der intimen Trauerfeier in den Räumen der "AETAS Lebens-und Trauerkultur" am Münchener Westfriedhof1) nahmen am 14. Februar 2019 neben der Familie engste Freunde und Kollegen Abschied von dem Charakterdarsteller. Zu den Trauergästen zählten unter anderem Klaus Maria Brandauer, der zusammen mit Stetter für sein Regiedebüt "
Georg Elser – Einer aus Deutschland"1) (1989) vor der Kamera gestanden hatte, sowie Miroslav Nemec1) und Rita Russek1)  → Todesanzeige.
Siehe auch Wikipedia
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) defa-stiftung.de, 4) Die Krimihomepage, 5) fernsehserien.de, 6) tittelbach.tv
    
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
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fernsehenderddr.de, whoswho.de, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
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