Der Schauspieler Fred Tanner wurde am 12. September 1920 als Gottfried Tanner in dr Schweizer Gemeinde Rüschlikon1) (Kanton Zürich) geboren. Nach dem Besuch einer Kunstgewerbeschule in Zürich (1935–1936) sowie einer Grafikerlehre in Wädenswil1) (Kanton Zürich) entschloss er sich zu einer schauspielerischen Laufbahn und erwarb sich dein darstellerisches Rüstzeug ab 1941 am "Bühnenstudio Zürich"1), beendete die Ausbildung 1944 erfolgreich. Daneben sammelte er zwischen 1940 und 1942 als Externist bereits erste Bühnenerfahrungen am "Schauspielhaus Zürich", dem er dann ab 1944 (mit Unterbrechung) als Ensemblemitglied bis 1982 angehören sollte und im Laufe der Jahrzehnte rund 220 (zumeist mittlere und kleine) Rollen gestaltete. 
Fred Tanner in "Der 10. Mai" (1957); Quelle/Link:  cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG"Zürich", mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG,Zürich); Copyright Praesens-Film AG Dazwischen nahm Tanner immer wieder Gastengagements an, unter anderem in Basel an der "Komödie"1) und am "Stadttheater"1), an den Stadttheatern in Bern1) und St. Gallen1) sowie in Zürich am "Kleinen Theater"2) und am "Theater am Central"2). Zwischen 1957 und 1959 war er Ensemblemitglied des "Landestheaters Darmstadt"1).
Große Erfolge feierte Tanner am "Schauspielhaus Zürich" in Stücken der Moderne, so als Ingenieurs Oderbruch in der Uraufführung (14.12.1946) des Dramas "Des Teufels General"1) von Carl Zuckmayer1) und mit der Figur des "Rothaarigen" in der Uraufführung (05.06.1948) des Brecht-Stücks "Herr Puntila und sein Knecht Matti"1) an der Seite von Leonard Steckel (Puntila) und Gustav Knuth (Matti). 1954 brillierte er als Lucky in "Warten auf Godot"1) von Samuel Beckett1) und 1960 mit der Rolle des Beckmann in Heimkehrer-Drama "Draußen vor der Tür"1) von Wolfgang Borchert1). Weiterhin zu nennen ist beispielsweise der Mijnheer Kraler (= Victor Kugler1)) in der Bühneadaption des "Tagebuchs der Anne Frank"1) (1956/57) von Frances Goodrich1) und Albert Hackett1) oder der Werner in "Die Eingeschlossenen" (1960) von Jean-Paul Sartre1). Dass Tanner auch in klassischen Bühnenwerken zu überzeugen wusste, bewies er 1957 mit der Titelrolle in Schillers "Wilhelm Tell"1), zwei Jahrzehnte später gestaltete er 1978 den Freiherrn von Attinghausen → mehr zum Theaterwirken bei tls.theaterwissenschaft.ch.

Fred Tanner als Albert Widmer in "Der 10. Mai" (1957)
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); © Praesens-Film AG

Sein Leinwanddebüt gab Tanner, den Leopold Lindtberg1) als "sanften Riese von poetischer Gestalt"3) bezeichnete, in dessen Historienfilm "Landammann Stauffacher"1) (1941, → cyranos.ch) und verkörperte neben Protagonist Heinrich Gretler (Werner Stauffacher1)) den Reeta Stauffacher. Die in Schweizerdeutsch gehaltene Produktion entstand im Zuge der "Geistigen Landesverteidigung"1) während des Zweiten Weltkrieges. Für Lindtberg spielte Tanner anschließend den wichtigen Part des Kandidaten der Theologie bzw. des Vikars Pfannenstiel in dem Lustspiel "Der Schuss von der Kanzel"1) (1942), gedreht nach der gleichnamigen Novelle1) (1877) von Conrad Ferdinand Meyer1), sowie den Robert Scheibli in dem Melodram "Marie-Louise"1) (1944). Nach Kriegsende holte Lindtberg Tanner erneut vor die Kamera und gab ihm einen kleinen Part in der heiteren Geschichte "Swiss Tour" (1949, → cyranos.ch an der Seite des Hollywoodstars Cornel Wilde1). Luigi Comencini1) besetzte ihn als Pfarrer in seiner berühmten Johanna Spyri-Verfilmung "Heidi"1) (1952, → cyranos.ch), eine Figur, die er ebenfalls in der von Franz Schnyder1) in Szene gesetzten Fortsetzung "Heidi und Peter"1) (1955, → cyranos.ch) mimte; in beiden Filmen spielte Elsbeth Sigmund1) die kleine Titelheldin, der Alp-Öhi wurde von Heinrich Gretler dargestellt.

Fred Tanner als Vikar Pfannenstiel in "Der Schuss von der Kanzel" (1942)
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG

Fred Tanner in "Der Schuss von der Kanzel" (1942); Quelle/Link:  cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG "Zürich", mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG,Zürich); Copyright Praesens-Film AG
Fred Tanner in "Der Sittlichkeitsverbrecher" (1962); Quelle/Link:  cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich", mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); Copyright Praesens-Film AG Anschließend folgten eine Reihe weiterer, von Franz Schnyder inszenierte Streifen, so sah man Tanner in der farbenprächtigen Liebesgeschichte "Zwischen uns die Berge" (1956) als Korporal Remy an der Seite so prominenter Schweizer Kollegen wie Hannes Schmidhauser, Peter Arens, Max Haufler, Erwin Kohlund oder einmal mehr Heinrich Gretler. Im darauffolgenden Jahr gelangte Schnyders, ebenfalls prominent besetztes Flüchtlingsdrama "Der 10. Mai"1) (1957, → cyranos.ch) in die Lichtspielhäuser, in dem Tanner den Albert Widmer spielte. In den beiden epischen Jeremias Gotthelf1)-Adaptionen um die resolute Bäuerin "Anne Bäbi Jowäger"4) – I. Teil: Wie Jakobli zu einer Frau kommt"1) (1960) und "Jakobli und Meyeli"1) (1961) – mit Margrit Winter1) in der Titelrolle, war er der Knecht Sami. In dem dokumentarischen Aufklärungsfilm "Der Sittlichkeitsverbrecher"1) (1962) gab er in der Episode "Der Fall Claudia" den Inspektor Kuhn, einen Gemeindepräsidenten in "Geld und Geist"1) (1964, → cyranos.ch), von Schnyder gedreht nach dem gleichnamigen Jeremias Gotthelf-Roman.

Fred Tanner als Inspektor in "Der Sittlichkeitsverbrecher" (1962)
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG

Dazwischen stand Tanner für Werner Düggelin1) vor der Kamera und zeigte sich als Oberarzt Dr. Zbinden in der ganz auf Volksschauspieler Schaggi Streuli1) zugeschnittenen Schweizer Alltagsgeschichte " Taxichauffeur Bänz"1) (1957, → cyranos.ch"). Auch Kurt Früh1) bediente sich des Charakterdarstellers, holte ihn als Konditor Berger für den Dialektfilm "Bäckerei Zürrer"1) (1957, → cyranos.ch), als Polizist Meier 12 für das Kleinbürger-Drama "Hinter den sieben Gleisen" (1959, → cyranos.ch) und als Herrn Voellmy für die Milieu-Studie "Es Dach überem Chopf"1) (1962) vor die Kamera. In Ladislao Vajdas1) Drama über minderjährige Mädchen in einer Erziehungsanstalt mit dem Titel "Die Schatten werden länger"1) (1961) trat er neben Barbara Rütting, Hansjörg Felmy und Luise Ullrich als Dr. Borner in Erscheinung. Mit der Nebenrolle des Herrn Kleiner präsentierte er sich in dem Aufklärungsfilm "Angeklagt nach § 218"1) (1966) "über Probleme der Empfängnisverhütung und Abtreibung an Hand von Dokumentarszenen aus dem Kreißsaal und erfundenen Beispielen von heimlicher Schwangerschaft und Kurpfuscherei".5)

Fred Tanner als Dr. Borner in "Die Schatten werden länger" (1961)
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG

Fred Tanner in "Die Schatten werden länger" (1961); Quelle/Link:  cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich", mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); Copyright Praesens-Film AG
Danach wirkte Fred Tanner nur noch in zwei Kinoproduktionen mit, stellte in Franz Schnyders Heimatfilm "Die 6 Kummer-Buben"1) (1966, → cyranos.ch) den Dorfpfarrer dar, war zuletzt in Xavier Kollers Thriller "Hannibal"6) (1973) als dubioser Arzt zu sehen, der seit dem Zweiten Weltkrieg allein in einem menschenleeren Ruinen-Dorf lebt und mit Ratten und Mäusen experimentiert → Übersicht Kinofilme.
Darüber hinaus übernahm Tanner seit Ende der 1950er Jahre sporadisch Aufgaben für das Fernsehen, trat in Literatur-Adaptionen, aber auch in Serien auf. In den 1960er Jahren wirkte er überdies als Dozent an der "Schauspielakademie Zürich"2).
 
Fred Tanner starb am 27. Oktober 1982 mit nur 62 Jahren in Zürich1) (Schweiz); die letzte Ruhe fand er auf dem "Friedhof Witikon" im Osten von Zürich.
Er war seit 1945 mit der Physiotherapeutin Jacqueline Béatrice Wyler verheiratet. Sohn Thomas Tanner2) (1947 – 1997) machte sich einen Namen als Theaterregisseur sowie Autor von Drehbüchern und Hörspielen.
Quellen (unter anderem) Wikipedia, cyranos.ch, tls.theaterwissenschaft.ch*),
Historisches Lexikon der Schweiz
*) Blubacher, Thomas: Fred Tanner, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz (Chronos VerlagZürich 2005, Band 3, S. 1791–1792)
Link: 1) Wikipedia, 2) tls.theaterwissenschaft.ch, 4)  cyranos.ch, 6) Lexikon des Internationalen Films
3) zitiert nach Hervé Dumont: Die Geschichte des Schweizer Films. Spielfilme 1896–1965 (Lausanne 1987, S. 360)
5) Quelle: Lexikon des Internationalen Films
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), cyranos.ch, fernsehserien.de, filmportal.de, Die Krimihomepage)
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