Filmografie / Hörspiel
Joachim Teege als Fritz 1950 in dem dem Stück "Der Hofmeister" von Jakob Michael Reinhold Lenz in einer Aufführung des "Berliner Ensembles" am "Deutschen Theater" Berlin; Regie: Bertolt Brecht; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000853_002); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 15.04.1950; Quelle: www.deutschefotothek.de Joachim Teege gehört zu den Schauspielern, die in den 1950er und 1960er Jahren in vielen Filmen und Fernsehspielen ungemein populär waren, heute jedoch fast in Vergessenheit geraten sind.
Geboren am 30. November 1925 in Spremberg1) (Niederlausitz) wuchs der Sohn eines Oberstudienrats in Berlin auf, wo er auch die Oberrealschule besuchte. Nach dem Schulabschluss begann Teege zunächst ein Studium der Literaturgeschichte und Germanistik, da er später als Lektor bei einem Verlag arbeiten wollte; zum Kriegsdienst einberufen, musste er während des 2. Weltkrieges seine Ausbildung unterbrechen. Er geriet in britische Kriegsgefangenschaft, wurde im Lager Ascot interniert, wirkte dort ab 1943 in einer Arbeitsgemeinschaft für Hörspiele mit und betätigte er sich als Sprecher und Autor des "German Prisoners' Program" der BBC1).
Als er 1946 wieder in seine Heimat kam, setzte er zunächst kurz sein Studium fort, entschied sich dann jedoch, beim damaligen NWDR1) in Köln als Regieassistent in der Hörspielabteilung zu arbeiten, einen anschließenden Vertrag erhielt er beim "RIAS Berlin"1). Bis zu seinem frühen Tod blieb er dem Hörfunk treu, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier am Ende dieser Seite.
 

Joachim Teege als Fritz von Berg 1950 in dem dem Stück "Der Hofmeister"1)
von Jakob Michael Reinhold Lenz1) in einer Aufführung
des "Berliner Ensembles"1) am "Deutschen Theater" Berlin
Regie: Bertolt Brecht1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000853_002)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 15.04.1950
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

1947 startete Teege seine Schauspielerkarriere und ließ sich an der Schauspielschule des Berliner "Hebbel-Theaters"1) ausbilden, noch im gleichen Jahr gab er sein Bühnendebüt mit dem kleinen Part eines jungen Schäfers in dem Shakespeare-Stück "Das Wintermärchen"1). Ein erstes Engagement erhielt Teege im Herbst 1947 am Berliner "Renaissancetheater"1), wo er ebenso wie an der "Volksbühne"1) und dem "Berliner Ensemble"1) erfolgreich auf der Bühne stand. Gleichzeitig arbeitete er weiter für den Rundfunk und gehörte 1949 gemeinsam mit Rolf Ulrich1), Alexander Welbat1) und Klaus Becker1) zu den Gründern des legendären Kabaretts "Die Stachelschweine"1), konnte aber wegen anderer Engagements weder bei den anfänglichen Auftritten im August noch in den ersten Programmen mitwirken. 1951 kam er zur Gruppe zurück und führte auch Regie beim 8. Programm "Das Brettl hoch", in dem er auch mitspielte (Premiere 7. April 1951 im "Burgkeller" am Kurfürstendamm).
Am "Berliner Ensemble", das von Bertolt Brecht1) und Ehefrau Helene Weigel gegründet worden war, glänzte er beispielsweise 1949/50 als Schweizerkas in Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder"1), im "Theater der Jugend" gab er 1949 den Junker Bleichenwang in der Shakespeare-Komödie "Was ihr wollt"1) ebenso beeindruckend wie den Schäfer Silvius in Shakespeares "Wie es euch gefällt"1) an der "Volksbühne". Seit Anfang der 1950er Jahre trat Teege wechselweise an den "Städtischen Bühnen Frankfurt"1) und dem "Bayerischen Staatsschauspiel"1) in München auf, die "Frankfurter Rundschau" schrieb anlässlich seines frühen Todes Ende 1969 unter anderem "Manch eine der Rollen hätte nicht leicht ein anderer so authentisch, so vollkommen und mit sparsamsten Mitteln verkörpern können, wie es Joachim Teege getan hat. Entkörpern wäre freilich in seinem Falle der entsprechendere Ausdruck angesichts der langen Hopfenstange, die er auf die Bretter stellte. In seiner unüberbietbaren Skurrilität schlenkerte er mit seinen langen Armen und Beinen gelegentlich so schlaksig daher, dass man ihn für eine an Drähten bewegte Marionette (vielleicht gar im Kleistschen Sinne) nehmen konnte. Von Natur aus war ihm – mit oder ohne Brille, fragend, grübelnd, verloren vor sich hinschauend – die Vis comica, die komische Kraft zu eigen – zunächst von der Gestalt her und den Gesten, erst recht in seiner trockenen, sich selbst ironisierenden Sprechweise. Die (…) heiteren und die ernsten Komponenten waren ihm gleichermaßen gegeben, kamen aus seinem eigensten Wesen."

Seit Ende der 1940er Jahre übernahm Teege auch verschiedenste Rollen für den Film, seit Mitte der 1950er Jahre arbeitete er auch für das Fernsehen. Meist waren es auf der Leinwand wie auf dem Bildschirm kleine, dennoch prägnante Nebenrollen mit einer gehörigen Portion an Komik, wie die des biederen Kleinstadtbürgers Heini Bock in der von Wolfgang Staudte1) für die DEFA1) inszenierten Satire "Die seltsamen Abenteuer des Herrn Fridolin B."1) (1948) an der Seite von Axel von Ambesser in der Titelrolle und Hubert von Meyerinck als "falscher Biedermann".
Teege "hatte einen sonderbaren Wackelgang und wirkte meist verschroben und schusselig, gab seinen stillen Sonderlingen aber stets ein gerüttelt Maß an unwiderstehlicher Liebenswürdigkeit mit auf den Weg. Sein skurriler Humor war leise und unaufdringlich, warmherzig und kordial, so dass er auch in plakativen Karikaturen immer menschlich blieb.", so Rainer Dick im "Lexikon der Filmkomiker" (1999).  
1950 erlebte man Teege als Herrn Spärlich in der von Georg Wildhagen1) für die DEFA in Szene gesetzten Opern-Adaption "Die lustigen Weiber von Windsor"1), in Wildhagens Operetten-Verfilmung "Die Dubarry"1) (1951) mimte der Mann mit dem markant-hageren Gesicht einen Fotografen, in dem Heimatfilm "Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren"1) (1952) einen Konditor. Kurt Hoffmann1) besetzte ihn als konfusen, geschwätzig-umstandskrämerischen Zeugen Munio Eunano in der Curt Goetz-Komödie "Hokuspokus"1) (1953) mit Autor Curt Goetz und Ehefrau Valèrie von Martens in den Hauptrollen, eine Figur, die Teege in Kurt Hoffmanns Remake "Hokuspokus oder: Wie lasse ich meinen Mann verschwinden…:?"1) neben Heinz Rühmann und Liselotte Pulver 1966 ebenfalls erneut herrlich verkörperte. Zu Teeges weiteren Kinoproduktionen der 1950er Jahre zählen unter anderem der Dr. Klarwein in dem Lustspiel "Knall und Fall als Detektive"2) (1953) mit Hans Richter (Knall) und Rudolf Carl (Fall), ein Amtsanwalt in der Komödie "Wenn wir alle Engel wären"1) (1956) und der Standesamtdiener Storch in der Militär-Klamotte "Drei Tage Mittelarrest"1) (1955).
In den 1960ern zeigte er sich beispielsweise als Kinobesitzer in Bernhard Wickis Literaturadaption "Das Wunder des Malachias"1) (1961), als Rechtsanwalt Stone in dem Wallace-Streifen "Der Bucklige von Soho"1) (1966), in dem Kostümfilm "Liselotte von der Pfalz"1) (1966) mit Heidelinde Weis als Liselotte von der Pfalz1) mimte er einen frömmelnden Abbé, ein Jahr später tauchte er als zeitreisender Räuber Hugo in der Militarismusparodie "Herrliche Zeiten im Spessart"1) auf. Teege trat als Bestattungsunternehmer Oscar in dem Gangsterstreifen "Das Rasthaus der grausamen Puppen"1) (1967) in Aktion, in "Tolldreiste Kerle in rasselnden Raketen"1) (1967, "Jules Verne's Rocket to the Moon"), einer britischen Komödie nach Motiven von Jules Verne, musste Teege als russischer Spion Joachim Bulgeroff unfreiwillig als erster Mensch auf den Mond fliegen. In dem Klamauk "Zum Teufel mit der Penne"1) präsentierte er sich dann 1968 als Lehrer Dr. Burki letztmalig auf der Leinwand → Übersicht Kinofilme.

Das Fernsehen bot dem Schauspieler mit der hageren Figur und den markanten Gesichtszügen, der von einer Zeitung einmal als "schusseliger Parsifal der deutschen Bühne" bezeichnet wurde, interessante Aufgaben und hier konnte Teege vor allem in Literatur-und Theaterverfilmungen beweisen, dass er nicht nur auf seichte Rollen abonniert war. So spielte er in der Gogol-Verfilmung "Der Revisor
"3) (1955) den Postmeister Iwan Kusmitsch Schpekin, den Zuschneider Wabschke in "Der Hauptmann von Köpenick" (1960) mit Rudolf Platte als Wilhelm Voigt1) und den hochnäsig, steif-charmanten Knuzius1) in "Der fröhliche Weinberg"3) (1961) – jeweils Adaptionen der gleichnamigen Bühnenwerke von Carl Zuckmayer1). In "Die Irre von Chaillot" (1960) nach "La Folle de Chaillot"1) von Jean Giraudoux1) mit der großartigen Hermine Körner kam er als Kloakenreiniger daher, in "Die Nashörner"3) (1961) nach dem Stück "Rhinocéros"1) von Eugène Ionesco1) mit Bernhard Wicki (Behringer) war er als stellvertretender Bürochef Stech ebenso auf dem Bildschirm präsent wie als lustiger Taschendieb und Balladensänger Autolycus in "Ein Wintermärchen" (1965) nach "Das Wintermärchen"1) von William Shakespeare1). Zu Teeges letzten bedeutenden Fernseharbeiten zählte der König in der Eugène Ionesco-Adaption "Der König stirbt"3) (1965) an der Seite von Maria Becker als Königin Margarete, die Hauptrolle des Buchhalters Heinrich Kühn in Fritz Umgelters Dreiteiler "Rebellion der Verlorenen"3) (1969) nach dem gleichnamigen Krimi von Henry Jaeger1) und der sonderbare Henry Miggletwitcher in der ORF-Produktion "Die Kobibs'chen des Mr. Miggletwitcher"3) (1969). Die Erstausstrahlung zweier von Dietrich Haugk1) in Szene gesetzten Filme, die 30-minütige Adaption "Die 13 Monate"1) (EA: 01.01.1970) nach dem Gedichtzyklus von Erich Kästner sowie "Am Ziel aller Träume" (EA: 13.01.1970), erlebte der Schauspieler nicht mehr → Übersicht TV-Produktionen.

Joachim Teege, der seit 1962 Mitglied der "Deutschen Akademie der darstellenden Künste"1) war, starb am 19. November 1969, wenige Tage vor seinem 43. Geburtstag in München an den Folgen eines Herzinfarktes; zuvor war er während einer Gastspielreise des "Tournee-Theaters Basel" an einer schweren Rippenfellentzündung erkrankt. Die letzte Ruhe fand er auf dem Münchener "Nordfriedhof"1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Der Schauspieler war verheiratet und Vater einer in Südamerika geborenen Adoptivtochter.
Sein schriftlicher Nachlass befindet sich in der Berliner "Akademie der Künste" → Joachim-Teege-Archiv.
Siehe auch Wikipedia
Foto bei film.virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Die Krimihomepage
      
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), filmportal.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung) bzw. Wikipedia)  
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