Theater (Auszug) / Filmografie / Hörspiel
Ulrich Thein als Timur in dem Stück "Timur und sein Trupp" von Arkadi Petrowitsch Gaidar, 1951 am Berliner "Theater der Freundschaft" (heute "Theater an der Parkaue"); Regie: Siegfried Menzel; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000972_106); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 16.05.1951; Quelle: www.deutschefotothek.de Der Schauspieler, Regisseur und Autor Ulrich Thein wurde am 7. April 1930 als Sohn des Kapellmeisters Wilhelm Thein in Braunschweig1) geboren. Seine Kindheit und Jugend war nicht gerade einfach, der Vater starb, als er gerade vier Jahre alt war. Theins Mutter Else musste den kleinen Ulrich und zwei ältere Brüder alleine groß ziehen. Sie ermöglichte ihrem Sohn eine gute Schulausbildung, nach dem Abitur studierte Ulrich Thein sechs Semester lang Musik mit dem Schwerpunkt Harfe und Klavier, ließ sich gleichzeitig von Kurt Wetzel zum Schauspieler ausbilden. Ein erstes Engagement erhielt er am "Staatstheater Braunschweig"1), wo er mit kleinen Rollen Bühnenerfahrung sammelte. 1951 siedelte Thein in die DDR über und wurde von Wolfgang Langhoff1) (1901 – 1966) als jüngstes Mitglied an das "Deutsche Theater1) in Ost-Berlin verpflichtet, wo er bis Mitte der 1960er Jahre viele große Rollen seines Fachs spielte. Anfangs als jugendlicher Liebhaber besetzt, machte sich der Schauspieler mit den Jahren einen Namen als vielseitiger Charakterdarsteller, brillierte vor allem in Gegenwartsstücken wie in "Die Schlacht bei Lobositz" und "Der Müller von Sanssouci" von Peter Hacks1) oder in "Irkutsker Geschichte" des russischen Dramatikers Alexei Arbusow1). Daneben spielte er anfangs am Berliner "Theater der Freundschaft" (heute "Theater an der Parkaue"1)), wirkte auch als Darsteller und Regisseur am "Theater der Bergarbeiter Senftenberg"1) → Auszug Theater-Wirken siehe hier sowie Wikipedia.
 
Ulrich Thein als Timur in dem Stück "Timur und sein Trupp"
nach dem gleichnamigen Roman1) von Arkadi Petrowitsch Gaidar1)
1951 am Berliner "Theater der Freundschaft"; Regie: Siegfried Menzel
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000972_106)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 16.05.1951
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Etwa mit den Anfängen seiner Theaterkarriere begann auch Theins Laufbahn als Filmschauspieler bei der DEFA1), von renommierten Regisseuren wie Martin Hellberg1), Gerhard Klein1), Günter Reisch1), Frank Beyer1) und Konrad Wolf1) wurde er in etlichen Produktionen mit Hauptrollen besetzt, avancierte mit unterschiedlichen Figuren und einem facettenreichen Spiel rasch zum Filmstar der ehemaligen DDR. Sein Leinwanddebüt gab er als Fritz Lorenz in Martin Hellbergs Drama "Geheimakten Solvay"1) (1953), einem Film, der die Wirtschaftssabotage im "Kalten Krieg" thematisierte, ein Jahr später überzeugte er als Tierpfleger Herbert in Gerhard Kleins Krimi "Alarm im Zirkus"1) an der Seite von Erwin Geschonneck. Unter der Regie von Ernst Kahler1) und Karl-Heinz Bieber entstand das kritische Gesellschaftsstück "Hotelboy Ed Martin"1) (1955), nach dem Bühnenstück "Merry-Go-Round" von Albert Maltz1), in dem Thein – wie bereits in einer Inszenierung des "Deutschen Theaters" – den Titelhelden spielte. Gerhard Klein besetzte ihn wenig später als Westberliner Arbeitslosen Hans und Partner von Annekathrin Bürger in der heiteren Liebesgeschichte "Eine Berliner Romanze"2) (1956), 1957 folgte der propagandistische Krimi "Spur in die Nacht"1) und seine Rolle des Maurers Ulli.

Porträt Ulrich Thein 1954
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001148_204)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 01.1954
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Porträt Ulrich Thein 1954; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001148_204); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Ulrich Thein verkörperte in den meisten Filmen klassenbewusste Kämpfer, die ganz der Ideologie des damaligen DDR-Regimes entsprachen, so auch als Maschinist Henne Lobke in "Das Lied der Matrosen"1) (1958), das zur Zeit der russischen Oktoberrevolution1) von 1917 begann und den Kieler Matrosenaufstand1) im deutschen Kaiserreich thematisierte. Mit der Rolle des Lehrlings Kurt in Geschichte "SAS 181 antwortet nicht"1) (1959), welche von der Disziplinlosigkeit in einem Fischkombinat handelte, folgte in dem Beziehungsdrama "Ehesache Lorenz"1) (1959) nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Berta Waterstradt ein weiterer tragender part. Ein Jahr später mimte Thein neben Erwin Geschonneck als deutschem Kommissar Heinrich Witting den russischen Funker Wasja in Frank Beyers Kriegsdrama  "Fünf Patronenhülsen"1) (1960): Vor dem historischen Hintergrund des spanischen Bürgerkrieges wird der heroische Kampf einer internationalen Brigade geschildert und die Verbundenheit der Kämpfer im Dienst einer fast aussichtslosen Lage glorifiziert. Um die körperlichen Strapazen und den Durst überzeugend und authentisch darstellen zu können, soll Ulrich Thein zur Darstellung der extremen Szenen eine spezielle Schauspielmethode angewandt haben: Vor den entscheidenden Drehs aß er mehrere Tage nichts, trank nichts und hielt in brütender Hitze aus, bis die Augen ihren Glanz verloren und die Lippen aufrissen.
Konrad Wolf setzte "Professor Mamlock"1) (1961), nach dem gleichnamigen Drama1) seines Vaters Friedrich Wolf1) in Szene, hier verkörperte Thein er eindrucksvoll und sensibel den jungen Kommunisten Ernst und Freund des Sohnes der Titelfigur (Wolfgang Heinz1)), der nach der Machtergreifung Hitlers die drohende Gefahr für seine jüdische Familie vorhersieht, seinen Vater jedoch nicht vor dem Freitod bewahren kann. 
Eine ergreifende Rolle war auch die des Chemikers Dr. Hans Schramm, der sich in Kurt Maetzigs1) Melodram "
Septemberliebe"2) (1961) zwischen zwei Frauen entscheiden musste. Maetzig besetzte ihn zudem in dem Spionagestreifen "Der Traum des Hauptmann Loy"2) (1961) nach dem gleichnamigen Roman von Wolfgang Schreyer1), in dem kriminalistischem Gegenwartsfilm "Die Glatzkopfbande"1) (1962) stellte Thein den Leutnant der Kriminalpolizei Lothar Czernik dar. Frank Vogel1) gab ihm die Rolle des Taxifahrers Klaus, der in "… und deine Liebe auch"1) (1962) von einem sorgenfreien Leben im Westen träumt und nach dem Mauerbau zwischen seiner Liebe zu der Briefträgerin Eva (Kati Székely1)) und Fluchgedanken hin und her gerissen wird. Als zwiespältiger SA-Mann Jürgen musste er sich in Frank Beyers Filmballade "Königskinder"1) (1962) erneut zwischen eigenem Fortkommen und Freundschaft entscheiden. Bis Ende der 1960er Jahre folgten noch die Produktionen "Chronik eines Mordes"1) (1965), "Geschichten jener Nacht"1) (1967) und "Das siebente Jahr"1) (1969), dann zog sich Ulrich Thein für viele Jahre fast ganz vom Filmgeschäft zurück.
Erst Ende der 1970er Jahre übernahm er wieder eine Hauptrolle in der Kinokomödie "Anton der Zauberer"1) (1977) und mimte herrlich den gewitzten Automechaniker Anton Grubske, der es mit unkonventionellen Methoden und Schiebereien schafft, sich in der Nachkriegszeit durchzusetzen. Er übernahm Aufgaben in den Kinostreifen "Mit Leib und Seele"2) (1988) sowie in "Mensch, mein Papa…!"2) (1988), wo er auch hinter der Kamera stand, für das Drehbuch und die Musik verantwortlich zeichnete. In enger Zusammenarbeit mit Erwin Geschonneck, dem er die Hauptrolle auf den Leib geschrieben hatte, war ein eindringlicher Film über die Beziehung zweier Generationen entstanden. Zu Theins weiteren erfolgreichen Regiearbeiten zählen die Kinofilme "Dach überm Kopf"2) (1980, auch Co-Drehbuch), "Romanze mit Amélie"1) (1982, auch Co-Drehbuch) sowie unter anderem das dreiteilige TV-Stück "Jule – Julia – Juliane"3) (1972), zu dem er ebenfalls das Drehbuch schrieb und neben Renate Geißler zudem die Rolle des "Einmischers" spielte. Als Darsteller übernahm er sporadisch Aufgaben in der legendären Krimireihe "Polizeiruf 110"1), in der heiteren, harmlosen Geschichte "Der Direktor"3) (1980) trat er als verwitweter Schuldirektor in Aktion. Eine herausragende Rolle verkörperte er drei Jahre später: 1983 glänzte Thein zum Luther-Jahr mit der Titelrolle des Reformators Martin Luther1) in dem historischen Fünfteiler "Martin Luther"1), zwei Jahre später erlebte man ihn leidenschaftlich als Komponist Johann Sebastian Bach1) in der gleichnamigen TV-Biografie1), die Lothar Bellag1) als Vierteiler in Szene gesetzt hatte. 

Seit März 2011 ist diese legendäre Produktion "Martin Luther"
auf DVD im Handel erhältlich.
Abbildung DVD-Cover  mit freundlicher Genehmigung
von "Studio Hamburg Enterprises GmbH
Quelle: presse.studio-hamburg-enterprises.de

Martin Luther: Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Studio Hamburg Enterprises GmbH"; Quelle: presse.studio-hamburg-enterprises.de
"Thein verfügt über eine starke empirische Persönlichkeit, bringt sich selbst in seine Rollen mit ein. Dies konnte er mit seiner Darstellung des Luther im gleichnamigen Fernsehfilm beweisen, das bestätigte er auch als Johann Sebastian Bach. Die Persönlichkeit des Hauptdarstellers überbrückte die Leerstellen im Szenarium, schuf aus dem Anekdotischen eine in ihrer Grundcharakteristik gefestigte dramatische Rollengestalt." – so 1988 der DDR-Medienwissenschaftler Peter Hoff. Danach übernahm Ulrich Thein noch die Rolle des Schiffers Franz Kedennek in "Der Aufstand der Fischer von St. Barbara"3) (1988), einem Stück, das Thomas Langhoff nach der gleichnamigen Novelle1) von Anna Seghers1) verfilmt hatte. Nach der so genannten "Wende" lehnte der Schauspieler viele in seinen Augen uninteressante und triviale Rollenangebote ab und stand nur noch wenige Male vor der Kamera. So mit einer kleinen Rolle in der gesamtdeutschen "Polizeiruf 110/Tatort"-Episode "Unter Brüdern"1) (1990) und dem Thriller "Blutige Spur" (1995) → Übersicht Filmografie.
Erwähnt werden muss, dass Ulrich Thein umfangreich für die Synchronisation tätig war → Auswahl bei Wikipedia. Auch im Hörspielstudio war der Schauspieler stets ein gern gesehener Gast und bereicherte als Sprecher so manche Produktion. Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
1986 wird Thein Mitglied der "Akademie der Künste der DDR"1), aus der er 1991 aus Protest gegen die Modalitäten der Vereinigung von Ost- und West-Akademie austritt. Nach der Liquidierung des "Deutschen Fernsehfunks"1) (DFF) lehnte Thein viele triviale Angebote ab ("… ich will den Scheiß nicht machen, der mir von einigen Produzenten angeboten wird"). Ab 1992 war er als Dozent an der "Schauspielschule "Ernst Busch""1) in Berlin tätig, wo er u. a. zahlreiche Szenenstudien (im Hauptfach Schauspiel) erarbeitet hat. (…) Neben seiner Arbeit als Schauspieler und Regisseur war Thein auch Pianist und hat Lieder für seine Filme komponiert, so das bewegende "Rosenlied" in "Mensch, mein Papa" (…).4)

Das Multitalent Ulrich Thein, der in der ehemaligen DDR zu den populärsten Schauspielern und mit seinen Inszenierungen zu den eigenwilligsten Filmemachern gehörte, erhielt für seine Leistungen zahlreiche Auszeichnungen. Bereits 1961 war er von den Lesern des "Filmspiegels"1) neben Günther Simon und Stefan Lisewski1) zum "Beliebtesten Schauspieler des Jahres" gewählt worden. Unter anderem ehrte man ihn 1969 mit dem "Kunstpreis der DDR"1) für die Inszenierung des TV-Mehrteilers "Unbekannte Bürger"3) (Regie und Drehbuch). 1973 konnte er den "Nationalpreis der DDR  III. Klasse"1) entgegen nehmen, noch kurz vor der Wiedervereinigung erhielt er den "Nationalpreis der DDR I. Klasse" (1989) → weitere Auszeichnungen bei Wikipedia.

Ulrich Thein, fotografiert von Klaus Morgenstern
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_mo_0001499_001)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Klaus Morgenstern;
Urheber: Klaus Morgenstern; undatiertes Foto;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Ulrich Thein, fotografiert von Klaus Morgenstern; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_mo_0001499_001); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Klaus Morgenstern; Urheber: Klaus Morgenstern; undatiertes Foto; Quelle: www.deutschefotothek.de
Ulrich Thein starb am 21. Juni 1995 in Berlin nach schwerer Krankheit – wenige Wochen nach seinem 65. Geburtstag. In erster Ehe war der Künstler mit Schauspielerkollegin Annekathrin Bürger verheiratet, die zweite Ehe schloss er mit der Schauspielerin Renate Geißler1), die unter anderem die Hauptrollen in seinen TV-Filmen "Jule – Julia –Juliane" (1972) und "Ein Dach überm Kopf" (1980) spielte. Weitere Verbindungen ging er mit den Schauspielerinnen Christel Thein-Sörgel und Jana Brejchová1) ein, Ehefrau Nr. 5 wurde die Schauspielerin und Kabarettistin Franziska Troegner1), die ebenfalls mehrfach in seinen Filmen mitwirkte.
Sein schriftlicher Nachlass wird von der Berliner "Akademie der Künste"1) verwaltet → Ulrich-Thein-Archiv.
Siehe auch Wikipedia, defa-stiftung.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) fernsehenderddr.de
4) Quelle: Wikipedia
       
Wirken am Theater (Auszug)
Quelle: Wikipedia sowie "Ulrich-Thein-Archiv" bei der Berliner "Akademie der Künste"
(Fremde Lins: Wikipedia, R = Regie, P = Premiere, UA = Uraufführung, EA = Erstaufführung)
Als Darsteller Als Regisseur (Auszug)
Filme
Kinofilme / Fernsehen (als Darsteller) / Fernsehen (Regie)
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links:  Wikipedia, filmportal.de, defa-stiftung.de,
fernsehenderddr.de, fernsehserien.de, prisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug; als Darsteller) Fernsehen (als Regisseur)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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