Filmografie
Henri Vidal wurde am 26. November 1919 als Sohn des ursprünglich aus Pontgibaud1) in der Auvergne1) stammenden Ingenieurs Eugène Jules Vidal (1888 –1947) und dessen Ehefrau Hélène (1889 – 1979) in der nahe gelegenen französischen Stadt Clermont-Ferrand1 (Puy-de-Dôme1)) als zweiter von fünf Söhnen geboren. Der Vater nahm während des 1. Weltkriegs an der Schlacht um Verdun1) teil und wurde mit dem "Croix de guerre 1914–1918"1) ausgezeichnet, nach Kriegsende war er bei der Firma "Michelin"1) angestellt; Sohn Henri lebte mit seiner Familie in Clermont-Ferrand, Lyon1) und dann in Chatou1).*) Im Alter von 17 Jahren ging er alleine nach Paris, begann seine schauspielerische Laufbahn mit kleinen Rollen an Provinzbühnen. Nach der Teilnahme an einem Schönheitswettbewerb wurde der gut aussehende und athletische junge Mann für den Film entdeckt.
  
Sein Leinwanddebüt gab Vidal unter der Regie von Georges Lacombe1) in dem Streifen "Montmartre-sur-Seine" (1941) an der Seite von Edith Piaf und Jean-Louis Barrault1), es folgten weitere Auftritte in nicht grade als "Kassenschlager" zu bezeichnenden Produktionen. So erschien er unter anderem in dem von André Berthomieu1) mit Jean-Louis Barrault und Michèle Alfa (1911 – 1987) gedrehten Drama "L'ange de la nuit"2) (1944, "Engel der Nacht") oder in der melodramatischen Geschichte "Étrange destin"2) (1946, "Patricia") und mimte als Ingenieur Alain de Saulieu den Ehemann der jungen Patricia (Renée Saint-Cyr1)), der (vermeintlich) im 1. Weltkrieg ums Leben kam bzw. an Amnesie leidet und jetzt mit seiner Krankenpflegerin Germaine (Nathalie Nattier; 1925–2010) liiert ist. Mehr Aufmerksamkeit erhielt er mit seiner Rolle des französischen Arztes bzw. Chronisten Dr. Guilbert in dem von René Clément1) inszenierten Spielfilm "Les maudits"1) (1947, "Das Boot der Verdammten"), in dem sowohl deutsche als auch französische und italienische Mitglieder gehobener gesellschaftlicher Kreise sich mit den Nazis1) gemein machten, um persönlich zu profitieren; die Produktion wurde 1947 anlässlich der "Internationalen Filmfestspiele von Cannes"1) als "Bester Abenteuer- und Detektivfilm" ausgezeichnet. "Die deutsche Kinofassung war etwa fünf Minuten kürzer als die Originalfassung. Entfernt wurde eine Szene, in der gegen Ende des Films auf Befehl des fanatischen Nazis Forster (Jo Dest) ein Frachter versenkt wird. Doch gerade diese Szene zeigt die Grausamkeit und Unmenschlichkeit der Faschisten." kann man bei fernsehserien.de lesen.
Henri Vidal und Michèle Morgan im Februar 1950; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 10.02.1950; Copyright/Rechteinhaber ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Signatur: FO300308/02)/Zitierlink: data.onb.ac.at Doch erst mit seinem Part des Gladiators/Galliers Rhual in dem von Alessandro Blasetti1) frei nach dem Roman "Fabiola oder Die Kirche der Katakomben"1) von Kardinal Nicholas Wiseman1) in Szene gesetzten, historischen Monumentalfilm "Fabiola"3) (1949) erlangte Vidal an der Seite der Titelheldin Michèle Morgan auch internationale Beachtung → Wikipedia (englisch). Kurz nach den Dreharbeiten heiratete das Paar am 6. Februar 1950 und die Ehe hatte bis zu Vidals frühem Tod Bestand. Zuvor war er kurzzeitig zwischen Mai 1943 und Juli 1946 mit seiner Kollegin Michèle Cordoba (31.12.1920 – 23.05.1987) verheiratet gewesen, die 1951 dritte und letzte Ehefrau des Regisseurs Yves Allégret1) (13.10.1905 – 31.01.1987) wurde.
 
Henri Vidal und Michèle Morgan im Februar 1950
Foto mit freundlicher Genehmigung der
Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: New York Times Photo;
Datierung: 10.02.1950
©/Rechteinhaber ÖNB Wien; Bildarchiv Austria
(Signatur: FO300308/02)/Zitierlink: data.onb.ac.at
Nach der Hauptrolle des mit Simone Lamy (Françoise Arnoul1)) befreundeten Jean-Louis Cavalade, der in dem auf dem Roman "La mort à boire" von Jacques Laurent1) basierenden Krimidrama "Quai de Grenelle"1) (1950, "Dein Weg ist Dir bestimmt") im Wald von Fontainebleau1) eingefangene Vipern an Labore verkauft, sah man Vidal erneut an der Seite seiner Ehefrau: Nach dem Roman "Die Karriere der Doris Hart" von Vicki Baum1) drehte Jean-Paul Le Chanois1) das Melodram "La belle que voilà"2) (1950, "Die Karriere der Doris Hart), die Geschichte einer tragisch endenden Liebe zwischen der Primaballerina Jeanne Morel (Motgan) und dem Bildhauer Pierre Leroux (Vidal). Ein weiteres Melodram mit Vidal/Morgan war unter der Regie von Jean Grémillon1) der Streifen "L'étrange Madame X"2) (1951, "Sündige Liebe"), in dem sich der Tischler Etienne (Vidal) in das (angebliche) Dienstmädchen Irène (Morgan) verliebt, die jedoch in Wirklichkeit die Ehefrau des (ungeliebten), reichen Verlegers Jacques Voisin-Larive (Maurice Escande; 1892–1973) ist und von Etienne schwanger wird.
Beispielsweise besetzte ihn Yves Allégret1) in "La jeune folle"2) (1952, "Die junge Irre") als Partner von Danièle Delorme1), in dem italienisch-deutsch-französischen Liebesdrama "Orientexpress"1) (1954) gehörte er an der Seite von unter anderem Eva Bartok und Curd Jürgens als Journalist Jacques Ferrand zur Besetzung, mit dem die Lehrerin Beatrice Landi (Silvana Pampanini1)) ihr Glück findet. Im Dezember 1954 fand in Italien die Premiere des von Pietro Francisci1) gedrehten Monumentalfilms "Attila"1) ("Attila, die Geißel Gotte") statt, in dem sich Anthony Quinn als Hunnenkönig Attila1), Sophia Loren als Honoria1), Schwester des römischen Kaisers Valentinian III.1) (Claude Laydu1)) sowie neue Geliebte Attilas und Vidal als der römische Feldherr Flavius Aëtius1) präsentierten.
Den sich sich als Häftling ausgebenden Inspektor Léo Fardier, der im Gefängnis seine Zelle mit dem korsischen Gangsterboss Mariani (Albert Dinan; 1902–1976) teilt, dessen Vertrauen gewinnt und in den sich Marianis "Frau" Eliane (Monique Van Vooren1)) verliebt, mimte er in dem Krimi "Série noire"2) (1955, "Gangster von Paris"). Sacha Guitry1) übertrug ihm den Part des Marschalls Joachim Murat1) in seinem starbesetzten, dreistündigen Historien-Epos "Napoléon"1) (1955) mit Daniel Gélin als der junge Napoleon Bonaparte1) und Raymond Pellegrin1) als der ältere Kaiser Napoleon sowie unter anderem O. W. Fischer als österreichischer Staatsmann Fürst von Metternich1), Guitry als Staatsministers Talleyrand1) und Jean Gabin als Marschall Jean Lannes1). Mit Jean Gabin stand Vidal auch für das Melodram "Le port du désir"2) (1955, "Mädchen verschwinden") vor der Kamera und zeigte sich als Taucher Michel, Gabin war der das Schiff "Le Goéland" kommandierende Kapitän Lequévic, Andrée Debar1) als Martine die jüngere Schwester der vermissten Suzanne, getötete Geliebte des Schiff-Eigners (und Mörders) Mr. Black (Jean-Roger Caussimon1)).
  
Selbst als Mörder bzw. als der von der Polizei gesuchte Pierre Barbier kam er in René Clairs1) nach dem Roman "La grande ceinture von René Fallet1) und Jean Aurel1) entstandenem, "Oscar"1)-nominierten Meisterwerk "Porte des Lilas"1) (1957, "Die Mausfalle") daher, eine Rolle, die von Etlichen als eine seiner eindrücklichsten Gestaltungen angesehen wird. "In die kleine Welt einer Pariser Vorstadt – bevölkert von Spießern und Ganoven, Bettlern und Straßensängern, dazwischen Arbeiter und Kleinbürger mit soliden Moral- und Ehrbegriffen – bricht ein Mörder ein. Er wird zunächst von zwei Freunden (Pierre Brasseur1) und Georges Brassens1)) versteckt, bis er skrupellos die Tochter (Dany Carrel) des Kneipenwirts für seine Zwecke mißbraucht. (…) Realistisch in der Milieuschilderung, hervorragend inszeniert und gespielt." urteilt filmdienst.de. Ein weiterer Höhepunkt in Vidals Filmkarriere war die Zusammenarbeit mit Brigitte Bardot in der von Michel Boisrond1) nach dem Theaterstück "La Parisienne"1) von Henry Becque1) in Szene gesetzten Komödie "Une parisienne"2) (1957, "Die Pariserin"). Hier bewies er als Michel Legrand, Stabschef des französischen Premierministers Alcide Laurier (André Luguet; 1892–1979), in den dessen Tochter Brigitte (Bardot) verliebt ist, dass er nicht nur in Melodramen oder Krimis zu überzeugen wusste. Unterhaltsam war auch die Gangster- bzw. Krimikomödie "Sois belle et tais-toi"1) (1958, "Sei schön und halt den Mund"), in der Vidal unter der Regie von Marc Allégret1) als Inspektor Jean Morel dem Reizen der blonden, verführerischen Virginie Dumayet (Mylène Demongeot1)) erlag. Einmal mehr mit gemeinsam mit Ehefrau Michèle Morgan stand er für Henri Decoin1) bzw. die dramatische Romanze "Pourquoi viens-tu si tard?"2) (1959, "Frau im Fegefeuer") vor der Kamera – der Fotoreporter Walter Hermelin (Vidal) trifft auf die Rechtsanwältin Catherine Ferrer (Morgan), die eine dunkle Vergangenheit hat bzw. einst Alkoholikerin war. Heiter ging es dann in dem von Géza von Radványi1) inszenierten Spielfilm "Ein Engel auf Erden"1) (1959) zu, in dem der charmante Franzose als berühmter Rennfahrer Pierre Chaillot glänzte, in den ein "Schutzengel" in Gestalt einer Stewardess (Romy Schneider) hoffnungslos verliebt ist. "Es gab diesen Film in zwei Fassungen, eine die auf dem deutschen Markt lief und eine ganz andere. Der Film wurde also zwei Mal gedreht, immer mit kleinen Änderungen bzw. längeren oder kürzeren Szenen. Die französische Version trägt den Titel "Mademoiselle Ange"." vermerkt Wikipedia.
Henri Vidals letzte Arbeit für den Kinofilm war die Rolle des Zahnarztes Herve Dandieu in der von Michel Boisrond1) nach dem Roman "She Died Dancing" von Kelley Roos1) realisierten Krimikomödie "Voulez-vous danser avec moi?"4) (1959, "Wollen Sie mit mir tanzen?") mit Brigitte Bardot als Film-Ehefrau Virginie, die sich als Amateurdetektivin betätigt, um ihren Mann, der einer amourösen Erpressung zum Opfer fiel, vom Verdacht des Mordes an einer zwielichtigen Tanzlehrerin und Erpresserin (Dawn Addams1)) zu entlasten.5); die Premiere am 18. Dezember 1959 erlebte er nicht mehr → Übersicht Filmografie
   
Weitere Rollen waren dem populären, immer ein wenig im Schatten seiner berühmten Ehefrau Michèle Morgan (1920 – 2016) stehenden Schauspieler, der seit einiger Zeit an Depressionen litt und Drogen konsumierte, nicht mehr vergönnt. Henri Vidal starb völlig überraschend am 10. Dezember 1959 mit nur 40 Jahren in einer Klinik in Paris1), wo er sich einer Entgiftung unterzog, an den Folgen eines Herzinfarktes. Die letzte Ruhe fand er in einem Familiengrab auf dem Gemeindefriedhof von Pontgibaud1) (Département Puy-de-Dôme1)), ca. 19 Kilometer westnordwestlich von Clermont-Ferrand1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
"Er war eine männliche Schönheit mit seinem romanischen Modellkopf, er hat schnell und intensiv gelebt, er liebte rasende Autofahrten, er hat auch ernst und fleißig gearbeitet. "Man ist Schauspieler, wie man Uhrmacher ist", sagte er einmal, "Im Leben zählen drei Dinge: Rechtschaffenheit, Talent und eine Chance. Es sind die Frauen, die uns zu Stars machen."" schrieb DIE ZEIT in einem Nachruf (Nr. 51, 18.12.1959).
Übrigens starb rund zwei Wochen später, am 25. November 1959, nach kurzem, schweren Leiden neun Tage vor seinem 37. Geburtstag ein weiterer Star des französischen Kinos – Gérard Philipe.
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei filmstarpostcards.blogspot.com
*) Quellefr.wikipedia.org
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5) Quelle: filmdienst.de
Filme
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(Fremde Links: Wikipedia, prisma.de (Originaltitel); R = Regie)
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