Ernst Waldow wurde am 22. August 1893 als Ernst Hermann Adolf de Wolff in Berlin geboren. Sein Vater war der Schauspieler, Bühnenkomiker und Produzent Carl Adolf Hubert de Wolff (1856 – 1909), seine Mutter die Schauspielerin Therese Leontine Hedwig Zacharias (1869 – 1945). Nach dem Besuch der Realschule entschied er sich gegen den Willen seiner Eltern, die für ihren Sohn eine Offizierslaufbahn vorgesehen hatten, für einen künstlerischen Beruf und wollte zunächst Musiker werden. Auf Vermittlung des Schauspielers Albert Patry (1864 – 1938) besuchte er dann jedoch die Schauspielschule des "Deutschen Theaters"1) seiner Geburtsstadt und gab 1913 sein Bühnendebüt am "Lessingtheater"1). Weitere Engagements am "Kurtheater Helgoland", sowie in Wismar und Lübeck schlossen sich an, dann erfuhr die schauspielerische Karriere Waldows zunächst durch den 1. Weltkrieg eine Unterbrechung. Er wurde zum Kriegsdienst einberufen, kämpfte unter anderem an der Westfront, konnte dann jedoch nach Kriegsende seine Laufbahn fortsetzen. 
Ab 1918 trat er in den folgen Jahren am "Leipziger Schauspielhaus"1) auf, stand am Steglitzer "Schlosspark Theater"1), am "Stadttheater Bremen"1), an den "Hamburger Kammerspielen"1), am "Albert-Theater"1) in Dresden und schließlich sechs Jahre lang am "Württembergischen Staatstheater"1) in Stuttgart auf der Bühne.
 

Portrait Ernst Waldow (Weltpostkarte mit Autograph),
fotografiert 1927 von Bruno Wiehr, Dresden
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-1990-a_0000024)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Bruno Wiehr
Urheber: Bruno Wiehr; Datierung: 1927
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Portrait Ernst Waldow (Weltpostkarte mit Autograph), fotografiert 1927 von Bruno Wiehr, Dresden; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-1990-a_0000024); Eigentümer/Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Bruno Wiehr; Urheber: Bruno Wiehr; Datierung: 1927; Quelle: www.deutschefotothek.de
1934 kam er nach Berlin zurück und feierte unter anderem große Erfolge an der "Tribüne"1) in dem Lustspiel "Marguerite durch drei" von Fritz Schwiefert (1890 – 1961), sowie am "Lessingtheater" in dem Schwank "Wenn der Hahn kräht" von August  Hinrichs1). Am "Schlosspark"-, "Renaissance"- und "Schillertheater" in Berlin glänzte er unter anderem in Jean Anouilhs1) "Ball der Diebe", als Pastor Splitta in dem Drama "Die Ratten"1) von Gerhart Hauptmann1) oder als reifer Liebhaber in "Wolken sind überall" von Hugh Herbert1).
  
Ab 1935 konzentrierte sich Waldow ausschließlich auf seine Arbeit beim Film: Bereits 1916 hatte er die kleine Rolle des jungen Hauslehrers in dem von Paul Wegener realisierten Stummfilm "Rübezahls Hochzeit"1) übernommen, trat unter anderem in den stummen Produktionen "Malaria – Urlaub vom Tode"2) (1919) und "Die einsame Insel"2) (1920) auf. Seine eigentliche Karriere als vielbeschäftigter Filmschauspieler begann dann mit dem Tonfilm. Meist erlebte man den wandlungsfähigen Waldow in zahllosen Filmen als profilierten Nebendarsteller, so beispielsweise 1936 als schüchtern-aufstrebenden Assessor Mollwein in Carl Froelichs1) pathetischen Tragikomödie "Traumulus"1) mit Emil Jannings. In der musikalischen Komödie "Die göttliche Jette"1) mimte er 1937 hinreißend den August an der Seite von Titelheldin Grethe Weiser, gab im gleichen Jahr den von jugendlichem Pragmatismus beseelten Ernst Reichel in dem Revuefilm "Und du mein Schatz fährst mit"1) neben Marika Rökk und Hans Söhnker. Mit seinem aufdringlich-unerschütterlicher Frohsinn agierte er 1939 als Wandermusikant Sperling in dem ganz auf Hans Moser zugeschnittenen Streifen "Das Ekel"2). Zumeist haftete Waldow etwas Blasiertes an, in tendenziösen Alltagsgeschichten wie "Achtung! Feind hört mit!"1) (1940) oder "Die Stimme aus dem Äther"2) (1939) gab er meist den besserwisserische Tölpel, der erst aus Erfahrung klug, aber nicht stiller wird. Nur ein einziges Mal erhielt Waldow Gelegenheit, eine glaubwürdige Allerweltsfigur mit Sentiment und Facettenreichtum zu gestalten: In der poetisch-anmutigen Liebesgeschichte "Der verzauberte Tag"1) (1943) verkörperte er den tyrannischen Buchhalter Krummholz, dessen Liebe zu einer Kiosk-Verkäuferin (Winnie Markus) von vornherein unmöglich erscheint – das tragische Scheitern eines durch geistige Enge zum vertrottelten Widerling gewordenen Kleinbürgers. Von der nationalsozialistischen Filmzensur mit Aufführungsverbot belegt, gelangte der Film erst nach dem Krieg Anfang Januar 1952 in die Lichtspielhäuser → Übersicht Tonfilme bis 1945.
Ernst Waldow als Oskar dem Stück "Barabbas" von Hans Weigel, 1947 im Berliner "Theater am Schiffbauerdamm"; Regie: Franz Reichert; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000561_008); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 03.1947; Quelle: www.deutschefotothek.de Auch im deutschen Nachkriegsfilm konnte Waldow seine schauspielerische Wandlungsfähigkeit zunächst noch mit eindrucksvollen Charakterrollen beweisen. So erlebte man ihn 1948 als konspirativen Kommissar Schwertfeger, der in Erich Engels1) für die DEFA1) inszenierten Kriminaldrama "Affaire Blum"1) einen Unschuldigen verfolgt, oder 1952 als Hobby-Fotografen Felix Meier, der während der Flitterwochen in "Heimatglocken"1) einem Mord auf die Spur kommt. 1953 war er unter der Regie von Kurt Hoffmann1) der Staatsanwalt in der Curt Goetz-Komödie "Hokuspokus"1)  oder ein Jahr später der Kellner Moralt in "Sauerbruch – Das war mein Leben"1) mit Ewald Balser in der Titelrolle des berühmten Mediziners Prof. Ferdinand Sauerbruch1). Waldow ließ sich jedoch auch auf eher künstlerisch uninteressante, dennoch aber publikumswirksamen Unterhaltungsstreifen ein, gab skurrile Ärzte wie 1953 in "Die Kaiserin von China"1), mimte 1957 den Prokuristen Anton Holzmann in "August, der Halbstarke"  mit Theo Lingen. Er spielte Stadträte wie 1958 in "Schlag auf Schlag"1), Verleger wie 1960 den Dr. Zollhöfer in dem Heinz Erhardt-Klamauk "Der letzte Fußgänger"1) oder Hoteldirektoren wie 1962 in "Schneewittchen und die sieben Gaukler"1) – seinem letzten Leinwandauftritt.
 
 

Ernst Waldow als Oskar dem Stück "Barabbas oder Der fünfzigste Geburtstag"
von Hans Weigel1), 1947 am Berliner "Theater am Schiffbauerdamm"1)
Regie: Franz Reichert (1908 – ?)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000561_008)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 03.1947
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Waldow war der ideale Darsteller für großsprecherische, enervierende Chef-Typen, die bisweilen den Kavalier der alten Schule herauskehren, seine Figuren waren denen von Louis de Funès nicht unähnlich, standen diesen in Sachen Betriebsamkeit jedoch erheblich nach. Prototyp dieser überdrehten Wirtschaftswunder-Persiflagen war 1950 sein polternder Juwelier Bussmann in der Heimatschnulze "Schwarzwaldmädel"1): Ein angeberischer, überaus törichter Neureicher, der seinem Angestellten den Kasinobesuch missgönnt und unter Hinweis auf sein Geld eine Operettendiva zu umgarnen sucht. Mit Stirnglatze und peniblem Schnauzbärtchen spielte Waldow zwischen Schlagerlustspiel, Heimatfilm, Krimi und Bauernposse alle Chargen, die der kommerzielle Unterhaltungsfilm der 1940er und 1950er Jahre Jahre zu bieten hatte, fröhliche Lebemänner wie in "Maske in Blau"1) (1943) oder schrullige Spießer wie der Bürgermeister in "Drei Tage Mittelarrest"1) (1955) waren seine Domäne – Klischeefiguren, deren "Komik aus der liebenswerten Zerstreutheit kommt, aus der übergroßen Ernsthaftigkeit, die an Lächerlichkeit gewandt wird. Eben diese Kluft zwischen Anspruch und Erfüllung", so "Der Tagesspiegel" anlässlich des Todes von Ernst Waldow  → Übersicht der Nachkriegsproduktionen.
Das Fernsehen spielte kaum eine Rolle in Waldows filmischem Schaffen, auf dem Bildschirm sah man ihn lediglich in "Die Lästerschule" (1961) nach der Komödie "The School for Scandal"1) von Richard Brinsley Sheridan1) sowie in der Revue von ErnstNebhut1) mit dem Titel "Im Tingeltangel tut sich was" (1964). Auch als Sprecher war er kaum tätig, so wirkte er unter anderem auch in dem Hörspiel "Affäre Blum"3) (EA: 31.03.1949) nach dem gleichnamigen DEFA-Film mit oder sprach den Gaston Raillard in dem Stück "Die goldenen Leichter"3) (EA: 25.09.1949) von Kurt Pieper.
 
Während der Dreharbeiten zu einer Episode der Krimiserie "Hafenpolizei" erlag der Schauspieler am 5. Juni 1964 im Alter von 70 Jahren in einem Hotel in Hamburg einem Herzanfall. Die letzte Ruhe fand er auf dem "Waldfriedhof Dahlem"1) in Berlin; die Grabstelle ist inzwischen nicht mehr erhalten.
Ernst Waldow war geschieden und Vater eines Sohnes.
      
Ernst Waldow (l.) als Prof. Dietrich mit Alfred Schieske als Oberst Kusmin in dem Stück "Oberst Kusmin" von Lew Schejnin und den Gebrüdern Tur 1947 am Berliner "Theater am Schiffbauerdamm"; Regie: Robert Trösch; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000610_001); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 1947; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Ernst Waldow (l.) als Prof. Dietrich mit Alfred Schieske als Oberst Kusmin
in dem Stück "Oberst Kusmin" von Lew Schejnin1) und den Gebrüdern Tur
1947 am Berliner "Theater am Schiffbauerdamm"1); Regie: Robert Trösch 
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000610_001)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 1947
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Einige Textbausteine des Kurzportraits stammen aus der Loseblattsammlung über deutsche Filmschaffende "CineGraph".
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2)  filmportal.de, 3) ARD-Hörspieldatenbank
 
Filme
Stummfilme / Tonfilme: bis 1945 / Nachkriegsproduktionen
Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, Wikipedia; EA=Erstaufführung)
Stummfilme Tonfilme Fernsehen
  • 1961: Die Lästerschule (nach der Komödie "The School for Scandal" von Richard Brinsley Sheridan; als Sir Peter Blossom) → IMDb
  • 1964: Im Tingeltangel tut sich was (eine Revue von  Ernst Nebhut; als 3. Direktor; Kurzinfo: Die Sendung lässt vier Jahrzehnte
    Tinteltangel Revue passieren, die "Schmiere der Kleinkunst", die nicht selten gute und spritzige Unterhaltung bot.
    Der Streifzug führt durch die Jahre 1905 bis 1946 und zeigt nacheinander vier Tingeltangelbesitzer, die alle ihre liebe Not haben
    mit der eifersüchtigen Gattin und der Frau Direktor und sich erfreuen am weiblichen Star ihres Programms …

    (Quelle: tvprogramme.shoutwiki.com)) → IMDb
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