Filmografie |
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Seit Mitte der 1910er Jahre interessierte sich von Wangenheim zudem für die aufstrebende Kinematographie und stand für eine Reihe von Stummfilm-Produktionen meist als jugendlicher Liebhaber vor der Kamera. Sein Leinwanddebüt gab er (vermutlich) in dem Kriegs-Melodram "Passionels Tagebuch"1) (1916), wurde von Otto Rippert1) auch im 3. Teil der "Homunculus"1)-Geschichte besetzt (1916, "Die Liebestragödie des Homunculus"1)). In dem Biopic "Ferdinand Lassalle. des Volkstribunen Glück und Ende"1) (1918) mit Erich Kaiser-Titz als Führer der Arbeiterbewegung Ferdinand Lassalle1) trat er als der rumänische Bojare Janko von Racowitza in Erscheinung, der Lassalle bei einem Pistolen-Duell wegen Helene von Dönniges1) (Käthe Wittenberg), der Tochter eines bayerischen Diplomaten am Morgen des 28. August 1864 in der Genfer Vorstadt Carouge tötet. Dass von Wangenheim auch in Lustspielen zu überzeugen wusste, bewies er als schüchterner Paul Seppl in Ernst Lubitschs1) Lustspiel "Kohlhiesels Töchter"1) (1920), gedreht nach dem gleichnamigen Bauernschwank mit Henny Porten in der Doppelrolle der hässlich-kratzbürstigen Liesel und hübschen Gretel Kohlhiesel den draufgängerischen Burschen Peter Xaver mimte Emil Jannings. Schon zuvor hatte ihm Lubitsch in seiner Groteske "Romeo und Julia im Schnee"1) (1920) den Part des "Romeo" anvertraut, Lotte Neumann war als "Julia" seine Partnerin. Nachhaltigen Ruhm als Leinwanddarsteller erlangte von Wangenheim als jungvermählter Makler-Angestellter Thomas Hutter in Friedrich Wilhelm Murnaus1) Klassiker "Nosferatu, eine Symphonie des Grauens"1) (1921), einer nicht autorisierten Adaption von Bram Stokers1) Roman "Dracula"1). Erzählt wird die Geschichte des Grafen Orlok (Max Schreck), eines Vampirs aus den Karpaten, der in Liebe zur schönen Ellen (Greta Schröder) entbrennt und Schrecken über ihre Heimatstadt Wisborg bringt.
Mit Beginn der 1920er Jahre intensivierte von Wangenheim seine politisch geprägte Bühnenarbeit. Schon seit Ende des 1. Weltkrieges war er Mitglied der "Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands"1) (USPD), als sich diese 1922 spaltete, wechselte er zur "Kommunistischen Partei Deutschlands"1) (KPD) und engagierte sich für das proletarisch gefärbte Laien-Theater. 1923 berief man ihn zum Leiter des "Zentralen Sprechchors" der KPD, für das er das Stück "Chor der Arbeit" (1924) verfasst; seine Inszenierung des proletarischen Laienspiels "Massenpantomime gegen den Krieg" wurde noch vor der Uraufführung im Stadion in Berlin-Lichtenberg verboten. 1924 gründete er den "Arbeiter-Theater-Bund Deutschlands" und ging 1925/26 mit der "Barbusse-Truppe" auf eine Gastspielreise, präsentierte seine Dramatisierung des Romans "Das Feuer"1) von Henri Barbusse1) und die Szenen "Herthys Lager" von Andor Gábor1) sowohl in Berlin als auch vielen anderen Städten Deutschlands. Nach einem Intermezzo bzw. Engagement am "Hoftheater Darmstadt"1) (1926) und am Hamburger "Deutschen Schauspielhaus"1) (1927/28) stand er zwischen 1928 und 1930 erneut am "Deutschen Theater" in Berlin mit klassischen Rollen auf der Bühne. Zudem war er zwischen 1928 und 1933 Gründer und Leiter der "Truppe 1931"1), die aus der kommunistischen Zelle in der "Künstlerkolonie Berlin"1) entstand. Zu den Mitwirkenden gehörten unter anderem Steffie Spira, Robert Trösch, Hans Meyer-Hanno und dessen jüdische Ehefrau Irene Meyer-Hanno (1899 1983) als Pianistin, Theodor Balk1) und Arthur Koestler1) lieferten die Texte und auch Ingeborg Franke1), ab 1931 von Wangenheims Ehefrau, gehörte zu dem Agitprop-Theater. Zu den bekanntesten und zugkräftigsten Stücken zählten die von Wangenheim verfasste Komödie "Die Mausefalle", die Revue "Da liegt der Hund begraben" und das im März 1933 von den Nazis verbotene Revolutionsstück "Wer ist der Dümmste?" von Karl August Wittfogel1); nach einer Großrazzia in der "Künstlerkolonie Berlin" am 15. März 1933 löste sich die Truppe auf. Der überzeugte Nazi-Gegner von Wangenheim verließ mit seiner Ehefrau zwei Tage später Deutschland und emigrierte über Frankreich (Paris) im August 1933 in die Sowjetunion1), leitete in Moskau bis 1935 die deutschsprachige, sozialistische Emigrantenbühne "Kolonne links". Zudem war er eine Zeit lang Leiter eines Ressorts beim Sender "Nationalkomitee Freies Deutschland"1) (NKFD) sowie während der Kriegsjahre Sprecher bei "Radio Moskau"1).
Gustav von Wangenheim starb vereinsamt am 5. August 1975 im Alter von 80 Jahren im damaligen Ost-Berliner Ortsteil Biesdorf1). Die letzte Ruhe fand er auf dem Berliner "Zentralfriedhof Friedrichsfelde"1) → Foto der Grabstätte bei knerger.de sowie Wikimedia Commons. Noch im Todesjahr erschien von Veronika Otten der Dokumentarfilm "Gustav von Wangenheim", mit dem sein Lebenswerk porträtiert wurde. Er hinterließ als Autor verschiedene Schriften, Erzählungen und Novellen wie "Helden im Keller" (1935), "Olympisches Ziel: Erzählung" (1940) oder "Fährmann, wohin?" (1941), aber auch neben der bereits erwähnten Komödie "Die Mausefalle" Stücke wie "Der Mann Fjodor" (1917), "Lausbub Franz" (1918) und "Die fromme Marta" (1946), eine Neufassung von Tirso de Molinas1) Lustspiel "Marta la piadosa" → Katalog der "Deutschen Nationalbibliothek"1). Den schriftlichen Nachlass bzw. das "Gustav von Wangenheim Archiv", mit unter anderem acht unveröffentlichten Exil-Dramen, verwaltet die Berliner "Akademie der Künste"1), dessen Mitglied von Wangenheim seit 1970 in der Sektion "Darstellende Künste" war. "Wangenheim steht für nicht wenige bürgerliche Künstler, die im Kommunismus die Erlösung, zumindest die Lösung gesellschaftlicher Grundübel erblickten, aber bei der Herbeizwingung des Ideals Schaden an der eigenen Seele nahmen" schrieb die "Berliner Zeitung" am 17. Februar 1995 anlässlich des 100. Geburtstages des Künstlers. Vom 10. April 1931 bis zur Scheidung Anfang der 1960er Jahre (?) war von Wangenheim mit der Schauspielerin und Schriftstellerin Ingeborg Franke1) (1912 1993) verheiratet. Aus der Verbindung gingen der am 11. Mai 1939 in Moskau geborene Chanson- und Bühnenautor, Schauspieler und Dramaturg Friedel von Wangenheim1) hervor, der am 6. April 2001 in Berlin durch Freitod aus dem Leben schied, sowie die Zwillinge Elisabeth (genannt "Li") und Eleonora von Wangenheim (genannt "Lo"). |
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Quellen (unter anderem*)):
Wikipedia,
filmportal.de,
deutsche-biographie.de
sowie CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film (LG 8) Siehe auch: Biografische Datenbank "Bundesstiftung Aufarbeitung" Fotos bei Wikimedia Commons |
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*) Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben
Lexikon der aus Deutschland und Österreich
emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 526) Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 4) defa-stiftung.de 3) Quelle Wikipedia, mit der weiteren Ausführung: Von Wangenheims Sohn gab an, sein Vater habe, selbst von der NKWD verhaftet und "monarchistischer Umsturzpläne" bezichtigt, nach ausdauernden Verhören lediglich ein Protokoll unterschrieben, das Carola Neher als "antisowjetisch eingestellt" belastete. Den Vorwurf, Neher und ihr Mann, Anatol Becker, hätten die Ermordung Stalins geplant, habe von Wangenheim indessen ausdrücklich zurückgewiesen. Vgl. Friedel von Wangenheim: "Mein Vater Gustav Frhr. v. Wangenheim und der Fall der Schauspielerin Carola Neher", in: Wangenheim Nachrichten Nr. 25 vom Dezember 1998; siehe auch die Fußnote 3 bei Wikipedia. Lizenz Foto Gustav von Wangenheim (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. |
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