Filmografie / Hörspiel
Hilde Weissner vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch Hilde Weissner wurde am 3. Juli 1909 als Hildegard Margot Helene Weißbrodt in Stettin1) (heute: Szczecin, Polen) geboren. Ihr Vater Rudolf Weißbrodt war als Justizbeamter tätig und verstarb im Jahre 1922, durch ihre Mutter Helene, eine Konzertsängerin, kam Tochter Hilde schon früh mit der Welt der Bühne in Berührung. Sie besuchte ein Mädchenlyzeum in ihrer Geburtstadt, 1927 zog Hilde Weissner mit ihrer Mutter nach Hamburg und beendete zwei Jahre später ihre schulische Ausbildung an einer Staatliche Frauenschule in Hamburg-Langenhorn1) mit einem Diplom als Hauswirtschaftsleiterin. Anschließend machte sie ein einjähriges Praktikum an der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn, nahm jedoch gleichzeitig bereits Unterricht bei dem Theater- und Filmschauspieler Herbert Hübner (1889 – 1972) und der österreichischen Kammerschauspielerin Maria Eis1) (1896 – 1954), da sie schon immer den Wunsch hatte, einmal auf der Bühne zu stehen.
Ihr Bühnendebüt gab Hilde Weissner 1929 mit der Titelrolle in dem Schiller-Drama "Maria Stuart"1) am "Schiller-Theater"1) in Hamburg-Altona1), nach einer Tournee durch den Norden Deutschlands folgte ein zweijähriges Engagement am "Deutschen Schauspielhaus"1) in Hamburg sowie Auftritte am "Thalia-Theater"1).

Foto: Hilde Weissner vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe hier

1932 wechselte die junge Schauspielerin nach Prag an das "Deutsche Theater"1), ging dann im Mai 1933 nach Berlin, wo sie wenige Monate später am "Schillertheater"1) und dann am "Preußischen Staatstheater"1), welches zwischen 1934 und 1945 von Gustaf Gründgens (1899 – 1963) geleitet wurde, vor allem mit prägnanten Frauenfiguren ihre darstellerische Kraft unter Beweis stellen konnte. Bis 1939 glänzte sie dort unter anderem als Thusnelda1) in dem Drama "Die Hermannsschlacht"1) von Heinrich von Kleist1) oder als Alkmene1) in der Kleist-Tragikomödie "Amphitryon"1) – danach trat sie an verschiedenen Berliner Bühnen wie der "Komödie" oder der "Volksbühne"1) auf.

Erste Erfahrungen vor der Kamera machte Hilde Weissner gleich mit einer Hauptrolle an der Seite von Heinz Rühmann als jungem, ungeschicktem Detektiv Pelotard sowie Victor de Kowa als Großherzog Ramon Gomez in "Die Finanzen des Großherzogs"1) (1934). Nach der bereits 1923 von Friedrich Wilhelm Murnau1) in Szene gesetzten operettenhaften Komödie inszenierte Gustaf Gründgens die turbulente Geschichte nach dem Roman "Storhertigens finanser" von Frank Heller1) erneut und gab ihr die Rolle der Diana, Tochter des Großfürsten von Russland (Fritz Alberti). Bis Mitte der 1940er Jahre folgten regelmäßige Leinwandauftritte in leichten Unterhaltungs- und Abenteuerstreifen sowie Krimis jener Jahre und Hilde Weissner konnte hier viele Facetten ihres schauspielerischen Könnens unter Beweis stellen. Sie verkörperte meist selbstbewusste Frauentypen, die trotz einer gewissen Kühle dennoch die Männerherzen höher schlagen ließen. So erlebte man sie beispielsweise neben Paul Wegener als Sekretärin und ehemalige Geliebte des von Wegener dargestellten Bankpräsidenten Wiegant, die in der Kriminalgeschichte "Der Mann mit der Pranke"2) (1935) dazu beiträgt, einen Komplott aufzudecken, in dem unterhaltsamen Melodram "Das Schloß in Flandern"1) (1936) sah man sie an der Seite von Márta Eggerth und Paul Hartmann als Lady Margaret, mit Emil Jannings stand sie als dessen Film-Ehefrau Jadwiga für die Literaturadaption "Traumulus"1) (1936) nach dem gleichnamigen naturalistischen Schauspiel von Arno Holz1) und und Oskar Jerschke1) vor der Kamera. In der Geschichte "Der Mann, der Sherlock Holmes war"1) (1937) mit Heinz Rühmann und Hans Albers mimte sie die eiskalte Verbrecherin Madame Ganymar, unter der Regie von Rühmann präsentierte sie sich sie in der Komödie "Lauter Lügen"1) (1938) und verdrehte als extravagante Amerikanerin Joan Bennet dem glücklich verheirateten Rennfahrer Andreas von Doerr (Albert Matterstock) den Kopf. In dem Abenteuer "Fracht von Baltimore"2) (1938) war sie die Reederei-Erbin Sabine Heitmann, welche nach vielen Turbulenzen mit dem 1. Offizier Michael Anders (Attila Hörbiger) ihr Glück fand, in "Der Maulkorb"1) (1938) nach dem gleichnamigen Roman1) von Heinrich Spoerl1) (mit Will Quadflieg in seiner ersten Filmrolle als Maler Rabanus) gab sie die Gattin des Staatsanwalt Herbert von Treskow (Ralph Arthur Roberts), der ohne es zu wissen, gegen sich selbst ermittelt. Mit Harry Piel drehte sie das heitere Abenteuer "Der unmögliche Herr Pitt"1) (1938) und mimte die souveräne Konzernerbin Lucienne, die zunächst aus geschäftlicher Berechnung heiratet, am Schluss jedoch ihr Herz sprechen lässt. Im gleichen Jahr tauchte Hilde Weissner in dem Agentenkrimi "Geheimzeichen L-B-17"2) (1938) auf und konnte als Sängerin Manja Dusan erstmals auch ihr musikalisches Talent unter Beweis stellen. Unvergessen ist bis heute ihr Lied "Auf den Flügeln bunter Träume", der zum Evergreen wurde. 
Auch in dem Albers-Streifen "Ein Mann auf Abwegen"1) (1939) zeigte sie sich als selbstbewusste Sängerin und trällerte als Lisaweta Iwanowna "Mach' Dir keine Sorgen", in der musikalischen Komödie um ein zerstrittenes Ehepaar "Ehe in Dosen"2) (1939) spielte sie mit Leny Marenbach und Johannes Riemann, in dem kriminalistisch angehauchten Rührstück "Die goldene Maske"1) (1939) einmal mehr mit Albert Matterstock sowie Rudi Godden. Ein weiter Erfolgsfilm mit Hilde Weissner wurde der spannende Krimi "Kennwort Machin"2) (1939) als Partnerin von Paul Dahlke und Viktoria von Ballasko, in dieser Verfilmung des Romans "Herr Borb besitzt unser Vertrauen" von C. V. Rock1) brillierte sie als zwielichtige Hochstaplerin Norah Hackett.
 
Bis Kriegsende präsentierte sich Hilde Weissner nur noch in wenigen Produktionen, man sah sie beispielsweise als Sylvia Turner in "Die Rothschilds"1) (1940), einem antisemitischen und antibritischen NS-Propagandafilm über den Aufstieg der jüdischen Bankiersfamilie Rothschild1) Anfang des 19. Jahrhunderts, der bis heute zu den si genannten "Vorbehaltsfilmen"1) zählt. In dem nationalsozialistischen Propagandafilm und Historienabenteuer "Trenck, der Pandur"1) (1940) mit Hans Albers als ungarischem Pandur Franz von der Trenck1), dessen Vater Johann Heinrich von der Trenck sowie dem preußischem Vetter Friedrich von der Trenck1) erlebte man sie als geheimnisvolle Gräfin St. Croix und auch in dem Streifen "Der liebe Augustin"3) (1940) mit Paul Hörbiger als Bänkelsänger Augustin kam sie als eine Adlige, die Marquis de Valais daher. In dem Biopic "Diesel"1) (1942) nach der Biografie " Diesel: Der Mensch, Das Werk, Das Schicksal" von Eugen Diesel1) über seinen Vater, den von Willy Birgel dargestellten Konstrukteur und Erfinder Rudolf Diesel1)  war sie die Filmehefrau des berühmten Ingenieurs, weitere Ehefrauen gab sie in in dem Melodram "Ein Blick zurück"1) (1944, auch "Am Vorabend") als Partnerin von Rudolf Forster sowie in dem Drama "Die Brüder Noltenius"1) (1945) als Angetraute des Stadtbaurats Werner Noltenius (Karl Mathias), der mit seinem aus Brasilien heimgekehrten Bruder Wolf Noltenius (Willy Birgel) in einen schweren Konflikt gerät.

Nach Kriegsende konzentrierte sich Hilde Weissner verstärkt auf ihre Arbeit am Theater, beeindruckte beispielsweise 1948 in Hamburg am "Deutschen Schauspielhaus"1) in der "Traumulus"-Inszenierung neben Werner Krauß erneut als Jadwiga oder zeigte in den 1950er Jahren unter anderem in Berlin am "Theater am Kurfürstendamm"1) und am "Schillertheater"1) oder bei den "Bad Hersfelder Festspielen"1) in verschiedenen klassischen Stücken ihre schauspielerische Vielseitigkeit.
Im deutschen Nachkriegsfilm wirkte Hilde Weissner nur sporadisch mit, so als ehemals gefeierte Trapezartistin bzw. Zirkusdirektorin Teresa Kronbeck in dem Zirkusfilm "Tromba"1) (1949) mit René Deltgen in der Titelrolle eines meisterhaften Raubtierdompteurs. Danach stand die Schauspielerin in den 1950ern nur noch für die Komödie "Das ideale Brautpaar"1) (1954), das Melodram "Geliebte Feindin"1) (1955, mit Ruth Leuwerik) und die Familiensaga "Friederike von Barring"1) (1956, mit Nadja Tiller) vor der Kinokamera. Letzte Leinwandauftritte hatte sie in dem monumentalem "Nibelungen"-Zweiteiler1) "Siegfried von Xanten"2) (1966) und "Kriemhilds Rache"2) (1967) als Königin Ute1),  in der US-amerikanischen Komödie "Something for Everyone"1) (1970) als Fürstin Palamir sowie in dem Gesellschaftspanorama der Weimarer Republik "Schöner Gigolo, armer Gigolo"1) (1978) von und mit David Hemmings1) sowie unter anderem David Bowie1), wo sie als alte Tante Hilda in Erscheinung trat. Auch für eine andere Schauspielerin sollte dieser Film der letzte Auftritt sein – die berühmte Marlene Dietrich, die als alternde Baroness von Semering zum Abschied mit brechender Stimme den Schlager "Schöner Gigolo, armer Gigolo"1) singt → Übersicht Kinofilme.
  
Für das Fernsehen übernahm Hilde Weissner gelegentlich interessante Aufgaben. Ihren Einstand gab sie bereits 1953 in dem Stück "Herr und Frau Merton lassen bitten"4) mit dem Untertitel  "Ein Kriminalspiel in 11 Szenen" als Frau Merton an der Seite von Hans Zesch-Ballot1) als Herr Merton. Es folgten prägnante Rolle unter anderem in dem Alltagsdrama "Die tödliche Lüge"4) (1956), in der Adaption "Jeder lebt allein"4) (1957) oder in dem Krimi "Schwester Bonaventura"4) (1958) nach dem Bühnenstück "Thunder on the Hill" von Charlotte Hastings, wo sie neben Hilde Krahl als Maria Bonaventura die Mutter Oberin mimte. Als Lady Chiltern, Gattin von Sir Robert Chiltern (Albert Lieven), erfreute sie das Publikum 1958 in der TV-Version der Komödie "Ein idealer Gatte"1) von Oscar Wilde1), in "Die Dubarry" (1963) nach der gleichnamigen Operette1) von Carl Millöcker1) bzw. Theo Mackeben1) (musikalische Neubearbeitung) gab sie an der Seite von Irene Salemka1) in der Rolle der Marie Jeanne Bécu/Gräfin Dubarry1) und Gustav Fröhlich als König Ludwig XV.1) die Marschallin von Louxembourg. Auch in einigen populären Krimiserien gehörte sie zur Besetzung, so 1969, 1970 und  1972 in drei Folgen von "Der Kommissar", in der ersten "Derrick"1)-Folge mit dem Titel "Waldweg"1) (1974) sowie später in der Episode "Abendfrieden"5) (1978) war sie ebenfalls mit kleinen Gastrollen auf dem Bildschirm präsent. Danach zog sich Hilde Weissner vollständig vom Filmgeschäft zurück → Übersicht TV-Produktionen.
 
Zudem stand die Schauspielerin seit 1947 immer mal wieder im Hörspielstudio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Bereits seit den 1950er Jahren hatte Hilde Weissner neben ihrer künstlerischen Arbeit andere reizvolle Aufgaben gefunden, um finanziell unabhängig zu sein eröffnete sie 1950 in Hamburg einen Modesalon. 1962 erhielt sie eine Professur für Sprache in Salzburg an der "Universität Mozarteum"1), wo sie bis 1973 das Schauspielseminar leitete.
1968 ließ sich Hilde Weissner im oberösterreichischen Auerbach1) nieder bzw. erwarb einen alten Bauernhof. Nach ihrem endgültigen Rückzug aus dem Berufsleben im Jahre 1978 widmete sich die Schauspielerin dort ihren Hobbys, gab in ihrem umgestalteten Anwesen Konzert- und Vortragsabende für Freunde, engagierte sich vor allem für karitative Belange sowie für den Tierschutz. (Quelle: "Hamburger Abendblatt", 28.11.1980, Nr. 278, S. 27)
  
Hilde Weissner starb am 30. Mai 1987 im Alter von 77 Jahren in einem Krankenhaus im oberösterreichischen Braunau am Inn1). Ein Jahr zuvor hatte man ihr noch das "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" überreicht. "Als Salondame des deutschen Vorkriegsfilms blieb die herbe Schönheit mit dem großen Mund in Erinnerung" notierte DER SPIEGEL (24/1987) anlässlich des Todes. Die letzte Ruhe fand die Schauspielerin in einem Familiengrab auf dem Hamburger "Friedhof Ohlsdorf"1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Aus der Beziehung zu dem Schauspieler und Theaterdirektor Lothar Müthel1) (1896 – 1964) ging die 1935 geborene Tochter Viola hervor, aus der Ehe mit dem 1944 gefallenen Komponisten Peter Holm der drei Jahre zuvor geborene Sohn Rolf Dieter. Ab 1949 war Hilde Weissner kurzzeitig mit dem Rundfunk-Journalisten und NWDR-Sprecher Gerd Ribatis1) verheiratet.6)
Viola Weissner, ebenfalls Schauspielerin, heiratete später den 1927 in Hamburg geborenen Walter Ruppel1) (1927 – 2016), der ab der Spielzeit 1985/86 erster Intendant, der des Plattdeutschen nicht mächtig war, das "Ohnsorg-Theater"1) leitete; 1994 trat er aus gesundheitlichen Gründen von seinem Posten zurück → www.welt.de.
Quelle (unter anderem): CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 15
Siehe auch www.cyranos.ch, Wikipedia
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2)  filmportal.de, 3) filmdienst.de, 4) Die Krimihomepage, 5) zauberspiegel-online.de
6) laut CineGraph, LG 15
Lizenz Foto Hilde Weissner (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, grillparzer.at
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