Gusti Wolf während der "Salzburger Festspiele" 1947; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: United States Information Service (USIS); Datierung: 1947; Copyright ÖNB Wien, Bildarchiv (Inventarnummer US 20.219) Augusta "Gusti" Wolf wurde am 11. April 1912 in der österreichischen Hauptstadt Wien in eine Arbeiterfamilie hineingeboren. Bereits mit 13 Monaten verlor sie ihre Mutter, bis zu ihrem 7. Lebensjahr wurde sie gemeinsam mit ihren beiden älteren Brüdern von der Großmutter erzogen, da der Vater im 1. Weltkrieg Dienst tun musste, danach von der zweiten Frau ihres Vaters. Als Mädchen war sie auch "Ziehkind" in der Familie des österreichischen Porträt- und Landschaftsmalers Felix Albrecht Harta1) (1884 – 1967), der später emigrieren musste.
Schon früh interessierte sich Gusti Wolf für das Theater, sie machte eine kurze Ausbildung zur Schauspielerin bei dem großen Volksschauspieler Karl Forest1) (1874 – 1944), gab wenig später 1934 ihr Bühnendebüt an der Seite von Werner Krauss als Prinz York in dem Shakespeare-Drama "Richard III."1) am Wiener "Burgtheater"1). Weitere Stationen ihrer Theaterkarriere waren unter anderem das "Deutsche Theater" in Mährisch-Ostrau1) (1935/36), das Münchener "Volkstheater" (1936/37) sowie zwischen 1937 und 1939 die "Münchner Kammerspiele"1) bei Otto Falckenberg1), der ihr wichtigster Lehrmeister wurde. Danach wirkte sie bis zur Theatersperre im Jahre 1944 an der "Volksbühne Berlin"1). Zum 1. September 1946 wurde sie von Raoul Aslan (1886 – 1958) an das Wiener "Burgtheater" berufen, das für die kommenden Jahrzehnte ihre künstlerische Heimat bleiben sollte. Ab Mitte der 1950er Jahre war sie zudem oftmals Gast am "Deutschen Schauspielhaus"1) in Hamburg, anfangs unter Gustaf Gründgens, später unter Boy Gobert.

Gusti Wolf während der "Salzburger Festspiele"1) 1947
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Urheber/Körperschaft: United States Information Service1) (USIS); Datierung: 1947
© ÖNB Wien, Bildarchiv (Inventarnummer US 20.219)

Gusti Wolf verkörperte im Laufe ihrer Karriere mehr als 100 Theaterfiguren, ihr Repertoire blieb stets breit gefächert, reichte von klassischen Rollen wie in Schauspielen von Shakespeare – hier glänzte sie beispielweise als Puck in "Ein Sommernachtstraum"1) –, Molière1) und Heinrich von Kleist1) über Hugo von Hofmannsthal1) und Ödön von Horváth1) bis hin zu zu zeitgenössischen Stücken von August Strindberg1), Elias Canetti1), Edward Albee1) und Arthur Schnitzler1). Doch vor allem als Interpretin in Werken Johann Nestroys1) machte sie sich mit ihrem facettenreichen Spiel einen Namen als herausragende Charaktermimin. Mehrfach war sie bei den "Salzburger Festspielen" präsent, erstmals verkörperte sie dort 1947 die Titelrolle in "Die Frau des Potiphar" von Alexander Lernet-Holenia1), in der Inszenierung von Oskar Wälterlin1) gaben Curd Jürgens den Potiphar1) und Oskar Werner den Josef1).

Szenenfoto mit Oskar Werner und Gusti Wolf in "Die Frau des Potiphar"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)
Urheber/Autor: Lothar Rübelt (1901–1990): Datierung: 08.1947
© Lothar Rübelt / ÖNB Wien; Bildarchiv Austria
Inventarnummer 007_47_057_04_070_A_1A_35

Szenenfoto mit Oskar Werner und Gusti Wolf in "Die Frau des Potiphar" von Alexander Lernet-Holenia, 1947 bei den "Salzburger Festspielen"; Foto mit freundlicher Genehmigung; der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Lothar Rübelt (1901–1990): Datierung: 08.1947; Copyright Lothar Rübelt / ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer 007_47_057_04_070_A_1A_35)
Gusti Wolf 1952 in "Die Träume von Schale und Kern"; von Johann Nestroy bei den "Salzburger Festspielen"; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Ungenannt: Datierung: 1952; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO600162/02) 1951 erfreute sie das Publikum als Ziegenhirtin Käthchen in der Shakespeare-Komödie "Wie es euch gefällt"1) (Regie: Gustaf Gründgens), im Folgejahr als Frau Gertrud und Thekla in dem Zauberspiel "Die Träume von Schale und Kern"1) von Johann Nestroy (Regie: Axel von Ambesser).  Erst 1996 kam Gusti Wolf dann wieder nach Salzburg und stellte in Leander Haußmanns1) Inszenierung des Shakespeare-Stücks "Ein Sommernachtstraum" den Philostrat, Zeremonienmeister am Hof des Theseus (Christian Grashof), dar. 1999 wirkte sie bei dem musikalischen Abend "Denn alle Lust will Ewigkeit" von Franz Wittenbrink1) mit.
 

Gusti Wolf 1952 in "Die Träume von Schale und Kern"
von Johann Nestroy bei den "Salzburger Festspielen"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Urheber/Autor: Ungenannt: Datierung: 1952
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO600162/02)

Anlässlich der "Bregenzer Festspiele wurden auch verschiedene "Burgtheater"-Inszenierungen aufgeführt, in denen Gusti Wolf mitwirkte:
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), R = Regie, Info = Link zu chronik.bregenzerfestspiele.net)
Als ihre berührendste Altersrolle gilt 1989 die Darstellung der Großmutter Herwig in dem Schauspiel "Das vierte Gebot"1) von Ludwig Anzengruber1) beim "Theatersommer" des "Stadttheaters Berndorf"1) unter der Intendanz von Felix Dvorak1)
Einen großen Erfolg feierte sie auch seit der Premiere am 25. Februar 1998 im "Akademietheater"1) mit dem Stück "Harold und Maude" von Colin Higgins1) (→ Verfilmung 19711)), der "Liebesgeschichte eines todessüchtigen, neurotischen Achtzehnjährigen aus gutem Hause und einer vitalen, lebensfrohen und impulsiven Neunundsiebzigjährigen" in einer Inszenierung von Klaus Weise1). Die Wunschrolle der Maude hat ihr "Burgtheater"-Direktor Claus Peymann1) zum 85. Geburtstag, zum 65-jähriges Bühnenjubiläum und zu ihrer 50-jährigen Zugehörigkeit zum "Burgtheater" geschenkt, Steffen Schroeder1) spielte den Harold. Zuletzt stand sie seit der Premiere bzw. Uraufführung im Oktober 2004 als energische Reiseleiterin in der Mozartjahr-Produktion "Mozart Werke Ges.m.b.H. " auf der Bühne des "Akademietheaters", eine Musikrevue zwischen Pop und Wolfgang Amadeus Mozart1) von Franz Wittenbrink → derstandard.at.

Gusti Wolf als Colombina (?) in der Venezianischen
Maskenkomödie "Zerbinettas Befreiung" von
Fritz von Herzmanovsky-Orlando1), in der Bearbeitung
von Friedrich Torberg1), uraufgeführt am 13.02.1961 im 
"Akademietheater"1) mit Johanna Matz in der Titelrolle;
Regie: Axel von Ambesser
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Urheber/Autor: Ungenannt: Datierung: 1961
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO600217/04)

Gusti Wolf als Colombina (?) in der Venezianischen Maskenkomödie "Zerbinettas Befreiung" von Fritz von Herzmanovsky-Orlando in der Bearbeitung von Friedrich Torberg, uraufgeführt am 13.02.1961 im "Akademietheater" mit Johanna Matz in der Titelrolle; Regie: Axel von Ambesser; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Ungenannt: Datierung: 1961; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO600217/04)
Seit Ende der 1930er Jahre stand die Schauspielerin zudem vor der Kinokamera, gleich mit ihrem ersten Part, der Titelheldin Lilli Dupont  in der turbulenten Verwechslungsgeschichte "Die Austernlilli"2) (1937) mit der Musik von Robert Stolz1) machte sie als Partnerin von Hermann Thimig auf sich aufmerksam. Bis Ende des 2. Weltkrieges sah man die kleine zierliche Schauspielerin in Produktionen wie "Kleines Bezirksgericht"1) (1938), "Falstaff in Wien"2) (1940), "Herz geht vor Anker"2) (1940) oder "Orient-Express"1) (1944) und auch im Nachkriegsfilm blieb Gusti Wolf eine gefragte Darstellerin. Sie zeigte sich an der Seite vieler populärer Stars, so sah man sie beispielsweise in der Komödie "Alles Lüge" (1948) zusammen mit Wolf Albach-Retty, in dem Lustspiel "Jetzt schlägt's 13"1) (1950) mit Theo Lingen und Hans Moser, mit Paul Hörbiger drehte sie den operettenhaften Streifen "Verklungenes Wien" (1951). In dem Ehedrama "Der schweigende Mund" (1951) spielte sie zusammen mit Oskar Homolka, Gisela Uhlen und Curd Jürgens, in der Operettenverfilmung "Die geschiedene Frau"1) (1953) mit Marika Rökk und Johannes Heesters und in "Rosen-Resli"1) (1954) nach der gleichnamigen Novelle von Johanna Spyri1) mit der damals neunjährigen Christine Kaufmann, die mit dieser Rolle des "Rosen-Resli" zum Kinderstar wurde. Anfang der 1960er sah man Gusti Wolf in harmlos-unterhaltsamen Streifen wie "Willy, der Privatdetektiv"1) (1960, mit Willy Millowitsch) oder "Der Musterknabe" (1963, mit Peter Alexander), aber auch in anspruchsvollen Produktionen wie dem Drama "Das Riesenrad"1) (1961) nach einem Drehbuch von Ladislas Fodor1) bzw. dem Roman "The Fourposter" von Jan de Hartog1), zusammen mit Maria Schell und O.W. Fischer. Anschließend konzentrierte sich Gusti Wolf wieder vermehrt auf ihre Arbeit beim Theater und stand nur noch selten vor der Kamera.
Sie wirkte sporadisch in einigen TV-Produktionen wie der "Tatort"-Folge "Annoncen-Mord"1) (1976) mit, ungeheure Popularität erlangte die Wienerin Anfang der 1980er Jahre mit ihrer Rolle der Mutter des Titelhelden Major Adolf Kottan (Lukas Resetarits1)) in der österreichischen Kultserie "Kottan ermittelt"1). Sie tauchte unter anderem als Oma in der heiteren Familienserie "Wenn das die Nachbarn wüssten"1) (1990) auf, eine Rolle, die sie auch in Hartmut Griesmayrs TV-Komödie "Vier Frauen sind einfach zuviel" (1992) spielte. Ihren letzten Auftritt vor der Kamera hatte Gusti Wolf 1998 als alte Aline, die in in dem Kinderkrimi-Spaß "Die 3 Posträuber"3) (1998) zusammen mit der schrulligen Freundin Alice (Jane Tilden) einer Kinderbande dabei hilft, den Gaunern auf die Spur zu kommen → Übersicht Filmografie.
Während ihrer langen schauspielerischen Karriere erhielt Gusti Wolf, die anlässlich ihres 75. Geburtstages am 11. April 1987 zum Ehrenmitglied des "Burgtheaters" ernannt worden war, zahlreiche Auszeichnungen: 
Gusti Wolf; Copyright Moritz Schell Bereits 1966 verlieh man ihr den Titel "Kammerschauspielerin"1), 1985 würdigte man sie mit dem "Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich I. Klasse"1), 1993 konnte sie die "Goldene Romy"1) als "Beliebteste Schauspielerin" entgegennehmen. Sie war unter anderem seit 1992 Trägerin des "Nestroy-Ringes"1), an ihrem 85. Geburtstag wurde 1997 ein von Felix Albrecht Harta1) geschaffenes Jugendportrait in die "Ehrengalerie" im Foyer des " Burgtheaters" aufgenommen. Im Jahre 2000 verlieh man ihr den Ehrentitel "Professorin"1), 2003 übereichte man der inzwischen über 90-Jährigen den Wiener Theaterpreis "Nestroy"1) für das Lebenswerk – die Laudatio hielt "Burgtheater"-Kollege  Michael Heltau → weitere Auszeichnungen bei Wikipedia. 
Ihre Erinnerungen veröffentlichte Gusti Wolf, die sich vom "naiv lieben Maderl" zu einer anerkannten, großartigen Charakterdarstellerin entwickelte, 2001 unter dem Titel "Gusti Wolf erzählt aus ihrem Leben", berichtet von den Höhen und Tiefen ihrer Schauspielerlaufbahn und zieht das Resümee: "Es wird mir bewusst, dass ich mein Leben bisher so gelebt habe, wie ich es mir vorgenommen habe zu leben." Im Klappentext zu dem Buch heißt es unter anderem "Heute nennt man sie gerne eine Legende des Theaters. Sie ist der einfache bescheidene Mensch geblieben, der durch Phantasie und grenzenlose Hingabe zu ihrem Beruf das erreichen konnte, was sie als ihr Ziel angestrebt hat: Figuren von jung bis ins hohe Alter, gut oder böse, lustig oder traurig, eben den Menschen darzustellen, was sie in den 55 Jahren am Burgtheater und in ihren 67 Jahren auf der Bühne beweisen konnte."
  
Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem Fotografen Moritz Schell zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Moritz Schell (www.moritzschell.com);
© Moritz Schell
Gusti Wolf starb am 5. Mai 2007 drei Wochen nach ihrem 95. Geburtstag in Wien. Nach einer bewegenden Trauerfeier am 15. Mai 2007 im "Burgtheater" ("Feststiege" Volksgartenseite) – der Sarg wurde ein Mal um das "Burgtheater" getragen – fand sie die letzte Ruhe auf dem Wiener Zentralfriedhof1) in einem Ehrengrab (Gruppe 33G, Nr 38) → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie bei Wikimedia Comnons. Österreichs damaliger Bundeskanzler Alfred Gusenbauer1) nannte Wolf "eine der begnadetsten österreichischen Schauspielerinnen, die jede ihrer Rollen mit Brillanz und schauspielerischem Können verkörpert hat. (…) Im Namen der Republik verneige ich mich vor dieser kleinen aber großen Frau." "Burgtheater"-Direktor Nikolaus Bachler1) würdigte die Kammerschauspielerin unter anderem mit den Worten, Gusti Wolf habe sich bis in ihr hohes Alter "mutig auf unbekannte Pfade eingelassen", sie sei "nicht modisch, deswegen konnte sie nie aus der Mode geraten", sie sei "nie aus der Zeit gefallen und hat sich nie angepasst".
Ein Teil ihres schriftlichen Nachlasses befindet sich im der Berliner "Akademie der Künste"1) → Gusti-Wolf-Archiv.
Privat war die Schauspielerin bis zu dessen Tod dreizehn Jahre lang mit Maler und Bühnenbildner Teo Otto1) (1904 – 1968) liiert, dessen künstlerischen Nachlass sie nach seinem Ableben betreute und der Öffentlichkeit mit Ausstellungen zugänglich machte; Teile ihrer Sammlung übergab sie der Berliner "Akademie der Künste".
Siehe auch cyranos.ch, Wikipedia, geschichtewiki.wien.gv.at sowie
die Nachrufe bei www.welt.de und wiev1.orf.at
Fotos bei www.virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) prisma.de
Quelle: 4) felix-bloch-erben.de
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de

(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia,Murnau Stiftung, prisma.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
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