Filmografie / TV-Shows
Rudi Carrell wurde am 19. Dezember 1934 in der niederländischen Kleinstadt Alkmaar1) als Rudolf Wijbrand Kesselaar geboren und wuchs gemeinsam mit seinen Geschwistern Geertruida Catharina, genannt "Truus" (* 1936), Adriaan (* 1941) und Andries (1944 – 1994) in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Durch seinen Vater Andries (1911 – 1968), der unter den Künstlernamen "André Carrell"1) bei örtlichen Veranstaltungen als Zauberkünstler, Komiker und Conférencier auftrat, kam Sohn Rudolf schon früh mit dem Showgeschäft in Berührung und hatte nur einen Wunsch, auch selbst auf der Bühne zu stehen; auch sein Großvater verdiente sich schon als Alleinunterhalter und Ansager seinen Lebensunterhalt. Doch zunächst absolvierte Rudolf die Schule, besuchte ein Gymnasium, welches er mit 15 Jahren vorzeitig ohne Abschluss verließ. Er riss von zu Hause aus, um sich Anfang der 1950er Jahre in Paris, Deutschland und Dänemark den "Wind um die Nase wehen" zu lassen. Erste professionelle Bühnenerfahrungen sammelte der junge Carrell, als er seinen Vater 1951 bei einer Show vertrat, die 1951 begonnene Lehre bei Lehre bei der "Hoornschen Crédit- und Effektenbank" in Alkmaar sollte nur ein kurzes Intermezzo bleiben. Im November 1952 wechselte er zu seinem Vater André Carrell und betätigte sich bei dessen Ensemble als Sekretär und Assistent.

Rudi Carrell Ende September 1980 in Amsterdam
anlässlich seiner Buchpräsentation "M'n fiets terug"
(dt. "Gib mir mein Fahrrad wieder")
Rechteinhaber: Nationaal Archief1) (Den Haag1), Rijksfotoarchief;
Bestandsnummer: 931-0401); Urheber/Fotograf: Fernando Pereira / Anefo;
Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: CC BY-SA 3.0 NL bzw. CC0 1.0

Rudi Carrell Ende September 1980 in Amsterdam anlässlich seiner Buchpräsentation "M'n fiets terug"; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 931-0401); Urheber/Fotograf: Fernando Pereira / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: CC BY-SA 3.0 NL bzw. CC0 1.0
Rudi Carrell im August 1960 mit seinem Vater André; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Ausschnitt des Originalfotos; Bestandsnummer: 911-5182); Urheber/Fotograf: Henk Lindeboom / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: CC BY-SA 3.0 NL bzw. CC0 1.0 Doch es zog den jungen Carrell zurück zur Bühne, seit Mitte Januar 1953 tingelte er beispielsweise als Witze-Erzähler, Zaubererkünstler, Kasperletheater-Spieler und Bauchredner gemeinsam mit seinem Vater durchs seine Heimat, trat in diversen Varietés auf. Der Erfolg veranlasste ihn, ein eigenes Ensemble zu gründen, das er "Rudi Carrell’s Cabaretgezelschap" ("Rudi Carrells Kabarettgesellschaft") nannte und mit dem er 1953 noch sechs Mal auftrat. "Die ersten Kritiken bemängelten noch, dass das Programm sehr an André Carrell erinnere, aber im Laufe des Jahres 1954 gelang es Rudi, einen eigenen Stil zu finden. Wie alle Kleinkunstgruppen, so trat auch "Rudi Carrell’s Cabaretgezelschap" bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen auf. Carrell präsentierte überdies gerne Jazzveranstaltungen, da er selbst großer Jazzfan war. Im Jahre 1954 hatte Carrell bereits 37 Auftritte mit seiner Gruppe, 36 Auftritte mit seinem Vater, 27 Kindervorstellungen und drei Engagements im Radio." notiert Wikipedia.
 
Rudi Carrell im August 1960 mit seinem Vater André
Rechteinhaber: Nationaal Archief1) (Den Haag1), Rijksfotoarchief;
Ausschnitt des Originalfotos; Bestandsnummer: 911-5182);
Urheber/Fotograf: Henk Lindeboom / Anefo;
Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: CC BY-SA 3.0 NL bzw. CC0 1.0
Es sollte jedoch noch einige Jahre dauern, bis der Name "Rudi Carrell" auch außerhalb der Niederlande Bekanntheit erlangte. 1959 wurde das holländische Fernsehen auf das junge Talent aufmerksam und gab ihm seine eigene monatliche "Rudi Carrell Show"1), für die er auch als Autor und Produzent verantwortlich zeichnete. Die Show wurde drei Jahre lang erfolgreich gesendet und verschaffte seinem Protagonisten eine nationale Popularität. Carrells Ausflüge als Sänger waren weniger erfolgreich: 1960 vertrat er unter seinem Geburtsnamen die Niederlande beim 5. "Grand Prix Eurovision de la Chanson" (heute: "Eurovision Song Contest"1)) in London mit dem Lied "Wat een geluk", erreichte von 13 Teilnehmern jedoch nur den vorletzten Platz → Wikipedia.
1964 gelang Carrell mit einem originellen kurzen Sketch der endgültige Durchbruch: Für seine witzige, 40-minütige Robinson Crusoe1)-Parodie bzw. die "De Robinson Crusoë Show"1), die auf einer unbewohnten Insel spielte und bei der seine einzigen Partner eine Meeresjungfrau (Esther Ofarim) und ein Schimpanse namens "Freitag" waren, erhielt er beim internationalen Festival der Fernsehunterhaltung "Rose d’Or"1) in Montreux1) die "Silberne Rose". In Montreux lernte Carrell zudem Mike Leckebusch1) von "Radio Bremen" kennen und es kam wenig später zu einem Vertrag mit dem Sender.

Rudi Carrell am 9.Februar 1960 äbeim Vorentscheid
zum "Eurovision Song Contest" in Hilversum1)
Rechteinhaber: Nationaal Archief1) (Den Haag1), Rijksfotoarchief;
Bestandsnummer: 911-0172); Urheber/Fotograf: Harry Pot / Anefo;
Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: CC BY-SA 3.0 NL bzw. CC0 1.0

Rudi Carrell am 9.Februar 1960 beim Vorentscheid zum "Eurovision Song Contest" in Hilversum; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 911-0172); Urheber/Fotograf: Harry Pot / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: Lizenz: CC BY-SA 3.0 NL bzw. CC0 1.0
Jetzt ging es Schlag auf Schlag, ab Ende Oktober 1965 lief auch bei uns die deutsche Version der "Rudi Carrell Show"1) zum ersten Mal (ab der 3. Ausgabe live) im Fernsehen und entwickelte sich mit einer ungewohnten Leichtigkeit und den lockeren Gags zum Dauerbrenner. Alle diese Gags waren penibel geplant: "Witze kann man nur dann aus dem Ärmel schütteln, wenn man sie vorher hineingesteckt hat.", sagte Carrell einmal. Dass es trotzdem meist spontan wirkte, war ein Ausweis seiner Kunst. Carrell selbst avancierte neben den damaligen TV-Größen wie Peter Frankenfeld und Hans Joachim Kulenkampff zum Fernsehliebling des deutschen Publikums. "Ich bin Ideen-Entwickler, Texter, Regisseur, Showmann und Sänger in einem – deswegen ist meine Show aus einem Guss", sagte Carrell einmal in einem Interview, die Einschaltquoten dieser "großen Samstag-Abend-Unterhaltung" gaben ihm recht. Inzwischen brachte "Pidax Film" die legendäre "Rudi Carrell Show" auf DVD heraus, Volume 1 (EA: 21.08.2015) mit 6 Shows (1965–1968), Volume 2 (EA: 18.12.2015) mit 8 Shows (1967–1969), Volume 3 (EA: 18.03.2016) mit 6 Shows (1970–971) und Volume 4 (EA: 17.06.2016) mit 7 weiteren Shows (1971–1973).
    
Abbildung DVD-Cover "Die Rudi Carrell Show", Volume 1 (EA: EA: 21.08.2015) mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film" Abbildung DVD-Cover "Die Rudi Carrell Show", Volume 2 (EA: EA: 18.12.2015) mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film" Abbildung DVD-Cover "Die Rudi Carrell Show", Volume 3 (EA: 18.03.2016) mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film" Abbildung DVD-Cover "Die Rudi Carrell Show", Volume 4 (EA: 17.06.2016) mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film"
Szenenfoto mit Rudi Carrell aus "Die Rudi Carrell Show", Volume 1 (EA:  21.08.2015) mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film" Szenenfoto mit Rudi Carrell aus "Die Rudi Carrell Show", Volume 2 (EA: 18.12.2015) mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film"
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfotos aus Volume 1 (l.) und Volume 2 mit
freundlicher Genehmigung von "Pidax Film"

Einen noch größeren Erfolg gelang dem Niederländer mit dem charmanten Akzent seit der Premiere am 27. April 1974 mit der Samstag-Abend-Show "Am laufenden Band"1), die zu einer der erfolgreichsten Unterhaltungssendungen der deutschen Fernsehgeschichte wurde. Vorbild für das Familienquiz war die holländische Produktion "Een van de Acht" gewesen, mit Partner Heinz Eckner moderierte Carrell auf seine unverwechselbare Art den Wettkampf zwischen vier Gruppen, die je aus zwei Mitgliedern einer gleichen Familie bestanden. Die TV-Zeitschrift "Funk Uhr"1) (17/1974) schrieb unter anderem "Wort- und Szenespielereien lässt Blödelexperte Rudi Carrell am laufenden Band abrollen. Acht Kandidaten aus vier Familien sollen weder Intelligenz noch Geschicklichkeit beweisen, sondern ihrer Spielfreude freien Lauf lassen. Künstler wie der Schweizer Komiker Alfredo1) treiben den Spaß auf die Spitze fröhlichen Unsinns. … Spektakulärer Höhepunkt der Sendung war dann, wenn am Ende der Show der Gewinner in einem riesigen Korbstuhl Platz nahm und sich am Förderband vorbeifahrende Konsumartikel merken musste. Alle, die er danach noch wusste, durfte er mit nach Hause nehmen. Auf jeden Fall mit dabei war das "Fragezeichen", das symbolisch einen Überraschungsgegenstand verbarg. (Quelle: Wikipedia)
Bis 1979 bzw. 51 Mal lief dieser Fernsehspaß, der die ganze Familie vor dem Bildschirm versammelte, Einschaltquoten von über 60 Prozent waren keine Seltenheit. Carrell selbst war der ungekrönte König der Fernsehunterhaltung, auch seine Erfolge als Sänger fallen in diese Zeit. 

Rudi Carrell 01; Copyright Virginia Shue Im Mai 1975 brachte er sein wohl bekanntestes Lied auf den Markt, "Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?", die Coverversion nach der Melodie von "The City of New Orleans"1) von Steve Goodman1) geriet zum Hit in Deutschland und hat inzwischen als "geflügeltes Wort" Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. Ein weiterer Hit wurde 1978 die Single "Goethe war gut", eine Coverversion, die genau wie ihre Vorlage "Sweet Violets" von Dinah Shore1) durch die das Lied durchziehenden frivolen Vexierreime auffiel, und auch sein im selben Jahr erschienenes Album "Rudi, Rudi, noch einmal" verkaufte sich recht ordentlich. Dass Carrell nicht nur der Spaßmacher der Nation war, zeigte er mit eher nachdenklichen Titeln wie "Mein Dorf" (1978), eine textnahe Übersetzung des in den Niederlanden populären Wim-Sonneveld1)-Klassikers "Het dorp", "Der Hund vom kleinen Fritz" oder einer musikalischen Hommage an seine verstorbene Mutter, die er 1992 in einer seiner Shows sang. Mit dem Ausstieg aus "Am laufenden Band" beendete Carrell auch seine Schlagerkarriere. Für "Die Rudi Carrell Show – Laß Dich überraschen"1) (1988–1992) sang er später noch einmal das Titellied "Laß Dich überraschen" ein, das mit dem Erfolg der Show selbst sehr bekannt wurde → Diskografie bei Wikipedia.
 
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin
Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Im Kino tauchte der Entertainer Anfang der 1970er Jahre auf und blödelte sich mit Ilja Richter1) und Chris Roberts1) durch die eher belanglose Klamauk-Streifen "Wenn die tollen Tanten kommen"1) (1970), "Tante Trude aus Buxtehude"1) (1971) und die "Die tollen Tanten schlagen zu"1) (1971). Weitere Kinoproduktion mit Carrell als Protagonist waren die seichten Komödien "Rudi, benimm dich"1) (1971) und "Crazy – total verrückt"1) (1973), in der amüsanten Geschichte "Hochwürden drückt ein Auge zu"1) (1971) hatte er neben "Titelheld" Georg Thomalla einen Kurzauftritt.  Letzte Ausflüge auf die Leinwand machte in der Comedy "Himmel, Scheich und Wolkenbruch"1) (1979) sowie in dem Episodenfilm "Starke Zeiten"1) (1988), wo er in dem Segment "Verrückte Zeiten"1) als er selbst in Erscheinung trat → Übersicht Kinofilme.
  
Nach dem Ende von "Am laufenden Band" feierte Rudi Carrell im Herbst 1981 mit "Rudis Tagesshow"1) ein erneutes furioses Bildschirm-Comeback. Die von "Radio Bremen"1) produzierte Sendung parodierte Nachrichten der "Tagesschau"1), zeigte authentische Bilder mit vorgetäuschten Einblendungen und persiflierenden Kommentaren. Einen Skandal mit internationalem Ausmaß und Morddrohungen erzeugte die Sendung vom 15. Februar 1987 anlässlich des achten Jahrestags der "Iranischen Revolution"1), als in einem Einspieler das Staatsoberhaupt Ajatollah Ruhollah Chomeini1) parodiert wurde. In dem fiktionalen Ausschnitt wurde Chomeini bei einer Kundgebung aus der Menge Damenunterwäsche zugeworfen und dieser wühlte darin herum (Nahaufnahme der Hände in der Unterwäsche). Durch die politischen Konsequenzen wurde "Rudis Tagesshow" selbst Thema der echten "Tagesschau" der ARD. Unmittelbar nach der Ausstrahlung verlangte der iranische Botschafter eine Entschuldigung der Bundesregierung. Am Tag nach der Ausstrahlung wurde der deutsche Botschafter von der iranischen Regierung einbestellt, das "Goethe-Institut"1) in Teheran1) geschlossen und die Flüge nach Deutschland gestrichen. In einer offiziellen Erklärung distanzierte sich die Bundesregierung von dem Sketch, den man "nicht billige", ihn bedaure und ihn "für geschmacklos gehalten" habe. Gegen Rudi Carrell und dessen Familie gingen Morddrohungen ein und er erhielt vorübergehend Personenschutz. Carrell bezeichnete die Zeit nach dem Skandal als "die schlimmste Woche meines Lebens" und entschuldigte sich für den Beitrag. Die ARD sendete den Sketch seither nicht mehr, weder bei Wiederholungen der Show, noch bei Best-of-Folgen oder Zusammenschnitten. In der nächsten Ausgabe nach Ausstrahlung des Ajatollah-Gag (also am 22. Februar 1987) wurde extra Horst Tappert alias Oberinspektor Derrick1) eingeladen und erschien am Anfang der Show. Er sollte feststellen, ob es für Carrell sicher wäre, das Studio zu betreten. Das Ende der Serie kurz darauf stand damit aber laut Biographie in keinem Zusammenhang. (Quelle: Wikipedia, Stand: 18.05.2025)
Im selben Jahr wie "Rudis Tagesshow" startete beim WDR1) die 45-minütige Sendung "Rudi kann’s nicht lassen", die bereits 1980 unter dem Titel "Rudi kan het niet laten – Liedjesprogramma" im "Niederländisches Fernsehen"1) (VARA) gezeigt wurde. Mit "Die verflixte 7"1), der deutschen Version der im niederländisches Fernsehen (KRO1)) gezeigten wöchentlichen "De 1, 2, 3 Show"1) (1983/84), flimmerte ab 7. April 1984 flimmerte eine weitere Spielshow zur besten samstäglichen Sendezeit über die Bildschirme, die an den Erfolg von "Am laufenden Band"1) anknüpfen sollte. Erstmals konnten Kandidaten/Kandidatinnen größere Preise wie Autos oder Häuser gewinnen, der Carrells Satz "Das wäre Ihr Preis gewesen" klingt noch heute vielen im Ohr. Danach präsentierte er ab Anfang Oktober 1987 die Flirt-Show"Herzblatt"1) 128 Mal bzw. sechs Staffeln lang (bis 23.04.1993) sowohl in der ARD1) als auch im ORF. Mit der Neuauflage seiner "Rudi-Carrell-Show" erhielt der sympathische Entertainer 1988 wieder einen Samstagabend im ARD-Programm, eine Sendung, die eher unter dem Titel "Lass Dich überraschen"1) in die Annalen der Fernsehgeschichte eingegangen ist. Ab 5. März 1988 erfüllte Carrell Menschen aus dem Publikum Herzenswünsche, die Wiederzusammenführung von Familienangehörigen oder verloren gegangenen Freunden war ein weiterer Bestandteil der Sendung und ging nicht nur den Zuschauern/Zuschauerinnen zu Herzen.

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin
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Rudi Carrell 02; Copyright Virginia Shue
Unbekannte Künstler/-innen imitierten Musikstars, für wenige wie Mark Keller1), der der 1989 als Dean Martin auftrat, wurde die Reihe zum Sprungbrett für eine anhaltende Schauspielerkarriere. Unvergessen bleibt Carrells Anmoderation "Eben noch in der Werkstatt (je nach dem Metier des Kandidaten) – jetzt auf unserer Showbühne!".  Bei fernsehserien.de2)  kann man lesen: "Titelsong der Show war das von Carrell selbst gesungene "Lass dich überraschen, schnell kann es geschehen, dass auch deine Wünsche in Erfüllung gehen". Durch dieses berühmte Lied ging die Show auch als "Lass dich überraschen" in den Sprachgebrauch ein. Das machte sich das ZDF1) vier Jahre nach dem Ende von Carrells Show zu Nutzen und gab einer neuen Show mit gleichem Überraschungskonzept genau diesen Titel. Carrells Sendung lief etwa siebenmal im Jahr und war während ihrer Laufzeit nach "Wetten, dass …?"1) die erfolgreichste Samstagabendshow, Carrell neben Thomas Gottschalk1) der beliebteste Showmaster. Als Carrell zu RTL1) wechselte, endete die Reihe nach 33 Ausgaben."
  
Der Niederländer war unermüdlich, setzte seinen Ideenreichtum für neue, wenn auch kurzlebige Formate ein. Mit Sendungen wie "Rudis Tiershow"3) (ARD 1993/94), "Die Post geht ab!"1) (RTL 1993, in Kooperation mit der "Deutschen Bundespost"1) zur Einführung der fünfstelligen Postleitzahl), "Rudis Urlaubsshow"3) (RTL 1994–1997) und "Rudis Hundeshow"3) (RTL 1996) begeisterte der Fernsehliebling dennoch ein Millionenpublikum. Ab 1996 landete Carrell mit dem satirischen Wochenrückblick "7 Tage – 7 Köpfe"1) einen weiteres Fernseh-Highlight beim Privatsender RTL. Die Comedy-Reihe verarbeitete jede Woche humoristisch die wichtigsten Schlagzeilen der zurückliegenden sieben Tage, zur Stammbesetzung zählten neben Rudi Carrell die Comedians Mike Krüger1), Kalle Pohl1), Gaby Köster1), Bernd Stelter1) sowie Oliver Welke1), der Ende 2002 den Stammplatz von Rudi Carrell übernahm, als Moderator fungierte Jochen Busse1). Der siebte Platz (manchmal auch ein oder zwei Stammplätze) wurde jede Woche von einem Prominenten aus dem Bereich des Kabaretts oder der Comedy ausgefüllt. Wegen nachlassender Zuschauerresonanz wurde die Sendung schließlich nach knapp 10 Jahren am 30. Dezember 2005 eingestellt. In dieser Sendung hatte Carrell auch seinen letzten, wenn auch wortlosen Fernsehauftritt, als er Harald Schmidt1) ein Glas Wasser über die Hose kippte.
 
Rudi Carrell und Eartha Kitt; Copyright Virginia Shue
Rudi Carrell und Eartha Kitt
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) 
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
 
Viele hatten nach seinem aktiven Rückzug von "7 Tage – 7 Köpfe" gehofft, dass Rudi Carrell bald mit einer neuen Idee auf den Bildschirm zurückkehren würde, doch seitdem im November 2005 bekannt geworden war, dass der starke Raucher an einer Lungenkrebserkrankung litt, glaubte Niemand mehr daran.
Rudi Carrell zählt(e) ohne Zweifel zu den ganz Großen der TV-Unterhaltung und prägte die deutsche Fernsehlandschaft. Zahlreiche Preise und Ehrungen belegen sein außergewöhnliches Talent und die damit verbundene fünf Jahrzehnte lang erfolgreiche Karriere. Neben der erwähnten "Rose von Montreux"1) konnte Carrell alleine vier Mal einen "Bambi"1) (1975, 1979, 1980, 1998) nach Hause tragen, weitere Auszeichnungen waren unter anderem der "Ehren"-Löwe von Radio Luxemburg"1) (1975), der "Karl-Valentin-Orden"1) (1988) und die "Ehrenrose" von Montreux (2001).
Rudi Carrell bei der Verleihung der "Goldenen Kamera 2004"; Copyright Bodo Petermann, BP PHOTO (www.bpphoto.de) Bereits 1985 war Carrell mit dem "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse"1) für seine "vorbildliche Arbeit bei der deutsch-holländischen Verständigung" geehrt worden, die damalige Königin Beatrix1) ernannte ihn 2001 zum "Ritter im niederländischen Löwen-Orden"1) ("Ridder in de Orde van de Nederlandse Leeuw"). Die "Goldene Kamera"1) erhielt er 1974, 1982 und 1991 sowie zuletzt am 2. Februar 2006 für sein "Lebenswerk". Carrell bedankte sich beim Publikum und ließ trotz schwacher und heiserer Stimme keinen Zweifel aufkommen, dass Mitleid für seine Krankheit fehl am Platz war. "Die Tatsache, dass ich hier heute Abend sein kann, verdanke ich vor allem meiner Krankenkasse, dem "Klinikum Bremen-Ost"1) und der deutschen Pharmaindustrie.", scherzte der Entertainer und fügte hinzu "Mit so einer Stimme kann man in Deutschland noch Superstar werden." Aus tiefstem Herzen bedankte er sich bei seinen Zuschauern/Zuschauerinnen "Es ist mir eine Ehre gewesen, in diesem Land und vor diesem Publikum Fernsehen machen zu dürfen". Als er den Preis entgegennahm, wurde der von seiner Krankheit gezeichnete Entertainer von den geladenen Gästen mit "Standing Ovations" gefeiert, wohl ahnend, dass es einer der letzten öffentlichen Auftritte Rudi Carrells sein würde → Liste der Auszeichnungen bei Wikipedia.
 
 
Rudi Carrell bei der Verleihung der "Goldenen Kamera 2004"1)
Foto mit freundlicher Genehmigung von Bodo Petermann
© Bodo Petermann, BP PHOTO (www.bpphoto.de)
Die letzten Monate lebte Carrell zurückgezogen auf seinem Anwesen in Syke1) südlich von Bremen – das 12 Hektar große Rittergut Wachendorf1) mit einer alten Wassermühle, einem kleinen See und 7 Gebäuden aus dem 17. und 18. Jahrhundert erwarb er bereits Mitte der 1970er Jahre. Bei einem seiner wenigen öffentlichen Auftritte sprach er über den nahenden Tod: "Ich werde noch lange als Wiederholung weiterleben", in einem Interview des Magazins der "Süddeutschen Zeitung"1) sagte er "Ich habe mich mit meinem Tod abgefunden" (…) Wie soll ich dann noch trauern? Ich muss dankbar sein. Ich habe so ein tolles Leben gehabt. Ende. (…) Deutschland hat mir zehn Mal mehr gegeben, als ich mir je erhofft habe. Ich verdanke diesem wunderbaren Land mein Leben." Wenig Monate später erlag der Ausnahmekünstler am 7. Juli 2006 im Alter von 71 Jahren im "Klinikum Bremen-Ost" seiner Krebserkrankung und trat für immer von der Showbühne ab. Zweieinhalb Wochen nach dem Tod Carrells, der zu den letzten großen Showmastern im deutschen Fernsehen zählte, fand die Beisetzung auf dem "Friedhof in Heiligenfelde"1) im Ortsteil Heiligenfelde1) der niedersächsischen Stadt Syke im engsten Familienkreis statt; Carrell selbst hatte den Wunsch geäußert, dass es keine offizielle Trauerfeier geben solle → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons. Entsprechend seinem letzten Wunsch wurde die Urne seiner zweiten Ehefrau Anke umgebettet und ruht jetzt neben seiner auf dem Friedhof.

Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Weggefährten und Freunde würdigten die Leistungen des Allround-Genies: "Mit Rudi Carrell verlieren wir einen Showmaster im besten Sinne des Wortes", hieß es in einem Kondolenzschreiben des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler1). Er habe "die Fernsehunterhaltung in Deutschland geprägt mit seinem Witz, seinem charmanten Akzent, seiner Nähe zum Publikum, aber auch seinem Mut, immer wieder Neues zu wagen". "Mit Rudi Carrell verliert die deutsche Medienlandschaft eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten", sagte der damals amtierende Intendant von "Radio Bremen"1), Prof. Heinz Glässgen1), ZDF-Intendant (2002–2012) Markus Schächter1) würdigte das "TV-Urgestein Rudi Carrell" als ein "Vorbild für alle nach ihm kommenden Generationen von Showmastern und Entertainern". "Der Holländer" des deutschen Fernsehens habe vor und hinter der Kamera Maßstäbe in Professionalität und Kreativität der Fernsehshow in Europa gesetzt.
"Ich habe ihn immer verglichen mit den großen Entertainern seiner Zeit, das waren Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff, dann kam der Rudi. Der Rudi war einfach frecher als andere, kreativer", sagte Showmaster Frank Elstner1) im "SWR2 Journal". WDR-Intendant (1995–2007) Fritz Pleitgen1) bezeichnete Carrell als "großen Entertainer". Er habe die ARD-Unterhaltung über drei Jahrzehnte lang mit geprägt. Mit "Am laufenden Band", aber auch mit "Rudis Tagesshow" oder "Die verflixte 7" habe Carrell Fernsehgeschichte geschrieben. Der Fernsehsender RTL sagte über den Künstler: "Über Jahrzehnte setzte er Maßstäbe in der deutschen TV-Unterhaltung, spürte Trends in der Comedy auf und war dabei immer Vorbild für junge Kollegen." Anlässlich von Carrells Tod strahlte die ARD am 10. Juli 2006 die 90-minütige Dokumentation "Rudolf Wijbrand Kesselaar genannt Carrell"3) mit dem Untertitel "Fast ein Selbstporträt" von Klaus Michael Heinz1) aus, eine erweiterte Fassung von dessen gleichnamigen, ursprünglichen Doku (18.12.1999) zum 65. Geburtstag.

Carrell hinterließ seine dritte Ehefrau, die 34 Jahre jüngere Magdeburger Hotelfachfrau Simone Felischak, die er 1995 beim Golfspiel in Bad Griesbach im Rottal1) kennengelernt und am 7. Februar 2001 unter Ausschluss der Öffentlichkeit im australischen Sydney1) geheiratet hatte. Die erste, am 16. Mai 1957 geschlossene Ehe des Künstlers mit der Niederländerin Truus de Vries endete im Dezember 1973 vor dem Scheidungsrichter; aus der Verbindung gingen die Töchter Annemieke (* 1958) und Caroline (* 1962) hervor. Carrells zweite Verbindung mit Anke Bobbert (1940 – 2000), Tochter eines Schneidermeisters, mit der er seit 1968 liiert war, wurde am 1. Februar 1974 legalisiert. Obwohl das Paar sich später auseinander gelebt und Carrell eine langjährige Beziehung mit der Drehbuchautorin/Produzentin Susanne Hoffmann (1960 – 2003), die zugleich Geschäftsführerin seiner Firma war, einging, ließ sich der TV-Star nicht scheiden, da seine Frau an schwerem Rheuma litt. Am 23. Februar 2000 starb Anke Bobbert mit nur 59 Jahren an Herzversagen; aus dieser Beziehung stammt der am 3. Juni 1977 geborene Sohn Alexander Kesselaar, der in Australien lebt und als Fotograf arbeitet → kess.gallery. Bald nach dem Tod von Carrells Ehefrau Anke kam es nach 15 gemeinsamen Jahren im Frühjahr 2000 zudem zur Trennung von Susanne Hoffmann, die im Alter von nur 43 Jahren am 6. April 2003 den Folgen eines inoperablen Gehirntumors erlag.

Bereits 1979 veröffentlichte Carrell seine lebendig-witzige Autobiografie unter dem Titel "Gib mir mein Fahrrad wieder" (niederländisch: "Mijn fiets terug") und beschreibt darin auch konkret seine Anfänge als Entertainer, die er auf den 17. Oktober 1953 datiert: "Ich teilte meinem Publikum mit, dass ich Rudi Carrell hieß, erzählte ein paar Witze und kassierte 50 Gulden." Von Susanne Schult erschien im November 2000 im Verlag "Der Andere Verlag" die Dissertation "Rudi Carrell: Das Image eines Stars in der Geschichte des deutschen Fernsehens". Der Verlag sagt zu der Veröffentlichung: "Nicht weniger als 2000 Artikel wertet die Autorin qualitativ aus, um Aussagen über die Kriterien des Erfolgs treffen zu können. Werkanalysen exemplarisch ausgewählter Sendungen vermitteln einen Eindruck, wie es dem Entertainer gelingen konnte, ein Millionenpublikum zu unterhalten. Ein Interview mit Carrell selber sowie ein ausführliches Werkverzeichnis runden die Untersuchung ab."
Anfang August 2006 erschien im "C. Bertelsmann Verlag"1) die Biografie "Rudi Carrell. Ein Leben für die Show", die der Kultur- und Filmwissenschaftler Jürgen Trimborn1) in enger Zusammenarbeit mit dem Unterhaltungsgenie verfasste und die Carrells Wunsch gemäß zeitgleich auch in niederländischer Übersetzung publiziert wurde. "… Anhand von Carrells Lebensstationen zeichnet Trimborn eine der erstaunlichsten Karrieren des deutschen Fernsehens nach. Dabei wird deutlich, dass Carrell immer ein Star zum Anfassen geblieben ist, selbstironisch, niemals anbiedernd, ohne Scheu vor ungeliebten Wahrheiten. Nicht umsonst bezeichnen ihn Showgrößen wie Harald Schmidt1), Alfred Biolek1) oder Thomas Gottschalk1) als ihr großes Vorbild. Erstmals spricht Rudi Carrell in diesem Buch freimütig über sein Privatleben, so beispielsweise über seine Kindheit und Jugend im von den Deutschen besetzten Holland, über seine Eltern, die sich im Widerstand engagierten. Außerdem konnte Trimborn mit Carrells Kindern, seiner Frau und Menschen aus seinem engsten Umfeld sprechen." (Quelle: amazon.de)

  
Ein Denkmal bzw. eine Bronze-Büste erinnert in seiner Geburtsstadt Alkmaar1) an den legendären Entertainer. Wikipedia führt aus: "Kurz vor seinem Tod saß Rudi Carrell für eine Bronze-Büste des Bildhauers Carsten Eggers Modell. Das Kunstwerk wurde noch zu seinen Lebzeiten fertig und später auf dem "Rudi Carrellplaats"1) in seiner Geburtsstadt Alkmaar aufgestellt. Die Einweihung fand am 7. Juli 2007, Carrells erstem Todestag, statt. Der Platz liegt an jener Stelle, an der die Bühne des 1993 abgerissenen Theaters "Het Gulden Vlies" stand, und damit dort, wo Carrells erster öffentlicher Auftritt stattfand. Im November 2016 wurde die Büste am alten Standort abmontiert und am "Grand Café Gulden Vlies", direkt an der belebten Fußgängerzone, montiert. Begründet wurde dies, weil der Showmaster zu Lebzeiten eher das Publikum suchte als die Ruhe und Stille, die den alten Standort auszeichnete; die Benennung des "Rudi Carrellplaats" blieb unberührt." Fast die gesamte Carrell-Familie war dabei, als das Kunstwerk erstmals der Öffentlichkeit übergeben wurde."Papa, jetzt lebst du bis in alle Ewigkeit für Deine Fans weiter." Mit diesen Worten enthüllte Rudi Carrells Tochter Annemieke Kesselaar das Denkmal ihres Vaters → wikinews.org.
Ein weitere "Erinnerungsstätte" ist seit 3. Juli 2006 eine Bronzeplatte mit dem Abdruck der Hände von Rudi Carrell auf der sogenannten "Mall of Fame"1) am Boden unter dem Glasdach der 250 Meter langen "Lloyd-Passage"1) im Zentrum der Hansestadt Bremen1) → Foto bei Wikimedia Commons
    
Die 2006 von Bildhauer Carsten Eggers geschaffene Rudi-Carrell-Büste; Urheberin/Copyright Ilona Eggers (Egno): Lizenz: CC-BY-SA 2.0; Quelle: Wikimedia Commons Das "Rudi-Carrell-Denkmal" wurde am 7. Juli 2007auf dem "Rudi Carrellplaats" in Alkmaar (Holland) enthüllt – eingerahmt von den Carrell-Töchtern Caroline (l.) und Annemieke Kesselaar sowie Rudi Carrells Bruder Aad Kesselaar; Urheberin/Copyright Ilona Eggers (Egno): Lizenz: CC-BY-SA 2.5; Quelle: Wikimedia Commons
Die 2006 von Bildhauer
Carsten Eggers1)
geschaffene
Rudi-Carrell-Büste
Quelle: Wikimedia Commons
Das "Rudi-Carrell-Denkmal" wurde am 7. Juli 2007auf dem
"Rudi Carrellplaats" in Alkmaar (Holland) enthüllt – eingerahmt von den
Carrell-Töchtern Caroline (l.) und Annemieke Kesselaar sowie
Rudi Carrells Bruder Aad Kesselaar.
Quelle: Wikimedia Commons
Urheberin: © Ilona Eggers (Egno): Lizenz: CC-BY-SA 2.0  bzw. CC BY-SA 2.5
Viele Informationen findet man bei der inoffiziellen Fanseite www.rudicarrell.com.
Siehe auch Wikipedia (mit Diskografie), whoswho.de
Fotos bei Wikimedia Commons
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2) aus "Das Fernsehlexikon" von Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier
       
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