Friedrich Nowottny wurde am 16. Mai 1929 als Sohn eines Schmiedemeisters im oberschlesischen Hindenburg1) (heute; Zabrze/Polen) geboren, ab 1935 besuchte er zehn Jahre lang die Vlksschule in seines Geburtsortes und die Mittelschule in Rybnik1). Noch gegen Ende des 2. Weltkriegs "mit seinem bis dahin freigestellten Vater in dieselbe "Volkssturm"1)-Einheit eingezogen, erreichte der Vater, dass sein Sohn in das Sudetenland1) verlegt wurde. Er selbst musste an die Ostfront und fiel im April 1945. Trotz Einschluss der Einheit in einem Kessel konnte Nowottny sich durch das "Protektorat Böhmen und Mähren"1) nach Bayern durchschlagen. Dort wurde er von der Feldpolizei aufgegriffen und nach Braunau am Inn1) (Oberösterreich1)) geschafft, wo er in einer weiteren "Volkssturm"-Einheit landete. Am 2. Mai 1945 besetzten US-Truppen Braunau und nahmen Nowottny gefangen. Er wurde Dolmetscher beim Stadtkommandanten von Braunau am Inn und fand seine Mutter und seine Schwester wieder. Die Familie zog im Oktober 1945 nach Bielefeld1) und erfuhr erst 1946 vom Tod des Vaters." notiert Wikipedia.
Friedrich Nowotny im Juni 1985 bei einer Veranstaltung in Rheinbach; Urheber: Elke Wetzig (Elya); Lizenz: CC-BY-SA-3.0); Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons Der erst 17-jährige Nowottny arbeitete ab 1946 zwei Jahre lang bei der britischen Besatzungsmacht1) in Bielefeld als Dienstverpflichteter in einem Pionierdepot und bei der Post als Fremdsprachendolmetscher mit Prüfung, nebenbei verdiente er Geld als Schlagzeuger in einer Bar. Seine journalistische Karriere begann 1948 als freier Journalist und Lokalreporter bei der Bielefelder Tageszeitung "Freie Presse"1), wechselte dann für drei Jahre zur Bielefelder Hauptverwaltung der "Deutschen Eisenbahn-Versicherungskasse"1). Doch dann zog es ihn zurück zum Journalismus, ab 1953 absolvierte er ein Volontariat bei Tageszeitung "Freie Presse", wurde nach dem Abschluss als Redakteur übernommen und schließlich 1959 Ressortleiter.
1962 ging Nowottny zum "Saarländischen Rundfunk"1) (SR), wo er zunächst die TV-Hauptabteilung "Wirtschaft und Soziales" leitete und mit der Sendung "Der Markt – Wirtschaft für jedermann" rasch einem breiten Publikum bekannt wurde; drei Jahre später ernannte man ihn 1965 zum stellvertretenden Chefredakteur. Seit 1. April 1967 beim "Westdeutschen Rundfunk Köln"1) (WDR) beschäftigt, fungierte er als stellvertretender Studioleiter des WDR-Büros in Bonn1), welches er dann ab dem 1. Februar 1973 selbstverantwortlich leitete.
 
Foto: Friedrich Nowotny im Juni 1985
bei einer Veranstaltung in Rheinbach
Urheber: Elke Wetzig (Elya); Lizenz: CC BY-SA 3.0
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Gleichzeitig war Nowottny Chefkorrespondent und Kommentator bei der ARD1) sowie Moderator des politischen Magazins "Bericht aus Bonn"1),  welches nicht zuletzt durch ihn zur Institution wurde. Am 14. Juni 1985 berief man den 56-Jährigen zum Intendanten des "Westdeutschen Rundfunks", ein Amt, welches er bis 1995 überaus erfolgreich ausübte und damit maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Rundfunk- und Fernsehanstalten nahm. Dass der WDR als bundesweit erster Sender 1994 ein tägliches Vollzeitprogramm ausstrahlen durfte, gilt als einer der größten Erfolge seiner Amtszeit, in die auch der Start der Dauerserie "Lindenstraße"1), die Einführung des ARD-Frühstücksfernsehens1) und der Radioprogramme "Eins Live"1) sowie "WDR Radio 5"1) fiel. Zu seinen Aufgaben gehörte auch ab 1991 der einjährige Vorsitz bei der ARD, in der Nowottny maßgeblich zur Neugliederung der ARD nach der Wiedervereinigung beitrug und die Fernsehlandschaft prägte. Ein Angebot von Bundeskanzler Helmut Kohl1) dessen Staatssekretär zu werden bzw. das Amt des Regierungssprechers zu übernehmen, lehnte er übrigens 1985 ab.
Doch vor allem durch seine lockere Berichterstattung in dem "Bericht aus Bonn", mit der der scharfzüngige Polit-Kritiker zwölf Jahre lang über den Sender ging und allwöchentlichen, jeden Freitagabend aktuelle Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik auf verständliche Art und Weise erklärte, ist er den Fernsehzuschauern/-innen in nachhaltiger Erinnerung geblieben. Seine kompetenten, manchmal treffend-ironischen Kommentare machten ihn zu einem der beliebtesten TV-Journalisten und verhalf damit dem Polit-Journalismus zu höherer Popularität. "Nowottny versuchte mit großer Freundlichkeit und Selbstironie Politiker dazu zu bewegen, echte Antworten zu geben, und machte in 571 Sendungen die Verabschiedung "Guten Abend. Das Wetter" zu einem Markenzeichen." vermerkt fernsehserien.de. Als Studioleiter und Chefkorrespondent begleitete er das politische Tagesgeschehen und brachte es in allgemein verständlicher Form an den Mann bzw. die Frau; letztmalig moderierte er die Sendung am 7. Juni 1985, gab die Sendung dann an seinen Nachfolger Ernst Dieter Lueg ab. Als legendär gilt ein Interview mit Bundeskanzler Willy Brandt1) vom 6. Juli 1971, das teilweise aus langen Fragen und kurzen Ja-/Nein-Antworten bestand (Brandt war im Vorfeld gebeten worden, sich möglichst kurz zu fassen). Berühmt wurde auch der häufig benutzte Einleitungssatz "Wissen Sie, Herr Nowottny…" von Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller1), bei Antworten auf Interviewfragen. (…) Ebenso gilt Nowottny als Verantwortlicher dafür, dass Herbert Wehner wieder mit den Journalisten der ARD redete, nachdem Wehner sich über Ernst Dieter Lueg geärgert hatte und nicht mehr mit der ARD reden wollte." kann man bei Wikipedia lesen. (Anm.: Wehner redete Lueg damals mit "Herr Lüg" an, das gedehnte "e" in Luegs Namen absichtlich (?) ignorierend. Der Journalist konterte schlagfertig: "Vielen Dank f¨r diese Zwischenkommentierungen, Herr Wöhner".)

Friedrich Nowottny 2002 in Bonn, fotografiert bzw. zur Verfügung
gestellt von Stuart Mentiply (www.mentiply.de); © Stuart Mentiply

Friedrich Nowottny 2002 in Bonn, fotografiert bzw. zur Verfügung gestellt von Stuart Mentiply (www.mentiply.de); Copyright Stuart Mentiply
Seit seiner Pensionierung am 30. Juni 1995 bzw. Übergabe des WDR-Chefpostens an Fritz Pleitgen1) übernahm Friedrich Nowottny, dem unter anderem für seine Leistungen das "Bundesverdienstkreuz am Bande"1) (1979) und das "Große Bundesverdienstkreuz" (1986) verliehen wurde, immer wieder verschiedene Aufgaben für das Fernsehen. So erlebte man ihn beispielsweise bei der "Bundestagswahl 2002"1) als Kommentator bei "RTL-Aktuell"1), und auch in diversen Talk-Shows ist/war er immer wieder ein gefragter Diskussionspartner, dessen profunde, politischen Kenntnisse eine Bereicherung für jede Gesprächsrunde sind. Für Sandra Maischberger1) übernahm er am 13. März 2007 die Elternzeitvertretung in deren Sendung "Menschen bei Maischberger"1) zum Thema "Politik regiert – Volk frustriert?" mit unter anderem dem ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, der ehemaligen Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein1) Heide Simonis1) und dem Journalisten Hans-Ulrich Jörges1) → presseportal.de. Er betätigt(e) sich als Berater in Medienfragen, meldet sich in Radio- und Zeitungskolumnen zu Wort, hält außerdem Vorträge zu den Themen Kommunikation und Analysen zur politisch-ökonomischen Situation in Deutschland. Zu den von Nowottny veröffentlichen Büchern zählen unter anderem "Information und Verantwortung. Gespräche, Reden, Schriften 1985 bis 1995" sowie "Der Allgemeinheit verpflichtet" mit seinen Reden vor dem "Rundfunkrat" des WDR.
Friedrich Nowottny am 2. Oktober 2012 beim "Deutschen Fernsehpreis 2012"; Urheber: Wikimedia-User JCS; Lizenz: CC BY-SA 3.0 / GFDL; Quelle: Wikimedia Commons Außer den beiden "Bundesverdienstkreuzen" erhielt Friedrich Nowottny 1986 auch den "Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen"1), zwei Mal übereichte man ihm die "Goldene Kamera"1) – am 18. Januar 1974 in der Kategorie "Bester Politischer Journalist und Kommentator" sowie am 24. Februar 1983 als "Bester Politik-Moderator" (1. Platz der "Hörzu"1)-Leserwahl). Weitere Medienpreise waren ein "Bambi"1) (01.01.1976) als "Beliebtester politischer Fernsehjournalist" und zwei Mal ein "Goldener Gong"1) der Fernsehzeitschrift "Gong"1) – 1980 für seine Moderation bei der "Bundestagswahl 1980"1) sowie 1985 für seine 571. Moderation von "Bericht aus Bonn"1). 1976 kürte man ihn zum "Pfeifenraucher des Jahres"1), 1982 ehrte man ihn mit dem "Jakob-Kaiser-Preis"1), nicht zuletzt wegen seiner ironischen Berichterstattung und Schlagfertigkeit mit dem "Orden wider den tierischen Ernst"1) (1984) des "Aachener Karnevalvereins"1) und dem "Goldenen Schlitzohr"1) (1986) des "Internationalen Clubs der Schlitzohren e.V." in Mülheim an der Ruhr1).
   
Friedrich Nowottny am 2. Oktober 2012 beim
"Deutschen Fernsehpreis 2012"1)
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Lizenz: CC BY-SA 3.0 / GFDL
Quelle: Wikimedia Commons
Nach dem "Steiger Award"1) (2005, Bereich "Medien") und dem Journalistenpreis "Goldener Pometheus"1) für sein Lebenswerk würdigte man das Lebenswerk des ehemaligen WDR-Intendanten am 20. Oktober 2006 bei der Gala zur Verleihung des "Deutschen Fernsehpreises"1) im Kölner "Coloneum"1) mit dem "Ehrenpreis der Stifter" erneut. Die von Jörg Pilawa1) moderierte Veranstaltung wurde als Aufzeichnung in der ARD ausgestrahlt. Kein geringerer als der damalige Bundespräsident Horst Köhler1) überreichte die Auszeichnung und sagte in seiner Laudatio unter anderem: "Als Sie mit dem "Bericht aus Bonn" auf Sendung gingen, da war die Fernsehwelt in Deutschland noch schwarz-weiß beziehungsweise,– was Politisches anging –, gelegentlich ziemlich grau in grau. Bei Ihnen dagegen wurde man den Eindruck nicht los, man hätte schon Farbfernsehen." → Auszeichnungen bei Wikipedia.

Anlässlich des 80. Geburtstages des Vollblutjournalisten am 16. Mai 2009 zeichnete Autor Mathias Haentjes mit "Happy Birthday Mr. Bonn" für das WDR-Fernsehen ein umfassendes Portrait des Ausnahmejournalisten und ehemaligen Intendanten. Friedrich Nowottny ist immer noch "Mister Bonn". Kaum zu glauben, dass er am 16. Mai 2009 achtzig Jahre alt wird. Denn seinen jugendlichen Charme hat er sich erhalten. Nowottny kommentiert auch heute mit Geist, Witz und einem wohldosierten Quentchen Sarkasmus. Wenn es in diesen Wochen um den Rückblick auf 60 Jahre Grundgesetz1) geht, wenn Reminiszenzen an die Bonner Republik gefragt sind, wenn die Geschichte des "Bundesdorfes" wieder auflebt, kann und will man nicht auf ihn verzichten: Friedrich Nowottny, den langjährigen Leiter des ARD-Studios Bonn und klugen, witzigen und intensiven Begleiter der Bonner Politik. Zudem ist gerade jetzt, in Zeiten der Krise, ist sein Sachverstand als Politik- und Wirtschaftsjournalist besonders gefragt. Der Terminkalender ist nach wie vor voll: Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, Fernsehauftritte und Zeitungsartikel. Seine "journalistische Ich-AG" , wie er sich selbst bezeichnet, hat Hochkonjunktur. Anlässlich des runden Geburtstages widmet das WDR-Fernsehen der "Ära Nowottny" diesen Film. (Quelle: presseportal.de; Artikel nicht mehr online)
WDR-Intendantin (2007–2013) Monika Piel1) würdigte Nowottnys Verdienste, fast vierzehn Jahre nach seiner Intendantenzeit sei er noch immer ein hervorragender Botschafter für den WDR, den er selbst so lange mit gestaltet habe. "Als Journalist haben Sie die Berichterstattung über die Bonner Republik entscheidend geprägt. Ihre kritische Haltung, Ihr berühmt-berüchtigtes Nachhaken und Ihr unabhängiger Geist haben journalistische Maßstäbe gesetzt, denen wir im WDR uns auch heute noch verpflichtet fühlen." (Quelle: www.wdr.de; Seite nicht mehr abrufbar)
 
Am Rande seien Nowottnys Ausflüge in das Unterhaltungsgenre erwähnt, so trat er in der "Tatort"1)-Folge "Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer"1) (1972) mit Sieghardt Rupp in der Rolle des Zolloberinspektors Kressin1) in Erscheinung – Ernst Dieter Lueg zeigte sich hier ebenfalls mit einem Gastauftritt. In dem Kinostreifen "Die Antwort kennt nur der Wind"1) (1974) nach dem gleichnamigen Bestseller von Johannes Mario Simmel1) tauchte er kurz als TV-Ansager auf, in der Satire-/Comedy-Show "Schmidteinander"1) mit Harald Schmidt1) und Herbert Feuerstein1) am 12. September 1993 als "Kassenwart" und in der "Lindenstraße"1)-Episode "Menschenrechte"2) am 10. Dezember 1995 als Handwerker. Unvergessen bleibt der Zeichentrick-Sketch von Vicco von Bülow alias "Loriot", in dem Nowottny Helmut Schmidt1) interviewt (gesendet 1976 in "Loriots Sauberer Bildschirm"1): "Politikerinterviews").
 
Friedrich Nowottny, der am 16. Mai 2024 seinen 95. Geburtstag beging, ist seit 1956 mit Ehefrau Gisela verheiratet; aus der Verbindung gingen zwei Töchter hervor. Das Ehepaar wohnt – nachdem es fast 50 Jahre in Buschhoven1), einer Ortschaft der Gemeinde Swisttal1) gelebt hatte – in der Bonner Südstadt1) nahe des "Poppelsdorfer Schlosses"1); mittlerweile ist Nowottny Urgroßvater von Zwillingen.
Seit 2010 unterstützt auch er als einer der Paten/Patinnen das "Kinderhospizes Bethel"1) für unheilbar erkrankte Kinder → kinderhospiz-bethel.de.
  
Siehe auch Wikipedia, whoswho.de, "Stiftung Haus der Geschichte", www1.wdr.de sowie
den Artikel "Mister Bonn" wird 85" (16.05,2014) bei tagesspiegel.de
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