Harry Valérien; Copyright Rainer Binder Harry Valérien wurde am 4. November 1923 als Sohn eines Pressefotografen in München1) geboren; bereits mit vierzehn Jahren verlor er seine Mutter († 1937) durch einen Autounfall, nur ein Jahr später verstarb sein Vater Heinz (1900 – 1939) an den Folgen seines Herzleidens. Erzogen von seinem Großvater, der nach dem Tod der Eltern als Vormund eingesetzt war, musste der junge Harry schon früh Verantwortung für seine drei jüngeren Geschwister übernehmen; zunächst machte er auf Wunsch seines Großvaters eine Lehre zum Mechaniker, die er mit der Gesellenprüfung abschloss, um dann in einem sogenannten "kriegswichtigen Betrieb" zu arbeiten. 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und überwiegend als Gebirgsjäger im Kaukasus1) eingesetzt; gegen Ende des 2. Weltkrieges geriet in US-amerikanische Gefangenschaft.
Nach Kriegsende entschied sich Harry Valérien für einen ganz anders gearteten Beruf und absolvierte ab 1946 in München die "Journalistischen Vorbildungskurse", eine von Otto Groth1) geführte Vorversion der "Deutschen Journalistenschule"1), der sich ein zweijähriges Volontariat bei der Zeitung "Münchner Merkur"1) sowie eine Redakteurstelle anschloss. 1949 begann er zudem beim "Bayerischen Rundfunk"1) zunächst als Sprecher zu arbeiten,  mit der Zeit kommentierte er sehr erfolgreich Sportereignisse. Bereits seit seiner Schulzeit hatte der begeisterte Skiläufer und Kraulsprinter ein Faible für den Sport, jetzt machte er seine Leidenschaft zum Beruf.

Foto: © Rainer Binder
(Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem Fotografen Rainer Binder
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Rainer Binder; das Foto
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1952 erhielt der damals gerade erst 28-Jährige die Chance, zusammen mit drei weiteren Kollegen von den "Olympischen Winterspielen"1) in Oslo1) zu berichten, mit Ausnahme von 1956 war er dann bis 1996 bei allen "Olympischen Spielen" als Kommentator sowohl für den Hörfunk als auch das Fernsehen dabei. Oft gab Valérien  sich mit der Berichterstattung allein nicht zufrieden, unvergessen bleiben einige seiner "Selbstversuche" wie beispielsweise 1973 das Wettschwimmen mit dem damals 21-jährigen Olympiadritten über 200 Meter Freistil, Werner Lampe.1) Der erheblich ältere Valérien ging damals zum Gaudi der Zuschauer mit Flossen an den Start und schlug den Profi um eine Zehntelsekunde.
 
1963 erlangte Valérien als Moderator und Mitbegründer des "Aktuellen Sportstudios"1) noch größere Popularität, als er ohnehin schon hatte. Neben Wim Thoelke (1927 – 1995) und Rainer Günzler1) (1927 – 1977) gehörte der Mann mit den farbigen Pullovern (vorzugsweise gelb) zum festen Bestandteil dieser bis heute beliebten Sendung. Bis 1988 brachte er genau 283 Mal den Zuschauern/-innen die Sportereignisse auf seine unverwechselbare, unterhaltsame Art nahe, interviewte ruhig und freundlich zahllose Sportgrößen aber auch sportbegeisterte Prominente wie beispielsweise Bud Spencer oder Elton John1) und wurde von vielen als "Fachmann mit Herz" tituliert. "Immer wiederkehrend war die Frage "Auf welcher Kamera sind wir?" – auf bairisch als "Wo simma? Wo samma? Do samma!" vorgetragen –, wenn er während der Live-Sendung moderierte. "Er hakte nach, formvollendet im Ton, doch unerbittlich in der Sache" schrieb Dieter Kürten1), früher selbst Sportstudio-Moderator, einst über seinen langjährigen Kollegen." vermerkt Wikipedia. Seine Wortschöpfung "Sappradi" ist legendär, sein Motto lautete stets "Ich mach doch keine Reportagen auf Kosten anderer, und auch bei Interviews soll keiner als Sieger oder Verlierer den Ring verlassen." Dass er immer nah am sportlichen Geschehen bzw. mit dem Publikum verbunden sein wollte, den Kontakt bei Veranstaltungen mit Sportlern sowie Zuschauern/-innen nie verlieren wollte, davon zeugt auch seine Aussage "Ich bleibe lieber Reporter, das sagt mir mehr zu als die Verwaltung", als 1983 das Amt des ZDF1)-Sportchefs an ihn herangetragen wurde, was er ablehnte.
   
Daneben war der Mann mit dem enormen Fachwissen in einigen weiteren Sendungen auf dem Bildschirm präsent, so von 1977 bis 1987 als Moderator und Leiter der Verkehrssendung "Telemotor"1) oder als einer der Gastgeber in der Live-Gesprächsreihe zu aktuellen Themen "Sonntagsgespräch"2) (1984–1990). Neben Amelie Fried1) sah man ihn ab Juli 1988 über ein Jahr lang in der ZDF-Talkshow "live"1), dazu kamen im Rahmen der ZDF-Reihe "Der Sport-Spiegel"1) Sendungen wie "Hallo, Max" (1964) mit der Boxweltmeister-Legende Max Schmeling oder "Sepp Herberger erzählt" (1967) mit dem ebenfalls legendären Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger1), dessen Name für immer mit dem Titelgewinn der "Weltmeisterschaft 1954"1) verbunden bleibt, der als "Wunder von Bern"1) in die Fußballgeschichte einging. Auch eine viel beachtete, dreiteilige Dokumentation im September 1979 über den Fußball-Bundestrainer (1964–1978) Helmut Schön1) ist zu nennen.
Am Rande sei Valériens Ausflug auf die Leinwand erwähnt, in dem ganz auf Toni Sailer zugeschnittenen Ski-Streifen "Der schwarze Blitz"1) (1958) tauchte er als Sportreporter beim Skirennen auf..
   
Ab 1990 arbeitete Valérien Jahre lang als Kommentator und Moderator bzw. als freier Sportjournalist für die privaten Fernsehsender "Sat.1"1) und "Premiere"1), wo er unter anderem Golf-Turniere kommentierte; auch als Förderer/Ausbilder für den Nachwuchs machte er sich einen Namen. Daneben war er weiterhin publizistisch tätig. Unter seinem Namen sind mehrere Bücher über die "Olympischen Spiele" und über Fußball-Weltmeisterschaften im Münchener "Südwest-Verlag"1) erschienen; zuletzt publizierte Valérien das Werk "Atlanta – Das Olympiabuch 1996" → Liste der Veröffentlichungen bei Wikipedia.  
Während seiner Karriere erhielt der "Grandseigneur der Sportreportage" Harry Valérien für seine Leistungen zahlreiche Auszeichnungen: So wurde ihm drei Mal die "Goldene Kamera"1) verliehen – am 25. Januar 19661) gemeinsam mit Rainer Günzler1) und Wim Thoelke die "Teamkamera" für "Das aktuelle Sportstudio", am 9. Februar 19771) in der Kategorie "Bester Olympiareporter" für seine Berichterstattung der "Olympischen Sommerspiele 1976"1) in Montreal1) und die "Olympischen Winterspiele 1976"1) in Innsbruck1) sowie am 18. Februar 19891) als "Bester Sportreporter (1. Platz der "Hörzu"1)-Leserwahl). Ebenfalls drei Mal konnte er einen "Bambi"1) entgegennehmen – am 25. März 19721) als "Bester Sportreporter des Jahres", am 19. Januar 19791) in der Kategorie "Beste deutsche Sport-Reportage" und am 27. November 19901) wie etliche andere Prominente den so genannten "Mini-BAMBI". Den Medienpreis "Goldener Gong"1) der Fernsehzeitschrift "Gong"1) überreichte man Valérien 1981 für seine Kommentare der spektakulären Stürze 1981 beim Skiabfahrtsrennen ("Hahnenkamm-Rennen"1)) auf der legendären "Streif"1) in Kitzbühel1) – er redete sich in Rage, kam aus seinen "Sappradi, Bursch!"-Rufen nicht mehr heraus. 1982 wurde er mit dem Österreichischen "Oskar" geehrt, ein Jahr später erhielt er die "Goldene Ehrennadel" seiner Geburtsstadt München. Zu seinen weiteren Preisen zählt der "Telestar"1) (1988; "Beste Moderation/Information für "das aktuelle sportstudio"1)"), 2002 überreichte man ihm den neu geschaffenen "Bayerischen Sportpreis"1) der "Bayerischen Staatsregierung"1), verliehen für herausragende Verdienste und beispielhafte Initiativen im Bereich des Sports, in der Kategorie "Herausragende Präsentation des Sports". 2004 konnte er aus der Hand des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber1) im Rahmen einer Festgala in München als Ehrenpreis den "Blauen Panther" ("Bayerischer Fernsehpreis"1)) entgegennehmen. Valérien habe die Sportberichterstattung durch seine "einzigartige Mischung aus brillantem Journalismus, Leidenschaftlichkeit und bayerischem Wortwitz geprägt", hieß es in der Begründung der Jury. Zuletzt würdigte man 2009 sein Lebenswerk mit dem deutschen Sportjournalismus-Preis "HERBERT-Award"1). Während seiner Karriere war er nicht nur in Sachen "Reportage" unterwegs, so engagierte er sich als einer der ersten gegen Doping im Sport, unterstützte zudem als einer der Paten/Patinnen das "Kinderhospizes Bethel"1) für unheilbar erkrankte Kinder.
  
Harry Valérien, der 2008 bei bester Gesundheit seinen 85. Geburtstag feiern konnte, war seit mehr als fünfzig Jahren mit einer ehemaligen norwegischen Skifahrerin verheiratet; aus der Verbindung mit Ehefrau Randi (* 1937) gingen die Töchter Tanja (* 1962) und Laila (* 1964) hervor; Laila starb Anfang Februar 2007 mit nur 42 Jahren an den Folgen ihrer Brustkrebserkrankung, hinterließ ihren Ehemann und zwei kleine Kinder. Tanja ist mit dem Bergsteiger Stefan Glowacz1) verheiratet,
Die Sport-Legende Harry Valérien lebte am Starnberger See1) und widmete sich in seiner Freizeit nach wie vor seinem Lieblingssport, dem Golfspiel, dass nicht zuletzt durch ihn in Deutschland ungemein populär wurde. Außerdem beschäftigte sich der Vollblutjournalist mit fernöstlichen Philosophien, interessierte sich für die sozialen und psychologischen Zusammenhänge der Gesellschaft.

Der Sportjournalist und Autor Harry Valérien starb am 12. Oktober 2012 im Alter von 88 Jahren in der Gemeinde Berg1) (Starnberger See). Als Todesursache wurde von der Familie Herzversagen angegeben, er sei auf der Rückfahrt von einem Treffen mit ehemaligen Skiläufern in Oberbayern zu seinem Haus am Starnberger See im Auto "ganz ruhig" eingeschlafen. Am 25. Oktober 2012 nahmen bei einer bewegenden Trauerfeier in der Basilika des Klosters Benediktbeuern1) neben der Familie rund 300 Freunde, Sportstars und Weggefährten Abschied von dem renommierten Sportjournalisten. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus der Medien-/Sportwelt, darunter auch Franz Beckenbauer1), Paul Breitner1), Uli Hoeneß1), Karl-Heinz Rummenigge1), Gerd Rubenbauer1) und Markus Wasmeier1), waren gekommen, um Harry Valérien die letzte Ehre zu erweisen. Die Trauerrede wurde von Arthur Cohn1) gehalten, einem Schweizer Filmproduzenten und sechsmaligen "Oscar"1)-Preisträger.
Als langjähriger Moderator der ZDF-Fernsehsendung "das aktuelle sportstudio" schrieb Valérien zwischen 1963 und 1988 TV-Geschichte, moderierte das "Sportstudio" insgesamt 283 Mal und prägte die Sendung mit "großem Fachwissen, Neugier und Charme", wie die "Tagesschau"1) in ihrem Nachruf vermeldete. Drei Tage nach seinem Tod widmete ihm das "Bayerische Fernsehen"1) in einer Sondersendung am 15. Oktober 2012 in der Reihe "Lebenslinien" das von Franz Deubzer gedrehte, 45-minütige Portrait "Jenseits des Mikrofons – Harry Valérien" → web.archive.org.
Die letzte Ruhe fand er im engsten Familienkreis auf dem Friedhof im Ortsteil Aufkirchen1) im oberbayerischen Berg am Starnberger See → Foto der Grabstelle, in der auch Tochter Laila beigesetzt worden war, bei knerger.de sowie Wikimedia Commons.
Posthum wurde Valérien am 31. Mai 2013 in die "Hall of Fame des deutschen Sports"1) aufgenommen → www.hall-of-fame-sport.de.
 
Siehe auch Wikipedia, whoswho.de, deutsche-biographie.de sowie
die Nachrufe bei spiegel.de,
tagesspiegel.de
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