Filmografie
Eberhard Cohrs wurde am 4. Januar 1921 als Sohn eines aus Uelzen1) stammenden Hutfabrikanten in Dresden1) geboren; die Mutter kam aus dem Vogtland1). Nach der Schule erlernte er zunächst den Beruf des Konditors, entschied sich dann aber für eine künstlerische Laufbahn. Nach dem Militärdienst bzw. Ende 2. Weltkrieges, legte er am 11. November 1945 vor der "Internationalen Artisten-Loge"1) in der Dresdner "Skala" eine Prüfung als Humorist ab.
Eberhard Cohrs während eines Auftritts bei der Veranstaltung "Da brüllt der Löwe" am 25. November 1955 in der Leipziger "Kongresshalle"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_roe-neg_0006947_001); Urheber: Roger Rössing (1929–2006) / Renate Rössing (1929–2005); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Urheber: Roger Rössing/Renate Rössing/25.11.1955; Quelle: www.deutschefotothek.de Zunächst machte der sächsische Dialektkomiker erste Bühnenerfahrungen mit kleineren Auftritten bei den zahlreichen Nachkriegsvarietés seiner Heimatstadt, ging dann nach Leipzig1), wo er bald erste Erfolge feiern konnte. Einem breiten Publikum wurde er dann durch Rundfunksendungen wie der "Tönenden Funkillustrierten" oder "Leipziger Allerlei", bekannt, ungeheure Popularität erlangte Cohrs, als die großen bunten Abende "Da lacht der Bär"1) vom Fernsehen übertragen wurden. Im Laufe der Zeit schlossen sich viele Unterhaltungssendungen an, in denen der Komiker vor allem mit seinen Sketchpartnern Roby Hanson, Horst Feuerstein1), Bobby Böhlke1) (1926 – 2007) sowie Dagmar Graf, die er später heiratete, Furore machte. Mit seiner eigenen TV-Reihe "Hallo, Eberhard" begeisterte "Der Kleene mit der großen Gusche", wie er liebevoll aufgrund seiner Körpergröße genannt wurde, das Publikum und trat in Varieté-Spielen sowie eigenen Revuen auf. Seine Programme im Berliner "Friedrichstadt-Palast"1) liefen stets mehrere Monate vor ausverkauftem Haus, Cohrs war ständiger Gast bei Funk und Fernsehen, produzierte Schallplatten, spielte kleine Rollen im Film und erregte neues Aufsehen, als er 1976 am "Volkstheater in Rostock"1) die Rolle des Gerichtsdieners Frosch" in der Operette "Die Fledermaus"1) übernahm.
  

  
Eberhard Cohrs während eines Auftritts bei der Veranstaltung
"Da brüllt der Löwe" am 25. November 1955
in der "Kongresshalle Leipzig"1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_roe-neg_0006947_001)
Urheber: Roger Rössing1) (1929–2006) / Renate Rössing1) (1929–2005)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Urheber: Roger Rössing/Renate Rössing/25.11.1955
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Zumeist stieß seine schlitzohrige Art an Grenzen, zwar waren in der ehemaligen DDR volkstümliche Scherze gefragt, doch der "König des Lachens" thematisierte oftmals Probleme der Gegenwart, auf die offiziell nicht hingewiesen werden sollte. In diesem Spagat zwischen erlaubtem Witz und Andeutungen zwischen den Zeilen avancierte Cohrs zum beliebtesten, volkstümlichen Komiker der ehemaligen DDR. Er war einer der letzten so genannten " Hutkomiker", der es verstand, das Witz- und Gag-Repertoire der Vergangenheit auszugraben, aufzupolieren und zu aktualisieren, als habe er es soeben improvisiert.
Cohrs "Ausflüge" zum Film waren anfänglich wenig erfolgreich gewesen; er wirkte unter dem Motto "Cohrs und gut" in einer Reihe der Kurzfilm-Satiren des DDR-Kinos, die als "Stacheltier"-Filme1) bekannt wurden, mit, scheiterte jedoch an der Zensur der DDR-Bonzen; später präsentiete er sich in einigen Produktionen der DEFA1), war in beispielsweise in Streifen wie der mit Manfred Krug gedrehten Komödie "Der Hauptmann von der Mühlen"1) (1968), der amüsanten Liebesgeschichte "Im Himmel ist doch Jahrmarkt"1) (1969) oder der Satire "Nelken in Aspik"1) (1976) zu sehen.
Darüber hinaus betätigte sich Cohrs als Autor, veröffentlichte Bücher wie "Der Mann, der Dr. Watson war" (1964), "Kleiner Mann auf großer Fahrt" (1966), "Er macht det schon" (1968), "Mein Pferd Rodi" (1970) sowie "Hallo, Eberhard" (1973, 1975).
Als er sich zu stark auf die humoristische Schiene gedrängt fühlte, kehrte Cohrs 1977 der DDR auch wegen eines drohenden Berufsverbots den Rücken und kam von einem Gastspiel in West-Berliner "Bahnbetriebswerk Berlin-Grunewald"1) nicht mehr in die DDR zurück; seine 22 Jahre jüngere Ehefrau Dagmar und der gemeinsame Sohn Christopher durften kurze Zeit später im Wege der Familienzusammenführung ausreisen.
Cohrs konnte in der Bundesrepublik jedoch zunächst nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen. Mit gelegentlichen Fernseh- und Theaterauftritten wie beispielsweise in dem Rudi Carrell-Show bzw. dem Quotenrenner "Am laufenden Band"1) blieb er dem Showbusiness treu, arbeitete als "Gag-Schreiber" unter anderem für Harald Juhnke, Rudi Carrell oder Diether Krebs. Showmaster Rudi Carrell hatte ihm viel Platz für einen Soloauftritt eingeräumt, um Cohrs auch in der Bundesrepublik bekannt zu machen. Doch was folgte, war ein Fiasko. Cohrs erzählte zwar in gewohnter Manier einen Kalauer nach dem anderen, bei denen das Publikum in der DDR Tränen gelacht hätte, doch hier blieb alles still. Die Zuschauer guckten sich peinlich berührt an und zuckten mit den Schultern. "Ich hab damals eenen großen Fehler gemacht", erklärte Cohrs später. "Die Rudi-Carrell-Show war in Bremen. Und die haben dort keen Sächsisch verstanden. Da hätt ich een Dolmetscher gebraucht."2)

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Eberhard Cohrs; Copyright Virginia Shue
Er zeigte sich unter anderem in dem eher zu vernachlässigendem Kino-Streifen "Plem, Plem – Die Schule brennt"1) (1983), übernahm kleine Episodenrollen in TV-Serien wie "Drei Damen vom Grill"1), "Großstadtrevier"1) oder wie zuletzt in einer Folge (1990) aus "Ein Heim für Tiere"1) → Übersicht Filmografie.
Auch in verschiedenen Inszenierungen der "Karl-May-Spiele Bad Segeberg"1) spielte Cohrs den komischen Part, wie schon in den Jahren zuvor gab er dort zuletzte 1989, diesmal an der Seite von "Winnetou"1)-Darsteller Pierre Brice, in "Der Schatz im Silbersee" nach dem gleichnamigen Roman1) von Karl May1) den "Tante Droll"1) genannten Detektiv und Westmann Sebastian Melchior Pampel. Einen großen Erfolg verzeichnete er ebenfalls in dem ganz auf Freddy Quinn zugeschnittenen Musical "Man ist so jung, wie man sich fühlt", das vom 17. September 1987 bis 15. Januar 1988 am Hamburger "St. Pauli Theater"1) in einer Inszenierung von Karl Vibach1) aufgeführt wurde und in dem er als Seemann Conny auftrat.
Nach der so genannten "Wende" kehrte Cohrs in den Osten Deutschlands bzw. sein Haus am Rande Berlins zurück und konnte seine früheren Erfolge aufleben lassen. Er war wieder mehr gefragt und mit Auftritten in verschiedensten Fernsehsendungen und Live-Programmen zeigte sich, dass der Komiker in den neuen Bundesländern von seiner Anziehungskraft nichts verloren hatte. Beim ersten Auftritt in Dresden 1989 stellte er fest, dass ihm sein Publikum nicht nur in Sachsen trotz allem treu geblieben war. Er trat als Partner von Leni Statz1), Wolfgang Roeder1) und Winfried Krause1) vorrangig in TV-Shows des MDR1) auf. Im Mai 1998 starb sein damals 25-jähriger Sohn bei einem Tauchunfall in Thailand. Im selben Jahr erfuhr er, dass seine Frau Dagmar seit vielen Jahren einen Liebhaber hatte. Im Juli 1999 geriet Cohrs in die Schlagzeilen, als er mit einer Pistole mindestens sieben Schüsse auf seine Frau abfeuerte und sie schwer verwundete: durch einen Brustdurchschuss, einen Unterarmsteckschuss, einen Steckschuss in der Lunge und einen Leberdurchschuss. Sie befand sich daraufhin in Lebensgefahr, konnte aber gerettet werden. Cohrs gab an, vor der Tat eine Überdosis Morphium1) und andere Schmerzmittel zu sich genommen zu haben, sodass er sich beim Tathergang im Rauschzustand befunden habe. Für die Tatwaffe besaß er keinen Waffenschein, sie war ihm nach eigener Aussage geschenkt worden. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags sowie ein weiteres wegen illegalen Waffenbesitzes eingeleitet. Im ersteren Verfahren ging die ermittelnde Staatsanwaltschaft von Cohrs’ Schuldunfähigkeit aus.2)
 
Eberhard Cohrs erlag am 17.  August 1999 im Alter von 78 Jahren in seinem Haus am Scharmützelsee1) im brandenburgischen Diensdorf-Radlow1) seinem Krebsleiden; bereits im Frühjahr 1997 hatte er sich einer Darmkrebs-Operation unterziehen müssen, von der er sich nie wieder ganz erholte. Am 21. September 1999 wurde der einst so beliebte Komiker bzw. die Urne mit seinen sterblichen Überresten seinem Wunsch entsprechend auf See (Ostsee) bestattet. Er hinterließ mit Mathias und Andreas zwei Söhne aus einer erstern Ehe; mit Dagmar Cohrs war er seit 1971 verheiratet, die im August 2008 das Buch "Mensch Cohrs!: Das Leben hat keinen Plan, es geschieht" veröffentlichte. Zudem war Cohrs Vater einer 1955 geborenen Tochter aus einer außerehelichen Beziehung.
Die Tageszeitung "Dresdner Neueste Nachrichten"1) kürte ihn im Jahre 2000 zu einem der "100 Dresdner des 20. Jahrhunderts".
  
Bei Wikipedia kann man lesen: "Fünf Jahre nach seinem Tod, 2004, wurden von der  "BStU"1) ("Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes") mehrere Dokumente vorgelegt, nach denen Cohrs im so genannten "Dritten Reich"1) Angehöriger der "Waffen-SS"1) war und vom 6. August 1944 bis zum 16. Februar 1945 zur Wachmannschaft des "KZ Sachsenhausen"1) gehörte, wo er den Dienstrang eines "SS-Rottenführers"1) erreichte." → siehe auch den MDR-Artikel "Eberhard Cohrs: Das Geheimnis des Komikers".
Textbausteine des Kurzportraits aus "Lexikon der DDR-Stars"*)
Siehe auch Wikipedia, eberhard-cohrs.de, geschichte.sachsen.de sowie
den MDR-Artikel "Es tut mir leid, dass ich abgehauen bin"
*) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (1999, S. 54/55)
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Quelle: 2) www.mdr.de, 3) Wikipedia (abgerufen 22.09.2011) nach www.welt.de 
        
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