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Jürgen von Manger wurde am 6. März 1923 als Hans Jürgen Julius Emil Fritz von Manger
und Sohn eines Staatsanwaltes im rheinischen Koblenz geboren. Als von Manger neun Jahre
alt war, zog er mit seiner Familie nach Hagen,
besuchte dort das Gymnasium und stand schon als Schüler mitunter als Statist auf
der Bühne des Herner Stadttheaters. 1941 machte von Manger sein Abitur;
anschließend musste er während des 2. Weltkrieges seinen Kriegsdienst
ableisten, wurde auch an die Front nach Russland geschickt.
Nach dem Krieg absolvierte er eine Schauspiel- und Gesangsausbildung, erhielt
ein erstes Engagement in Hagen und später stand er siebzehn Jahre lang
in Bochum und Gelsenkirchen als Charakterkomiker auf der Bühne.
So "ganz nebenbei" studierte er zwischen 1954 und 1958 in
Köln und Münster Rechts- und Staatswissenschaften, entschied
sich dann aber doch für die Bühne.
Silvester 1961 brachte ihm seine erste Rundfunksendung gleich
einen durchschlagenden Erfolg: Mit seiner Kunstfigur "Adolf Tegtmeier" "mangerte"
sich der Schauspieler in den
kommenden Jahren in die Herzen seines Publikums. Zahlreiche Gastspiele,
weitere Radio- und Fernsehsendungen machten den Mann "aus dem
Kohlenpott" mit der für ihn typischen Schieberkappe und der
eigentümlichen Imitation des Ruhrgebiet-Idioms schnell überregional bekannt "Adolf Tegtmeier"
wurde in ganz Deutschland zum Begriff und zur Kultfigur.
Jürgen von Manger im September 1979
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin
Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Dieser philosophierte über das Leben immer unter dem Motto "Also
ääährlich Mensch bleiben", erzählte
Stegreifgeschichten von nebenan, hielt skurrile Monologe und machte
hinter dem Schleier einer oft umwerfenden Komik die menschliche Realität
und das fast stets in ihr versteckte Absurde sichtbar. Ob nun als
"Fahrschüler", "Klein-Aktionär", Angeklagter oder
Gefängnis-Aufseher, immer fiel es Tegtmeier schwer, zu formulieren, was
in ihm vorging. Er bediente sich der Alltagssprache des Ruhrgebiets, doch
in besonderen Situationen hielt er sie für unangebracht oder
unzureichend und kaschierte seine plötzliche Unsicherheit mit Phrasen
aus dem Behördendeutsch oder aus Vereinsreden, bis er auch da nicht mehr
weiter kam. Dann suchte er seine Zuflucht im berühmten "äh
woll'n
ma' sagen" oder "ja also
weiß ich auch nicht".
Unvergessen bleibt wohl von Mangers berühmter
"Schwiegermuttermörder" und dessen legendärer Satz "
und
dann hab' ich sie gesääääägt".
Unverzichtbar machte sich von Manger im Hörfunk und wurde auch hier vom
Publikum geliebt, er veröffentlichte außerdem Schallplatten mit seinen
"Stehgreifgeschichten", nahm er außerdem Sprechplatten auf,
die rasch sensationelle Auflagenhöhen erreichten. Immer wieder wirkte er auch
als Sprecher in Hörspielen mit. Bis heute unvergessen ist seine Darstellung des
"Gollum" aus J.R.R. Tolkiens "Der kleine Hobbit" in
der legendären Hörspielbearbeitung des WDR aus dem Jahr 1980.2)
Im Fernsehen hatte von Manger großen Erfolg mit der Reihe "Tegtmeiers
Reisen"1),
die ab dem 14. Juli 1972 bis zum 3. Juli 1980 vom ZDF ausgestrahlt wurde.
Neben seiner klassischen Figur, die die bereisten Länder auf ihre gewohnt einfache Art analysierte, trat noch eine Art Co-Moderator auf,
"Professor Tegtmeier". Dieser ebenfalls durch von Manger verkörperte
Wissenschaftler lieferte die korrekten Hindergrundinformationen der jeweiligen Reiseziele
und machte sich dabei über die teilweise recht absurden Argumentationen seines Alter Egos lustig.
Die Darstellung des Tegtmeier war von einer eigentümlichen Mimik begleitet, die für
diese Kunstperson charakteristisch wurde. In der RTL-Sendung
"Die ultimative Chartshow: Die besten Comedians" (Jürgen von Manger erreichte dort den 1. Platz)
wurde als Ursache eine halbseitige Gesichtslähmung genannt, die von Manger in frühen Jahren erlitten haben soll.
Von Manger überzeichnete in seinen Darbietungen die Sprache des Ruhrgebiets-Bürgers bis ins Komische:
"Wenn ich Sie mir so anguck, könnt ich mir vorstellen, dat die Fantasie von so mancher Herr ganz schön am Kochen fängt!"
1966 veröffentlichte er unter dem Titel
"Bleibense Mensch" einige seiner erfolgreichsten "Tegtmeier"-Geschichten,
mit Illustrationen des Karikaturisten Hanns Erich Köhler, auch in Buchform;
in einem Nachwort analysiert der Philosoph und Kunsthistoriker Heinrich Lützeler, damals Professor
an der Universität Bonn, Sprachwitz und Weltsicht des
Tegtmeier.3)
Jürgen von Manger, der sich als "Adolf Tegtmeier unsterblich
gemacht hat und dessen Schallplatten in
Millionenauflage erschienen sind, erlitt 1985 einen schweren Schlaganfall, welche
eine Störung des Sprachzentrums bzw. halbseitige Lähmung zur Folge hatte als Schauspieler
konnte er nicht mehr auftreten. Im Alter von 71 Jahren
starb er am 15. März 1994 in seiner Wahlheimat Herne; seine
letzte Ruhe fand der legendäre Künstler auf dem Friedhof in
Hagen-Delstern → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Der Künstler war seit 1952 mit der Fotografin Ruth Stanszus verheiratet, die bis zur schweren
Erkrankung ihres Mannes in Bochum ein Modegeschäft betrieb.4)
In Herne erinnert die "Jürgen-von-Manger-Straße" an
seinen berühmten Bürger. Außerdem verleiht die Stadt Herne seit 1997 alle
zwei Jahre mit "Tegtmeiers
Erben"1) einen renommierten Kleinkunstpreise für Bühnenoriginale
bzw. Nachwuchskabarettisten, gewidmet dem unvergesslichen Schauspieler und
Komödianten Jürgen von Manger und benannt nach seiner Kultfigur "Adolf Tegtmeier".5)
Jürgen von Mangers Witwe Ruth hat die dauerhafte Patenschaft für
"Tegtmeiers Erben" übernommen.
Bereits zu Lebzeiten hatte der "Münchener Merkur" Jürgen von Manger
"zum Mann des Jahres"4) gekürt, 1966 erhielt er eine "Goldene Schallplatte" für 150.000 verkaufte
Platten seiner "Stegreifgeschichten". Das "Verdienstkreuz Erster Klasse"
erhielt er 1987, 1991 folgte der "Verdienstorden des Landes NRW".
Jürgen von Manger in einer Karikatur (1975)
von Hans Pfannmüller1)
(1916 1989)
Quelle: Nachlass des Urhebers bzw. Wikimedia
Commons
Genehmigung/Rechteinhaber: Erbberechtigte Tochter des Urhebers Frau Sanderein Adler
Lizenz: CC-BY-SA
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Im März 1998 wurde zum 75. Geburtstag des einmaligen Komikers von Peter Schütze das
Buch "Dat soll mir erst mal einer nachmachen. Adolf Tegtmeier und Jürgen von Manger" herausgegeben;
das Buch will an Adolf Tegtmeier alias Jürgen von Manger erinnern und
das Geheimnis seines Erfolgs aufspüren.
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