Die französische Schauspielerin und Chansonsängerin "Mistinguett" erblickte am 4. April 1875 als Jeanne-Marie Florentine Bourgeois in der Gemeinde Enghien-les-Bains1) (Département Val-d’Oise1)) unmittelbar nördlich von Paris1) das Licht der Welt. Der zur Zeit der Geburt 31-jährige Vater Antoine Bourgeois verdingte sich als Tagelöhner, die zehn Jahre jüngere Mutter Jeannette Debrée arbeitete als Näherin, Ihre Kindheit verbrachte sie nach dem Umzug der Familie in ärmlichen Verhältnissen bzw. in der ebenfalls nahe Paris gelegenen Gemeinde Soisy-sous-Montmorency1). Ihre künstlerische Laufbahn begann als Blumenverkäuferin in einem Restaurant ihrer Heimatstadt, wo sie für die Gäste populäre Balladen sang. Nachdem sie Theater- und Gesangsunterricht genommen hatte, startete sie eine fulminante Karriere als Unterhaltungskünstlerin, avancierte vor allem in den 1920/1930er Jahren zur "Königin" der Pariser Revuen.
Bereits ab 1890 trat sie an den großen französischen Revuetheatern auf und hier vor allem (nach ihrem Debüt 1895) am "Casino de Paris" – anfangs noch unter "Miss Helyett", dann unter dem einem Schlagertext entnommenen Pseudonym "Miss Tinguette", aus dem dann später "Mistinguett" wurde. Sie war die berühmteste französische Entertainerin ihrer Zeit und gehörte zu den bestbezahltesten Künstlerinnen in der Welt. Ihre große Zeit als Interpretin hatte sie zwischen 1907 und Mitte der 1920er, das erstmals 1920 in der Revue "Paris qui Jazz" am "Casino de Paris" dargebotene, von Maurice Yvain1) komponierte Chanson "Mon homme" mit dem französischen Text von Albert Willemetz (1887 – 1964) und Jacques Mardochée Charles alias Jacques-Charles (1882 – 1971) wurde zu ihrem Markenzeichen, erlangte unter dem englischen "Titel "My Man" (gesungen von Fanny Brice1)) auch weltweiten Bekanntheitsgrad, wurde zum festen Repertoire vieler Pop- und Jazzsänger. Ihre Lieder wie "Je cherche un millionaire", "En douce" oder "Valencia"1) gingen rund um den Globus. "Der Pasodoble1)-Schlager "Valencia" des spanischen Komponisten und Pianisten José Padilla Sánchez1) wurde als Einlage in der "Mistinguett"-Revue (1926) verwendet. Die Künstlerin trug das Lied mit dem französischen Text von Lucien Boyer1) und Jacques-Charles im Pariser "Moulin Rouge"1) vor und sang es, begleitet vom Jazz-Orchester Fred Mélé, auch bei "Pathé"1) auf die Grammophonplatte." vermerkt Wikipedia.

Die "Mistinguett", fotografiert von
Gaspard-Félix Tournachon1) alias Nadar (1820 – 1910)
Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz zur Veröffentlichung (gemeinfrei) siehe hier

Die "Mistinguett", fotografiert von Gaspard-Félix Tournachon, Pseudonym Nadar (1820 – 1910); Quelle: Wikimedia Commons; Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Im legendären Varieté "Moulin-Rouge" am Montmartre1), dessen zeitweilige Eigentümerin sie zudem war, feierte sie seit ihrem Debüt am 29. Juli 1907 Triumphe, sie sang und tanzte zusammen mit dem von ihr entdeckten Maurice Chevalier (1888 – 1972) im berühmten Varietétheater und Kabarett "Folies-Bergère"1). Ihre Tourneen durch Südamerika und ihre Auftritte an New Yorker Bühnen rissen das Publikum jener Zeit zu Begeisterungsstürmen hin, obwohl sie nach heutigen Maßstäben keine Schönheit war und auch über keine besonders ausgeprägte Stimme verfügte. Sie begeisterte vielmehr durch ihre jugendliche Ausstrahlung und ihre Persönlichkeit und auch noch im fortgeschrittenen Alter bewahrte sie sich ihren mädchenhaften Zauber.
Die Schauspielerin und Chansonsängerin "Mistinguett"; Urheber: Gregory Harlip (?–1945); Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Der Revue-Star übernahm zudem Aufgaben vor der Kamera, ihre Filmografie weist laut der "Internet Movie Database" rund 60 stumme Produktionen auf. Erstmals erchien sie in dem von Henri Burguet (1866 – 1931) nach einer Vorlage von Fernand Le Borne1) gedrehten, kurzen Streifen "L'empreinte ou la main rouge"2) (1908) auf der Leinwand, es folgten heute in Vergessenheit geratene Dramen wie "Les timidités de Rigadin"2) (1910, "In die Nachbarin verliebt"), wo sie die Braut des Titelhelden Rigadin (Charles Prince1)) mimte, ein Jahr später präsentierte sie sich beispielsweise mit den Titelrollen in "La ruse de Miss Plumcake"2) (1911) und "L'épouvante"2) (1911). Man sah sie unter anderem als Fernande, genannt "La Glu", in dem von Albert Capellani1) nach dem Roman von Jean Richepin1) in Szene gesetzten Melodram "La Glu"2) (1913) oder als Éponine, leibliche Tochter von Monsieur (Émile Mylo; 1889–1952) und Madame Thénardier (Delphine Renot; 1861–1927), in dem Vierteiler "Les misérables"1) (1913, "Menschen unter Menschen"), einer frühen, monumentalen Verfilmung von Albert Capellani des gleichnamigen Romans (dt. "Die Elenden"1)) von Victor Hugo1) mit Henry Krauss1) als die gequälte Kreatur Jean Valjean und Henri Étiévant1) als dessen erbarmungsloser Widersacher und Verfolger Inspektor Javert.
 
Die Schauspielerin und Chanson-Sängerin "Mistinguett"

Urheber: Gregory Harlip (? – 1945) → Wikipedia (englisch)
Quelle: virtual-history.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Nach Auftritten wie in der von Augusto Genina1) inszenierten, italienischen Produktion "La doppia ferita"2) (1915) feierte die Mistinguett mit der Liebeskomödie "Fleur de Paris" (1916) unter der Regie von André Hugon (1886 – 1960) sowie Partnerin von Harry Baur1) ihren wohl größten Leinwanderfolg, wo sie mit kokettem Charme eine Doppelrolle spielte, die ihr komisches Talent wunderbar zur Geltung brachte: Sie mimte sich selbst als berühmte Varieté-Tänzerin und das Blumenmädchen Margot Panard, das ihre letzten Groschen zusammenkratzt, um ihr Idol Minstinguett spielen zu sehen. In den 1920ern zog sich die Diva weitgehende vom Film zurück, trat zuletzt als Tänzerin für den Stummfilm "L'île d'amour"2) (1928) sowie für den von Christian-Jaque1) gedrehten, melodramatischen Tonfilm "Rigolboche"3) (1936) vor die Kamera. In dieser Hommage an die französische Tänzerin Amelia Marguerite Badel alias Rigolboche (1842 – 1920), die den "Cancan"1) ebenfalls berühmt machte, mimte sie als Lina Bourget eine Tänzerin, die aus Furcht, in Notwehr einen Mord begangen zu haben, aus Dakar flüchtet und in einem Pariser Nachtclub zum Star aufsteigt.

"Mistinguett" im April 1931
Originalbeschreibung: Die weltbekannte französische
Revue-Tänzerin Minstinguett in Berlin!
Quelle: Wikimedia Commons vom "Bundesarchiv" (BArch)
Inventar-Nummer: Bild 102-11610
Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE; weitere Angaben zur Lizenz siehe hier

"Mistinguett" im April 1931; Originalbeschreibung: Die weltbekannte französische Revue-Tänzerin Minstinguett in Berlin!; Quelle: Wikimedia Commons vom "Bundesarchiv" (BArch); Inventar-Nummer: Bild 102-11610; Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE
"Mistinguett" 1933 bei ihrer Ankunft in Wien anlässlich eines Gastspiels im "Ronacher"; Urheber: "Atelier Willinger" bzw. Wilhelm Willinger (1879–1943); Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PE2912; Copyright: KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0 Die "Mistinguett" wurde zum Symbol für französische Lebensart, stand für die lebenslustige Pariserin schlechthin und der von ihr 1909 kreierte Tanz "Valse Chaloupee" oder "Apache Dance"4), wie er in Amerika hieß, erregte zusammen mit ihrem Partner Max Dearly (1874 – 1943) überall in der Welt Aufsehen – ebenso wie ihre Beine, die sie sich mit der für damalige Verhältnisse horrenden Summe von 500.000 Francs versichern ließ. Ihre Männerbeziehungen machten jedes Mal Schlagzeilen: 15 Jahre lang hatte sie ein Verhältnis mit dem so viel jüngeren Maurice Chevalier, ihre Liebesaffäre zu einem indischen Prinzen ging ebenso durch die Presse wie ihre Liebesbeziehungen zu dem spanischen König Alfonso XIII.1) und dem britischen Thronanwärter und späteren englischen König Edward VIII.1). Aus einer Affäre mit dem brasilianischen Diplomaten Leopoldo José de Lima e Silva (1872 – 1931) ging der am 8. Juli 1901 geborene, uneheliche Sohn Léopold-Marcel-Jean Bourgeois († 1971) hervor. Leopoldo José de Lima e Silva erkannte die Vaterschaft offiziell am 3. März 1903 an; der gemeinsame Sohn wuchs als Leopoldo João de Lima e Silva bei der reichen Familie seines Vaters in Brasilien auf und lernte seine Mutter erst Jahre später kennen.5)

"Mistinguett" 1933 bei ihrer Ankunft in Wien
anlässlich eines Gastspiels im "Ronacher"1)
Urheber: "Atelier Willinger" bzw.
Wilhelm Willinger1) (1879 – 1943)
Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PE2912
© KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Die Karriere der legendären "Mistinguett" währte 50 Jahre lang; sie starb am 5. Januar 1956 im Alter von 80 Jahren in der französischen Gemeinde Bougival1) nahe Paris an Herzproblemen; die letzte Ruhe fand sie in einem Fmiliengrab auf dem Friedhof ihres Geburtsortes Enghien-les-Bains1) → Foto der Grabstätte bei knerger.de.
Ihren Abschied von der Bühne hatte sie bereits 1951 genommen, drei Jahre später erschienen ihre Memoiren unter dem Titel "Toute ma vie". In französischer Sprache erschien die Biografie "Mistinguett: la reine des années folles" (1996) von Elizabeth Coquart und Philippe Huet, der französische Journalist und Historiker Martin Pénet veröffentlichte "Mistinguett: La reine du Music-Hall" (1996).
Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch), fembio.org
Fotos bei virtual-history.com, Wikimedia Commons, filmstarpostcards.blogspot.com
Filmografie bei der Internet Movie Database
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Internet Movie Database, 3) filmdienst.de
4) Den hochdramatischen, so genannten "Apachentanz" führten Angehörigen der Pariser Unterwelt auf, die sich "Apachen" nannten.
5) Quelle: Wikipedia (frnzösisch) bzw. Wikipedia (englisch)
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