Bereits ab 1890 trat sie an den großen französischen Revuetheatern auf
und hier vor allem (nach ihrem Debüt 1895) am "Casino de Paris" anfangs noch unter
"Miss Helyett", dann unter dem einem Schlagertext entnommenen Pseudonym
"Miss Tinguette", aus dem dann später "Mistinguett"
wurde. Sie war die berühmteste französische Entertainerin ihrer Zeit
und gehörte zu den bestbezahltesten Künstlerinnen in der Welt. Ihre
große Zeit als Interpretin hatte sie zwischen 1907 und Mitte
der 1920er, das erstmals 1920 in der Revue "Paris qui Jazz" am "Casino de Paris"
dargebotene, von Maurice Yvain1) komponierte Chanson "Mon homme" mit dem französischen Text von Albert Willemetz
(1887 1964) und Jacques Mardochée Charles alias Jacques-Charles
(1882 1971) wurde
zu ihrem Markenzeichen, erlangte unter dem englischen "Titel "My Man"
(gesungen von Fanny Brice1)) auch weltweiten Bekanntheitsgrad,
wurde zum festen Repertoire vieler
Pop- und Jazzsänger. Ihre
Lieder wie "Je cherche un millionaire",
"En douce" oder "Valencia"1) gingen rund um den
Globus. "Der Pasodoble1)-Schlager "Valencia" des spanischen Komponisten und
Pianisten José Padilla Sánchez1)
wurde als Einlage in der "Mistinguett"-Revue (1926) verwendet. Die Künstlerin trug das Lied mit dem französischen Text von
Lucien Boyer1) und Jacques-Charles im Pariser
"Moulin Rouge"1) vor und sang es, begleitet vom Jazz-Orchester Fred Mélé, auch bei
"Pathé"1) auf die Grammophonplatte." vermerkt Wikipedia.
Die "Mistinguett", fotografiert von
Gaspard-Félix Tournachon1)
alias Nadar (1820 1910)
Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz zur Veröffentlichung (gemeinfrei)
siehe hier
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Im legendären Varieté "Moulin-Rouge"
am Montmartre1), dessen zeitweilige Eigentümerin sie zudem war,
feierte sie seit ihrem Debüt am 29. Juli 1907 Triumphe, sie sang und tanzte zusammen mit dem von ihr entdeckten Maurice Chevalier
(1888 1972) im berühmten Varietétheater und Kabarett "Folies-Bergère"1). Ihre Tourneen durch
Südamerika und ihre Auftritte an New Yorker Bühnen rissen das Publikum
jener Zeit zu Begeisterungsstürmen hin, obwohl sie nach heutigen
Maßstäben keine Schönheit war und auch über keine besonders
ausgeprägte Stimme verfügte. Sie begeisterte vielmehr durch ihre
jugendliche Ausstrahlung und ihre Persönlichkeit und auch noch im
fortgeschrittenen Alter bewahrte sie sich ihren mädchenhaften Zauber.
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Der Revue-Star übernahm zudem Aufgaben vor der Kamera, ihre Filmografie weist
laut der "Internet Movie Database" rund 60 stumme Produktionen auf. Erstmals erchien
sie in dem von Henri Burguet (1866 1931) nach einer
Vorlage von Fernand Le Borne1) gedrehten, kurzen Streifen
"L'empreinte ou
la main rouge"2) (1908) auf der Leinwand, es folgten heute in
Vergessenheit geratene Dramen wie "Les timidités
de Rigadin"2) (1910, "In
die Nachbarin verliebt"), wo sie die Braut des Titelhelden Rigadin (Charles Prince1)) mimte, ein Jahr später
präsentierte sie sich beispielsweise mit den Titelrollen in "La ruse de Miss Plumcake"2) (1911) und
"L'épouvante"2) (1911). Man sah sie unter anderem
als Fernande, genannt "La Glu", in dem von Albert Capellani1) nach dem Roman von
Jean Richepin1) in Szene gesetzten
Melodram "La Glu"2) (1913)
oder als Éponine, leibliche Tochter von Monsieur (Émile Mylo; 18891952) und Madame Thénardier (Delphine Renot;
18611927),
in dem Vierteiler
"Les misérables"1) (1913,
"Menschen unter Menschen"), einer frühen, monumentalen Verfilmung
von Albert Capellani des gleichnamigen Romans (dt. "Die
Elenden"1)) von Victor Hugo1)
mit Henry Krauss1) als die gequälte Kreatur Jean Valjean und
Henri Étiévant1) als dessen erbarmungsloser Widersacher und Verfolger Inspektor Javert.
Die Schauspielerin und Chanson-Sängerin "Mistinguett"
Urheber: Gregory Harlip (? – 1945) → Wikipedia
(englisch)
Quelle: virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Nach Auftritten wie in der von Augusto Genina1) inszenierten, italienischen
Produktion "La doppia ferita"2) (1915) feierte die Mistinguett mit der Liebeskomödie "Fleur de
Paris" (1916) unter der Regie von André Hugon (1886 1960) sowie Partnerin
von Harry Baur1) ihren wohl größten Leinwanderfolg, wo sie mit kokettem Charme
eine Doppelrolle spielte, die ihr komisches Talent wunderbar zur Geltung
brachte: Sie mimte sich selbst als berühmte Varieté-Tänzerin und das
Blumenmädchen Margot Panard, das ihre letzten Groschen zusammenkratzt, um
ihr Idol Minstinguett spielen zu sehen. In den 1920ern zog sich die Diva
weitgehende vom Film
zurück, trat zuletzt als Tänzerin für den Stummfilm "L'île
d'amour"2) (1928) sowie für den
von Christian-Jaque1) gedrehten, melodramatischen Tonfilm "Rigolboche"3) (1936) vor die
Kamera. In dieser Hommage an die französische Tänzerin Amelia Marguerite Badel alias Rigolboche (1842 1920), die
den "Cancan"1)
ebenfalls berühmt machte, mimte sie als
Lina Bourget eine Tänzerin, die aus Furcht, in Notwehr einen Mord begangen zu haben, aus Dakar flüchtet und in einem Pariser Nachtclub zum Star aufsteigt.
"Mistinguett" im April 1931
Originalbeschreibung: Die weltbekannte französische
Revue-Tänzerin Minstinguett in Berlin!
Quelle: Wikimedia Commons vom "Bundesarchiv"
(BArch)
Inventar-Nummer: Bild 102-11610
Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE;
weitere Angaben zur Lizenz siehe hier
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Die "Mistinguett" wurde zum Symbol für französische Lebensart,
stand für die lebenslustige Pariserin schlechthin und der von ihr 1909
kreierte Tanz "Valse Chaloupee" oder "Apache Dance"4), wie er
in Amerika hieß, erregte zusammen mit ihrem Partner Max Dearly
(1874 1943) überall in der Welt Aufsehen ebenso wie
ihre Beine, die sie sich mit der für damalige Verhältnisse horrenden Summe
von 500.000 Francs versichern ließ. Ihre Männerbeziehungen machten jedes
Mal Schlagzeilen: 15 Jahre lang hatte sie ein Verhältnis mit dem so viel
jüngeren Maurice Chevalier, ihre Liebesaffäre zu einem indischen Prinzen
ging ebenso durch die Presse wie ihre Liebesbeziehungen zu dem spanischen König Alfonso XIII.1)
und dem britischen Thronanwärter und späteren englischen König Edward VIII.1). Aus einer Affäre mit dem
brasilianischen Diplomaten
Leopoldo José de Lima e Silva (1872 1931) ging der am 8. Juli 1901 geborene, uneheliche Sohn Léopold-Marcel-Jean Bourgeois († 1971) hervor.
Leopoldo José de Lima e Silva erkannte die
Vaterschaft offiziell am 3. März 1903 an; der gemeinsame Sohn wuchs
als Leopoldo João de Lima e Silva bei der reichen Familie seines Vaters in Brasilien auf
und lernte seine Mutter erst Jahre später kennen.5)
"Mistinguett" 1933 bei ihrer Ankunft in Wien
anlässlich eines Gastspiels im "Ronacher"1)
Urheber: "Atelier Willinger" bzw.
Wilhelm
Willinger1) (1879 1943)
Quelle: theatermuseum.at;
Inv. Nr.: FS_PE2912
© KHM-Museumsverband; Lizenz:
CC BY-NC-SA 4.0
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Die Karriere der legendären "Mistinguett" währte 50 Jahre lang; sie starb
am 5. Januar 1956 im Alter von 80 Jahren in der französischen
Gemeinde Bougival1)
nahe Paris an Herzproblemen; die letzte Ruhe fand sie in einem Fmiliengrab auf dem Friedhof ihres
Geburtsortes Enghien-les-Bains1)
→ Foto der Grabstätte bei knerger.de.
Ihren Abschied von der Bühne hatte sie bereits 1951 genommen, drei Jahre
später erschienen ihre Memoiren unter dem Titel "Toute ma vie". In
französischer Sprache erschien die Biografie "Mistinguett: la reine des
années folles" (1996) von Elizabeth Coquart und Philippe Huet, der
französische Journalist und Historiker Martin Pénet veröffentlichte "Mistinguett: La reine du Music-Hall" (1996).
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