Der Kabarettist, Parodist und Unterhaltungskünstler Paul O'Montis wurde am 3. April 1894 in Budapest1), damals Österreich-Ungarn1), als Paul Wendel geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend im niedersächsischen Hannover1).
Seit Anfang der 1920er Jahre in Berlin, betätigte er sich anfangs als Autor und Buch-Illustrator. Als Drehbuch-Autor war er an zwei Stummfilmen beteiligt, zusammen mit Regisseur Richard Löwenbein1) schrieb er das Script zu dem historischen Krimi "Das Diadem der Zarin" (1922) und gemeinsam mit Rudolf Saklikower das Drehbuch zu dem Abenteuer "Der Mann mit der eisernen Maske"1) (1923) nach dem Roman von Alexandred Dumasd d. Ä.1) mit Wladimir Gaidarow in der Titelrolle.
Etwa 1924 begann seine künstlerische Karriere an verschiedenen Kabarettbühnen der Metropole. Doch es sollte noch einige Zeit dauern, bis O'Montis mit seinen mondän-karikaturistischen Couplets zu einem Star der Kabarett-Szene avancierte. Erste Erfolge verzeichnete er 1926 in der Revue "Laterna Magica" von Friedrich Hollaender1), Auftritte am renommierten Berliner "Charlott-Casino" am Kurfürstendamm1) – hier unter anderem an der Seite von Paul Graetz und Kurt Gerron – schlossen sich an und 1927 meldeten sich auch die Schallplatten-Bosse. "Seine erste Schallplatte "Was hast du für Gefühle, Moritz" erschien 1927 bei "Odeon"1) und er wurde dabei von dem Geiger Dajos Béla1) und dessen Tanzorchester begleitet. Insgesamt realisierte er mit" Odeon" 70 Aufnahmen, welche aber nicht alle veröffentlicht wurden. 1929 wechselte er zur "Deutschen Grammophon"1), wo ihn Paul Godwin1) mit seinem Orchester begleitete; auch Mischa Spoliansky1) begleitete ihn am Flügel." notiert Wikipedia.
Mt seiner Spezialität, mondän-karikaturistischer Couplets1) bzw. Ulk- und Nonsensschlagern, dessen Texte sich durch ihre Wortspielereien und Zweideutigkeiten auszeichneten, wurde er auch im Rundfunk rasch populär,
seine offen gelebte Homosexualität floss in manche Stücke und Interpretationen ein. Lieder wie "Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche", "In der Bar zum Krokodil", "Das Nachtgespenst" oder "Erika, Erika, brauchst Du nicht einen Freund?" gerieten bald Gassenhauer.
Der Kabarett-Kritiker Max Herrmann-Neiße1) (1886 – 1941) schrieb im "Berliner Tageblatt"1) (15.06.1926) unter anderem: "Paul O’Montis hat die Technik, die banalsten Modechansons so zu bringen, dass sie auch einem anspruchsvolleren Menschen Spaß machen, weil er, über ihnen stehend, sie schon gleich launig persifliert."
  
Paul O'Montis feierte in Berlin an allen berühmten Bühnen Triumphe, so etwa am "Kabarett der Komiker"1), dem "Boulevard-Theater", der "Scala"1) oder dem legendären "Wintergarten"1). Er unternahm Tourneen quer durch Deutschland, gastierte unter anderem im "Corso-Kabarett" in Hannover oder im Hamburger Varieté "Trichter"2) in St. Pauli1), und trat auch, damals noch live, im Radio auf.
Bekannt ist Paul O'Montis für seine zweideutigen und anzüglichen Texte. Alles dreht sich um das Thema Nummer eins, die Liebe. Die Texte sind gespickt mit sexuellen Anspielungen. Und auch mit seinem Schwulsein kokettiert O'Montis auf der Bühne gerne. Zum Beispiel beim Vortrag der Parodie "Ramona Zündloch", einer "Ballade aus dem Großstadtsumpf". O'Montis leitet sie mit einem theatralischen Wink zu seinem Pianisten ein: "Beginne, Knabe"! Und im Stück "Was hast du für Gefühle, Moritz?" fragt er: "Sind es kühle oder schwüle, Moritz?" Zwei seiner Lieder, die er 1928 aufnimmt, fallen hier aus dem Rahmen. In "Kaddisch" und "Ghetto" geht es um Not und Vertreibung einer jüdischen Familie in Polen.4)

Mit der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 war die Karriere von Paul O'Montis in Deutschland auch aufgrund seiner homosexuellen Neigungen, die er nie vertuschte, beendet und er emigrierte 1933 nach Österreich. Er ließ sich in Wien nieder und trat dort noch sporadisch  an Bühnen wie dem "Ronacher"1) und dem Wiener "Volkstheater"1) auf, in Deutschland war er 1935 offiziell mit einem Auftrittsverbot belegt worden. Als die Nazis im März 1938 in Österreich den "Anschluss an das Reich"1) proklamierten, verließ der Künstler die österreichische Hauptstadt und flüchtete nach Prag1), wo er 1939 nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht1) in Prag verhaftet, zunächst nach Zagreb1) (heute Kroatien1)), dann in ein Konzentrationslager nach Łódź1) (Polen1)) deportiert wurde. Am 30. Mai 1940 verschleppten die Nazi-Schergen Paul O'Montis als "Rosa-Winkel"1)-Häftling Nr. 25131 in das "KZ Sachsenhausen"1), wo er sich am 17. Juli 1940 im Alter von 46 Jahren – gezwungen von einer Lageraufsicht – durch Erhängen das Leben nahm, wie es offiziell hieß. Dem Bericht der Lagerleitung, der von "Freitod" sprach, stehen jedoch Zeugenaussagen entgegen, wonach Paul O’Montis vom Blockältesten1) ermordet wurde.4)
Sein Grab befindet sich auf dem "Städtischen Friedhof Altglienicke"1) im Berliner Ortsteil Altglienicke1) in einer Sammelgrabstelle.
 
Mit dem Anfang Juni 2021 veröffentlichten Buch "Beliebt bei älteren Damen und jüngeren Herrn". Paul O’Montis – Biografie eines Vortragskünstlers" will der evangelische Pfarrer und Religionslehrer Ralf Jörg Raber an den einst gefeierten, heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Sänger und Kabarettisten erinnern, der von den Nazis wegen seiner Homosexualität verfolgt und ermordet wurde.
Textbausteine des Kurzportraits von www.hagalil.com, www.rosa-winkel.de
Siehe auch Wikipedia, exilarchiv.de, grammophon-platten.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) reeperbahn.com
Quelle:
3) Rede von Alexander Zinn bei der Gedenkfeier für die schwulen Opfer des KZ Sachsenhausen am 20. April 2008 (Artikel nicht mehr online)
4) Wikipedia (abgerufen 06.10.2011)
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