Der Komponist, Texter und Kabarettist Willy Rosen wurde am 18. Juli 1894 als Willy Rosenbaum in Magdeburg1) in eine jüdische Kaufmannsfamilie hineingeboren. Er besuchte das "König-Wilhelm-Gymnasium" in seiner Geburtsstadt, erlernte bereits in jungen Jahren das Klavierspiel. Nach einer abgeschlossenen Lehre in der Berliner Konfektionsfirma "Kleider en gros" wurde er 1915 zum Kriegsdienst einberufen und als Infanterist an die russische Ostfront geschickt; aufgrund einer schweren Verwundung musste er die Armee dann verlassen. Er begann nun eine Laufbahn als Unterhaltungspianist und gründete noch während des Krieges die "Kapelle Rosen", arbeitete jedoch zunächst parallel bei seiner alten Lehr-Firma.
Bald gab er die Tätigkeit auf und konzentrierte sich ganz auf eine künstlerische Karriere, erste Erfolge als Kabarettist verzeichnete er auch bereits während des 1. Weltkrieges als Leiter eines Fronttheaters. Rosen avancierte vor allem Anfang der 1920er Jahre mit seinen parodistischen Liedern zu einem beliebten Künstler der Kleinkunstszene sowie zu einem anerkanntem Komponisten für zahlreiche Tonfilme. Durch das neue Medium Rundfunk wurde er nicht nur in Deutschland rasch populär, galt mit Stücken wie "Was macht der Mann da auf der Veranda", "Gott, ist die Eva süß", "Du siehst ja aus wie ein Mann, mein Schatz", "Das ist Berlin auf der Tauentzien" oder "Frau Meier tanzt Tango" als Inbegriff für heitere und unterhaltsame Musik. Im Laufe der Jahre erschien viele seine Lieder auf Schallplatte, insgesamt veröffentlichte er zu Lebzeiten mehr als 50 Platten. Bei dem von ihm 1927 kompnnierten Schlager "Eine schöne weiße Chrysantheme"1) mit dem Text von Kurt Robitschek1) begleitete er sich selbst am Flügel.
  
Rosen machte Furore in Berliner Kabaretts wie "Schwarzen Kater", "Spinne", "Die Rakete"1) oder dem legendären "Kabarett der Komiker"1), zu seinen Förderern gehörten der Musikverleger Will Meisel1) sowie Harry Waldau1), Paul O’Montis und Emil Curt Weiße-Pabst1) alias Peter Sachse. Ab 1924 verfasste er zudem eigene musikalische Lustspiele, ging auf Gastspielreisen quer durch Deutschland. Sein Markenzeichen waren die Worte "Text und Musik von mir", mit denen er seine Vorträge feierlich ankündigte. Seine zu eingängigen Melodien gesungenen geistvoll-witzigen Texte, in denen er die Ticks und Torheiten seiner Zeit persiflierte, wurden bald zu populären Schlagern, die auch viele andere Interpreten gern in ihr Repertoire aufnahmen.
Rosen lieferte (mitunter gemeinsam mit anderen) zwischen 1928 und 1933 die Filmmusik zu etlichen Kinoproduktionen ab, zu nennen sind Streifen wie "Wenn du einmal dein Herz verschenkst"1) (1929), "Moritz macht sein Glück"2) (1931), "Es war einmal ein Musikus"2) (1933) oder "Manolescu, der Fürst der Diebe"1) (1933). In zwei Kinoproduktionen übernahm er überdies kleinere Nebenrollen, so besetzte ihn Richard Oswald1) in der noch stummen Dreiecksgeschichte "Ehe in Not"1) (1929) sowie als Sänger in dem Lustspiel "Die zärtlichen Verwandten"1) (1930) → Filmografie bei filmportal.de.
  
Mit der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten1) am 30. Januar 1933 war die Karriere von Willy Rosen in Deutschland beendet bzw. wurde mit einem Auftrittsverbot belegt. So trat er nach 1933 zunächst in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und der Tschechoslowakei auf. 1936 emigrierte er endgültig in die Niederlande und gründete zusammen mit anderen aus Deutschland geflohenen Künstlern in Scheveningen1) "Das Theater der Prominenten". Zum Ensemble gehörten Siegfried Arno, Trude Berliner, Rita Georg1), Max Ehrlich, Hortense Raky1), Willy Stettner (kurzzeitig), Szöke Szakall und Erich Ziegler1).
Nach der deutschen Besetzung der Niederlande1) am 10. Mai 1940 wurde das Theater geschlossen. "Sein Freund Kurt Robitschek1) organisierte in New York City1) Solidaritätskonzerte für Rosen und sammelte Geld für eine Überfahrt Rosens in die USA. Die Flucht aus Europa gelang jedoch nicht mehr." notiert Wikipedia. Willy Rosen wurde zusammen mit Kollegen wie Max Ehrlich (1892 – 1944) oder Kurt Gerron (1897 – 1944) und seiner zweite Ehefrau Mara – seine erste Frau Elsbeth (Heirat 1923) hatte sich unter dem Druck der "Gestapo"1) 1940 von ihm scheiden lassen – in das "Durchgangslager Westerbork"1), dem Sammelplatz für alle in den Niederlanden lebenden Juden, deportiert, wo er zusammen mit seinen Leidensgenossen die "Gruppe Musik Bühne Westerbork" gründete. Es entstanden zahlreiche "Bunte Abende" und unter der musikalischen Leitung von Max Ehrlich die Revue "Humor und Melodie", an der neben ihm Künstler/.innen wie Camilla Spira (1906 – 1997), Kurt Gerron oder der Pianist Erich Ziegler (1900 – 1948) mitwirkten. "Total verrückt" hieß im Sommer 1944 bezeichnenderweise das letzte Programm, bevor Rosen und seine Mithäftlinge in das "Ghetto Theresienstadt"1) bzw. in die "Magdeburger Kaserne"3) und von dort weiter in das "KZ Auschwitz"1) deportiert wurden.
  
Der 50-jährige Willy Rosen wurde am 30. September 1944 (nach anderen Angaben: 1. Oktober 1944) im NS-Vernichtungslager1) Auschwitz von den Nazi-Schergen in der Gaskammer ermordet; seine zweite Ehefrau, die 1905 als Mara Krauskopf geborene Schauspielerin und Kabarettistin Mara Rosen wurde am 15. Oktober 1944 ebenfalls im "KZ Auschwitz" umgebracht. Laut Wikipedia verstarb Rosen vermutlich bereits auf dem Weg nach Auschwitz und wurde zum 1. Oktober 1944 für tot erklärt.
"Stolperstein" für Willy Rosen; Urheber: Wikimedia-User OTFW (Berlin); Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons Die Diplom-Sozialwissenschaftlerin, Dramaturgin, Regisseurin und Autorin Verona Forster erforscht seit vielen Jahren das Leben des heute fast vergessenen Künstlers Willy Rosen und hält mit Vorträgen die Erinnerung wach; außerdem widmete sie ihm das Theaterstück "Sternentango".
Im Jahre 2006 benannte Rosens Geburtsstadt Magdeburg ihm zu Ehren eine Straße als "Willy-Rosen-Straße". Am 17. Juni 2022 wurde vor seinem ehemaligen Wohnort in Berlin-Wilmersdorf1) (Cicerostraße 55) ihm gedenkend ein Stolperstein1) verlegt.
 
"Stolperstein" für Willy Rosen
Urheber: Wikimedia-User OTFW (Berlin)
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Quelle: Wikimedia Commons
Textbausteine des Kurzportraits von www.hagalil.com 
Siehe auch Wikipedia, exilarchiv.de, deutsche-biographie.de,
Volker Kühn in: "Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit" (LexM)
"Magdeburger Biographischen Lexikon" und stolpersteine-berlin.de
Fotos bei Wikimedia Commons
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) ghetto-theresienstadt.de
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