Maria Jeritza (spätestens 1917) als "Ariadne"; Urheber: Franz Xaver Setzer (1886 – 1939); Quelle: "Sport & Salon" (Bd. 21, Nr. 6, S. 15; 04.02.1917); bzw. Wikimedia Commons Die Sopranistin Maria Jeritza wurde am 6. Oktober 1887 als Marie Jedlitzka (Marie "Mizzi" Jedličková) im heute tschechischen Brünn geboren. Zunächst studierte sie in Brünn und Prag Klavier, Geige, Cello und Harfe, ließ sich dann von Professor Sigmund Auspitzer (1861 – ?1)) zur Sängerin ausbilden. Ein erstes Engagement erhielt sie anschließend als Chorsängerin am Stadttheater ihrer Geburtsstadt, später trat sie am Olmützer Stadttheater auf, wo sie 1905 ihr Debüt als Elsa in Wagners " Lohengrin" gegeben hatte und fortan mit größeren Aufgaben betraut wurde. Nach einem kurzen Engagement 1910 als Operettensopranistin am Künstlertheater in München, folgte sie noch im gleichen Jahr dem Ruf Rainer Simons'2) (1869 – 1934) an die Wiener "Volksoper", wo sie unter anderem in der Uraufführung von Wilhelm Kienzls2) "Der Kuhreigen" die "Blanche-fleur" sang. 1912 holte sie Kaiser Franz Joseph, der sie an seinem Sommersitz in Bad Ischl als "Rosalinde" in der Strauß'schen "Fledermaus"2) gehört hatte, an die Wiener "Hofoper". Dort erregte sie Aufmerksamkeit mit der Titelrolle in Max Oberleithners Oper "Aphrodite" und avancierte rasch zur "als Primadonna assoluta" bzw. einer der führenden Interpretinnen der "Hofoper", die bis 1935 ihre künstlerische Heimat blieb.
Gastspielreisen führten die Jeritza an alle führenden Operhäuser in Europa, aber auch Amerika, sie brillierte in Opern von Giacomo Puccini, so als "Tosca"2), "Turandot"2) oder in "Das Mädchen aus dem goldenen Westen"2) (La fanciulla del West), seit der Premiere von "Turandot" im Jahre 1926 galt die Jeritza als unübertroffene Interpretin der Titelfigur.  
 
Maria Jeritza (spätestens 1917) als "Ariadne"
Urheber: Franz Xaver Setzer2) (1886 – 1939); Angaben zur Lizenz siehe hier
Quelle: "Sport & Salon" (Bd. 21, Nr. 6, S. 15; 04.02.1917)
bzw. Wikimedia Commons
Sie begeisterte in Werken von Leos Janácek, so beispielsweise bei den Uraufführungen von Leoš Janáčeks "Jenůfa" in Wien und New York. Zu ihren weiteren Glanzrollen zählten Opern von Pietro Mascagni2), Jules Massenet2) oder Richard Wagner2); auch ihre Interpretationen der Werke von Richard Strauss2) ließen sie Triumphe feiern, so sang sie die Titelpartien bei der Uraufführung der beiden Fassungen der "Ariadne auf Naxos"2) (Stuttgart 1912 und Wien 1916), sowie als "Kaiserin" in "Frau ohne Schatten"2) (Wien 1919) mit; weiterhin beeindruckte sie mit Rollen in "Salome"2), "Der Rosenkavalier"2) oder als "Ägyptische Helena"2).    
Seit 1921 trat Maria Jeritza als Ensemblemitglied elf Jahre lang regelmäßig an der New Yorker "Metropolitan Opera" auf, feierte dort als "Marietta" in Wolfgang Korngolds Oper "Die tote Stadt" ihren ersten großen Erfolg und wurde fortan als "Die Duse der Oper" umjubelt.
Neben ihrer Arbeit an der Wiener Hofoper und der New Yorker "Met" trat Maria Jeritza an fast allen bedeutenden europäischen Opernhäusern auf, in London sang sie erstmals 1925 die "Tosca", drei Jahre später triumphierte sie mit dieser Rolle auch in Paris.

Maria Jeritza 1912 als Elisabeth in "Tannhäuser"2) von Richard Wagner
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek2) (ÖNB)
Urheber: Atelier Madame d'Ora2) (1881–1963); Datierung: 28.03.1912
© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 203589-D)

Maria Jeritza 1912 als Elisabeth in "Tannhäuser" von Richard Wagner; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier Madame d'Ora; (1881–1963); Datierung: 28.03.1912; Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 203589-D)
Maria Jeritza, die aufgrund ihres ständigen Aufenthaltes in New York neben der österreichischen Staatsbürgerschaft auch die amerikanische angenommen hatte machte auch weiterhin sporadisch Ausflüge in die "Leichte Muse" und sang in Operetten, so die "Adele" in "Die Fledermaus"2) oder die Saffi" in "Der Zigeunerbaron"2); 1933 übernahm sie die Titelrolle in Wilhelm Thieles Tonfilm "Großfürstin Alexandra" und war zusammen mit Paul Hartmann und Leo Slezak auf der Leinwand zu bewundern.
Nach Ende des 2. Weltkrieges trat Maria Jeritza nur noch sporadisch auf, etwa bei Wohltätigkeitsveranstaltungen; 1946 erlebte man sie in der New Yorker "Carnegie Hall", in Wien wurde sie in den Jahren 1949 bis 1952 gefeiert und an der "Met" stand die Diva letztmalig im März 1951 vom Publikum umjubelt als "Rosalinde" in der "Fledermaus" auf der Bühne. Dann zog sie sich fast völlig vom künstlerischen und gesellschaftlichen Leben zurück.
Foto von Maria Jeritza, veröffentlicht 1928 im "New York Evening Journal"; entnommen Project Gutenberg ebook of "The Project Gutenberg EBook of What's in the New York Evening Journal"; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons (public domain) Seit Mitte der 1930er Jahre lebte die Sängerin mit ihrem dritten Mann, dem früheren Filmmagnaten Winfield Richard ("Winnie") Sheehan (1883 – 1945), fast ausschließlich in Hollywood und entsagte mehr und mehr Bühne. Das Paar hatte am am 29. Juli 1935 geheiratet, nach Sheehans Tod heiratet sie 1948 ein 4. Mal, diesmal den aus aus New Jersey stammenden Geschäftsmann Irving Seery, mit dem sie auch in New Jersey lebte. Maria Jeritzas ersten beiden Ehen endeten vor dem Scheidungsrichter; nach ihrer kurzen, nur zwei Jahre dauernden Verbindung mit einem Mann namens "Wiener", war Maria Jeritza seit 13. März 1919 mit Friedrich Leopold Salvator Freiherr Popper von Podhragy (1886 – 1953), Eigentümer des Bankhauses "Hermann Korti & Co" sowie des Schlosses und Gutes Unternberg bei St. Corona in Niederösterreich, verheiratet gewesen.
 
Foto von Maria Jeritza, veröffentlicht 1928 im "New York Evening Journal"
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia
Hinweise zur Lizenz siehe hier
Maria Jeritza, die eine der faszinierendsten und exzentrischsten Opernsängerinnen ihrer Zeit war und nach heutigen Maßstäben am ehesten mit der Callas verglichen werden könnte, starb am 10. Juli 1982 im Alter von 94 Jahren in Orange im amerikanischen Bundesstaat New Jersey. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem auf dem "Holy Cross Cemetery" in North Arlington (New Jersey, USA).
Während ihrer Laufbahn wurde sie mehrfach für ihre Leistungen ausgezeichnet: Bereits 1913 hatte sie den Titel einer "k.u.k. Kammersängerin" erhalten, sie war seit 1923 Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper und der Budapester Philharmoniker, weiterhin Ehrenmitglied der "Metropolitan Opera" in New York, der Mailänder "Scala", des "Teatro Colón" in Buenos Aires sowie der Österreichischen Volksbundliga. Vom dänischen König wurde sie mit der "Medaille für Kunst und Wissenschaft", von Frankreich mit den Palmen des Ordens "Instructions publique" ausgezeichnet. Am 9. Juni 1950 wurde ihr vom damaligen Bürgermeister Körner die Ehrenmedaille der Stadt Wien überreicht, nicht zuletzt wegen ihres Engagements für den Wiederaufbau der Wiener Staatsoper. An weiteren Auszeichnungen sind zu nennen der "Ehrenring der Stadt Wien" (1967), die Ehrenbürgerschaft von New Orleans (1969) und das "Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich" (1976).
Zahllos sind die Anekdoten, die sich um ihr auf der Bühne wie im Privatleben gleich überschäumendes Temperament ranken. Die Sitte, das "Vissi d'arte" in Tosca auf dem Boden liegend zu singen, geht auf sie zurück. Als sie einmal mit Beniamino Gigli an der Met auftrat, verstauchte sie sich durch eine Ungeschicklichkeit des Sängers den Fuß, worauf sie ihn des Mordversuchs bezichtigte. Einige Tage später sang sie mit ihm Tosca. Beim Schlussapplaus bekam Gigli einen Vorhang mehr als sie, worauf es hinter der Bühne zu einem großen Ausbruch kam. Maria Jeritza weigerte sich zunächst, überhaupt noch vor dem Vorhang zu erscheinen. Endlich kam sie, von ihren Verehrern brausend akklamiert, hinkend, auf den Arm des Dirigenten gestützt, und rief: "Dieser Gigli benimmt sich nicht anständig zu mir" – Gigli soll daraufhin an der Met einige Zeit einen schweren Stand gehabt haben. … Auch im höchsten Alter blieb sie der kapriziöse Star, der für seine Bewunderer manchmal ziemlich anstrengend, aber nie langweilig war.3)
  
Ihre Erinnerungen veröffentlichte Maria Jeritza im Jahre 1924 unter dem Titel "Sonne und Gesang" (Sunlight and Song: A Singer's Life), eine Biographie über die Künstlerin schrieb der Musikkritiker Ernst Decsey im Jahre 1931, von Robert Werba erschien das Buch "Maria Jeritza. Primadonna des Verismo".
 

Maria Jeritza 1912 als Chrysis in der Oper "Aphrodite"
von Max Oberleithner (1868 – 1935)
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek2) (ÖNB)
Urheber: Atelier Madame d'Ora2) (1881–1963); Datierung: 16.03.1912
© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 203585-D)
→ Infos zu der heute weitgehend vergessenen Oper bei ONLINE MERKER

Maria Jeritza 1912 als Crysis in der Oper "Aphrodite" von Max Oberleithner; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier Madame d'Ora; (1881–1963); Datierung: 16.03.1912; Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 203585-D)
Siehe auch Wikipedia
1) verschollen nach dem 15. Oktober 1942 im KZ Treblinka (Polen); Quelle: www.lexm.uni-hamburg.de
Link: 2) Wikipedia
3) Jens Malte Fischer: "Grosse Stimmen"; Verlag J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar, 1993, S. 215
Lizenz Foto Maria Jeritza (Urheber: Franz Xaver Setzer): Der Urheber dieses Werks ist 1939 gestorben; es ist daher gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Lizenz Foto Maria Jeritza: Public Domain; Quelle: Project Gutenberg ebook of "The Project Gutenberg EBook of What's in the New York Evening Journal":
This image comes from the Project Gutenberg archives. This is an image that has come from a book or document for which the American copyright has expired and this image is in the public domain in the United States and possibly other countries. Note: Not all works on Project Gutenberg are in the public domain.
 
Um zur Seite der legendären Bühnen-Stars zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de