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René Kollo wurde am 20. November 1937 als René Viktor Kollodzieyski in
Berlin geboren; der Enkel des berühmten Operettenkomponisten Walter Kollo1) (1878 1940)
setzte schon früh als Sänger die musikalische Tradition seiner Familie
fort; auch Vater Willy Kollo1) (1904 1988) war ein renommierter
Komponist, Drehbuch- und Bühnenautor, fungierte ab Anfang der 1920er Jahre
als Textautor von Werken seines Vaters Walter sowie ab 1930 als Komponist und Drehbuchautor
für erfolgreiche Ufa-Filme.
Nach dem Besuch einer Hamburger Fotoschule René Kollos ursprünglicher Plan war
es, Kameramann zu werden machte er sich zunächst als Operetten- und
Schlagersänger einen Namen; mit Liedern wie "Hello, Mary Lou" oder
"Meine große Liebe wohnt in einer kleinen Stadt" hatte er einen
beachtlichen Erfolg und auch als Schauspieler erlebte man ihn 1958 unter der
Regie seines Vaters Willy Kollo in "Solang noch unter'n Linden"1) auf
der Leinwand; hier verkörperte René Kollo seinen Großvater Walter Kollo. Im gleichen Jahr begann Kollo dann in Berlin eine Ausbildung zum klassischen Tenor
vor allem bei der Stimmpädagogin und Opernsängerin Elsa Varena; sieben Jahre lang studierte er intensiv, gab dann 1965
sein Operndebüt in Braunschweig.
Porträt René Kollo, 1980 fotografiert von
dem Dresdner Fotografen Hansjoachim Mirschel (19342009)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2004-b_0000001)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Hansjoachim Mirschel
Datierung: 10.1980: Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Im gleichen Jahr begann Kollo dann in Berlin eine Ausbildung zum klassischen Tenor
vor allem bei der Stimmpädagogin und Opernsängerin Elsa Varena; sieben Jahre lang studierte er intensiv, gab dann 1965
sein Operndebüt in Braunschweig. Zwei Jahre später wechselte er nach Düsseldorf zur
"Deutschen Oper am Rhein", wo er bis 1971 Rollen eines lyrischen
Tenors interpretierte. Seine Weltkarriere als herausragender Wagner-Tenor
begann 1969 in Bayreuth mit der Partie des Steuermann in
"Der Fliegende Holländer"1), regelmäßige Gastspiele in den
kommenden Jahren festigten seinen Ruf und ließen ihn in den 1970er Jahren eine
einzigartige internationale Karriere machen. So brillierte er 1970 erneut in
"Der Fliegende Holländer" diesmal mit der Partie des
Jägers Erik , ein Jahr später glänzte er mit der Titelpartie in
"Lohengrin"1) und wurde von der Kritik als "idealer Lohengrin von jungheldischem
Tenorglanz" gefeiert. In den kommenden Jahre sang Kollo in
Bayreuth die großen Wagnerschen Heldenrollen, beispielsweise 1973 bis 1974
und 1976 den Ritter Walther von Stolzing in "Die Meistersinger von
Nürnberg"1), 1975 bis 1976 den "Parsifal"1), bis 1978 den
"Siegfried"1) sowie 1981 und 1982 den
Tristan in "Tristan
und Isolde"1).
Auch international wird Kollo als der "beste Wagner-Tenor der Welt"
gefeiert, zahlreiche Gastauftritte an den bedeutenden Opernbühnen rund um
den Globus belegen seine enorme sängerische Dominanz: So begeisterte er
beispielsweise an der Mailänder "Scala" ebenso wie an der Wiener
Staatsoper, feierte 1974 Triumphe bei den Salzburger Festspielen oder
zwei Jahre später an der New Yorker "Metropolitan Opera".
Die Opernbesucher des Londoner "Covent Garden" erlebten ihn als
grandiosen Siegmund in Wagners "Die Walküre"1), das
Pariser Publikum feierte ihn 1985 im "Palais Garnier" zum
wiederholten Male als "Tristan", im "Grand Thèâtre" in
Genf gestaltete er ein Jahr später den "Tannhäuser"1). Doch auch Werken
anderer Komponisten verlieh er mit seiner unvergleichlichen Stimme Glanz und
bescherte den Zuhörern einen unvergesslichen Opernabend. So sang er an der
Mailänder "Scala" in "Arabella"1), in Bologna in
"Salome"1) beides Opern von Richard Strauss oder in Frankfurt
die Titelpartie in Verdis "Otello"1). Auch der
Offizier Hermann in "Pique Dame"1) von
Tschaikowski, der Laca Klemeň in "Jenůfa"1) von
Leoš Janáček oder der "Peter Grimes"1) in
Benjamin Brittens gleichnamigen Oper zählen beispielsweise zu seinem
Repertoire.
René Kollo 1987 bei Proben mit dem Opernregisseur Harry Kupfer1)
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin
Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Unzählige Schallplattenaufnahmen, Fernsehshows wie beispielsweise seine
Sendung "Ich lade gern mir Gäste ein" mit internationalen
prominenten Künstlern sowie verschiedenste eigene Gastauftritte in beliebten
Unterhaltungsprogrammen belegen Kollos Erfolg, zu seiner
Popularität trug nicht zuletzt auch die Tatsache bei, dass er seine Herkunft und seine
Anfänge nicht verleugnete und in Operettenfilmen und -platten sowie eigenen
Fernsehshows der leichten Muse, die oft so schwer zu singen und darzustellen
ist, künstlerisches Gewicht verlieh. An Richard Taubers Gesangskunst reichen
seine Interpretationen in diesem Bereich nicht heran, aber für einen
Wagner-Tenor sind sein "Danilo" in der "Lustigen Witwe"
und seine anderen Operettenrollen schon eine bemerkenswerte Leistung. Kollo
hat auf diese Weise dazu beigetragen, die Kluft zwischen "E" und
"U" ein klein wenig zu überbrücken.2)
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin
Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Daneben machte sich René Kollo auch als Opernregisseur einen Namen,
inszenierte beispielsweise 1986 in Darmstadt den "Parsifal", 1991 in Ulm
Eugène d'Alberts "Tiefland"1). 1996 wurde Kollo zum Intendanten des privatisierten
Berliner "Metropol-Theater" berufen, welches er nur bis 1997
leitete, da er die Liquidation der von ihm geführten Betriebsgesellschaft ankündigen
musste. Während dieser Zeit begeisterte Kollo das Publikum auch als Graf
Danilo in der Lehárs "Die
Lustige Witwe"1).
Seit Sommer 2000 hat sich René Kollo von den großen
Wagner-Aufführungen zurückgezogen, singt aber nach wie vor bei umjubelten
Konzerttourneen und Gastspielen in stets ausverkauften Häusern. Zu einer
Tournee der letzten Jahre zählte im Januar 2004 sein Auftritt mit Meisterwerken von Bach, Händel, Monteverdi, Schubert und vielen
anderen bedeutenden Komponisten.
Im Frühjahr 2007 inszenierte er auf der Freilichtbühne "Teatro
Verde" auf der Insel San Giorgio Maggiore in Venedig die komische Johann-Strauss-Operette
"Eine Nacht in Venedig"1),
mit der er am 18. Mai 2007 vor grandioser
Kulisse eine umjubelte Premiere feiern konnte und somit die Operetten-Tradition
seiner Familie fortführte. Bis Anfang Oktober 2007 war die Aufführung mit
den weltberühmten Melodien wie "Komm in die Gondel, mein Liebchen"
oder "Alle maskiert" fast täglich zu sehen, für weitere drei
Jahre war die Produktion dort geplant.
Ab 18. Oktober (Premiere) bis 28. Oktober 2007 konnte man den Künstler als
"Jedermann" bei den "Jedermann"-Festspielen im Berliner
Dom neben zahlreichen populären Kollegen bewundern, Jenny Elvers-Elbertzhagen
gab die "Buhlschaft", Peter Sattmann den "Tod"
und Ezard Haußmann den "Teufel", inszeniert wurde die Aufführung
wie in den vergangenen Jahren von Brigitte Grothum.
Als Sänger trat der Künstler zudem im Kölner Opernhaus in Erscheinung und
interpretierte in
der modernen Oper "Love and Other Demons" (Liebe und andere Dämonen) des ungarischen
Komponisten Peter Eötvös den Don Ygnacio. Entstanden ist das Libretto nach
einem Roman von Gabriel García Márquez, Premiere war am 29. April 2010
→ www.operkoeln.com.
Nach wie vor begeisterte der Startenor sein Publikum regelmäßig mit
Konzerttourneen, zu denen in den letzten Jahren auch Kirchenkonzerte zählen.
Viele der präsentierten Lieder sind auch auf seinem Album "Großer
Gott wir loben dich" zu hören.
Kollos bemerkenswerte Karriere, die nun
schon mehr als drei Jahrzehnte ohne spektakuläre Einbrüche dauert, ist
nicht das Ergebnis üppiger Naturgaben, die nur verwaltet zu werden brauchen,
sondern entspringt einem klug disponierten Umgang mit einem nicht
unerschöpflichen Material, einer reflektierten Aneignung schwerster Partien die Früchte
dieses verantwortungsbewussten Umgangs mit seinen
sängerischen Gaben werden jetzt geerntet; in dieser Hinsicht sollte Kollo
ein Vorbild für junge Künstler sein.2)
Der Künstler veröffentlichte 1997 zusammen mit den Co-Autoren Jasmin Kassai und Jürgen Haase
seine Erinnerungen unter dem Titel "Die Kunst, das Leben und alles andere
".
Hierin erzählt der Jahrhundert-Tenor über seine Arbeit als weltweit gefeierter Sänger und
"von seiner Zusammenarbeit mit bedeutenden Regisseuren und Dirigenten,
von Ponnelle über Chéreau und Götz Friedrich, Bernstein, Böhm, Boulez bis zu
Noelte, Solti und Herbert von Karajan. Er spricht mit
Jürgen Haase und Jasmin Kassai über seine eigenen Inszenierungen
und berichtet erstmalig über seine Erfahrungen als Intendant am
"Metropol Theater" in Berlin. Der Bildteil
zeigt zahlreiche bisher unveröffentlichte Photografien des Sängers in seinen schönsten Rollen,
bei der Probe und natürlich privat."3) Ein weiteres
Werk aus Kollos Feder ist seine humorvolle Geschichtsbetrachtung "Ein
Kaiserschmarrn, Deutschland und die Habsburger" (2010), mit seinem
jüngsten Buch "Die Morde des kleinen Tannhäuser", welches Anfang
Juli 2011 auf den Markt kam, begab er sich unter die Krimi-Autoren. Seither
hält er daraus Lesungen ab, kombiniert mit Gesangseinlagen aus Wagners
"Tannhäuser".
Von 1967 bis 1971 war Kollo mit der dänischen Schlagersängerin Dorthe Kollo1)
verheiratet, aus der Verbindung stammt die 1967 geborene Tochter Nathalie Kollo1), die inzwischen
ebenfalls in das Musikgeschäft eingestiegen ist und sich als Sängerin mit Evergreens und Jazz sowie Pop-Balladen
einen Namen machte. Seit 1982 war der Heldentenor, der lange mit seiner
Familie auf Mallorca lebte, mit der 20 Jahre jüngeren französischen Balletttänzerin Béatrice Bouquet verheiratet,
die ihm drei Kinder schenkte,
die Töchter Florence und Magali sowie Sohn Oliver Walter. Anfang Oktober 2007 ging durch die Presse,
dass sich das Paar bereits eineinhalb Jahre zuvor heimlich hatte scheiden
lassen.
Nach der Scheidung lebte der Künstler Medienberichten zufolge allein mit zwei seiner Kinder in seinem Haus in
Berlin-Grunewald. Seit Herbst 2009 hatte René Kollo in der wesentlich jüngeren
finnischen Sopranistin Sarianna Salminen1)
eine neue Lebensgefährtin gefunden.
René Kollo und Béatrice Bouquet
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin
Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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