Lucia Popp wurde am 12. November 1939 als Lucia Poppová und
Tochter des Diplom-Ingenieurs Rudolf Popp (1912 2005) in Ungeraiden1) (heute Záhorská Ves, Slowakei) in
eine musikalische Familie hineingeboren. Ihr Vater, dessen Vorfahren
aus Österreich stammten, hatte starke musikalische Neigungen und
war zeitweise Kulturattaché an der britischen Botschaft, ihre
Mutter Milada war Konzertsängerin (Sopranistin). Bevor Tochter Lucia zu einer international
gefeierten Sopranistin avancierte, hatte sie nach dem Schulabschluss
zunächst zwei Semester Medizin studiert, dann eine Theaterakademie
besucht, da sie Schauspielerin werden wollte; sie wurde für die
Leinwand entdeckt und spielte auch in zwei Filmen die Hauptrolle. Doch
dann ließ sie sich vier Jahre lang am Konservatorien von Bratislava1)
(früher Preßburg) von der ehemaligen Koloratursopranistin der "Wiener Volksoper"1), Anna Hrušovská,
sowie in Prag zur Sängerin ausbilden. Ihr
Bühnendebüt gab sie mit erst 23 Jahren 1963 an der Oper von Bratislava
als Königin der Nacht in Mozarts "Die
Zauberflöte"1), schon im gleichen Jahr begeisterte sie an der
"Wiener Staatsoper"1) mit der Rolle der Barbarina in Mozarts
"Die Hochzeit des Figaro"1);
Herbert von Karajan1) hatte die außergewöhnliche Stimme Lucia Popps
gehört und sie spontan zu einem Gastspiel eingeladen.
Ihr erster
Auftritt in Wien war so erfolgreich, dass sie einen
Drei-Jahres-Vertrag erhielt, gleichzeitig begann eine glänzende internationale
Karriere für die junge Sängerin.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin
Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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In der kommenden Zeit feierte sie
in Wien als Mozart-Interpretin unter anderem mit der Konstanze
in "Die Entführung aus dem Serail"1), als
Zerlina
in "Don Giovanni"1) oder als Despina
in "Cosě fan tutte"1) Triumphe, aber auch als
Zerbinetta in "Ariadne auf Naxos"1)
von Richard Strauss oder als Ännchen in Webers "Der
Freischütz"1). Lucia Popp arbeitete mit so berühmten Dirigenten wie
Leonard Bernstein1), Otto Klemperer1), Herbert von Karajan oder
Georg Solti1)
zusammen, gab umjubelte Gastspiele beispielsweise am Londoner "Royal
Opera House"1) in Covent
Garden, dem Prager "Nationaltheater"1) sowie vielen anderen
bedeutenden Opernbühnen: So brillierte sie beispielsweise 1967 bei ihrem Debüt
an der New Yorker "Metropolitan Opera"1)
mit der "Königin der Nacht", interpretierte in Paris die
Susanna in Mozarts "Die Hochzeit des
Figaro", gab bei den "Salzburger Festspielen"1) die Pamina in "Die Zauberflöte" oder
gestaltete in
London die Eva in Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg"1).
Mit den Jahren entwickelte sie ihr Repertoire immer mehr hin zu den großen lyrischen Rollen
wie beispielsweise in Opern von Richard Strauss1): So beeindruckte
sie mit den Titelpartien in "Arabella"1) und "Daphne"1)
oder als Feldmarschallin Fürstin Werdenberg in "Der Rosenkavalier"1).
Lucia Popp als Olympia in der Oper "Hoffmanns Erzählungen"1)
von Jacques
Offenbach1), fotografiert von Trude Dietrich
(1907 1981) anlässlich
der Premiere 1966 an der "Wiener Staatsoper"1), Inszenierung:
Otto Schenk
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Trude Dietrich; Datierung: 22.10.1966
© Trude Dietrich/ ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer 550.593-B)
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Bei den "Salzburger Festspielen" trat Lucia Popp zwischen 1963 und
1992 auf:
(Fremde Links: Wikipedia, whoswho.de)
- 1963, 1964: Erster Knabe in "Die Zauberflöte" von
Wolfgang Amadeus Mozart
(Inszenierung: Otto
Schenk, Dirigent: Istvan Kertesz;
u.a. mit Waldemar
Kmentt (Tamino), Roberta
Peters (Königin der Nacht), Walter
Berry (Papageno), Anneliese
Rothenberger (Papagena)))
- 1963: Artemis in "Iphigénie in Aulis" von
Christoph Willibald
Gluck, mit Christa Ludwig in der Titelpartie
der Iphigenie
(Inszenierung: Günther Rennert,
Dirigent: Karl Böhm)
- 1964: Fünfte Magd in "Elektra" von
Richard
Strauss, mit Astrid Varnay
in der Titelpartie der Elektra
(Inszenierung, musikalische Leitung: Herbert von Karajan)
- 1964: Najade in "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss, mit Christa Ludwig
/ Hildegard Hillebrecht (1927 2018)
in der Titelpartie der Ariadne
(Inszenierung: Günther Rennert, Dirigent: Karl Böhm)
- 1978, 1979: Sophie in "Der Rosenkavalier" von Richard
Strauss, u. a. mit Gundula Janowitz
(Feldmarschallin),
Kurt Moll (Baron Ochs auf Lerchenau)
(Inszenierung: Günther Rennert, Dirigent: Christoph von Dohnányi)
- 1980, 1981: Pamina in "Die Zauberflöte" von Wolfgang
Amadeus Mozart
(Inszenierung: Jean-Pierre
Ponnelle, Dirigent: James Levine)
- 1981: "Requiem für Karl Böhm", Requiem d-Moll für Soli, Chor und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart
(Dirigent: James Levine; Lucia Popp (Sopran), Christa Ludwig (Alt), Peter
Schreier (Tenor), Walter Berry (Bass))
- 1981: Mitwirkung bei "C-Moll Messe" von Wolfgang Amadeus
Mozart (Dirigent: Leopold Hager)
- 1981: Konzert / Liederabend "Lucia Popp" mit Geoffrey Parsons am
Klavier → salzburgerfestspiele.at
- 1983: Ilia, Prinzessin von Troja, in "Idomeneo" von Wolfgang Amadeus Mozart
mit Luciano Pavarotti in der Titelpartie
(Inszenierung: Jean-Pierre Ponnelle, Dirigent: James Levine)
- 1981: Konzert/Liederabend "Lucia Popp" mit Irwin Gage am
Klavier → salzburgerfestspiele.at
- 1986: Gräfin Almaviva (im Wechsel mit Lella
Cuberli) in "Die
Hochzeit des Figaro", mit James Morris (Graf Almaviva),
Ferruccio Furlanetto (Figaro) (Inszenierung: Jean-Pierre Ponnelle, Dirigent: James Levine)
- 1987: Die Gräfin in "Capriccio" von Richard Strauss (Inszenierung:
Johannes
Schaaf, Dirigent: Horst Stein)
- 1991: Titelpartie in "Julietta"
von Bohuslav Martinů
(auch Libretto), "lyrische Oper" nach
dem Theaterstück
"Juliette ou la Clé des Songes"
von Georges Neveux (Dirigent:
Pinchas Steinberg)
- 1992: Gräfin Almaviva (im Wechsel mit Felicity
Lott, Margaret Marshall) in "Die Hochzeit des Figaro,
mit Thomas Allen (Graf Almaviva), Ferruccio Furlanetto (Figaro)
(Inszenierung: Michael
Hampe, Dirigent: Bernard Haitink)
Konsequent, überlegt und glücklich zugleich wie kaum eine Kollegin
vollzog Lucia Popp dann ihren ersten Fachwechsel. 1971 sang sie die
"Königin der Nacht" noch einmal an
der "Met"; durchaus erfolgreich, aber es kostete sie jetzt zuviel Nerven und zu große
Anstrengungen, wie sie selbst sagt, dieses Niveau und diese hohen Tone zu präsentieren. Es war ihre letzte
"Königin der Nacht", und aus der Koloratursopranistin Lucia Popp wurde
eine lyrische Sopranistin, die dann in den folgenden Jahren mit noch sich steigerndem Erfolg statt der
"Sophie" die "Marschallin", statt der "Zdenka" die
"Arabella", dann die "Daphne" und "Capriccio-Gräfin" sang,
natürlich auch alle großen Mozart-Rollen für lyrischen Sopran, die sie sich vor allem
in Köln erarbeitete, wo sie seit 1967 fest engagiert war.
(
) Die zunehmende internationale Karriere führte zum Abschied
von Köln; seither hat sie sich nicht mehr ausschließlich an ein Haus gebunden.2)
Lucia Popp als die "Italienische Sängerin" in dem Konversationsstück
für Musik
"Capriccio"1) von
Richard
Strauss1), fotografiert von Trude Dietrich (1907 1981)
anlässlich der Aufführung 1964 an der "Wiener Staatsoper"1), Inszenierung:
Rudolf Hartmann1)
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Trude Dietrich; Datierung: 21.03.1964
© Trude Dietrich/ ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer 550.931-B)
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Ihre Liederabende, die der Künstlerin ebenso wichtig waren, wie ihre
Opernauftritte, mit Werken beispielsweise von Franz Schubert1),
Robert Schumann1),
Johannes Brahms1),
Gustav Mahler1),
Sergei Prokofjew1)
oder Antonín Dvořák1), aber auch
slawischen Volksliedern, waren für Freunde der klassischen Musik
stets ein Ereignis. Neben ihren vielen Gastspielreisen nahm Lucia Popp
zahlreiche Tonträger auf und wurde einem breiten Publikum durch
Auftritte in Rundfunksendungen, Fernsehshows und
Operettenaufführungen bekannt, so beispielsweise als Adele oder als
Rosalinde in der Strauss-Operette "Die
Fledermaus"1). Bereits 1965 hatte sie
als Gebieterin Ann in Georg Tresslers1)
Filmversion von Otto Nicolais "Die lustigen Weiber von
Windsor"1) mitgewirkt, 1969 übernahm sie die Partie der Marcellina
in der von Joachim Hess1) für das Fernsehen inszenierten
Adaption "Fidelio"3)
nach der gleichnamigen Beethoven-Oper1)
an der Seite von Anja Silja1) (Leonore/Fidelio). Im Fernsehen erlebte man sie beispielsweise 1970
als Marie, hübsche Nichte des Bürgermeisters (Hans Sotin1)),
in "Zar und Zimmermann"1)
von Albert Lortzing1) (Regie: Joachim Hess) oder 1989
als Maria in "Die
verkaufte Braut"1) von Bedřich Smetana1) (Regie:
Otto Schenk).
Die 1979 in Österreich zur "Kammersängerin" ernannte Lucia Popp war in erster Ehe
(seit 1965) mit dem Dirigenten György Fischer4)
und in zweiter mit dem Direktor der
"English National Opera", Peter Jonas1), verheiratet.
Ihre dritte Ehe schloss die Künstlerin 1986 mit dem 15 Jahre jüngeren Tenor Peter Seiffert1).
Lucia Popp starb am 16. November 1993 wenige Tage nach ihrem 54. Geburtstag in München
an den Folgen eines Gehirntumors. Sie wurde auf dem Friedhof "Slávičie údolie"1) (Gruppe 31)
in Bratislava (Slowakei) beigesetzt; dort fand später auch ihr Vater
seine letzte Ruhe → Foto der Grabstelle bei
knerger.de.
Heute erinnert der "Lucia-Popp-Bogen" im Münchener
Stadtbezirk Pasing-Obermenzing1) an die berühmte Sopranistin.
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