Ivan Rebroff anlässlich eines Konzerts in "Abbaye de la Cambre" (Brüssel) im September 2006; Urheber: Guywets; Der Urheberrechtsinhaber veröffentlicht dieses Werk als gemeinfrei; dies gilt weltweit. Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons Wer kannte ihn nicht, den Mann mit dem gepflegten Vollbart und der Pelzmütze, gewandet in einen schweren Pelzmantel und russische Folklorekleidung, der sich als Ivan Rebroff und "singender Russe" international einen Namen machte. Geboren wurde der Künstler am 31. Juli 1931 als Hans-Rolf Rippert und Sohn eines hessischen Ingenieurs im Berliner Stadtteil Spandau; seine Mutter, wie auch sein Vater sollen russische Vorfahren gehabt haben. Aufgewachsen unter anderem in der brandenburgischen Stadt Belzig sowie in Halle (Saale) war Rippert Mitglied des "Stadt-Singechor" von Halle und schon früh tat er sich mit seiner ungewöhnlichen Stimme hervor, die aufgrund des Einsatzes der Falsettstimme einen Umfang von mehr als vier Oktaven besaß. Nach der Scheidung seiner Eltern übersiedelte Rippert 1952 zusammen mit der Mutter in die Bundesrepublik, dank eines Stipendiums konnte er sich anschließend an der Hamburger "Staatlichen Hochschule für Musik" in Gesang ausbilden lassen, wobei er sich – gefördert von seinem Lehrer, dem Musikmeister und Dirigenten Professor Adolf Detel – dem osteuropäischen Liedgut zuwandte; außerdem nahm er Schauspielunterricht.
 
Foto: Ivan Rebroff anlässlich eines Konzerts
in "Abbaye de la Cambre" (Brüssel) im September 2006
Urheber: Guywets; Der Urheberrechtsinhaber veröffentlicht dieses Werk als gemeinfrei; dies gilt weltweit.
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Bereits 1953 gab er sich den Künstlernamen "Ivan Rebroff", 1958 gewann er beim bundesdeutschen Hochschulwettbewerb den 1. Preis, ein Jahr später konnte er einem ersten Preis beim "Internationalen Musikwettbewerb" in München erringen. Rebroffs Karriere begann als Solist bei verschiedenen Chören, den "Schwarzmeer-Kosaken", dem "Ural Kosakenchor"1) sowie im "Don Kosaken Chor"1) von Serge Jaroff. Engagements an der Oper in Gelsenkirchen (1960) und an den Städtischen Bühnen in Frankfurt/M. (1963 bis 1969) brachten Rebroff zunächst nicht den erwünschten Erfolg, der Durchbruch zum international viel beachteten Star gelang dem Bass-Bariton mit der samtig, tiefen Stimme ab 1968 in Paris mit der Rolle des Milchmanns Tevje im Musical "Anatevka"1), einer Figur, mit der er in knapp 1.500 Vorstellungen im Pariser "Théâtre Marigny" Furore machte und die ihn schlagartig berühmt werden ließ. Das Lied aus dem Musical "Wenn ich einmal reich wär" gehörte fortan ebenso zu seinem Repertoire wie zahllose Volksweisen aus dem alten Russland, von denen "Kalinka"1) und "Wolgaschlepper"1) wohl die bekannteste sein dürften → Erfolgstitel bei Wikipedia.
 
Rebroff, der fünf Sprachen fließend sprach, gehörte rasch zu den gefragten Sängern, absolvierte Tourneen rund um den Globus, gab während seiner über 40-jährigen Karriere mehr als 8.000 Konzerte, war Stargast bei unzähligen Gala-Veranstaltungen. Im Fernsehen geriet der "Einmann-Kosakenchor", wie er von Kritikern tituliert wurde, zum Dauergast, hatte unter anderem Anfang der 1970er Jahre eine eigene Unterhaltungs-Show. 49 Goldene Schallplatten und eine Platinplatte für ab 1975 weltweit rund 10 Millionen verkaufte Langspielplatten belegen die Popularität des Sängers, er bediente das Klischee des Russen schlechthin, obwohl er nach eigenen Aussagen bis Ende der 1980er Jahre nie in Russland gewesen war. Auf seiner ersten Russlandtournee 1988, die er unter die Zeichen "Glasnost und Perestroika" stellte, wurde er dann auch vom sowjetischen Publikum begeistert gefeiert.
Darüber hinaus übernahm Rebroff Gastrollen in verschiedenen Opern, beispielsweise in Rossinis "Der Barbier von Sevilla"1) und Mussorgskis "Boris Godunow"1) oder in der Strauss-Operette "Wiener Blut"1). Verschiedentlich machte Rebroff auch Ausflüge auf die Leinwand, agierte mit Hauptrollen beispielsweise in dem ganz auf ihn zugeschnittenen Streifen "Das Lied der Balalaika" (1971, L'homme qui vient de la nuit) oder in der TV-Version von "Der Zigeunerbaron"1) (1975), wo er den den reichen Schweinezüchter Kálmán Zsupán gab. Er war auch der Fernsehfassung von Jacques Offenbachs Buffo-Oper "Die schöne Helena"1) (1974; Regie: Axel von Ambesser) als Großaugur Kalchas zu sehen und zu hören, glänzte als Oberst Ollendorf in der Millöcker-Operette "Der Bettelstudent"1) (1981; Regie: Frank De Quell). Als Regisseur versuchte er sich mit eigenen Opern- und Operetteninszenierungen, wie etwa 1987 in Augsburg mit Millöckers/Mackebens "Die Dubarry"1)
Rebroff wusste sein Image stets gut zu vermarkten, auch im vorgerückten Alter blieb der schwergewichtige Wahl-Russe, der in den 1980er Jahren sein Repertoire um den sakralen Bereich erweitert hatte und mit Kirchenkonzerten in Europa auf Tournee ging, ein gefragter Sänger. Noch mit über 70 Jahren stand er auf der Bühne, absolvierte 2006 seine letzte Europa-Tournee, sein letztes Konzert gab er am 7. Dezember 2007 in der Wiener Votivkirche.
Über den Privatmensch Ivan Rebroff ist wenig bekannt; seit vielen Jahren hatte er die griechische Sporaden-Insel Skopelos zu seiner Wahl-Heimat gemacht, deren Einwohner ihn bereits 1991 anlässlich seines 60. Geburtstages zum Ehrenbürger ernannt hatten.

Ivan Rebroff, der vor allem in den 1970er und 1980er Jahren zu den populärsten Opern- und Musical-Sängern zählte und als eingefleischter Junggeselle galt, starb am 27. Februar 2008 im Alter von 76 Jahren nach längerer Krankheit in einer Klinik in Frankfurt am Main an Herzversagen. 1986 war der Künstler für seine Verdienste um die Völkerverständigung mit dem "Bundesverdienstkreuz" ausgezeichnet worden.
    
Link: 1) Wikipedia
Ehemalige Webpräsenz www.ivan-rebroff.de bei web.archive.org
Siehe auch Wikipedia sowie die Nachrufe bei www.sueddeutsche.de und www.welt.de
Filmografie bei der Internet Movie Database
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