 |
Sie volontierte beim "Sender Freies Berlin"1)
(SFB) im Ressort "Klassische
Musik", machte nebenher eine klassische Gesangsausbildung und nahm Tanz-
und Schauspielunterricht. Schon zu dieser Zeit trat sie aus Spaß mit Freunden
in Berliner Studenten- und Jazz-Lokalen sowie Kleinkunstbühnen auf.
Ihre Karriere als Sängerin begann als Mitglied in einem Chor, 1965
wurde sie bei einem Folklorefestival von dem Berliner Komponisten und
Produzenten Heino Gaze1) (1908 1967) entdeckt. Neben Schlagern
bevorzugte sie hauptsächlich Chansons und folkloristische Lieder, so war sie
beispielsweise in den späten 1960er Jahren bei etlichen
"Burg-Waldeck-Festivals"1), dem legendären Treffpunkt für Liedermacher und
Politbarden, vertreten.
Der breiten Öffentlichkeit wurde Katja Ebstein jedoch mit Titeln wie
"Wunder gibt es immer wieder"1) oder dem umweltkritischen Song
"Diese Welt"1) bekannt, mit denen sie 1970 bzw. 1971 Deutschland
beim "Grand Prix Eurovision de la Chanson" (heute: "Eurovision
Song Contest"1), ESC) vertrat und sehr erfolgreich
jeweils einen
3. Platz belegen konnte.
1973 hörte man von ihr den Titel "Der Stern von
Mykonos", ein Jahr später "Es war einmal ein Jäger", 1976 "In
Petersburg ist Pferdemarkt" und 1979 "Es müssen keine
Rosen sein", um nur einige erfolgreiche Titel zu nennen. 1980 erreichte
sie mit "Theater"1) den 2. Platz beim europäischen
Songfestival das beste Ergebnis
für den deutschsprachigen Schlager seit über 25 Jahren und
war mit diesem Lied über mehrere Wochen in der deutschen
Hitparade vertreten → ESC 1970,
ESC 1971,
ESC 19801).
Katja Ebstein am 21. März 1970
beim
"Grand Prix Eurovision de la Chanson" in Amsterdam1)
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 923-3699)
Urheber/Fotograf: Koch, Eric / Anefo; Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz: CC
BY-SA 3.0 NL bzw. CC0
(Verzicht auf das Copyright)
|
"1970 wurde Ebstein beim internationalen
Songfestival in Rio de Janeiro1) zur besten Sängerin gewählt. Eine
Tournee mit dem Orchester James Last1) schloss
sich von September bis November 1970 an, weitere
Tourneen unter anderem mit dem Orchester Paul Kuhn
durch die damalige Sowjetunion1) folgten.
In den 1970er Jahren zählte Ebstein mit den Liedern "Und
wenn ein neuer Tag erwacht", "Ein kleines Lied vom Frieden",
"Der Stern von
Mykonos" und "Ein Indiojunge aus Peru" zu den erfolgreichsten deutschen
Schlagersängerinnen. 1972 trat sie in der TV-Sendung "Ein
Kessel Buntes"1) erstmals in der DDR auf. Die Unterhaltungsbranche
ehrte sie im Laufe der Jahrzehnte mit mehreren Auszeichnungen: "Beliebteste ausländische Sängerin"
(Spanien), "Rosa di Roma" (Italien), "Goldene Europa"1)
(zwei Mal), "Goldene Stimmgabel"1),
"Lale-Andersen-Preis"1),
"Fred-Jay-Preis"1)"
notiert Wikipedia → Auszeichnungen. |
In den 1980er Jahre kehrte Katja Ebstein dem Schlagergeschäft den Rücken
und konzentrierte sich mehr auf ihre Karriere als Bühnen- und
Musicalschauspielerin sowie Interpretin anspruchsvoller Chansons. So brachte
sie beispielsweise eine LP mit Lyrik von Heinrich Heine1), vertont von ihrem damaligen
Ehemann Christian Bruhn1) unter dem Titel "Wilde Rosen" auf den Markt.
Daneben entwickelte sie eine Vorliebe für Songs der legendären Berlinerin
Claire Waldorff (1884 1957). Mit ihrem Chanson-Album
"He Du Da"
erreichte sie 1980 den ersten Platz auf der "Liedermacher-Bestenliste".
Ein neues Gebiet erschloss sich Katja Ebstein 1981 mit
dem gemeinsam mit Lutz Görner1) erarbeiteten Rezitationsprogramm
"Lyrikerinnengedichte von Droste-Hülshoff bis heute"1); es
folgten weitere Rezitationsprogramme mit Werken von Heinrich Heine, Bertolt Brecht1) und anderen Dichtern.
Am Hamburger "Ernst Deutsch Theater"1) gestaltete sie 1980
das Fräulein Rosa Fröhlich, den
"Blauen Engel", in dem Stück "Professor Unrat" nach dem
berühmten, gleichnamigen
Roman1) von Heinrich Mann1),
in Szene gesetzt von Ehemann Klaus Überall1) mit
Friedrich Schütter in der Titelrolle.
In den 1980ern folgte bei den "Festspielen Heppenheim"1) die Rolle der
Buhlschaft im
"Jedermann"1)
von Hugo von Hofmannsthal1),
inszeniert vom Begründer der Festspiele Hans Richter
mit Klaus Wildbolz als "Jedermann".
Katja Ebstein und ihr zweiter Ehemann Klaus Überall
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
|
|
Als Musical-Star interpretierte sie unter anderem 1988 am Berliner
"Theater
des Westens"1) die Vaudeville-Tänzerin
Roxie Hart in "Chicago"1)
mit der Musik von John Kander1)
und den Gesangstexten von Fred Ebb1),
glänzte ab Herbst 1989 im Rahmen einer Tournee als "Titelheldin"
Charity in "Sweet Charity"1).
Man erlebte sie Mitte August 1991 am Hamburger "Ernst Deutsch Theater" als Seeräuber-Jenny in "Die
Dreigroschenoper"1) von Bertolt Brecht/Kurt Weill1)
an der Seite von Berno von Cramm1)
(Macheath, genannt "Mackie Messer"). 1993 spielte sie die Titelrolle in der Verwechslungskomödie/dem Musical
"Victor/Victoria"1), basierend auf dem
gleichnamigen Film1) aus dem Jahre 1982, und ging damit auf eine neuerliche
Tournee, 1996 beeindruckte sie am "Staatstheater Meiningen"1)
mit der die weiblichen
Hauptrolle der jüdischen Sängerin Chaja (Hayah) in dem Werk "Ghetto"
von Joshua Sobol1),
mit dem der israelische Dramatiker das Schicksal der Juden im
"Getto Vilnius"1)
während der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg aufgreift → siehe auch
Kinofilm 2006.
In jüngerer Zeit ging Katja Ebstein im Jahre 2003 mit ihrer Band auf eine
"Frühjahrstournee", auf der sie mit dem Programm "Meine
Lieder" in Leipzig, Dresden, Halle, Cottbus, Berlin, Chemnitz, Magdeburg
zu hören war. Anschließend folgte ab Ende März bis Anfang April in
verschiedenen Städten das Programm "Berlin
trotz und alledem!"
Im Jahre 2005 beging Katja Ebstein ihr 40-jähriges Jubiläum als Sängerin. Anlässlich
dieses Ereignisses wurde die CD
"Witkiewicz" (Single-Titel: "In diesem Land") produziert. Zur Realisierung dieses
Projekts trugen unter anderem Pe Werner1),
Xavier Naidoo1) und andere Komponisten und Texter bei.
Mit einer Band unter der Leitung von Dieter Falk1) ging sie mit diesen neuen und ihren persönlichen Lieblingstiteln erneut mit
"Meine Lieder" auf Deutschlandtournee.2) Im Herbst 2007 präsentierte sie dann unter großem Beifall
erstmals ihr neues,
satirisch-kritisches Programm "Na und
Wir leben noch"! mit
Texten unter anderem von Hanns Dieter Hüsch,
Stephan Sulke1),
Herman van Veen1),
Bertolt Brecht1) und Georg Kreisler1); ab
Frühjahr 2008 ging die Künstlerin damit auf eine umfangreiche Tournee.
Im April 2008 feierte sie mit dem neuen Bühnenprogramm "Na und
Wir leben noch"!,
das ihr Ehemann Klaus Überall1)
für sie geschrieben hat, im nordrhein-westfälischen
Dülmen1) Premiere. Trotz Überalls Erkrankung absolvierte sie einige Auftritte
mit diesem Konzertabend, der vor allem aus Liedern des Albums "He du da
von" 1980, enthielt aber auch neue Stücke über aktuelle politische und
soziale Themen bestand; am 29. Oktober 2008 starb Klaus Überall an den Folgen
einer Krebserkrankung. (
)
Katja Ebstein ist/war weiterhin mit ihren Solo-Programmen unterwegs und hat gelegentliche Auftritte im deutschen Fernsehen.
2011 feierte Katja Ebstein ein Comeback mit der Cover-Version von "Wunder gibt es immer
wieder" zusammen mit dem deutschen Rapper JokA1). Diese Cover-Version wurde zunächst für die
"Vox"1)-Produktion
"Cover my Song"1) produziert. Auf Grund des großen Erfolges wurde Ende 2011 ein Video mit Katja Ebstein und
JokA produziert.
"Wunder gibts es immer wieder JokA feat. Katja Ebstein" hielt sich wochenlang auf Platz 1 der deutschen
"HIpHop-Download-Charts". Im Im November 2023 nahm Ebstein als
"Okapi" an der neunten
Staffel1) der "ProSieben"1)-Show
"The
Masked Singer" teil, schied allerdings bereits in der ersten Sendung
aus und belegte den neunten Platz. 2)
Katja Ebstein engagiert(e) sich neben ihrer künstlerischen Tätigkeit
seit Jahrzehnten immer wieder sowohl für politische als auch soziale
Anliegen, so setzt sich unter anderem für die
"Welthungerhilfe"1)
sowie die Initiative "Ärzte gegen Atomtod" ein. Sie ist gegen
jegliche Art von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, unterstützt(e)
AIDS-Hilfsaktionen sowie die Frauenkampagne "Starke Frauen" von
Heide Simonis.
Seit 1992 ermöglicht die Künstlerin Kindern aus sozial schwachen Familien
einen Ferienaufenthalt auf der Nordseeinsel Amrum1).
Aus dieser Privatinitiative entstand der Verein
"Aktion Umwelt für Kinder und umweltgeschädigte Jugendliche". Ziel des Vereins sind Gesundheit,
Zukunftschancen und Ausbildung für Kinder und Jugendliche. 2004 wird
in Potsdam1)
die
"Katja Ebstein-Stiftung" mit der Schirmherrin Dr. Ingrid Stolpe gegründet
als Vernetzungsstelle für viele Initiativen, die der wachsenden Kinderarmut in Deutschland wehren.
Seit mehr als 15 Jahren ist Ebstein Projektpatin für die Dorfentwicklung in der Sahel-Zone1)
in Mali1) als
"Hilfe zur Selbsthilfe". Mit der "Welthungerhilfe" unterstützt Katja Ebstein den Bau von kleinen Häusern
für die im peruanischen Hochland unter der Armutsgrenze lebende Bevölkerung. Dort werden
auch Patenschaften für Waisenkinder aus den Hochlandregionen vermittelt, die in dort
lebende Familien integriert werden sollen.
Außerdem gehört Ebstein zu den von Inge Brück1)
gegründeten "Künstlern für
Christus" und tritt als solche in musikalischen Benefiz-Messen für verfolgte Christen und Christinnen in der Welt
auf. (
)
Am 7. Januar 2008 verlieh Bundespräsident Horst Köhler1)
Katja Ebstein für
ihr soziales und künstlerisches Engagement das Verdienstkreuz am Bande des
"Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland"1)
("Bundesverdienstkreuz"), das ihr am 7. April 2008 von
Bayerns Ministerpräsidenten Günther Beckstein1)
in München überreicht wurde.
Des Weiteren ist Katja Ebstein die einzige lebende deutsche Künstlerin, die
auf einer Briefmarke verewigt wurde (2006).2)
Mitte Juni 2015 würdigte man ihr Engagement bzw. ihre Stiftung mit dem "Verdienstorden
des Landes Brandenburg"1). der
amtierende Ministerpräsident Dietmar Woidke1) sagte unter
anderem, sie habe
"mit ihrer Stiftung in Brandenburg ein wichtiges Signal für das Wohl sozial benachteiligter Kinder
und Jugendlicher
gesetzt", dies sei "ein sichtbarer Ausdruck dafür, dass sie trotz ihres
Erfolgs Sorgen und Nöte anderer nie aus den Augen verloren
habe" (Quelle: www.brandenburg.de) → Übersicht
Auszeichnungen.
|
Katja Ebstein, die am 9. März 2025 ihren 80. Geburtstag beging
und die zu den engagiertesten und vielseitigsten Song- und Chanson-Künstlerinnen
unserer Zeit zählt, war von 1972 bis 1976 mit dem Komponisten und
Texter Christian Bruhn1) verheiratet; 1981 ehelichte sie den
Regisseur
Klaus Überall1) (1924 2008), der zwischen 1984 und 1987
unter anderem mit
ihr auch die 13-teilige TV-Reihe "Katja unterwegs in der DDR"3)
produzierte "Die betont unpolitische deutsch-deutsche Koproduktion
unter der Regie ihres Mannes wurde vom DDR-Fernsehen ausgestrahlt und 1987/88 um 25 Folgen ergänzt."
vermerkt Wikipedia.
Privat interessiert sich die vielseitige Künstlerin, die seit Jahrzehnten in
der kleinen oberbayerischen Gemeinde Otterfing1)
(Ortsteil Wettlkam1))
bei München lebt, für mystische Literatur und hat ein
Faible für Jazz, Malerei und Bildhauerei. Zudem besitzt sie ein Reetdachhaus
im Dorf Nebel1)
auf der Nordseeinsel Amrum, das sie seit Anfang der 1970er Jahre
nutzt und als
"ihr Refugium" bezeichnet.
Katja Ebstein Ende November 2016
bei einem Livekonzert
Urheber: Stefan
Brending;
Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE;
Quelle: Wikimedia
Commons
|
Zum 80. Geburtstag reihte sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier1)
in die Schar der Gratulanten ein und schrieb: "Meine guten Wünsche gelten einer wahren Ikone des
deutschen Schlagers. Mit Ihrer unverwechselbaren Stimme und Ihrer Bühnenpräsenz haben Sie über Jahrzehnte
hinweg musikalische Maßstäbe gesetzt und Generationen von Menschen berührt und inspiriert.
Ihre vielen Erfolge, darunter prägende Eurovision-Auftritte, haben das Bild des deutschen
Schlagers nachhaltig geprägt. Ihre Karriere ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Kunst und
Musik auch in Zeiten des Wandels und der Herausforderungen Bestand haben können. An Ihrem heutigen
Ehrentag denke ich auch an das, was Sie seit Jahrzehnten ehrenamtlich leisten. So helfen
Sie beispielsweise mit der im Jahr 2004 gegründeten
"Katja-Ebstein-Stiftung" Kindern und Jugendlichen, denen es nicht gut
geht oder die Opfer von Gewalt, Drogen oder Krankheit wurden. Zusammen mit
vielen ehrenamtlichen Helfern motivieren Sie viele Menschen, sich für eine solidarische,
inklusive und zukunftsorientierte Gesellschaft einzusetzen. Für all das sage ich Ihnen heute meinen Dank."
(Quelle: www.bundespraesident.de)
In der Reihe "Lebenslinien"1) sendete
"BR Fernsehen"1) anlässlich ihres runden
Geburtstages am 10. März 2025 das von Evelyn Schels1)
gedrehte 45-minütige, filmische Portrait
"Katja Ebstein Schlagerstar mit Widerspruch"3) → www.br.de.
|