Camillo Felgen wurde am 17. November 1920 als Camille Jean Nicolas Felgen in
Tétange, Ortsteil der Gemeinde Kayl1)
(Luxemburg1))
geboren, Er besuchte dort das
Gymnasium und arbeitete später nach einer entsprechenden Ausbildung ab
1941 vier Jahre lang als Volksschullehrer in
seinem Heimatland. Anschließend betätigte er sich als Dolmetscher bei den
Besatzungstruppen sowie als Reporter bei einer französischsprachigen Zeitung in Luxemburg,
1946 wurde er als Chorsänger und französischsprachiger Nachrichtensprecher
bei "Radio Luxemburg"1) eingestellt. Nebenbei absolvierte er erfolgreich ein Schauspiel- und Opernstudium,
welches er 1949 als Bariton
am Konservatorium im belgischen Verviers1) abschloss. Ein Theater-Engagement in
Brüssel1)
schloss sich an, Felgen wirkte in Operetten oder Lustspielen mit und nahm Anfang
der 1950er Jahre erste Schallplatten auf. 1951 konnte er mit dem Titel
"Bonjour les amis" einen ersten internationalen Achtungserfolg
erzielen, ein Song, der dann später zur Erkennungsmelodie seines Heimatsenders
werden sollte;
zwei Jahre später folgte die deutschsprachige Aufnahme "Onkel Toms altes Boot".
So richtig bekannt wurde Felgens Name
jedoch erst, als er zum Abteilungsleiter für leichte Musik bei "Radio
Luxemburg" berufen wurde: 1958 berief man ihn zum Programmdirektor und Chefsprecher des Senders für das in deutscher
Sprache neu geschaffene Hörfunkprogramm "Die fröhlichen Wellen". Die Mischung aus Schlagermusik und lockerer Plauderei geriet zum
riesigen Erfolg und Felgen zum "Schlagermacher" von "Radio
Luxemburg".
Camillo Felgen am 18. März 1962 beim
"Grand
Prix Eurovision de la Chanson"1) in Luxemburg
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief;
Bestandsnummer: 913-6609);
Urheber/Fotograf: Pot, Harry / Anefo;
Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz: CC
BY-SA 3.0 NL
bzw.CC0
1.0 (Verzicht auf das Copyright)
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Bis 1968
moderierte Felgen die beliebte Sendung, dann wurde Frank Elstner1) sein
Nachfolger; die Hitparade von "Radio Luxemburg" war in den 1960er und
1970er Jahren
ein "Muss" für jeden Teenager. Außerdem war Felgen Mitinitiator des erstmals 1959 von
"Radio Luxemburg"
vergebenen "Löwen"1)-Preises in Gold, Silber und Bronze an deutsche und internationale Künstler/-innen,
der europaweit zu den begehrten Trophäen der Branche zählte.
Doch nicht nur als Discjockey verzeichnete der Luxemburger ungemeine Popularität, ab Ende der
1950er Jahre nahm er selbst einige Schlager auf. Zu seinen bekanntesten Titeln
in deutscher Sprache zählen "Sag' warum?" (1959) nach
einer Melodie von Phil Spector1),
der sich 800.000 Mal verkaufte, oder "Ich hab’ Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren"1) (1974)
von Bobbejaan Schoepen1) (.
1960 nahm er (zwar nicht erfolgreich) erstmals mit einem Lied in luxemburgischer
Sprache "So laang we’s du do bast" am
"Grand
Prix Eurovision de la Chanson"1) (heute: "Eurovision
Song Contest") in London teil, landete jedoch auf dem letzten Platz von
13 Teilnehmern. Zwei Jahre
später konnte er dann, erneut als Vertreter Luxemburgs, einen beachtlichen dritten Platz mit dem
diesmal in französischer Sprache gesungenen Titel "Petit bonhomme"
verzeichnen → Wikipedia.
Darüber hinaus schrieb und textete Felgen unter dem Pseudonym "Jean Nicolas"
mehr als 2.000 Titel für die "Großen" der Branche. Aus seiner Feder stammen
deutschsprachige Titel/Coverversionen wie
"Ich zähle täglich meine Sorgen"1)
für Peter Alexander, "Schöner fremder Mann"
für Connie Francis
(→ Wikipedia (englisch))
oder "Ich bin ja so allein" für Peter Kraus
nach dem Paul Anka-Hit "Lonely Boy" (1959).
Letztlich ist es ihm zu verdanken, dass die Songs der "Beatles"1) "She Loves You"1)
und "I Want To Hold Your Hand"1) als "Sie Liebt
dich" und
"Komm, Gib Mir Deine Hand" zu hören waren → Liedtexte
(Auszug) bei Wikipedia.
Auch als TV-Moderator in Unterhaltungssendungen wie "Die Show Chance"2) oder "Spiel ohne
Grenzen"1), welche er von 1965 bis 1973 für
den "WDR"1) präsentierte, war
Felgen bei seinem Publikum beliebt und erreichte mit letzterem Format europaweit bis zu 100 Millionen Zuschauer/-innen. 125 Mal fungierte er beim
Städteturnier "Spiel ohne
Grenzen" als Spielleiter, kommentierte mit seiner sonoren Stimme die
mitunter verrückten Situationen, in denen sich sportlich begabte
Mannschaften aus verschiedensten Orten miteinander messen mussten zu den
ungewöhnlichen Disziplinen wie über Hindernisse Klettern oder ins Wasserbecken fallen
gehörte auch das gern gesehene Ausrutschen auf Schmierseife.
Zwischen 1984 und 1987 trat Felgen dann als Gastgeber beim "RTLplus"-Wunschkonzert
"Was darf's denn sein, Da-da-damals" auf. Beim RTL-Hörfunk
zeichnete er zuletzt
für das klassische Wunschkonzert am Sonntagmorgen und für das große Wunschkonzert am Sonntagnachmittag
verantwortlich. Seine Sendung
"RPR-Caféhaus" wurde von 1992 bis 1994 Sonntags ab 14:00 Uhr für drei Stunden auf
"RPR Zwei"1) ausgestrahlt.
Porträt Camillo Felgen
Signierte ELECTROLA-Autogrammkarte
Druck nach Fotografie, Ingo Zigan um 1960
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0000025)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Ingo Zigan
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Dann zog er sich der der ehemalige "Rundfunkkönig" mehr und
mehr aus der Öffentlichkeit zurück, trat noch vereinzelt in
TV-Shows auf und veröffentlichte nach wie vor erfolgreich die Titel seiner
ehemaligen Schlager-Erfolge.
In späteren Jahren war er als Verleger aktiv und betrieb mit seiner
dritten Ehefrau Marianna, die er 1986 geheiratet hatte, in Luxemburg eine
Boutique für Ball- und Hochzeitskleider.
Der Entertainer, Moderator, Sänger, Texter und "Vater der Hitparade" Camillo Felgen
starb am 16. Juli 2005 im Alter von 84 Jahren im luxemburgischen
Esch-sur-Alzette1);
er hinterließ seine dritte Ehefrau sowie zwei Söhne aus vorheriger
(ersten?) Ehe. Die
letzte Ruhe fand er auf dem Gemeindefriedhof seines Geburtsortes Tétange (Tetingen),
Ortsteil von Kayl1) (Luxemburg)
→ Foto der Grabstelle bei knerger.de.
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