|
Chris Howland wurde am 30. Juli 1928 in der britischen Hauptstadt London
geboren, sein Vater war ein bekannter Redakteur beim Sender BBC. Dieser verließ die Familie, als
Sohn Chris erst zwei Jahre alt war, später verbrachte der Junge seine Kindheit und Jugend in Internaten.
Während des 2. Weltkrieges kam er als Soldat nach Deutschland und
wurde nach Kriegsende 1946 Rundfunksprecher beim BFN in Hamburg. 1952 kam er
als Diskjockey zum NWDR und avancierte mit rasch zum populärsten Plattenansager in der
Bundesrepublik. Unter dem Namen "Mr. Pumpernickel" wurde er ab
22. Oktober 1961 als Moderator der
ersten Musiksendung im deutschen Fernsehen, "Musik aus Studio B"1),
bekannt" und begrüßte seine Zuhörer in seinem
unverwechselbaren drolligen Deutsch stets mit den legendären Worten "Hallo, meinar
Freundar. Sitzen Sie bekwäm? Dann fangar ish arn." Später vom
Fernsehen übernommen, moderierte Howland die Sendung bis zum 10.
Februar 1969 insgesamt
61 Mal.
Howland galt als erfolgreicher Moderator zahlloser Hörfunk- und
TV-Sendungen und mit dem bis heute populären Format "Vorsicht Kamera"
(Erstausstrahlung 18. Juli 1961 → "Versteckte Kamera"1)),
das sich zum Dauerbrenner entwickelte, schrieb er Fernsehgeschichte.
Außerdem war er ab 1954 in rund 30 Unterhaltungsfilmen auf der Leinwand zu
sehen und wurde dort vorzugsweise mit Rollen des spleenigen Engländers
besetzt. So spielte er unter anderem 1956 in dem Heimatfilm "Verlobung am
Wolfgangsee" mit, 1963 agierte er in "Unsere tollen Tanten in der Südsee"1) oder mimte witzig verschiedene Figuren in den
beliebten Karl May-Verfilmungen.
Foto: Chris Howland 2005
Urheber: Wikimedia-User De Caesius; Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Quelle: Wikipedia
bzw. Wikimedia
Commons
|
Einen weiteren Höhepunkt erlebte Howlands Karriere durch den Einsatz in
allein fünf Karl-May-Filmen der 1960er-Jahre. War sein Einsatz in "Winnetou 1. Teil" noch nur
ein Füllsel (als Lord Tuff-Tuff; Premiere am 11. Dezember 1963). Um den Film lustiger zu machen, erhielt er schon in seinem zweiten May-Film
"Der Schut" (1964) als Butler Archie
nach Hauptdarsteller Lex Barker die zweithöchste Gage. Diese Rolle spielte er auch noch in
"Durchs wilde Kurdistan" (1965)
und in dessen Fortsetzung "Im Reiche des silbernen Löwen" (1965).
Im selben Jahr stand er dann noch ein letztes Mal in einem May-Film vor der Kamera in
"Das Vermächtnis des Inka" (1966),
der ihm allerdings keine großen schauspielerischen Leistungen abforderte, konnte er doch als verlauster Indio
"Don Parmesan" die meiste Zeit seines Einsatzes unter einer Decke Siesta halten. (
)
Im Jahr 2002 wurde Howland mit dem "Scharlih" ausgezeichnet,
dem ältesten Preis, der mit dem Namen Karl May verbunden ist.2)
Als Sänger feierte Howland Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre ebenfalls große
Erfolge. Seine Songs "Fraulein" (1958), "Das hab ich in Paris
gelernt" (1959), "Die Mutter ist immer dabei" (1960), die "Hämmerchen-Polka" (1961)
oder "Das hat sich Tante Emma aus Italien mitgebracht" (1962) sind bis
heute unvergessen und inzwischen zu Evergreens geworden.
1970 verließ Howland Deutschland für einige Jahre, um sich um sein Hotel auf
Mallorca zu kümmern, war auch am Aufbau des ersten deutschsprachigen
Radiosenders beteiligt. 1975 kehrte er wieder nach Deutschland zurück und
moderierte erneut Radio- und Fernsehsendungen.
1997 erschien von Howland im Fischer-Verlag das
Taschenbuch "Happy Days?", eine Art Biografie, in der er manchmal
mit einem Hauch Wehmut unter anderem Geschichten über seine Kindheit in
England, seinen Einsatz als junger Soldat sowie seine Zeit als
Radiosprecher im besetzten und zerstörten Deutschland erzählt.
Weitere Erinnerungen publizierte er im Juli 2009 unter dem Titel "Yes,
Sir! Aus dem Blickwinkel eines englischen Gastarbeiters".
Das sympathische Allround-Genie Chris Howland war auch in den letzten Jahren
ein gern gesehener Gast
bei vielen Fernsehsendungen, moderierte hin und wieder nostalgische Sendungen
und hatte sich zur Freude seiner zahlreichen Fans auch als
"Oldie" noch nicht ganz aus dem Showgeschäft zurückgezogen.
Gelegentlich übernahm er auch Aufgaben vor der Kinokamera, so zuletzt als
Butler Hudson in der Wallace-Parodie "Neues vom Wixxer"1) (2007).
Howland, der mit seiner vierten Ehefrau Monika (Heirat 1976) seit 1993 im Rösrather Stadtteil Hoffnungsthal bei Köln
lebte, war auch im
vorgerückten Alter weiterhin aktiv. Neben seiner aktuell wieder jeden Dienstagabend im WDR4
präsentierten Sendung "Spielereien mit Schallplatten" erfreute der Entertainer,
Sänger, Schauspieler und Autor auch mit Lesungen aus seinem Buch "Yes,
Sir! Aus dem Blickwinkel eines englischen Gastarbeiters"
ab und an das Publikum. Bei Auftritten in Talk-Shows erinnerte er gerne an die
alten Schlager-Zeiten, trat hin und wieder mit seinen alten Songs auf. Ende
Mai 2009 konnte man ihn im Baden-Württembergischen Trossingen als Erzähler in
der Welturaufführung des Doku-Musicals "Mission Apollo" von Frank Golischewski (basierend auf der Biografie von Eberhard Rees) bewundern.
Foto: Chris Howland 2009
Urheber: Michael Schilling; Lizenz: CC-BY-SA-3.0 Quelle:
Wikimedia
Commons
|
|
|
Wie Wikipedia notiert, stiftete Chris Howland im Herbst 2012 sein "Ein-Mann-Tonstudio"
aus dem Jahre 1986, das seit etwa 20 Jahren nicht mehr benutzt worden war, dem
"Phono- und Radiomuseum" in Dormagen, wo es in Präsentationen und
Workshops auch wieder in Gebrauch genommen werden soll.
Anlässlich des 85. Geburtstages am 30. Juli 2013 würdigte der WDR seinen dienstältesten Mitarbeiter
zwei Tage zuvor mit dem filmischen Porträt "Ich kam nach Hause!". Autor
Gisbert Baltes ließ noch einmal die Höhepunkte von Howlands reichem
Künstlerleben Revue passieren und ehrte damit einen Mann, der vor allem im
Nachkriegsdeutschland als "Schallplattenjockey" einer ganzen
Generation Freude schenkte, stets gute Laune verbreitete und sich auch als Fernsehpionier einen Namen machte.
Zu sehen waren "zahlreiche Archiv-Ausschnitte aus seinen erfolgreichen
Sendungen und Filmen, die Höhepunkte aus einer Lesung seiner Biographie
"Yes, Sir!", und ein im Frühjahr 2013 gedrehtes Exklusiv-Interview
mit Chris Howland, einem der besten Unterhalter aller Zeiten." kann man
in einer Pressemitteilung
des WDR lesen. → Artikel zum 85. Geburtstag bei www.derwesten.de.
Nur vier Monate nach seinem 85. Geburtstag starb der Fernsehpionier und
populäre Entertainer Chris Howland in der Nacht vom 29. auf den 30. November 2013 in Rösrath bei Köln
zu Hause im Kreise seiner Familie; er hinterließ Ehefrau Monika sowie drei
Kinder aus früheren Ehen.
Nach einer gescheiterten Ehe hatte Howland Ende April 1964 in München die Stewardess Friederike Seiffert
geheiratet (→ DER SPIEGEL 18/1964),
während seiner Zeit in Spanien ging er die dritte Verbindung mit seiner
Hotel-Angestellten Annegret
"Teddy" Korf ein, von der er sich 1976 nach drei Jahren scheiden ließ.
Noch im gleichen Jahr gab er der Deutschen Monika Vervloet das Ja-Wort, die bis zu Howlands
Ableben an dessen Seite war.
WDR-Intendant Tom Buhrow sagte zum Tod des Entertainers:
"Der Begriff 'Legende' wird oft und viel zu häufig benutzt, doch Chris Howland war wirklich eine. Unzählige
Deutsche haben durch ihn in den 1950er Jahren die neuen Hits aus der internationalen Musikszene kennengelernt,
er hat sie zum Lachen und zum Tanzen gebracht. Mit seiner Sendung
"Spielereien mit Schallplatten" hat er WDR-Geschichte geschrieben. Es ist schwer vorstellbar,
dass wir fortan auf seinen markanten Akzent, seinen britischen Humor und seine exquisite Musikauswahl verzichten müssen."
(Quelle: presse.wdr.de)
|