Wolfgang Sauer
Wolfgang Sauer wurde am 2. Januar 1928 als Sohn eines Firmeninhabers – der Vater führte ein Elektrogeschäft – in Wuppertal geboren; bereits als Baby erkrankte er mit sieben Monaten am Grünen Star, mit sechs Jahren war er vollständig erblindet. Ab seinem zwölften Lebensjahr wurde Sauer an der "Deutschen Blindenstudienanstalt" in Marburg unterrichtet, unter anderem nahm er Klavierstunden, ließ sich in Chorgesang und Kompositionslehreausbilden. 1946 machte er sein Abitur, ab 1949 studierte der junge Mann drei Jahre lang Anglistik und Germanistik an der Universität in Köln, da er zunächst politischer Journalist, dann Übersetzer amerikanischer und englischer Literatur werden wollte; aus finanziellen Gründen musste er dann aber das Studium  abbrechen. Schon während seiner Schul- und Studienzeit hatte seine Liebe der Musik gegolten, er trat mit einer Studentenkapelle, die in erster Linie Jazz spielte, in amerikanischen Clubs auf und war Ende der 1940er Jahre ein großer Fan von Nat King Cole. Nach dem Krieg schloss er sich 1950 einem Amateur-Jazzensemble, der "No Name Band" an und unternahm ein Jahr später mit dieser Band seine erste Deutschlandtournee. Daneben arbeitete Sauer auch als Pianist und Sänger und wurde von dem Produzenten Friedel Berlipp entdeckt.

1952 erhielt Sauer sein erstes Engagement beim NWDR in Köln als Sänger der vierzehntäglich ausgestrahlten "Teemusik" und bereits ein Jahr später wählte ihn das deutsche Hörfunk-Publikum zum "Deutschen Jazzsänger Nr. 1". Gleichzeitig erhielt er einen Plattenvertrag und nahm seine erste Schallplatte "Eine Melodie geht um die Welt" auf. 1954 folgte der Titel "Glaube mir", der zu den populärsten und erfolgreichsten Titeln des Jahres gehörte. Auch die Nachfolgeplatte "Du hast ja Tränen in den Augen" kam beim Publikum gut an und seine Version von "Cindy oh Cindy" gelangte Anfang 1957 auf Platz 1 in der deutschen Hitparade. Die deutsche Version von "Singing the Blues", die bei Sauer zu "Warum strahlen heut nacht die Sterne so hell" wurde, erreichte ebenfalls im Frühjahr 1957 den 2. Platz in den deutschen Charts. Ende 1959 war Sauer letztmalig mit "Wenn die Glocken hell erklingen" unter den "Top 10"  zu finden.
Neben den heute zum Teil etwas schnulzenhaft anmutenden Schlagern jener Zeit blieb Wolfgang Sauer aber immer seiner eigentlichen Leidenschaft treu: bei zahlreichen Konzerten feierte ihn sein Publikum als hochqualifizierten Jazz- und Blues-Interpreten.
Anfang der 1960er Jahre trat Sauer als Moderator bei Radio Luxemburg mit der Sendung "Prominenz am Plattenteller" auf. Er überzeugte nicht nur die Zuhörer mit dieser Sendung, sondern auch andere Rundfunkanstalten interessierten sich nun für den sympathischen "Plauderer". Er bekam nun immer häufiger Verpflichtungen als Moderator bei der " Deutschen Welle", beim " Deutschlandfunk" und beim "Westdeutschen Rundfunk". Neben seiner Tätigkeit als freier Mitarbeiter beim WDR vernachlässigte Sauer jedoch nicht seine Karriere als Sänger; so nahm er 1964 an der legendären Kurt-Edelhagen-Tournee durch die DDR teil und nahm weitere Platten auf, wie z. B. "Tango für den Kommissar".

Mit seiner beliebten Sendung "Wiederhören macht Freude", die 1965 erstmalig über den Äther ging, begeisterte Sauer seit Jahrzehnten anfangs wöchentlich, später alle 14 Tage sein Publikum, indem er die Hörer auf seinem Flügel von Melodie zu Melodie "begleitete"; erst im Oktober 2006 wurde der Dauerbrenner bei WDR 4 nach über 40 Jahren eingestellt.
Im Verlaufe seiner Karriere konnte das musikalische Allround-Talent auf zahlreiche Ehrungen zurückblicken, Höhepunkt dieser Auszeichnungen dürfte sicherlich das "Bundesverdienstkreuz" sein, welches ihm im Oktober 1992 für sein Wirken in der deutschen Unterhaltungsmusik überreicht wurde.
Der beliebte Sänger und Radio-Moderator starb am 26. April 2015 im Alter von 87 Jahren in Köln. "Wolfgang Sauer war ein Musiker, der die Szene immer beherrschen konnte und kein bisschen müde dabei wirkte. Auch als Senior immer "up to date" und aufgeschlossen für humorvolle Texte und einfallsreiche Arrangements." schrieb der WDR in einem Nachruf → www.wdr4.de.
Seit 1992 war der Künstler mit seiner zweiten Ehefrau Ingeborg verheiratet, die 2012 verstarb. Seine erste Frau Gisela, der er 1954 das Ja-Wort gegeben hatte, war 1988 verstorben; aus dieser Verbindung stammt der 1963 geborene Sohn Ronald.
Die letzte Ruhe fand Wolfgang Sauer auf dem Neuen Friedhof in Köln-Rodenkirchen (Sürther Str., Flur 3:1378/9) im Grab seiner beiden verstorbenen Ehefrauen; sein Name war zur Zeit der Aufnahme noch nicht vermerkt.
 
 

Grabstelle Wolfgang Sauer
© Wilfried Paqué

Grabstelle Wolfgang Sauer; Copyright Wilfried Paqué
Siehe auch Wikipedia
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