Filmografie / Hörspiel
Ewald Balser um 1938; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft: Weltbild; Copyright ÖNB/Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer OEGZ/P51/6) Ewald Balser wurde am 5. Oktober 1898 als elftes und letztes Kind des Maurerpoliers Wilhelm Balser und dessen Ehefrau Mathilde in Wuppertal-Elberfeld1) geboren, erlernte als junger Mann an einer Kunstgewerbeschule die Goldschmiedekunst. Schon früh interessierte er sich für das Theater, nahm erste Unterrichtsstunden bei dem Hofschauspieler Ludwig Lange am "Herzoglichen Theater"1) in Coburg-Gotha, musste dann aber seine Ausbildung wegen des 1. Weltkrieges unterbrechen. 1916 wurde er zum Kriegsdienst einberufen, 1918 übernahm er nach seiner Entlassung zunächst ein Geschäft, konnte dieses jedoch in den schweren Nachkriegszeiten nicht halten und kehrte nach Wuppertal zurück, wo er erneut den Weg zum Theater fand. Als er sich 1919 in Wuppertal-Barmen bei einem Theaterintendanten vorstellte, wurde er sofort engagiert und spielte zunächst kleinere, bescheidene Rollen. Schon 1923 erhielt er eine gut bezahlte Stelle in Basel und wurde dort endlich mit "tragenden" Rollen sowohl in klassischen als auch modernen Stücken besetzt. Im Folgejahr ging er nach Düsseldorf an das "Stadttheater", wo er mit der Titelrolle in "Faust I" debütierte. Die legendäre Louise Dumont1) wurde auf ihn aufmerksam und holte den Mimen an das "Düsseldorfer Schauspielhaus"1).
 
 
Ewald Balser um 1938
Foto mit freundlicher Genehmigung der
Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Körperschaft: Weltbild; © ÖNB/Wien
Bildarchiv Austria (Inventarnummer OEGZ/P51/6)
Neben Gastspielen an Theatern in Berlin, Köln, Darmstadt und Heidelberg sowie bis 1928 an den "Münchner Kammerspielen"1) kam Balser an das berühmte Wiener "Burgtheater"1), wo er zunächst bis 1933 vor allem Heldenrollen verkörperte. Danach wirkte er bis 1935 in Berlin an der "Volksbühne"1), ab 1935 rund zehn Jahre lang am "Deutschen Theater"1) und teilte seitdem seine Tätigkeit zwischen Berlin und Wien auf. Seit 1944 spielte Balser ausschließlich in Wien Theater und lebte auch dort.  
Das Bühnenrepertoire Balsers war breit gefächert, er brillierte als "Hamlet" ebenso wie als Junker Tobias in Shakespeares "Was ihr wollt", nur selten gab er jugendliche Liebhaber, glänzte vielmehr mit Rollen gewichtiger Männer und tragischer Helden: so beispielsweise als alternder Galotti in "Emilia Galotti"1), als "Egmont"1), als Tellheim in "Minna von Barnhelm"1), als Karl Moor in "Die Räuber"1), als "Macbeth"1), als "Wallenstein"1), als "König Lear"1), als "Othello"1) oder als der Marquis Posa in "Don Karlos"1) – um nur einige seiner herausragenden Bühneninterpretationen zu nennen. Der Große Kurfürst in Kleists "Der Prinz von Homburg"1) soll eine seiner Lieblingsfiguren gewesen sein, gerühmt wurde er für die Gestaltung des Pastor Manders in Ibsens "Gespenster"1), mehrfach gab er den Titelhelden in Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende"1). Seit 1931 trat er für Jahrzehnte bei den "Salzburger Festspielen"1) auf und brillierte mit verschiedenen Rollen: (Fremde Links: Wikipedia)

Am "Burgtheater" gestaltete Balser in seinen letzten aktiven Jahren unter anderem den "Faust", dessen 2. Teil er auch inszenierte, den General Harras in Zuckmayers Drama "Des Teufels General"1) oder den Advokat Torvald Helmer in Ibsens "Nora"1).
 
Ewald Balser als Goethe-Interpret mit der Titelrolle in …
Ewald Balser als "Faust" am Wiener "Burgtheater" (Inszenierung; Heinz Hilpert); Bildarchiv Austria: Datierung 08.06.1939; Inventarnummer OEGZ/P51/1); Körperschaft: Weltbild; Copyright ÖNB/Wien; Fotos mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)
… "Faust"1) am Wiener "Burgtheater"1)
Inszenierung; Heinz Hilpert1)
Bildarchiv Austria: Datierung 08.06.1939; Inventarnummer OEGZ/P51/1)
Körperschaft: Weltbild; © ÖNB/Wien
Ewald Balser als "Götz von Berlichingen; Bildarchiv Austria: Datierung 12.06.1938; Inventarnummer OEGZ/P51/2); Körperschaft: Weltbild; Copyright ÖNB/Wien; Fotos mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) Ewald Balser als "Götz von Berlichingen; Bildarchiv Austria: Datierung 12.06.1938; Inventarnummer OEGZ/P51/5); Körperschaft: Weltbild; Copyright ÖNB/Wien; Fotos mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)
… in "Götz von Berlichingen"1)
Bildarchiv Austria: Datierung 12.06.1938
(Inventarnummer OEGZ/P51/2)
Körperschaft: Weltbild; © ÖNB/Wien
Bildarchiv Austria: Datierung 12.06.1938
(Inventarnummer OEGZ/P51/5)
Körperschaft: Weltbild; © ÖNB/Wien

Mitte der 1930er Jahre drehte Balser seinen ersten Film und trat mit Leny Marenbach in dem Streifen "Jana, das Mädchen aus dem Böhmerwald" (1935) auf, erst vier Jahre später erlebte man ihn neben Magda Schneider als Prof. Henrici in dem Melodram "Die Frau am Scheideweg"1) (1939, "Asszony a válaszúton"). Damit hatte er sich auch auf der Leinwand als charismatischer Darsteller etabliert, war seitdem vermehrt im Kino zu sehen. Er wurde zum Interpreten einer gehobenen Gesellschaftsklasse, ohne durch Pathos zu übertreiben, und wirkte vor allem dadurch, dass er auch deren menschliche Schwäche zeigte.
Bis Mitte der 1940er Jahre drehte Balser sporadisch Filme wie beispielsweise unter der Regie von Hans Schweikart1) die Liebesromanze "Befreite Hände"1) (1939), gab erneut mit Schweikart hinter der Kamera einen grandiosen Major von Telheim neben Käthe Gold in der Titelrolle in "Das Fräulein von Barnhelm"2) (1940). Zu seinen herausragenden Leistungen jener Zeit gehört die Darstellung des niederländischen Malers Rembrandt van Rijn1) in Hans Steinhoffs1) Biopic "Ewiger Rembrandt"1) (1942). Produktionen wie Géza von Bolvárys Krimi "Der dunkle Tag"2) (1943), Paul Verhoevens Komödie "Ein glücklicher Mensch"2) (1943) oder Hans Steinhoffs Melodram "Gabriele Dambrone"1) (1943, mit Gusti Huber) gerieten nicht zuletzt aufgrund Balsers eindringlich-sensiblen Spiels zu Erfolgsfilmen.
DVD-Cover "Arzt ohne Gewissen": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax film" Auch im deutschen Nachkriegsfilm gehörte Balser zu den beliebten Darstellern, die facettenreich Leinwandhelden zu gestalten wussten. So war er beispielsweise 1946 neben Rudolf Prack und Marte Harell der Professor Franz Wiesinger in dem Melodram "Glaube an mich"1), der Dirigent Olav Svendström in "Das gestohlene Jahr" (1950). Doch in nachhaltigster Erinnerung bleibt Balser mit den großen Figuren der Zeitgeschichte, etwa als Komponist Ludwig van Beethoven1) in "Eroica"1) (1949) und in "Das Dreimäderlhaus"1) (1958), als berühmter Arzt Dr. Ferdinand Sauerbruch1) überzeugte er in "Sauerbruch – Das war mein Leben"1) (1954) oder als Oberst Alfred Redl1) in "Spionage"1) (1955).
Welch brillanter Theaterschauspieler Balser war, zeigte er in für das Kino festgehaltenen "Burgtheater"-Aufzeichnungen klassischer Vorlagen, so als "Götz von Berlichingen"1) (1955), als "Wilhelm Tell"1) (1956) und als Philipp II.1) in "Don Carlos"1) (1960) mit Walter Reyer in der Titelrolle. An an der Seite von Heidemarie Hatheyer beeindruckte er als tyrannischer kanadische Farmer Caleb Gare in "Ruf der Wildgänse"1) (1961) nach dem Bestseller von Martha Ostenso1). Zu Balsers weiteren Filmen zählen unter anderem "Kinder, Mütter und ein General"1) (1955), "Vater, unser bestes Stück"1) (1957), "Nachtschwester Ingeborg"1) (1958), "Ohne Mutter geht es nicht"1) (1958) sowie Falk Harnacks Streifen "Arzt ohne Gewissen"1) (1959), ein Genre-Mix aus Arztfilm, Thriller, Drama und Horrorfilm. Hier spielte er den falschen Idealen verhafteten ehrgeizigen Herzspezialisten und Chirurg Professor Lund; mehr zum Film kann man hier  und bei tv-kult.com lesen → Übersicht Kinofilme.
 

Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax film"
Ab Anfang der 1960er Jahre erlebte man den großen Mimen auch vereinzelt auf dem Bildschirm, wo er vornehmlich in TV-Adaptionen sowohl klassischer als auch moderner Bühnenstücke mitwirkte. Unter anderem spielte er 1962 die Titelrolle in "Donadieu"3) von Fritz Hochwälder1), im folgenden Jahr unter der Regie von John Olden1) den Oberst Brunnthaler in "Leutnant Gustl"1) nach der gleichnamigen Novelle1) von Arthur Schnitzler1) mit Peter Weck in der Titelrolle. In der von Theodor Grädler1) inszenierten Tragödie "Des Meeres und der Liebe Wellen" (1968) von Franz Grillparzer1) war er als Oberpriester zu sehen, letztmalig trat er als Gouverneur Leonato in der von Otto Schenk für das "Burgtheater" inszenierten Shakespeare-Komödie "Viel Lärmen um nichts"1) (1975) im Fernsehen in Erscheinung. Zudem stand er wiederholt im Hörspielstudio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Ewald Balser ging noch auf Tourneen, als er schon über 70 Jahre alt war; sein Leidensweg begann jedoch im 77. Lebensjahr, als er seinen Text nicht mehr behalten konnte und ihn schließlich sein Krebsleiden die letzten Monate seines Lebens an den Rollstuhl fesselte. Der große Ewald Balser, einer der letzten Repräsentanten einer legendären Theaterepoche, starb am 17. April 1978 in Wien und wurde in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem "Neustifter Friedhof"1) (Gruppe E, Reihe 1, Nummer 1) beigesetzt → Foto der Grabstätte bei Wikipedia.
Sein privates Glück fand Balser in seiner zweiten Ehe mit der 14 Jahre jüngeren Schauspielerin Ernestine "Erny" Bauer (1911 – 2006), 1950 hatte das Paar geheiratet; aus der Verbindung stammt Tochter Evelyn, die ebenfalls Schauspielerin wurde. In erster Ehe war Balser mit der österreichischen Schauspielerin Vera Eberle1) (1897 – 1982) verheiratet gewesen.
Ewald Balser wurde für seine Leistungen als Schauspieler mehrfach ausgezeichnet: Im März 1948 wurde er in Anerkennung seiner Verdienste zum "Regisseur des Burgtheaters" ernannt – eine seltene Ehrung. 1952 erhielt er den "Karl-Renner-Preis"1) der Stadt Wien, 1955 das "Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich"1) sowie 1968 die "Kainz-Medaille"1) der Stadt Wien. 1956 wurde er als ordentliches Mitglied in die "Deutsche Akademie der Darstellenden Künste" in Hamburg aufgenommen (→ darstellendekuenste.de), im September 1958 konnte er den "Ehrenring der Stadt Wien"1) entgegennehmen. Ende 1958 wurde er außerordentliches Mitglied der Berliner "Akademie der Künste"1) in der Sektion "Darstellende Kunst", 1963 überreichte man ihm den "Goldenen Schlüssel" des "Düsseldorfer Schauspielhauses"1). Ewald Balser war Ehrenmitglied des Wiener "Burgtheaters" und erhielt von der nordrhein-westfälischen Landesregierung den Professorentitel → Auszeichnungen bei Wikipedia.
Seit 1982 erinnert in Wien-Liesing1) (23. Bezirk) die "Ewald-Balser-Gasse"an den legendären Künstler.
  
Im Mai 2004 erschien von Ursula Cerha im Wiener Böhlau-Verlag die Biografie "Ewald Balser – Theater, das berührt, verführt und verändert": "Ich werde es Euch zeigen, Ihr werdet Euch noch wundern, ich werde einmal etwas ganz Besonderes!", kündigte Ewald Balser als Kind seiner Familie an. Dafür erntete er Spott und Prügel zur Abhärtung. Denn damals, an der Wende zum 20. Jahrhundert, konnte sich eine arme deutsche Arbeiterfamilie ein Kind mit realitätsfernen Flausen nicht leisten. Doch er schaffte es und wurde ein berühmter, mit Auszeichnungen und Ehren überschütteter Bühnen- und Filmschauspieler. Gefördert von den Herren des "Literarischen Kränzchens" in Elberfeld, erkannte er die Bedeutung der Sprache "als Mittlerin des Geistes und der Seel" und für einen sozialen Aufstieg.
Die große Luise Dumont am "Düsseldorfer Schauspielhaus" und Otto Falckenberg an den "Münchner Kammerspielen" waren u. a. seine kongenialen Lehrer. Sein Durchbruch am "Burgtheater", dem er dann 50 Jahre angehörte, gelang erst durch die Unterstützung Alma Mahler-Werfels
1). Als besonderen Meister der Sprache wünschten sich ihn viele Dichter für Uraufführungen und Lesungen ihrer Werke, wie Arthur Schnitzler, Gerhart Hauptmann, Carl Zuckmayer, Franz Theodor Csokor, Anton Wildgans, Josef Weinheber, Josef Wenter, Frank Thieß, J. B. Priestley u. a.; Ewald Balser spielte an allen bedeutenden deutschsprachigen Bühnen, nahezu alle großen klassischen Rollen. In schwierigen beruflichen, privaten und politischen Phasen seines Lebens war das Schauspiel seine "Therapie". In der Zeit des Nationalsozialismus – des "Theaters als Narkotikum" – setzte er Zeichen des geistigen Widerstandes. Unter anderem wird unvergessen bleiben, wie er in einer "Don Carlos"-Aufführung am "Deutschen Theater" in Berlin zum anwesenden Josef Goebbels "Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire!" so beziehungsvoll sprach, dass das Publikum der Aussage mit tumultartigen Reaktionen zustimmte. Er war ein Mann voller künstlerischer Skrupel und Zweifel. Das machte ihn groß. Später wollte er sich nicht jeder Deutung, jedem Regiestil und Einfall bei der Interpretation von Klassikern unterwerfen und eroberte sich noch im Alter ein neues Fach. (Quelle: www.boehlau.at; Text nicht mehr onlone)

Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
  Fotos bei virtual-history.com
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Filme
Kinofilme / Fernsehen
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(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch), Historisches Lexikon der Schweiz)
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