Filmografie / Fotos
Alwin Neuß vor 1930; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte 1709 (Ausschnitt); Lizenz: gemeinfrei

Der Schauspieler Alwin Neuß (auch Neuss) wurde am 17. Juni 1879 als Alwin Karl Heinrich Neuß und Sohn eines Staatsbeamten in Deutz1) (heute: Stadtteil von Köln1)) geboren. Mit erst 15 Jahren riss er von zu Hause aus, um sich seinen Traum, Schauspieler zu werden, zu erfüllen. Erste Auftritte absolvierte Neuß 1895 in Köln an der "Sommerbühne Flora", erhielt dann Engagements an verschiedenen Theatern, unter anderem in Barmen1) (heute: Stadtbezirk von Wuppertal), Magdeburg1), Krefeld1), Innsbruck1), Köln, Breslau1) (heute: Wrocław, Polen), Leipzig1) und Dresden1). 1903 folgte er einem Ruf des damaligen Intendanten Otto Brahm1) (1856 – 1912) an das "Deutsche Theater"1) in Berlin, wirkte anschließend am "Lessingtheater"1) und zählte schon bald zu den bedeutenden Charaktermimen seiner Zeit. Gastspielreisen führten Alwin Neuß in die europäischen Metropolen, er spielte in London, Paris, Rom und Mailand, bereiste Russland und Österreich. 1910 gehörte er zum Ensemble des von Max Reinhardt1) (1873 – 1943) geleiteten "Neuen Theaters", dem späteren "Theater am Schiffbauerdamm"1). Darüber hinaus trat Neuß während seiner schauspielerischen Karriere im Kabarett, bei Variétes und bei Tournee-Theatern auf, leitete kurzzeitig das "Central-Theater"1)

Foto: Alwin Neuss vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte 1709 (Ausschnitt)
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

1910 stieg Alwin Neuss in das noch junge Filmgeschäft ein, wurde zunächst von Ole Olsen1) (1863 – 1943) für dessen Produktionsgesellschaft "Nordisk Film"1) verpflichtet und drehte 1910 mit Regisseur August Blom1) (1869 – 1947) die Horror-Geschichte "Den skćbnesvangre opfindelse" nach der Novelle "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde"1) von Robert Louis Stevenson1). Die Doppelrolle der gespaltenen Persönlichkeit mimte Neuß übrigens noch einmal in Max Macks1) freien Adaption "Ein seltsamer Fall"1) (1914), zu der Richard Oswald1) (1880 – 1963) das Drehbuch verfasste.
Blom realisierte 1910 mit Alwin Neuß in der Titelrolle zudem die (angeblich) erste Verfilmung der Shakespeare-Tragödie "Hamlet"1). 1911 entstand bei der "Nordisk Film" mit "Das Millionentstament"1) ("Den stjaalne millionobligation") ein Sherlock Holmes1)-Abenteuer, in dem sich Alwin Neuß erstmals als der berühmte Meisterdetektiv aus der Feder von Arthur Conan Doyle1) zeigte. Er trat damit die Nachfolge von Viggo Larsen (1880 – 1957) an, der den Sherlock Holmes bereits 1908 in "Sherlock Holmes i Livsfare"2) sowie in weiteren fünf Krimis der erfolgreichen Conan Doyle-Serie verkörpert hatte. Weitere Stummfilme mit Neuß als Sherlock Holmes sowie Friedrich Kühne (1870 – 1958) als Holmes' charismatischer Gegenspieler Jack Stapleton wurden in Deutschland von der Berliner "Vitascope" bzw. von Regisseur Rudolf Meinert1) nach Scripts von Richard Oswald gedreht. So entstand mit der "Der Hund von Baskerville"1) (1914) ein erster, werkgetreuer Teil nach dem Roman "Der Hund von Baskerville"1) bzw.
nach Oswalds gemeinsam mit Julius Philipp verfassten Theaterstück "Der Hund von Baskerville – Detektiv-Komödie in 4 Akten".

Foto: Alwin Neuss vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte 1482
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Alwin Neuß vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte 1482; Lizenz: gemeinfrei
Hatte Meinert noch die nachfolgende Geschichte "Das einsame Haus"3) (1914) inszeniert, zeichnete Oswald dann bei "Das unheimliche Zimmer"1)) (1915) und "Der geheimnisvolle Hund"1)) (1915) für die Regie und das Drehbuch verantwortlich, nachdem er von der von Jules Greenbaum1) (1867 – 1924) gegründeten "Vitascope" zu dessen neu gegründeten "Union-Vitascope" (Fusion der "Greenbaum-Film GmbH" und PAGU1)) als Ober-Regisseur und Autor gewechselt hatte. Bei diesen genannten Teilen der "Baskerville"-Reihe handelte es sich um freie Adaptionen der Romanvorlage.
Die anfangs auch weiterhin selbständig produzierende "Vitascope" setzte dem mit "Das dunkle Schloss"1) (1915) übrigens einen eigenen dritten Teil des Baskerville"-Abenteuer entgegen, gedreht von Regisseur Willy Zeyn sen.1) (1876 – 1946) mit Eugen Burg (1871 – 1944) als Detektiv. Zur Entstehung des Films notiert Wikipedia: "Das dunkle Schloß" war ursprünglich als dritter Teil der Filmreihe "Der Hund von Baskerville" geplant. Rechtsstreitigkeiten mit dem Produzenten Jules Greenbaum1) führten jedoch dazu, dass die produzierende PAGU den Film unter diesem Titel nicht führen durfte. Greenbaums Firma hatte nämlich selbst einen Film "Der Hund von Baskerville, 3. Teil" mit dem Untertitel "Das unheimliche Zimmer" unter der Regie von Richard Oswald her- und unmittelbar zuvor fertiggestellt. Daraufhin machte die juristisch unterlegene PAGU Paul Davidsons1) kurzerhand aus ihrem Sherlock Holmes einen Detektiv Braun und aus der von Hanni Weiße gespielte Laura Lyons eine Else Schmidt. Lediglich beim Baskerville-Schurken Stapleton verzichtete man auf eine Umbenennung.
Alwin Neuß vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Verlag Hermann Wolff, Berlin, Nr. F 128; Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Lizenz: gemeinfrei 1915 musste Alwin Neuß seine erfolgreiche Karriere zeitweise unterbrechen, da er während des 1. Weltkrieges zur Garde-Infanterie nach Döberitz1) eingezogen wurde, doch dies blieb nur ein Intermezzo. Bereits nach kurzer Zeit beurlaubt, setzte er seine Arbeit für den Film bei der von  Fritz Holz und Erich Pommer1) gegründeten "Decla-Film-Gesellschaft Holz & Co"1) fort und arbeitete nun auch verstärkt als Regisseur und Darsteller in Personalunion. So tauchte er unter anderem mit der Figur des "Tom Shark"1) auf, einem amerikanischen scharfsinnigen Detektiv, der in "Das Licht im Dunkeln"1) (1916) seinen ersten kniffligen Fall zu lösen hatte. "Shark ist der Übermensch unter den Detektiven (…) der elegante Mann in allen Lebenslagen", notierte unter anderem "Der Kinematograph"1) (12.12.1917). Eine Reihe weiterer "Tom Shark"-Stories, bis auf eine von Neuß in Szene gesetzt, folgten, allerdings erwarb sich Neuß mit dieser Figur keinen solch nachhaltigen Ruhm wie etwa Ernst Reicher (1885–1936) mit seinem "Stuart Webbs"1) oder Regisseur Joe May mit "Joe Deebs"1), anfangs erfolgreich von Max Landa (1873 – 1933) verkörpert, später unter anderem von Harry Liedtke (1882 – 1945) und Heinrich Schroth (1871 – 1945).
Alwin Neuß schlüpfte in die unterschiedlichsten Rollen, wurde als "Meister der Maske" gerühmt, auch seine Regie-Arbeiten fanden positive Resonanz. So schrieb unter anderem "Der Kinematograph" (07.02.1917): "Auch wenn er die Hauptrolle hat, ordnet er sich in weiser Mäßigung und in vollster Erkennung der künstlerischen Wirkung dem Ganzen unter." Seine Regie schaffe "nicht nur schöne Bilder, sondern auch echte. Man muß es Neuß lassen, er versteht und kann sehr viel".
   
Foto: Alwin Neuss vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Verlag "Hermann Wolff, Berlin", Nr. F 128
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com;
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Dass Neuß nicht nur in Krimis bzw. Detektivgeschichten zu überzeugen wusste, bewies er in etlichen Melodramen jener Jahre. So etwa als junger, verarmter Adliger Raphaël de Valentin in "Das Spiel vom Tode"1) (1917), von ihm inszeniert nach dem Roman "Das Chagrinleder" (1831, "La peau de chagrin"1)) von Honoré de Balzac1). Für seinen Film "Zwei blaue Jungen"1) (1917) mit dem Untertitel "Filmdarstellung der Kriegsabenteuer zweier deutscher Schiffsjungen", den die "Decla-Film" im Auftrag des "Deutschen Schulschiff Vereins"1) unter dem Protektorat des Großherzogs Friedrich August von Oldenburg1) mit Bruno Rahn1) und Harry Lamberts-Paulsen als die beiden Schiffsjungen auf dem Segelschulschiff "Großherzog Friedrich August"1) drehte, erhielt Neuß 1917 das "Friedrich-August-Kreuz"1). Für seine eigene Produktionsfirma "Alneuco", die er im November 1920 in München gründete, sind keine Filme nachweisbar. 
Mit Beginn der 1920er Jahre ließ die Popularität von Alwin Neuß rapide nach, er trat noch als Darsteller sporadisch in einigen Stummfilmen auf, mit dem Falschmünzer-Melodram um eine junge, mittlerweile seriöse Ex-Ganoven-Braut (Agnes Esterhazy), die in "Die Zwei und die Dame" das Opfer von Erpressern wird, lieferte er 1926 seine vorletzte Regie-Arbeit ab. Danach zeigte e rsich er als Stumfilm-Darsteller nur noch in der Romanze "Am Rüdesheimer Schloß steht eine Linde"1) (1927) und mimte als Schmiedemeister Wangen den Vater der hübschen Christl (Vera Schmiterlöw), in die sich der fesche Student Fritz von Hohenstein (Werner Fuetterer) verliebt → Übersicht Stummfilme.

Alwin Neuß auf einer Künstlerkarte (NPG-Karte Nr. 822)
Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com
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Alwin Neuß auf einer Künstlerkarte (NPG-Karte Nr. 822); Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Lizenz: gemeinfrei
Beim Tonfilm konnte Neuß nicht Fuß fassen, wurde lediglich von Max Nosseck1) in dem musikalischen Streifen "Der Tanz ins Glück" (1930) sowie zuletzt von Erich Waschneck1) in dessen Liebesdrama "Das alte Lied"4) (1930) mit Nebenrollen besetzt – seine einst so erfolgreiche Film-Karriere war beendet.
Neuß widmete sich nun wieder seiner Arbeit am Theater, nach der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten trat er zwar als Gründungsmitglied am 4. April 1933 der "Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation1) (NSBO) deutschstämmiger Filmregisseure" bei, konnte sich aber als Regisseur nicht mehr etablieren.
 
Alwin Neuß starb am 29. Oktober 1935 mit nur 56 Jahren in Berlin; er war mit Anna Klara Warczok verheiratet.
Quelle: Wikipedia sowie "CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film"*)
Siehe auch cyranos.ch, filmstarpostcards.blogspot.com (englisch)
Fotos bei virtual-history.com 
*) CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film (Lieferung 12)
– Julius Urgiß: Künstlerprofile L Alwin Neuß. In: "Der Kinematograph" (Nr. 483,29.3.1916),
– Ernst Kämpfer; Alwin Neuß. In: "Deutsche Kino Rundschau" (Nr.29,1914),
– Heinz Salmoa-Alwin Neuß. In: H. S.: "Film-Götter" (Berlin: Grübel 1919, S. 72),
– Charles Rudolph: Alwin Neuß. Berlin: Kühne 1920,
– Ernst Franke: "Lieber Alwin Neuß!" In: "Lichtbild-Bühne" (Nr. 258,2,11.1935)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) sherlockholmes.wikia, 3) Murnau Stiftung, 4) filmdienst.de
Lizenz Foto Alwin Neuß (Urheber: Alexander Binder):
Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
Lizenz Foto Alwin Neuß (Urheber: Fotoatelier Becker &  Maass, Berlin (Otto Becker (1849–1892) / Heinrich Maass (1860–1930)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Weitere Fotos von Alwin Neuß
Urheber: Alexander Binder (1888 – 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com
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Alwin Neuss vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte 1507; Lizenz: gemeinfrei Alwin Neuss vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte 1439; Lizenz: gemeinfrei Alwin Neuss vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte 1442; Lizenz: gemeinfrei
Photochemie-Karte Nr. 1507 Photochemie-Karte Nr. 1439 Photochemie-Karte 1442
Filme
Stummfilme / Tonfilme
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frühe Stummfilme als Darsteller bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links:  Wikipedia, cyranos.ch, filmportal.de, sherlockholmes.wikia.com, Murnau Stiftung; R = Regie)
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