Eva May wurde am 29. Mai 1902 als Eva Maria Mandl in Wien
geboren, wuchs in ihrer Geburtsstadt sowie in Hamburg und Berlin auf. Ihre Eltern waren keine
Geringeren als der berühmte Filmpionier bzw. Regisseur und Produzent Joe May1) (1880 1954;
eigentlich Julius Otto Mandl) und
dessen Ehefrau, die Stummfilm-Diva Mia May
(1884 1980; eigentlich Hermine Pfleger). So war es nicht
weiter verwunderlich, dass Tochter Eva schon früh mit dem Filmgeschäft in
Berührung kam. Erstmals trat sie mit einer kleinen Rolle in dem von ihrem
Vater gedrehten "Stuart
Webbs"-Streifen1) "Die geheimnisvolle Villa"1) (1914)
neben Protagonist Ernst Reicher (1885 1936) in Erscheinung, als
Joe May dann nach der Trennung von Reicher seine eigene Detektiv-Serie, dessen Held nun "Joe Deebs"1)
hieß und von Max Landa
(1873 1933) gespielt wurde, ins Leben rief, erhielt die damals
15-Jährige in "Der lebendige Tote"2) (1917/18) bereits einen größeren Part.
In rascher Folge drehte Eva May
Melodramen und Lustspiele, avancierte wie ihre Mutter zu einem Star auf der noch stummen Leinwand. Sie spielte nun exklusiv in
etlichen Produktionen der "Ring-Film GmbH", die von ihrem
ersten Ehemann Manfred Liebenau geleitet wurde, der unter dem Namen "Erik Lund"1) auch selbst Regie führte.
Er brachte eine eigene "Eva-May"-Reihe
heraus, an deren Drehbüchern seine Ehefrau beteiligt war. Die junge,
bildhübsche Schauspielerin wurde "von der Presse mit Wohlgefallen behandelt und durch ihre
sympathischen Rollen wurde sie zu "Jedermanns Liebling." notiert cyranos.ch.
Foto: Eva May 1920
Urheber: Alexander Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia Commons; Ross-Karte Nr. 330/5
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe
hier
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Ende der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zerbrach nicht nur die
private, sondern auch die berufliche Beziehung zu Manfred Liebenau alias
Erik Lund und Eva May drehte nun mit anderen
renommierten Regisseuren jener Jahre.
So beispielsweise mit ihrem Vater
das Drama "Die Legende von der heiligen Simplicia"1) (1920), in dem
sie als Titelheldin Simplicia kurzfristig auf den Weg der
Untugend geriet, oder mit Fritz Freisler1)
das Historiendrama "Der Henker von Sankt Marien"3) (1920),
wo sie an der Seite von Paul Richter in der
Titelrolle als Beatrix die Tochter des Burggrafen von Rawenau (Wilhelm Diegelmann) mimte.
Georg Jacoby1) besetzte sie in seiner zweiteiligen, turbulenten
Komödie "Seine Exzellenz von Madagaskar" (1922; Teil 1: Das Mädchen aus der Fremde2)/Teil 2: Stubbs, der Detektiv2))
als den flotten Backfisch Helen Villanueva. In dem von Karl Grune1)
nach dem Trauerspiel von Richard Beer-Hofmann1)
mit Joseph Klein1) als der alte Graf von Charolais
und Wilhelm Dieterle als der junge
Charolais in Szene gesetzten Drama "Der
Graf von Charolais"1) (1922)
war sie als Désirée die Tochter des Senatspräsidenten (Eugen Klöpfer), die sich mit dem
jungen Charolais vermählt und wegen
angeblichen Ehebruchs fast auf dem Scheiterhaufen endet.
Eva May auf einer Künstlerkarte (Ross-Karte Nr. 257/1);
Urheber: Fotoatelier "Becker & Maass", Berlin
(Otto Becker (18491892)/Heinrich Maass (18601930))
Quelle: Wikimedia
Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Erneut mit Eugen Klöpfer stand Eva May mit dem Part
der Lady Rutland für das Historiendrama "Der
Graf von Essex"1) (1922) vor
der Kamera, der in diesem von Peter Paul Felner1)
nach der Tragödie "Le comte d'Essex" von Thomas Corneille1)
gedrehten Stummfilm an der Seite von Agnes Straub
als englische Königin Elisabeth I.1)
die Titelfigur spielte. Nach dem erfolgreichen, gleichnamigen
Bühnenstück1) von Wilhelm Meyer-Förster1)
entstand die Romanze "Alt-Heidelberg"1) (1923),
in der Eva May das Publikum als das junge, hübsche Käthchen
erfreute, in die sich der Erbprinz Karl Heinz (Paul Hartmann)
verliebt.
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Szene mit Eva May und Paul Hartmann aus "Alt-Heidelberg" (1923
Quelle: virtual-history.com
aus "Vom Werden deutscher Filmkunst"/
1. Teil: "Der stumme Film"
von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 77)
bzw. Ross-Verlag 1935;
Unbekannter Fotograf;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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So schreibt Dr. Oskar Kalbus1)
in seinem Werk ""Vom Werden deutscher Filmkunst,
1. Teil: "Der stumme Film" (Berlin 1935, S. 77)
unter der Überschrift "Romantik im Film": "Ganz
Dunkel erinnern sich Filmveteranen an einen Heidelberg-Film mit Harry Walden. Deutlicher dagegen
steht in der Erinnerung die Bearbeitung
jenes unverwüstzlichen Stoffes mit Eva May als Käthchen und Paul Hartmann als
Karl Heinz Wilhem Meyer-Försters Schauspiel
"Alt-Heidelberg war ein sicherer Kassenerfolg wie ihn das
deutsche Theaterrepertoire selten gekannt hat. In der Handlung
vereinigen sich alle die Elemente, die eine große Breitenwirkung auf
das Publikum garantieren, sie sicherten auch dem Film
"Alt-Heidelberg" (1923), den Hans Behrendt1) nach dem
Schauspiel bearbeitet und inszeniert hat, den Erfolg. Die Poesie
Alt-Heidelbergs, die Romantik des Studentenlebens, die Studentenliebe
des Erbprinzen Karl Heinz, der Mädchenreiz seiner Käthi verfehlen
nie ihre Wirkung auf die Herzen und Gemüter der Zuschauer, noch dazu,
wenn sie in künstlerische und tief in Weinseligkeit getauchte Bilder
gefasst sind. Aus der Darstellung hebt sich Werner Krauß als
Schöpfer des Dr. Jüttner hoch empor, ein unerhört echtes, dem Leben
abgelauschtes Menschenporträt, eine der stärksten darstellerischen
Leistungen von Krauß überhaupt. Paul Hartmann lieh dem Karl Heinz
seine frische Gestalt und sein charmantes Lächeln. Eva May war
lieblich, aber man sah sie schon weit differenzierter im Spiel."
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Eine weitere schöne Rolle war die der Rosalinde, Gattin des
Gabriel von Eisenstein (Harry Liedtke),
in "Die
Fledermaus"1) (1923),
inszeniert von Max Mack1)
nach den Libretti von Karl Haffner1)
und Richard Genée1)
zu der gleichnamigen
Operette1) von Johann Strauss1)
(Musik), ebenso wie die Verkörperung der reizenden Prinzessin Amalie von Preußen1),
jüngste Schwester des von Otto Gebühr
dargestellten Preußenkönigs Friedrich II.1),
im dritten Teil (1923, "Sanssouci"3))
des von Arzén von Cserépy
gedrehten, vierteiligen Monumentalfilms "Fridericus Rex"1) (1922/23).
Mit Conrad Veidt
als Partner zeigte sie sich in dem Melodram "Paganini"1) (1923)
und trat als Giulietta auf, Geliebte des von Veidt verkörperten
"Teufelsgeigers" Niccolò Paganini1).
Ihre letzte Arbeit für den Stummfilm war Erich Schönfelders1)
Rokoko-Komödie "Der geheime Agent"1) (1924),
wo sie erneut eine Prinzessin mimte → Übersicht Stummfilme.
Eva May auf einer Künstlerkarte (Ross-Karte Nr. 257/2);
Urheber: Fotoatelier "Becker & Maass", Berlin
(Otto Becker (18491892)/Heinrich Maass (18601930))
Quelle: Wikimedia
Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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In Regisseur Lothar Mendes1) (1894 1974),
der mit ihr den Streifen "Scheine des Todes"2) (1923) drehte, fand
Eva May nach der Trennung von Liebenau
ihren zweiten Ehemann, doch die Verbindung (1920 bis 1922) mit dem als launisch
und menschlich schwierig geltenden Filmstar war nur von kurzer Dauer. Schon bald trat mit
Regisseur Manfred Noa1)
(1893 1930) Ehemann Nr. 3 auf den Plan, doch auch diese,
1923 geschlossene Ehe endete bereits im Folgejahr. Eva May verlobte sich wenig später mit dem blendend aussehenden, als
Frauenheld geltenden Rudolf Sieber1) (1897 1976),
damaliger Produktionsleiter der "Ariel-Filmgesellschaft".
Als dieser seine spätere Ehefrau Marlene Dietrich
(1901 1992) kennenlernte, versuchte Eva May sich im Jahre 1923 das Leben zu nehmen, indem sie sich die Pulsadern
öffnete.3)
Nur ein Jahr später setzte die hochtalentierte Eva May in der Nacht vom 9. auf den 10. September 1924 in
Baden1) bei Wien
mit nur 22 Jahren ihrem Leben ein Ende und erschoss sich im Hotel
"Herzoghof" → Artikel
"Selbstmord Eva Mays" in
"Der Tag" vom 11.09.1924 ( S. 3; online bei ANNO). Sie hatte sich
vergeblich bemüht ihren Vetter, den österreichischen Waffenfabrikanten
und "Patronenkönig" Fritz Mandl1)
(1900 1977), zu
heiraten; Fritz Mandl ehelichte übrigens 1933 mit Hedy Kiesler
(1914 2000) eine andere Schauspielerin, die in Hollywood als
Hedy Lamarr
Furore machte.
Eva May auf einer Künstlerkarte ("Film-Sterne" Nr. 209/3);
Urheber: Fotoatelier "Becker & Maass", Berlin
(Otto Becker (18491892)/Heinrich Maass (18601930))
Quelle: virtual-history.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Nach dem tragischen Tod ihrer Tochter drehte die psychisch angeschlagene Mia May keinen einzigen Film mehr, zog
sich vollständig ins Privatleben zurück. Mit Beginn des Nazi-Regimes
emigrierte sie mit ihrem jüdischen Mann 1933 nach Amerika, wo Joe May
bis 1944 mehr oder weniger erfolgreich weitere Film-Projekte
realisierte. Der Versuch des Paares, 1949 in Los Angeles1) ein auf Wiener Küche
spezialisiertes Restaurant zu eröffnen, scheiterte, nur Dank der Hilfe
guter Freunde bzw. des "European Film Fund"1)
konnten sich Joe und Mia May finanziell über Wasser halten. Joe May starb
73-jährig am 29. April 1954 in Hollywood1) (Los Angeles), seine Frau Mia am 28. November 1980
im hohen Alter von 96 Jahren, ebenfalls in Hollywood.
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Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de
3) Stephen Bach: "Marlene Dietrich. Die Legende. Das Leben." (Econ-Verlag, 1993)
Lizenz Foto Eva May (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist
gemeinfrei, weil ihre
urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Lizenz Foto Eva May (Urheber: Fotoatelier
Becker & Maass, Berlin (Otto Becker (18491892) / Heinrich
Maass (18601930)): Dieses Werk ist gemeinfrei,
weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das
Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen
Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
sowie
frühe Stummfilme bei "The
German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung;
R = Regie)
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- 1914: Die geheimnisvolle Villa ("Stuart
Webbs"-Reihe mit Ernst
Reicher als Detektiv Stuart Webbs; R: Joe May; als ?)
→ IMDb
- 1918: Der lebendige Tote
("Joe Deebs"-Reihe
mit Max
Landa als Detektiv Joe Deebs; R: Leopold Bauer; als ?)
→ Early Cinema Database
- 1918: Erträumtes
(R: Adolf
Gärtner; als Schauspielerin Geraldine von Horsten) → filmportal.de (Foto)
- 1918/1919: Filme unter der Regie von Erik Lund
- 1919: Die Herrin der Welt
(8 Teile; R (Teile 2, 3 und 8): Joe
May (auch Produktion) mit dessen
Ehefrau Mia
May in der weiblichen Hauptrolle)
- 1920: Der Henker von Sankt Marien
(R: Fritz
Freisler; mit Paul
Richter als Konrad, der Henker von Sankt Marien;
als Beatrix, Tochter des Burggrafen von Rawenau (Wilhelm
Diegelmann))
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"Der Henker von Sankt Marien" (1920)
von Fritz Freisler (Regie),
mit (v.l.n.r.): Wilhelm Diegelmann
als
Burggraf von Rawenau,
Wolfgang von Schwind
als Pfalzgraf von Schroffenstein) und
Eva May
als des Burggrafen Tochter
Beatrix von Rawenau;
oben links:
Max Gülstorff als
der Hofnarr
Quelle: virtual-history.com
aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst"/
1. Teil: "Der stumme Film"
von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 64)
bzw. Ross-Verlag 1935;
Unbekannter Fotograf;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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- 1920: Die Legende von der heiligen Simplicia
(R: Joe
May; als die heilige Simplicia) → filmportal.de,
Murnau Stiftung
- 1921: Die Amazone
(R: Richard
Löwenbein; als ?)
- 1921: Die
junge Mama. Fünf lustige Akte (R: Uwe Jens
Krafft; als die verwitwete Gräfin Hella Galehn)
- 1922: Seine Exzellenz von Madagaskar (R: Georg
Jacoby; als Helen Villanueva; Georg Alexander als Bobby Stubbs)
- 1922: Der Graf von Charolais
(nach dem Trauerspiel von Richard
Beer-Hofmann; R: Karl
Grune;
mit Joseph
Klein als der alte Graf von Charolais, Wilhelm
Dieterle der junge Charolais; als Désirée, Tochter
des Senatspräsidenten (Eugen
Klöpfer)) → filmportal.de (Foto)
- 1922: Der Graf von Essex
(nach der Tragödie "Le comte d'Essex" von Thomas
Corneille; R: Peter
Paul Felner;
mit Eugen Klöpfer als der Graf von Essex, Agnes
Straub als englische Königin Elisabeth
I; als Lady Rutland)
- 1923: Alt-Heidelberg
(nach dem gleichnamigen
Bühnenstück von Wilhelm
Meyer-Förster; R: Hans
Behrendt;
mit Paul
Hartmann als Erbprinz Karl Heinz; als Kätchen) → filmportal.de
- 1922/23: Fridericus
Rex (Fridericus-Rex-Film;
Vierteiler mit Otto
Gebühr als Preußenkönig Friedrich II.; R: Arzen
von Cserépy)
- 1923: Paganini
(R: Heinz
Goldberg; mit Conrad
Veidt als Geigenvirtuose Niccolò
Paganini; als Giulietta,
das einfache Mädchen aus dem Volke) → filmportal.de (Foto)
- 1923: Die Fledermaus
(nach den Libretti von Karl
Haffner und Richard
Genée zu der gleichnamigen
Operette
von Johann
Strauss (Musik); R: Max
Mack; als Rosalinde, Gattin des Gabriel von Eisenstein (Harry
Liedtke))
- 1923: Scheine des Todes
(R: Lothar Mendes;
als Imogen, Tochter von Henry Hull (Bruno
Decarli), erblüsterner
Bruder von Lord Hull (Alfred Abel))
- 1924: Der geheime Agent
(R: Erich
Schönfelder; als die Prinzessin, Cousine des jungen Herzogs (Karel
Lamač) bzw.
Nichte der Herzogin-Mutter (Lucie Höflich)) → Murnau Stiftung
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