Mitte der 1920er Jahre eroberte mit María Corda (auch Maria Korda)
eine bildhübsche Ungarin auch in Deutschland die noch stumme Leinwand. Am 4. Mai 1898
im damals zur k. u. k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn1)
gehörenden Diemrich1)
(Siebenbürgen, heute: Deva, Rumänien) als Mária Antónia Farkas
geboren, wandte sie sich schon früh der Schauspielerei zu und begann in der Frühphase des Ersten Weltkriegs
am "Budapester Theater"1).
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Kurz nach der Unabhängigkeitserklärung Ungarns
am 31. Oktober 1918 bzw. der Auflösung der österreichisch-ungarischen
Monarchie wandte sich María Corda dem Film zu und avancierte noch unter
ihrem Geburtsnamen rasch zu einer
beliebten Darstellerin. Seit 1919 mit dem ungarischen Filmregisseur
Alexander Korda1) (Sándor Korda; 1893 1956) verheiratet,
ging sie mit ihrem Mann nach Wien, wohin dieser nach dem Sturz der Räteregierung1)
im August 1919 geflohen war. Korda baute seine Frau im österreichischen
Stummfilm zum Star auf, in seinem pompösen, zwölf Millionen teuren,
mit rund 400 Statisten ausgestattetem Monumental-Epos "Samson
und Delila"1) (1922), der Geschichte der Entführung
einer Sängerin mit biblischer Parallelhandlung, mimte sie die Doppelrolle der
Delila1) bzw. der Primadonna Julia Sorelva. Franz Herterich1)
(1877 1966), Heldendarsteller am Wiener "Burgtheater", gab Delilas Ehemann
und König der Philister Abimelech1) bzw. den die Opernsängerin bewundernden
Großfürsten Andrej Andrewiwitsch, der ungarische Schauspieler Paul Lukas1) (1895 1971) den Tenor
Ettore Ricco und der Italiener Alfredo Boccolini1) (1885 1956)
den Samson1)
sowie Ernst Arndt den Impresario → filmportal.de.
Foto: María Corda vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons bzw. Wikipedia (Ausschnitt)
Original-Foto der Ross-Karte 1823/1 u.a. bei www.flickr.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Anschließend drehte María Corda mit Regisseur
Michael Kertész1) die
nach dem Roman "The Moon of Israel" von Henry Rider Haggard realisierte, britisch-österreichische
Produktion "Die Sklavenkönigin"1) (1924), erneut ein Monumentalfilm, in dem
sie als jüdisches Sklavenmädchen
Merapi ("The Moon of Israel") in Erscheinung trat, die sich in den in Prinzen Seti
(Adelqui Migliar, 18911956) bzw. Sohn des Pharao Menapta (Adolf Weisse)
verliebt. "Wie auch andere Filme zu dieser Zeit war "Die
Sklavenkönigin" inspiriert durch die "Ägyptomanie", die
weltweit seit dem ersten Fund eines ungeplünderten Pharaonengrabes, jenem
des ägyptischen Pharaos Tutenchamun1), herrschte. Hauptdarstellerin war
dieses Mal nicht die Frau des Regisseurs, wie es in den meisten
vorangegangenen Filmen von Michael Kertész der Fall war.
Da Lucy Doraine
(1898 1989) mittlerweile von ihm geschieden war, bekam mit
María Corda ausgerechnet die Frau seines ebenfalls aus Ungarn
stammenden "Konkurrenten" Alexander Korda, der in diesen
Jahren für die konkurrierende "Vita-Film"1) gleichfalls
Monumentalfilme in Wien inszenierte, die Hauptrolle zugesprochen."
notiert Wikipedia.
Foto: María Corda Ende der 1920er Jahre
Urheber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
Quelle: cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier |
Mit Carmine
Gallones1) Stummfilm "Die letzten Tage von Pompeji" (1925,
"Gli
ultimi giorni di Pompeii") nach dem gleichnamigen
Roman1) von Edward Bulwer-Lytton1)
folgte ein weiterer monumentaler Streifen, in dem Maria Corda als das blinde
Sklavenmädchen Nydia auftauchte, dass sich in den reichen Griechen Glaukus
(Victor Varconi1)) verliebt, der sie dem brutalen Vorbesitzer abgekauft
hat.
Dass die temperamentvolle María Corda in den Streifen jener Jahre
nicht nur auf den Typus der mit großem Gestus leidenden Tragödin abonniert
war, bewies sie als Partnerin von Willy Fritsch in Kordas heiteren
Geschichte "Der Tänzer meiner Frau"1) (1925)
nach dem Boulevardstück "Le Danseur de Madame" von Paul Armont (1874 1943) und
Jacques Bousquet (1883 1939). Das damalige
Filmplakat bewarb den Film folgendermaßen: "Eine lustige, verwickelte
und interessante Begebenheit aus unserer tanzwütigen Zeit schildert dieser
Film Alexander Kordas, in der die graziöse Maria Corda die Rolle
der von der Tanzwut befallenen jungen Frau spielt, die ihren Gatten durch
die Höllen der Eifersucht hindurchhetzt, bis er schließlich das Einzige
Richtige tut, um seine Frau wieder an sich zu fesseln, indem er ein Opfer
bringt und schleunigst selber tanzen lernt. Die liebenswürdige interessante
Handlung, die erstklassige Darstellung
außer Maria Corda
wirken mit Willy Fritsch, Victor Varconi1),
Lea Seidl1),
Hans Junkermann,
Livio Pavanelli,
Olga Limburg,
Hermann Thimig
: die Photographie von Oertel1)1)
und Paul Lenis1)
geschmackvolle Bauten lassen diesen Film für alle Häuser geeignet
erscheinen. Manuscript Adolf Lantz1) und A. Korda
Felsom-Film der Ufa."
Foto: Maria Corda in den 1920er Jahren
Urheber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com;
Ross-Karte Nr. 1074/6
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Korda besetzte seine Frau mit einer Hauptrolle ebenfalls in der witzigen Story
"Madame wünscht keine Kinder"1) (1926)
nach dem Roman "Madame ne veut pas d'enfants" von Clément Vautel (1876 1954),
wo sie als Tänzerin Elyane bzw. Partnerin von Harry Liedtke auch schon
mal leichtbekleidet das Publikum begeisterte. Die Berliner Wochenzeitung
"Der Montag-Morgen" (4. Jg., Nr. 51) schrieb am
20.12.1926 unter anderem: "Wenn dieser Film hoch gelobt werden darf,
wenn er das beste ist, was an deutscher Produktion dieses Jahr bisher zu
sehen war, so dankt er's zuvörderst dem Manuskriptautor. (
) Herr
Béla Balázs1), zum ersten Mal auf diesem Feld an die Arbeit gesetzt,
hat verstanden, worauf es ankommt. Locker, lustig, mit guten Einfällen,
logisch, bei der Sache bleibend, immer handlungsreich ist sein Buch. (
)
Und zweimal wurde bei der Premiere erlebt, was nie zuvor geschehen war: daß
das Publikum nicht wegen einer Aufnahme klatschte, wegen eines Tricks, wegen
eines schönen Bildes, sondern weil es herzhaft seine Sympathie mit gewissen
Handlungen zum Ausdruck bringen wollte. Es war einverstanden, daß
Harry Liedtke seine vertanzte Maria Corda aus dem Ballokal riß.
Und es war einverstanden, daß er ihr die Hutschachteln zerdepperte."2)
Ein Jahr später kam Kordas Unterhaltungsstreifen "Eine
Dubarry von heute"1) (1927)
in die Lichtspielhäuser, in dem María Corda als hübsche Toinette
erneut Publikum und Kritiker für sich einzunehmen wusste.
Hans Wollenberg1) notierte am 25. Januar 1927 in der
"Lichtbild-Bühne"1) unter anderem "Der Film als Ganzes ist
eine sehr gepflegte, durch, und durch kultivierte Arbeit. Ein
Unterhaltungsfilm, dessen Linie durch seinen noblen Stil, seine brillante
Aufmachung und einen stark bewegten Schluß bestimmt ist. Damit ist das
Entscheidende über Alexander Kordas Regie bereits gesagt. Ohne eine
ausgesprochene oder gar starke Originalität in der Führung und Gestaltung
trifft er durchaus einen europäischen, ja internationalen Ton, ist absolut
sicher im Geschmacklichen und hat einen wesentlichen Instinkt für das
Dekorative und Bildmäßige. In den Revolutionsszenen am Schluß entwickelt
er Tempo und Kraft. (
) Der Film fand im Ufapalast1) die beifällige
Aufnahme, die ein Werk, das mit viel Könnerschaft, Geschmack, erlesenster
Ausstattung und in technischer Vollendung geschaffen ist, verdient."3)
Zu erwähnen ist übrigens, dass auch hier, wie schon in "Der Tänzer
meiner Frau" und "Madame wünscht keine Kinder", die junge,
noch unbekannte
Marlene Dietrich
(1901 1992) in einer kleinen Nebenrolle zu sehen war.
Als Alexander Korda 1926 ein Angebot aus Hollywood annahm, verließ das Paar
Europa und María Corda zeigte sich weiter in Produktionen ihres Mannes.
Sie konnte jedoch nur noch in der "Oscar"-nominierten Komödie "Das
Liebesleben der schönen Helena"1) (1927,
"The Private Life of Helen of Troy"), gedreht nach dem Roman von
John Erskine1), noch einmal internationalen Ruhm erwerben. Sie mimte die
schöne Helena1), Lewis Stone1)
(1879 1953) deren Ehemann, den König von Sparta Menelaos1) und Ricardo Cortez1)
(1899 1977) den trojanischen Königs-Sohn Paris1), der Helena
nach Troja entführt und damit den Trojanischen
Krieg1) auslöst. "Von dem Film
sind nur noch Fragmente mit einer Dauer von 29,5 Minuten im Archiv des
"British
Film Institute" in Form von Filmrollen mit einer Länge von rund
727 Fuß (rund 222 Meter) des Beginns und 1.757 Fuß (rund 536 Meter) vom
Filmende vorhanden, die nicht mehr öffentlich aufgeführt werden."
wird bei Wikipedia vermerkt.
Die Schauspielerin übernahm weitere Hauptrollen in Stummfilmen, mit denen
sie jedoch nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen konnte. Eine
ihrer letzten Arbeiten für den Stummfilm war das Drama "Heilige
oder Dirne"1) (1929) nach dem Bühnenstück
von Georges Ohnet1), wo sie
neben Marcel Vibert (1883 1959), Hans Adalbert Schlettow
und Hilde
von Stolz alias Helen Steels (die "Heilige") als die triebhafte Lydia in
Erscheinung trat → Übersicht Stummfilme.
Foto: Maria Corda in den 1920er Jahren
Urheber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com;
Ross-Karte Nr. 1823/2
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Mit
Beginn des Tonfilms zog sich der gefeierte Star vom Filmgeschäft zurück,
in Hollywood sah sie aufgrund ihrer schlechten englischen Aussprache als
Schauspielerin in den "Talkies" keine Chance. Sie kehrte
zeitweilig nach Europa zurück, lediglich in dem starbesetzten Revuefilm "Die
große Sehnsucht"1) (1930) war sie noch einmal auf der Leinwand zu sehen und spielte
sich selbst.
Im Jahre 1930 erfolgte die Scheidung von Alexander Korda, der sich ab
Anfang der 1930er Jahre in London niederließ und zu einer der
beherrschenden Persönlichkeiten der britischen Filmindustrie avancierte.
María Corda zog nach New York1) und versuchte sich dort als
Roman-Autorin. Ihre späten Lebensjahre verbrachte sie im Schweizerischen
Gemeinde Thônex1)
in der Nähe von Genf1), wo sie am 15. Februar 19764)
im Alter von 77 Jahren von der Öffentlichkeit vergessen
starb.
Aus der Ehe mit Alexander Korda ging der 1921 geborene Sohn Peter
Vincent Korda hervor.
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Stummfilme
- 19191928: Filme von (Regie) Alexander Korda
- 1919: Se ki, se be (nach einer Vorlage von Avery Hopwood (18821928); als Kitty) → IMDb
- 1919: Fehér rózsa (nach dem Roman von Mór Jókai;
als ?) → Wikipedia (englisch),
IMDb
- 1919: Ave Caesar! (als ?) → Wikipedia (englisch)
- 1919: Der Mann mit der Guillotine
/ A 111-es (nach dem Roman "Zimmer 111" von Jenő
Heltai; als Olga / Vera)
→ Wikipedia (englisch)
- 1922: Samson
und Delila. Der Roman einer Opernsängerin (als berühmte
Opernsängerin Julia Sorel / Delila,
Alfredo
Boccolini: als Samson)
→ stummfilm.at,
filmportal.de
- 1923: Das unbekannte Morgen (als
Stella Wood, verheiratet mit dem Astronom Prof. Gordon Manners (Carl
Ebert))
→ stummfilm.at
- 1924: Jedermanns
Frau / Jedermanns Weib (als Blumenverkäuferin Theres Huber)
- 1924: Tragödie im Hause Habsburg
(nach der Vorlage von Vajda Ernő; als die österreichische Adelige Mary
Vetsera,
Geliebte des Kronprinzen Rudolf
von Österreich-Ungarn (Kálmán Zátony (18861957)), die gemeinsam mit diesem am
30.
Januar 1889 auf Schloss
Mayerling in den den
Freitod ging)
- 1925: Der Tänzer meiner Frau
(nach dem Boulevardstück "Le Danseur de Madame" von Paul Armont (18741943)
und Jacques Bousquet (18831939); als Lucille, Gattin von
Edmund Chauvelin (Michael
Varkonyi); Willy
Fritsch
als begnadeter Tänzer Max de Sillery) → filmportal.de
- 1926: Madame wünscht keine Kinder
(nach dem Roman "Madame ne veut pas d'enfants" von Clément Vautel (18761954);
als Elyane
Parizot, später verheiratet mit Rechtsanwalt Paul le Barroy (Harry
Liedtke)) →
stummfilm.at,
filmportal.de
- 1927: Eine
Dubarry von heute (nach dem Roman von Lajos Biró
(auch C-Drehbuch); als Toinette)
→ Murnau
Stiftung, marlenedietrich-filme.de,
filmportal.de
- 1927: Das
Liebesleben der schönen Helena / The Private Life of Helen of Troy
(nach dem Roman
"Private Life of Helen of Troy" von John
Erskine; als Helena)
- 1928: Ehebruch die Tragödie der Giovanna Etti / Love and the Devil
(mit Tonsequenzen; als Giovanna)
→ Wikipedia (englisch)
- 1921: Filme von (Regie) und mit Alfredo De Antoni (18751953)
- Totote di Gyp (als ?) → IMDb
- La vita e la commedia (als
?)→ IMDb
- Il sogno d'una notte d'estate a Venezia (als ?) → IMDb
- 1924: Holnap kezdödik az élet (nach dem Roman "Az utrechti diákok" von Viktor Rákosi (18801923);
R: Antal Forgács (18811930); als Derry, Tochter des Ratsherrn)→ IMDb
- 1924: Die
Sklavenkönigin (UA: Tonfilm-Fassung: 29.07.1932; nach dem
Roman "The Moon of Israel" von
,Henry
Rider Haggard, basierend auf der biblischen Geschichte vom Auszug
aus Ägypten; R: Mihály
Kertész (= Michael Curtiz);
als
das jüdische Sklavenmädchen Merapi, "The Moon of Israel") → filmportal.de
- 1925: L'uomo piů allegro di Vienna (R: Amleto
Palermi; als Katy) → IMDb
- 1925: Die letzten Tage von Pompeji
/ Gli ultimi giorni di Pompeii (nach dem Roman "Die
letzten Tage von Pompeji"
von Edward
Bulwer-Lytton; R: Carmine
Gallone; als das in Glauco (Victor
Varconi) verliebte, blinde Sklavenmädchen Nydia)
→ Wikipedia (englisch)
- 1927: Der Gardeoffizier / Der Leibgardist
(nach dem Theaterstück "A
Testőr" (dt. "Der Leibgardist") von Ferenc
Molnár
R: Robert
Wiene; als die Schauspielerin, Ehefrau des Schauspielers (Alfred
Abel))
- 1927: Der Kampf um den Mann
(R: Hans
Werckmeister; als ?)
- 1928: Dulderin Weib / Tesha
(nach der Vorlage von Marguerite Florence Laura Jarvis alias Gräfin Barcynska (18861964);
R: Victor Saville,
Edwin Greenwood (18951939);
als die schöne, geheimnisvolle Tänzerin Tesha)
- 1928: Der moderne Casanova
(R: Max
Obal; mit Harry
Liedtke in der Titelrolle; als ?) → IMDb
- 1928/29: Rund
um die Liebe (Kompilationsfilm; Archivmaterial)
- 1929: Heilige oder Dirne.
Nebenbuhlerinnen / Madonna oder Dirne (nach dem Bühnenstück von Georges
Ohnet;
R: Martin
Berger; als die die triebhafte Lydia)
- 1929: Die Konkurrenz platzt
(R: Max
Obal; als Marion Gutmann)
Tonfilm
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