Die Schauspielerin Diana Karenne zählte zu den großen Diven der italienischen Stummfilm-Szene, drehte als "Weltbürgerin" in Frankreich, den USA und Deutschland. Darüber hinaus betätigte sich bei etlichen ihrer Filme als Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin, kreierte zum Teil ihre eigenen Film-Poster.
Geboren wurde Diana Karenne 1888 als Leucadia Konstantia im damals zum Russischen Kaiserreich1) gehörenden Kiew1) (heute: Ukraine1)), das genaue Geburtsdatum ist unbekannt : Einige Quellen (beispielsweise filmportal.de und die italienischsprachige Wikipedia) geben als Geburtsort das damals zu Preußen gehörige Danzig1) (heute: Gdańsk, Polen) an. Für Kiew spricht, dass ihr ein Jahr jünger Bruder, der Filmproduzent Gregor Rabinowitsch1) (1889 – 1853), ebenfalls in Kiew geboren wurde.
 
Etwa 1914/15 zog Diana Karenne nach Italien und lernte in Turin1) den Filmproduzenten und Regisseur Ernesto Maria Pasquali (1883 – 1919) kennen, durch ihn gefördert, gab sie wenig später ihr Leinwanddebüt in dem Streifen "Passione tsigana" (1916), drehte auch weitere Filme mit ihm. Fortan wurde sie mit Hauptrollen in den typischen Melodramen jener Jahre besetzt und erreichte bald Star-Status. Zwischen 1916 und 1920 faszinierte Diana Karenne das Publikum in den für die Stummfilm-Ära typischen Melodramen durch ihre exzentrische Garderobe und Make-Up, aber auch durch ihr kapriziöses, primadonna-haftes Auftreten.

Foto: Diana Karenne 1924
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 531/1 (Ausschnitt)
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Diana Karenne 1924; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 531/1 (Ausschnitt); Lizenz: gemeinfrei
1917 gründete sie in Mailand1) gemeinsam mit ihrem Bruder David die Produktionsfirma "David-Karenne-Film", realisierte mit sich in der Hauptrolle erfolgreiche Stummfilme wie "L'histoire d'un Pierrot" (1917) oder "Il romanzo di Maud" (1917) nach dem Roman "Les demi-vierges" (1894, "Halbe Unschuld") von Marcel Prévost1). Diana Karenne drehte auch mit den bekannten italienischen Regisseuren jener Ära, etwa mit Augusto Genina1) das Drama "Lucrezia Borgia" (1919) über Lucrezia Borgia1), die außereheliche Tochter von Papst Alexanders VI.1), oder mit Carmine Gallone1) das Bibel-Epos "Redenzione" (1919, "Die Erlösung"), wo sie neben Jesus1)-Darsteller Alberto Pasquali (1882 – 1929) als reuige Sünderin Maria Magdalena1) auftrat.
Diana Karenne Mitte der 1920er Jahre; Urheber: Alexander Binder (1888–929); Quelle: flickr.com; Ross-Karte Nr. 531/2; Lizenz: gemeinfrei Die Schauspielerin war international tätig, beispielsweise entstand in den USA unter der Regie von Gerard Fontaine die Adaption "Sophy of Kravonia; or, The Virgin of Paris" (1920) nach dem Roman von Anthony Hope1), in Frankreich das von Jakow Protasanow1) in Szene gesetzte Drama "Le sens de la mort" (1922) oder der von Alexander Wolkoff1) inszenierte, opulente Kostüm- und Ausstattungsfilm "Casanova"1) 1927) mit Iwan Mosjukin in der Titelrolle des Giacomo Casanova1), wo sie als Comtesse Maria Mari in Erscheinung trat.
Seit Anfang der 1920er Jahre übernahm Diana Karenne zudem vermehrt Aufgaben in deutschen Stummfilmproduktionen, unter der Regie von Robert Wiene1) und Georg Kroll mimte sie in dem Melodram "Das Spiel mit dem Feuer"2) (1921) die gefeierte Schauspielerin Lucia Tosti, die sich zwischen zwei Männern, dem Dichter Carlo Spini (Anton Edthofer) und dem Herzog Ripafratta (Wassily Wronsky), entscheiden muss. In Rudolf Meinerts1) Biopic "Marie Antoinette"1) (1922) mit dem Untertitel "Das Leben einer Königin" gestaltete sie als Titelheldin Marie Antoinette1) die Gemahlin des französischen Königs Ludwig XVI.1) (Viktor Schwanneke1)), war unter anderem für Martin Berger die russische Zarin Alexandra1) in "Rasputins Liebesabenteuer"1) (1928) an der Seite von Nikolai Malikoff1) als der skandalumwitterte Wanderprediger und "Wunderheiler" Grigori Rasputin1); übrigens tauchte der spätere Leinwandstar Hans Albers in diesem Film als Offizier auf. 

Foto: Diana Karenne Mitte der 1920er Jahre
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: flickr.com; Ross-Karte Nr. 531/2
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Als die zu lebenslanger Haft verurteilte Gräfin Maria von Ravensberg, Mutter der Iris von Erlenstein (Dolly Davis1)), zeigte sich Diana Karenne in dem Kriminal-Melodram "Die weißen Rosen von Ravensberg"1) (1929), gedreht von Rudolf Meinert nach dem gleichnamigen Roman1) von Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem1). Ihre letzte Arbeit für den Stummfilm war die französische Produktion "Das Halsband der Königin" (1929, "Le collier de la reine") nach dem gleichnamigen Roman1) von Alexandre Dumas d.Ä.1) über die so genannte "Halsbandaffäre"1) am französischen Hof in den Jahren 1785 und 1786, in die auch die von Diana Karenne dargestellte Königin Marie Antoinette1) verwickelt war; zudem mimte sie Marie Antoinettes Doppelgängerin, die französische Prostituierte bzw. Memoiren-Schreiberin Nicole d'Oliva (1761 – 1789).
Danach zog sich Diana Karenne vorerst aus dem Filmgeschäft zurück, mit Aufkommen des Tonfilms war ihr theatralisches Spiel nicht mehr gefragt. Sie ließ sich mit ihrem zweiten Ehemann in Aachen1) nieder, lediglich für Carmine Gallones1) Literatur-Adaption "Manon Lescaut" (1940), realisiert nach dem Roman "L'histoire du Chevalier des Grieux et de Manon Lescaut"1) von Antoine-François Prévost, trat sie nach mehr als zehn Jahren mit einem kleineren Part noch einmal in Italien vor die Kamera; die Hauptrollen spielten Alida Valli1) (Manon Lescaut) und Vittorio De Sica (Renato Des Grieux) → Übersicht Filmografie.
 
 

Foto: Diana Karenne Mitte der 1920er Jahre
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: flickr.com; Ross-Karte Nr. 531/3
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Diana Karenne Mitte der 1920er Jahre; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: flickr.com; Ross-Karte Nr. 531/3; Lizenz: gemeinfrei
Diana Karenne, die äußerst vielseitig war und sich auch als Malerin, Musikerin und Dichterin Anerkennung verschaffte, wurde im Juli 1940 während des 2. Weltkriegs bzw. eines Luftangriffs der Alliierten auf Aachen schwer verletzt. Die erst Anfang 50-Jährige lag drei Monate im Koma, aus dem sie nicht mehr erwachte. Der einst gefeierte und heute in Vergessenheit geratene Stummfilmstar starb am 14. Oktober 1940 in einem Krankenhaus in Aachen1), wo sie auf dem dortigen Friedhof die letzte Ruhe fand. 
Quelle (unter anderem): Wikipedia
Fotos bei filmstarpostcards.blogspot.com (englisch), Wikimedia Commons sowie www.flickr.com
Fremde Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung
Lizenz Foto Diana Karenne (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
      
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Murnau Stiftung, Wikipedia, filmportal.de, biographien.ac.at)
Stummfilme (Auszug)
  • 1916: Filme unter der Regie von Ernesto Maria Pasquali (1883 – 1919) für dessen "Pasquali Film"
    • 1916: Passione tsigana (als ?) → IMDb
    • 1916: Quand l'amour réfleurit (als ?) → IMDb
    • 1916: La contessa Arsenia (als ?) → IMDb
    • 1916: Oltre la vita, oltre la morte (als ?) → IMDb
    • 1916: Sofia di Kravonia (als Sofia) → IMDb
  • 1916: Lea (als Lea; auch Regie mit Salvatore Aversano; Kurzinfo: Die Geschichte einer Frau, die blind wird
    und dank der Liebe wieder sehen kann.
    ) → IMDb
  • 1916: Il marchio (R: Armand Pouget; als ?) → IMDb
  • 1917: Das Verbrechen an der Neuilly Brücke / Il fiacre n. 13 (R: Alberto Capozzi (auch Darsteller),
    Gero Zambuto (1887–1944); als ?
    ) → IMDb
  • 1917: Il romanzo di Maud (nach dem Roman "Les demi-vierges" (dt. "Halbe Unschuld") von Marcel Prévost;
    als Maud; auch Regie
    ) → IMDb
  • 1917: Pierrot / L'histoire d'un Pierrot (als Pierrot; auch Regie) → IMDb; Foto bei Wikimedia Commons
  • 1917: Justice de femme! (als ?; auch Regie) → IMDb
  • 1917: La damina di porcellana (als ?; auch Regie) → IMDb
  • 1918: Passion tzigane (R: Umberto Paradisi (1878–1933); als ?) → IMDb
  • 1918: Trittico italiano (R: ?; als ?) → IMDb
  • 1919: Lucrezia Borgia (R: Augusto Genina; als Lucrezia Borgia) → IMDb
  • 1919: La peccatrice casta (als ?; auch Regie mit Gennaro Righelli)  → IMDb
  • 1919: La signora dalle rose (als ?; auch Regie)  → IMDb
  • 1919: Sleima (auch Regie; Kurzinfo: Dramatische Geschichte über die uneheliche Tochter einer Lehrerin und eines
    kaltherzigen Grafen, die ihre Mutter rächen will, die wegen ihrer "Sünde" von der Gesellschaft gemieden
    wurde, sich aber letztendlich selbst prostituiert, um ihre Rache zu finanzieren.
    )   → IMDb
  • 1919: Die Erlösung / Redenzione (R: Carmine Gallone, Godofredo Mateldi; historisches Epos über das Leben
    und die Mythen rund um Maria Magdalena; als Maria Magdalena, Alberto Pasquali (1882–1929) als Jesus Christus
    )   → IMDb
  • 1919: La fiamma e la cenere (R: Giulio Antamoro; als ?)  → IMDb
  • 1919: Ave Maria, gratia plena! (als ?; auch Regie) → IMDb
  • 1920: Zoya R: Giulio Antamoro; als ?) → IMDb
  • 1920: Miss Dorothy (R: Giulio Antamoro; als Thea Northingham alias Dorothy Chester; Kurzinfo: Miss Dorothy ist
    eine etwas sonderliche Hauslehrerin, welche die alte Herzogin Sangro (Lia Formia) ausgewählt hat, damit diese ihre entfernte
    Verwandte bzw. sehr reiche Waise Alma (Carmen Boni) erziehen soll, denn Alma ist sehr launisch und rebellisch.
    ) → IMDb
  • 1920: La veggente (als ?; auch Regie) → IMDb
  • 1920: La studentessa (R: Umberto Fracchia (1889–1930); als ?) → IMDb
  • 1920: Ave Maria (als ?; auch Regie mit Memmo Genua; Kurzinfo: Geschichte einer aristokratischen Mutter, die
    ihrer Tochter erlaubt, einen armen Mann zu heiraten. Sie selbst litt immer unter der strengen Gesetzen der
    Klassengesellschaft und konnte sich davon nicht befreien.
    ) → IMDb
  • 1920: Indiana (R: Umberto Fracchia (1889–1930); als ?) → IMDb
  • 1920: Sophy of Kravonia; or, The Virgin of Paris (nach dem Roman von Sir Anthony Hope Hawkins alias Anthony Hope;
    R: Gerard Fontaine; als Sophy; Kurzinfo: Sophy, ein Küchenmädchen, lässt sich von einer Zigeunerin (historische Bezeichnung)
    die Zukunft vorhersagen, die etwas Glänzendes über Sophys Kopf sieht – ein Schwert oder vielleicht eine Krone?.
    Sophy macht sich dann auf den Weg nach Paris, wo sie eine Anstellung bei den Zerkovitches findet. Als der Krieg ausbricht,
    kehrt sie mit ihnen nach Kravonia zurück. Dort trifft Sophy Kronprinz Sergius und rettet ihn vor Attentätern, die planen,
    die Dynastie zu stürzen um stattdessen Alexis, den Sohn des kranken Königs, auf den Thron zu heben. Nach etlichen Intrigen
    und Gefahren heiratet Sergius Sophy, erlangt mit ihrer Hilfe die Herrschaft über den Palast zurück und verdrängt Alexis.
    Unter dem Einfluss von Sophy unterzeichnet Sergius ein Dekret, das eine Volkswahl anordnet und Kravonia zur freien
    Republik erklärt.
    ) → IMDb
  • 1921: Smarrita! (R: Giulio Antamoro; als ?)  → IMDb
  • 1921: Das Spiel mit dem Feuer (Robert Wiene, Georg Kroll; als Lucia Tosti, die berühmte Schauspielerin)
  • 1922: Le sens de la mort (R: Jakow Protasanow; als ?) → IMDb
  • 1922: Dante nella vita e nei tempi suoi (R: Domenico Gaido (1875–1950); Der Film entstand anlässlich des 600. Todestages
    († 14. September 1321) des italienischen Dichters Dante Alighieri mit Guido Maraffi als Dante Alighieri; als ?
    )   → IMDb
  • 1922: Marie Antoinette – Das Leben einer Königin (R: Rudolf Meinert; als Marie-Antoinette, Gemahlin des französischen
    Königs Ludwig XVI. (Viktor Schwanneke)
  • 1923: L'ombre du pêché  (R: Jakow Protasanow; als ?) → IMDb
  • 1923: Arme Sünderin (R/Drehbuch: Pier Antonio Gariazzo (1879–1963); als Nell)
  • 1924: Frühlingsfluten (nach der Novelle "Frühlingswogen" von Iwan Turgenjew; R: Nikolai Malikoff; als ?)
  • 1925: Die Frau von vierzig Jahren (R: Richard Oswald; als die Frau)
  • 1927: Casanova (R: Alexander Wolkoff; mit Iwan Mosjukin als Giacomo Casanova; als Comtesse Maria Mari)
  • 1928: Marter der Liebe / Verfolgt (R: Carmine Gallone; als ?) → IMDb
  • 1928: Rasputins Liebesabenteuer (R: Martin Berger; mit Nikolai Malikoff in der Titelrolle des "Wunderheilers"
    Grigori Rasputin; als Zarin Alexandra, Gemahlin von Zar Nikolaus II. (Erwin Kalser)
    )
  • 1928: La vena d'oro  (R: Guglielmo Zorzi (1879–1967); als ?) → IMDb
  • 1928: Eine Frau von Format (nach den Libretti von Rudolf Schanzer und Ernst Welisch (1875–1941) zu der gleichnamigen
    Operette von Michael Krasznay-Krausz (Musik); mit Mady Christians; als Fürstin Petra
  • 1929: Die weißen Rosen von Ravensberg (nach dem gleichnamigen Roman von Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem;
    R: Rudolf Meinert; als Maria von Ravensberg, Mutter von Iris von Erlenstein (Dolly Davis)
    ) → filmportal.de
  • 1929: Fécondité (nach dem Roman "Fécondité" (dt. "Fruchtbarkeit") von Émile Zola; R: Nicolas Evreïnoff (1879–1953),
    Henri Étiévant (1870–1953); als Madame Beauchene
    )→ IMDb
  • 1929: Das Halsband der Königin / Le collier de la reine (nach dem gleichnamigen Roman von Alexandre Dumas d. Ä.
    über die so genannte "Halsbandaffäre"; R: Tony Lekain (1888–1966), Gaston Ravel; als Marie-Antoinette / Oliva;
    Marcelle Chantal als Gräfin de la Motte, Georges Lannes (1895–1983) als Kardinal de Rohan
    )
    → Wikipedia (englisch)
Tonfilm
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