Margarete (auch Margarethe) Schlegel wurde am 31. Dezember 1899 als sechstes von sieben Kindern bzw. drittes von vier Mädchen in Bromberg1) (Provinz Posen1), heute: Bydgoszcz, Polen) geboren; ihr Vater war Augustin Heinrich Schlegel (1865 – 1934), die Mutter Anna Agatha Schlegel (geb. Garski, 1864 – 1940).

Von dem berühmten Theaterdirektor Max Reinhardt1) (1873 – 1943) ließ sie sich in Wien zur Schauspielerin ausbilden und studierte gleichzeitig Gesang, ihr Bühnendebüt gab sie 1917 noch als Chormitglied unter dem Namen "Margot Schlegel" am Berliner "Thalia Theater". Dann wandte sie sich dem Sprechtheater zu und trat in dem Lustspiel-Klassiker "Charleys Tante"1) von Brandon Thomas1) als Partnerin des damals populären Schauspielers und Komödianten Arnold Rieck (1876 – 1924) in Erscheinung. 1919 erhielt Margarete Schlegel von Reinhardt ein Engagement am "Großen Schauspielhaus"1), später an dem ebenfalls von Reinhardt geleiteten, renommierten "Deutschen Theater"1). Hier erregte sie besonders in Dramen von Frank Wedekind1) Aufmerksamkeit, so in "Die Büchse der Pandora"1) (1919 und in "Frühlings Erwachen"1) (1920), wo sie sowohl die Schülerin Martha Bessel als auch das Mädchen Wendla Bergmann gestaltete.
Etwa zeitgleich begann Margarete Schlegels Filmkarriere, ihr Leinwanddebüt gab sie mit dem kleinen Part der Tochter der Marquesa in dem von Paul Leni1) in Szene gesetzten Streifen "Prinz Kuckuck"1) (1919) mit dem Untertitel "Die Höllenfahrt eines Wollüstlings" (1919) und  Conrad Veidt in der Titelrolle, gedreht nach dem dreibändigen Roman "Prinz Kuckuck: Leben, Taten, Meinungen und Höllenfahrt eines Wollüstlings" (1906–1908) von Otto Julius Bierbaum1); das Drehbuch stammte von Georg Kaiser1).

Margarete Schlegel um 1925 auf einer
Fotografie von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 841/1;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)  siehe hier

Margarete Schlegel um 1925 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864 – 1930); Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 841/1
Margarete Schlegel auf einem Sammelbild aus der Serie "Bühnenstars und ihre Autogramme", die 1933 den "Gold-Saba"-Zigaretten der "Garbaty"-Zigarettenfabrik beilagen. Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch"  (Albert Zander u. Siegmund Labisch) (1863–1942)); Quelle: www.virtual-history.com Bald wurden die Aufgaben größer, in Friedrich Wilhelm Murnaus1), heute als verschollen geltenden, als "Eine Tragödie am Rande der Wirklichkeit" untertitelten Adaption "Der Januskopf"1) (1920) nach dem Roman "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde"1) von Robert Louis Stevenson1) mimte sie neben Protagonist Conrad Veidt als elegantem Arzt Dr. Warren bzw. verbrecherisch-dämonischem Mr. O'Connor die Doppelrolle der jungen Grace bzw. Jane. "Die Gestalt der Grace, der von Dr. Jekyll geliebten Tochter seines Freundes, war bei Margarete Schlegel gut aufgehoben; in ihrem Spiel lag eine gewisse schüchterne Zurückhaltung, die angenehm wirkte. Zu wilde Gesten und Grimassen hätten wie eine Nacheiferung Veidts ausgesehen und dessen Effekte gestört." notierte beispielsweise der Berliner "Film-Kurier"1) am 29.04.1920 (Bd. 2, Nr. 89, S. 1), der am 27.08.1920 (Bd. 2, Nr. 190, S. 2) weiter ausführte: Veidt "hat eine erstaunliche Leistung vollbracht, für die ihm Verfasser und Regisseur herzlich Dank wissen sollen. Über ihn steht Margarete Schlegel als die reine Unschuld, die ihm die Erlösungstat schließlich versagt und (noch nicht ganz vollendet im Ausdruck) über die Erkenntnis, daß Dr. Warren und O'Connor ein und dieselbe Person sind, vor Entsetzen den Verstand verliert. Sie spielt jung und schlank und eindrucksvoll."2) 
    
Margarete Schlegel auf einem Sammelbild aus der Serie
"Bühnenstars und ihre Autogramme", die 1933 den
"Gold-Saba"-Zigaretten der "Garbaty"1)-Zigarettenfabrik
von Josef Garbáty1) beilagen. Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch"
(Albert Zander u. Siegmund Labisch1) (1863–1942))
Quelle: virtual-history.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Murnau besetzte Margarete Schlegel auch in dem nach dem Manuskript "Der nie geküßte Mund" von Carl Heinz Járosy1) und ebenfalls mit Conrad Veidt gedrehten Melodram "Sehnsucht"1) (1921), nach der gleichnamigen Traumdichtung1) von Gerhart Hauptmann1) entstand unter der Regie von Urban Gad1) der nicht ganz werkgetreue Stummfilm "Hanneles Himmelfahrt"1) (1922). Hier überzeugte die Schauspielerin als junge Hannele Mattern und ihr eindringliches Spiel wurde von der Kritik durchweg gelobt, auch wenn die Produktion selbst nicht überall auf Zustimmung stieß. In dem Klassiker "Das alte Gesetz"1) (1923), mit dem Regisseur E. A. Dupont1) nach Aufzeichnungen von Heinrich Laube1) die Geschichte eines jüdischen Schauspielers, der aus der Welt des orthodoxen Judentums in ein Künstlerleben ausbricht, erzählte, konnte sie als Esther, Jugendliebe des Rabbiner-Sohnes Baruch (Ernst Deutsch) bzw. Tochter des Professors Nathan (Werner Krauß), das Publikum für sich einnehmen – Henny Porten gab die österreichische Erzherzogin Elisabeth Theresia, welche Gefallen an Baruch fand. Im Rahmen der "68. Internationalen Filmfestspiele Berlin"1) fand am 16. Februar 2018 im "Friedrichstadt-Palast"1) die feierliche Uraufführung der erstmals vollständig restaurierten Fassung dieses Stummfilms mit der neuen Live Musik von Philippe Schśller statt. Parallel dazu erschien die mit vielen Extras angereicherte DVD in der "Arte Edition" → stummfilm-magazin.de.
Vereinzelt stand Margarete Schlegel auch für Produktionen der dänischen "Nordisk Film"1) vor der Kamera, so für die von A. W. Sandberg1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Charles Dickens1) realisierte Adaption "David Copperfield"1) (1922) mit ihrem Part der Mutter des Titelhelden (als Kind: Martin Herzberg, als Erwachsener: Gorm Schmidt; 1887–1957) und als die aus armen Verhältnissen stammende Inger (dt. Version: Inge), die sich in dem von August Blom1) gedrehten Drama "Wer trägt die Schuld?"1) (1925, "Det store hjerte") in den wohlhabenden Hotelierssohn Hans Nielsen (Knud Almar; 1889–1965) verliebt.
In den nachfolgenden Dramen trat Margarete Schlegel meist als Tochter in Erscheinung, so in "Die Vorbestraften"1) (1927) als Tochter des ehemaligen Strafgefangenen Karl Hartmann (Eugen Klöpfer), in "Die heilige Lüge"1) (1927) nach dem Roman von Karin Michaëlis1) als "Kaschemmen"-Pianistin Ingrid, Tochter der (zu Beginn) blinden Frau Lind (Sybill Morel) oder in "Der Sittenrichter" (§ 218) als Susi, Tochter von Justizwachtmeister Böhm (Rudolf Lettinger) und dessen Ehefrau (Margarete Kupfer). Zu ihren letzten Arbeiten für den Stummfilm zählte der von Carl Wilhelm1) nach der gleichnamigen Operette1) von Emmerich Kálmán1) inszenierte Streifen "Der Zigeunerprimas"1) (1929), wo sie neben Protagonist Raimondo van Riel als Julischka die Nichte der titelgebenden Figur darstellte → Übersicht Stummfilme.
 
Den Übergang zum Tonfilm schaffte Margarete Schlegel zwar problemlos, dennoch wirkte sie nur noch in drei Produktionen mit. Ihren größten Erfolg feierte sie nach Géza von Bolvárys1) musikalischen Liebeskomödie "Das Lied ist aus"1) (1930) – mit Willi Forst und Liane Haid, die darin den von Robert Stolz1) komponierten und von Walter Reisch1) getexteten Erfolgsschlager "Adieu, mein kleiner Gardeoffizier" trällerte – zweifellos in Phil Jutzis1) ersten Verfilmung des berühmten gesellschaftskritischen Großstadtromans "Berlin – Alexanderplatz"1) von Alfred Döblin1). In "Berlin – Alexanderplatz"1) (1931) spielte sie neben einem grandiosen Heinrich George als Franz Biberkopf dessen Freundin Mieze, die schließlich von Biberkopfs vermeintlichem Freund Reinhold (Bernhard Minetti) erwürgt wird. Unter der Regie von Victor Janson zeigte sie sich in der heiteren Geschichte "Das Blaue vom Himmel"3) (1932) an der Seite von Márta Eggerth und Hermann Thimig als "Zigaretten-Cilly" ein letztes Mal auf der Leinwand.
 
Margarete Schlegels Rückzug vom Filmgeschäft hatte private Gründe: Seit 1922 mit dem konvertierten Juden, Nationalökonomen und Autor Dr. Hermann Levy1) (1881 – 1949) verheiratet, wurde sie nach der so genannten "Machtergreifung"1) von den Nazis "kaltgestellt, da sie sich weigerte, sich von ihrem Gatten scheiden zu lassen; Filmangebote aus Hollywood lehnte sie ab. Levy selbst hatte, aller seiner Ämter enthoben, bereits im Mai 1933 Deutschland verlassen. 1935 folgte Margarete Levy-Schlegel zusammen mit dem gemeinsamen Sohn Hermann Martin Heinrich Levy (1926 – 2006) ihrem Ehemann und emigrierte nach London1), wo Levy kurzfristig eine Professur an der "London School of Economics"1) der " University of London"1) antrat, überwiegend jedoch als Schriftsteller tätig war. Am 2. Juli 1938 wurde die Künstlerin von den "braunen Machthabern" offiziell aus der "Reichstheaterkammer"1) ausgeschlossen. Die Filme, in denen sie mitgewirkt hatte, wurden von den Nazis mit einem Aufführungsverbot belegt und durften in Deutschland sowie später in den besetzten Gebieten nicht mehr öffentlich gezeigt werden.
Während des 2. Weltkrieges engagierte sich der ehemalige Publikumsliebling beim Radio für deutschsprachige Anti-Nazi-Sendungen, wirkte später in Hörfunk-Operetten-Sendungen der BBC1) mit. cyranos.ch notiert, ihr Akzent habe es verhinderte, dass sie ihre Laufbahn vor der Kamera fortsetzen konnte. Nach dem Tod ihres Ehemannes, der im Januar 1949 plötzlich an den Folgen eines Herzinfarktes verstarb, heiratete sie erneut, ließ sich an der englischen Südküste nieder und lebte als Margarethe Sylva E. Ward bis zu ihrem Tode in dem Küstenort Saltdean (Grafschaft Sussex1)) unweit von Brighton1). Der einstige Stummfilm-Star starb, von der Öffentlichkeit weitgehend vergessen, am 15. Juli 1987 im Alter von 87 Jahren in der nahe gelegenen Stadt Lewes1).
Quelle: Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch), cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de
Quelle: 2) www.filmhistoriker.de
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Lizenz Foto Margarete Schlegel (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia)
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