Valerie (auch Valery) Boothby gehörte während ihrer kurzen, intensiven
Filmkarriere zu den Publikumslieblingen der späten Weimarer Republik1). Sie wurde am 18. Oktober 1904*)
(nach anderen Quellen 1906**))
als Wally Drucker in Hamburg1) geboren. Die älteste von drei Töchtern
des Schauspielers und Theaterleiters Ernst Drucker1)
(1856 1918) kam durch ihren Vater bzw. dessen volkstümliches
"Ernst Drucker Theater" schon früh mit der Künstler-Szene in
Berührung. Als den Nationalsozialisten1) bzw.
dem "Amt für
Kunstpflege"1) 1941 auffiel, dass Drucker jüdische Vorfahren
hatte, wurde das Theater in "St. Pauli Theater"1)
umbenannt; seit 30. Mai 2011 prangt nun an der Fassade der Zusatz "Ehemals Ernst Drucker Theater".
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Ab Mitte der 1920er Jahre zeigte sie sich auf der noch stummen
Leinwand und trat unter dem Namen "Boothby" erstmals mit
einer kleinen Rolle in dem von Conrad Wiene1) nach
dem gleichnamigen
Roman1) von Walter Bloem1) gedrehten Streifen "Der krasse Fuchs"1) (1926) in Erscheinung.
Rasch avancierte sie mit weiteren Produktionen zum
Stummfilmstar, wurde meist als "das typische "Flapper Girl"1),
der mondäne Vamp oder die dämonische, männermordende "Femme
fatale"1)*) besetzt.
Parallel dazu trat sie seit 1929 in Berlin an den Bühnen von Victor Barnowsky1)
sowie von Fritz1)
und Alfred Rotter1)
auf.
In seinem Artikel "Ein Stündchen bei Valery Boothby"2) kommt der
Autor ins Schwärmen: "Die Persönlichkeit der Boothby muß auf jeden
modernen Menschen einen starken Reiz ausüben. Ein sehr intelligentes,
beinahe durchgeistigtes, zartes Gesichtchen, mit einem wundervollen, etwas
sinnlichen Mund, einer ebenmäßigen Nase und sehr ausdrucksvollen Augen
wird von braunem Wuschelhaar umrahmt, der schlanke wohlgeformte Körper ruht
auf schönen Beinen, der ästhetische Genuß ihrer Erscheinung wird
besiegelt durch zwei entzückende Hände, die sie harmonisch zu gebrauchen
weiß, daß man ständig darauf schauen möchte."
Foto: Valerie Boothby vor 1929
Urheber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
Quelle: Wikipedia;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Rudolf Biebrach besetzt sie als die kokette Zofe
Klara, die dem tugendhaften Gärtner Adam (Reinhold Schünzel)
in der Komödie "Adam
und Eva"1) (1928) den Kopf
verdreht, obwohl er doch mit Stubenmädchen Anna (Elza Temáry1)) glücklich ist.
In Gustav Ucickys1) Drama "Vererbte
Triebe"1) (1929) mimte sie
als Edmonde die Stiefmutter des Triebtäters und Lustmörders Henry Bourtyne
(Walter Rilla),
für Hans Otto Löwenstein1) war
sie dann erneut an der Seite von Walter Rilla die Protagonistin in dem
Kriminaldrama "Der Monte Christo von Prag"1) (1929).
Es folgte der Part der betrügerischen Erna, zweite Gattin des Bücheragenten
Bruno Hesse (Fritz Odemar), in dem Melodram "Mädchen
am Kreuz"1) (1929) und der
Yvonne, Geliebte des gefeierten Schauspielers Mérone (Gustav Diessl) in
"Der
Mann, der nicht liebt"1) (1929), von Guido Brignone1) gedreht nach dem Roman
"Kean, ou Désordre et génie" von Alexandre Dumas d. Ä.1)
über den berühmten englischen Schauspieler Edmund Kean1).
Zu Valerie Boothbys letzten Arbeiten für den Stummfilm zählte Georg Jacobis,
ebenfalls melodramatische Geschicht "Frauen am Abgrund"4) (1929),
die 1929 von Robert Wohlmuth1) in Szene gesetzte Romanze
"In
einer kleinen Konditorei"1) war noch als Stummfilm gedreht, dann
nachträglich mit einigen Dialogen versehen worden und gelangte am 20. Januar 1930 in die Lichtspielhäuser. Hier zeigte sie sich als die mondäne,
skrupellose Madame Langiere, welche die arglose, mit dem Kaffeehausgeiger André
(Jacques Catelain, 18971965) liierte Kellnerin Suzette (Marion Gerth5)) in ihrem
zwielichtigen Salon für sich arbeiten lässt → Übersicht Stummfilme.
Im Tonfilm konnte sich die Schauspielerin zwar behaupten, wirkte aber nur noch in
wenigen Produktionen mit. So unter anderem mit der weiblichen Hauptrolle in dem von
und mit Harry Piel
realisierten Abenteuer "Er oder ich"1) (1930), ihren letzten
Leinwandauftritt in einem abendfüllenden Spielfilm hatte sie unter der
Regie von Conrad Wiene1)
in dem musikalischen Streifen "So lang' noch ein Walzer vom Strauß erklingt" (1931) als
Tochter des Großfürsten Sergej (Alexander Murski)
neben Gustav Fröhlich als Walzerkönig
Johann Strauss1) und
Hans Junkermann
als Johann Strauss1)
(Vater) → Übersicht Tonfilme.
Foto: Valerie Boothby vor 1929
Urheber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
Quelle:cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Nach der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten emigrierte Valerie Boothby
wegen ihrer jüdischen Abstammung 1933 zunächst nach Frankreich,
sorgte dort gemäß eines kurzen Artikels in "Mein Film"1) (Heft 392, 1933, S. 17) wegen eines
Suizidversuchs für Schlagzeien → anno.onb.ac.at.
"Ende 1933 soll sie, inzwischen wieder geschieden, geplant haben, den
Frankreich-Repräsentanten von "Woolworth"1), Richard Armstrong, zu ehelichen
und reiste zu diesem Zweck mit ihrer Mutter Marie Drucker nach New York." notiert
Wikipedia laut einer Meldung im "Neuen Wiener Journal"1) vom 21. Dezember 1933
(S. 7) → anno.onb.ac.at. Später lebte sie 15 Jahre lang in
Kairo1) (Ägypten). Sie
machte sich einen Namen als Porträt-Malerin neben Bildern von
Persönlichkeiten der ägyptischen Gesellschaft unter anderem auch von dem
"Seeteufel" Felix Graf von Luckner1),
Albert Schweitzer1) und
Theodor Heuss1); es
entstanden zudem Ölbilder bzw. Impressionen aus ihrer Wahlheimat Kairo.
Nach einem Artikel des "Hamburger
Abendblatts" waren bis 6. Dezember 2003 etwa 20 Gemälde und Porträts
aus Boothbys Nachlass zusammen mit Zeitdokumenten, die sich im Besitz von
Boothbys jüngster Schwester Gerda befanden, in einer Ausstellung in den Räumen
der "Hamburger
Volksbühne e.V."1) (Graumannsweg 31) zu sehen. Anschließend wurden
die Bilder zugunsten eines karitativen Zweckes versteigert.
Als Jugendbuchautorin veröffentlichte Valerie Boothby in den 1950er Jahren
Geschichten wie "Der Katzenkapitän: Eine phantastische Erzählung"
und "Knurr und seine Bande oder: Hunde erobern eine Stadt".
1970 ließ sich die Künstlerin in ihrer Geburtsstadt Hamburg nieder, wo sie
ihre letzten Lebensjahre verbrachte; dort starb sie am 14. April 1982
im Alter von 77 Jahren, legt man das Geburtsjahr 1904 zu Grrunde.
In "Die Film-Illustrierte" (Heft 38, Berlin 21.09.1928) wurde ausgeführt, dass Valerie Boothby
bereits mit 16 Jahren geheiratet habe und seit kurzem (also ca. 1928) wieder geschieden
sei.
Laut Kay Weniger1)*) war sie nach ihrem Rückzug
vom Filmgeschäft in Rom mit einem adeligen italienischen Rechtsanwalt
verheiratet und hieß Contessa Valerie Boothby-Colonna.
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Quelle (unter anderem*)):
Wikipedia,
cyranos.ch,
Fotos bei virtual-history.com
sowie filmstarpostcards.blogspot.com
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*) Kay
Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben
".
Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht, Hamburg, ACABUS Verlag 2011,
S. 108
**) Laut Kay Weniger: "Das große Personenlexikon des Films";
IMDb und filmportal.de geben 1906 als Geburtsjahr an.
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) Murnau Stiftung, 4) filmportal.de, 5)
cyranos.ch
2) Reinhold Scharnke in "Die Film-Illustrierte", Heft
38 (Berlin 21.09.1928)
Lizenz Foto Valerie Boothby (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist
gemeinfrei, weil
ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren
Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod
des Urhebers.
Lizenz Standfoto/Szenenfoto aus "Der
Tanzstudent" (1928): Dieses Bild ist gemeinfrei,
da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU
und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung
erlischt.
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Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de; R
= Regie)
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Stummfilme
- 1926: Der krasse Fuchs
(nach dem gleichnamigen
Roman von Walter
Bloem; R: Conrad
Wiene; als Marie)
- 1927: Manege
(R: Max
Reichmann; als die Frau im Nordexpress)
- 1927: Die Frau mit dem Weltrekord
(R: Erich
Waschneck; mit Lee
Parry in der Titelrolle der Schwimmweltrekordhalterin
Lee Forbes; als Weltmeisterin im Schwimmen Mary)
- 1927: Der Sieg der Jugend / Der Hans und die Grete
(R: Fred
Sauer; als ?) → IMDb
- 1928: Das Girl von der Revue
(R: Richard
Eichberg; mit Dina
Gralla in der Titelrolle; als Varieté-Tänzerin Georgette
Laroque)
- 1928: Der Tanzstudent
(R: Johannes
Guter; mit Willy
Fritsch in der Titelrolle und Suzy
Vernon als Ernesta: als deren
Kusine Ina)
- 1928: Angst.
Die schwache Stunde einer Frau (nach der gleichnamiger
Novelle von Stefan
Zweig; R: Hans
Steinhoff;
mit Elga Brink als die mit Rechtsanwalt Dr. Erich Duhan (Henry
Edwards) verheiratete Inge Duhan; Gustav
Fröhlich
als Maler als Francard ; als eine Klientin)
- 1928: Adam und Eva
(R: Rudolf
Biebrach; mit Reinhold
Schünzel (auch Drehbuch mit Alfred
Schirokauer) als der
Blumenhändler/Gärtner Adam Grünau, Elza
Temáry als das Stubenmädchen Anna; als Klara, die Zofe)
→ filmportal.de
- 1928: Ehre deine Mutter (R: Paul
Ludwig Stein; als Else, Tochter von Professor Meingart (Leopold
Kramer))→ IMDb
- 1928: Das letzte Souper / Der Schuß in der großen Oper
(nach dem Roman des Dänen Otto Rung (18741945);
R: Mario Bonnard;
als Gräfin Geschow)
- 1929: Vererbte
Triebe. Der Kampf ums neue Geschlecht (R: Gustav
Ucicky; mit Walter
Rilla in der Hauptrolle
des Triebtäters und Lustmörders Henry Bourtyne; als Edmonde, Henrys Stiefmutter)
- 1929: Rund um die Liebe
(Kompilationsfilm
von Oskar
Kalbus; Archivmaterial)
- 1929: Der Monte Christo von Prag / Um Frauen und Geld
/ Pražký Monte Christo (R: Hans
Otto Löwenstein;
als Mary Orell, Walter Rilla als Ingenieur Fred Born)
- 1929: Die Todesfahrt im Weltrekord
(R: Curt
Blachnitzky; mit Hermann
Stetza als "Salto King", der " kreisende Komet";
als Ellen Montis) → Wikipedia (englisch)
- 1929: Mädchen am Kreuz
(R: Jakob
Fleck und Luise
Fleck; als Erna, die betrügerische zweite Gattin von Bücheragent
Bruno Hesse (Fritz
Odemar), dem Vater von Mary (Evelyn
Holt)) → filmportal.de,
viennale.at
- 1929: Der Mann, der nicht liebt
(nach dem Roman "Kean" von Alexandre
Dumas d. Ä.; R: Guido
Brignone;
mit Gustav
Diessl in der Titelrolle des gefeierten Schauspielers Mérone;
als dessen Geliebte Yvonne)
- 1929: Frauen am Abgrund
(R: Georg
Jacoby; als Lilly Bernd) → Wikipedia (englisch)
- 1930: In einer kleinen Konditorei
(nachträglich mit einigen Dialogen versehen; R: Robert
Wohlmuth;
als die mondäne Madame Langiere)
Tonfilme
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