Sascha Gura hatte Anfang der 1920er Jahre eine kurze, dennoch intensive Karriere als Schauspielerin im Stummfilm. Sie wurde am 9. Juni 1896 in München als Eugenie Theresia Gura in eine traditionsreiche Künstlerfamilie hineingeboren. Ihr Vater Hermann Gura1) (1870 – 1944), der auch unter dem Pseudonym Hermann Andrew auftrat, war ein erfolgreicher Sänger (Bariton), Opernregisseur und Gesangslehrer bzw. Intendant der Berliner "Komischen Oper"2) (1911/12) sowie der "Finnischen Nationaloper"2) in Helsinki2) (1920–1927), die Mutter die russische dramatische Sopranistin Alexandra Mitschinér (1869 – 1909). Der aus Böhmen stammende Großvater bzw. "Königlich bayerische Kammersänger" Eugen Gura2) (1842 – 1906), ausgebildet am "Königlichen Konservatorium" (heute "Hochschule für Musik und Theater") in München, machte sich als "vollendeter Bühnendarsteller, hochgeschätzter Opernsänger", so die zeitgenössischen Angaben, bzw. unter anderem als herausragender Wagner-Interpret (Bariton) einen Namen. Die jüngere Halbschwester Anita Gura2) (1911 – 1978) wurde wie die Mutter bzw. Hermann Guras dritte Ehefrau Annie Gura-Hummel1) (1884 –1964) ebenfalls eine bekannte Sopranistin → Künstlerfamilie Gura.
 

Foto: Sascha Gura ca. 1919–1924
Urheber: Alexander Binder2) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Karte Nr. 294/3
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Sascha Gura ca. 1919-1924; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Karte Nr. 294/3; Lizenz: gemeinfrei
Sascha Gura begann nach einer Ausbildung an der Berliner "Königlichen Hochschule für Musik" (heute "Universität der Künste Berlin"2)) noch während des 1. Weltkrieges eine Karriere als Operetten-Sängerin, feierte ab Anfang der 1920er Jahre auch Erfolge an der Berliner "Komischen Oper". Wikipedia vermerkt: "Die 1920 geschlossene Ehe mit Hermann Karl Rudolf Friedrich von Oppen wurde 1922 wieder geschieden. Sie nannte sich aber weiterhin von Oppen Gura."
  
Zum Film kam Sascha Gura Ende der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und erregte erstmals in Otto Ripperts2) mit Jugendverbot belegtem expressionistischem Streifen "Totentanz"3) (1919; Drehbuch: Fritz Lang2)) Aufsehen. Sie mimte neben Werner Krauss als verkrüppeltem Dr. Sephar eine von dem sadistisch-dämonischen Greis erzogene bildschön-erotische junge Frau bzw. verführerischen Tänzerin, der die Männer verfallen bzw. dann nach dem "Totentanz" durch ihre Hand sterben. Im Verlauf der Handlung kommt es zu einem dramatischen Fluchtversuch (samt Liebhaber) aus der Villa Sephars und zu weiterem Mord und Totschlag → Begründung zum Aufführungsverbot bei difarchiv.deutsches-filminstitut.de (PDF-Dokument). Eine ähnlich gelagerte Rolle war die der Tänzerin Gina, die in Friedrich Wilhelm Murnaus2) als verschollen geltendem Horror-Film "Der Bucklige und die Tänzerin"2) (1920) den alten missgestalteten James Wilton (John Gottowt) abweist, der durch ein tödliches Elixier Rache an Gina bzw. deren Liebhabern übt.
Sascha Gura zeigte sich als Hauptdarstellerin in Produktionen wie dem von Josef Coenen2) gedrehten Streifen "Phantome des Lebens"4) (1919, mit Werner Krauss), drehte bei der Wiener "Astoria-Film"2) mit Regisseur Heinz Hanus2) die Literaturadaption "Wie Satan starb" (1920; Co-Regie: Otto Rippert) nach dem Roman von Artur Landsberger2) und das Adelsdrama "Unter der Knute des Schicksals" (1920), wo sie gleich drei Frauenfiguren darzustellen hatte. Mit Richard Oswalds2) melodramatischen Komödie "Die Liebschaften des Hektor Dalmore"2) (1921) konnte sie – zwar nur mit einer Nebenrolle – an der Seite der Protagonisten Conrad Veidt und Erna Morena beweisen, dass sie nicht nur auf düstere Sujets und Abenteuer festgelegt war. Bis 1925 folgten rund fünfzehn weitere Streifen mit Sascha Gura als weibliche Hauptdarstellerin, darunter auch Harry Piels zweiteilige, sensationsheischende Räuber-Geschichte "Der Fürst der Berge" (1921) mit sich selbst als Titelheld, der von Willy Zeyn sen.2) in Szene gesetzte Zweiteiler "Im Glutrausch der Sinne" (1922) oder "Die Handschrift des Inka" (1925) von Regisseur Gernot Bock-Stieber2) – zugleich ihre letzte Arbeit vor der Stummfilmkamera → Übersicht Stummfilme.
 
Beim Tonfilm konnte Sascha Gura wie etliche ihrer Kolleginnen nicht Fuß fassen, lediglich in dem Historienstreifen "Trenck – Der Roman einer großen Liebe"2) (1932) nach dem Roman "Trenck. Roman eines Günstlings"2) von Bruno Frank2) mit Hans Stüwe in der Titelrolle des Friedrich von der Trenck2) sowie in der Verwechslungs-Komödie "Grüß' mir die Lore noch einmal"5) (1934) wurde sie noch mit kleineren Aufgaben betraut.
Von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft ins Abseits gedrängt, geriet der einstige Stummfilmstar rasch in Vergessenheit. Ihr weiterer Lebensweg liegt im Dunkeln, sie starb am 1. April 1946 mit nur 49 Jahren in Berlin.6)
Quelle (unter anderem): Wikipedia; siehe auch cyranos.ch
Fremde Links: 1) Bayerisches Musikerlexikon online, 2) Wikipedia, 3) filmportal.de, 4) The German Early Cinema Database, 5) Murnau Stiftung
6) Laut Wikipedia mit der Quelle: Landesarchiv Berlin, Sterberegister Standesamt Wilmersdorf, Nr. 1229/1946
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