Die am 16. September 1897 in der damals zur k. u. k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn1) gehörenden Hauptstadt Budapest1) geborene Edith Meller (auch Mèller) konnte auf eine kurze, dennoch intensive Stummfilm-Karriere zurückblicken. Die Tochter eines Mühlenbesitzers verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Pressbaum1) bei Wien, besuchte später eine Wiener Theaterschule und erhielt ein erstes Engagement am traditionsreichen "Theater an der Wien"1).
 
Zum Stummfilm kam Edith Meller Mitte der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und trat erstmals in dem von Georg Jacoby1) (1882 – 1964) inszenierten, pro-bulgarischem Propaganda-Schauspiel "Bogdan Stimoff"1) (1916) mit dem Untertitel "Aus Bulgariens großer Zeit" neben den k. k. Hofburgschauspielern Georg Reimers1) (Titelrolle) und Lotte Medelsky1) (Stimoffs Ehefrau) auf der Leinwand in Erscheinung. Der winzige Part war speziell für sie auf Vermittlung der Ehefrau des ehemaligen Österreich-ungarischen Außenministers Leopold Graf Berchtold1) in das Drama hineingeschrieben worden. Es sollten etliche weitere stumme Produktionen folgen, oft unter der Regie von Georg Jacoby, dessen erste Ehefrau sie ab 20. April 1922 für wenige Jahre wurde.

Foto: Edith Meller vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte Nr. 1724;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Edith Meller vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte Nr. 1724:Lizenz: gemeinfrei
Edith Meller vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte Nr. 1725; Lizenz: gemeinfrei Die attraktive Edith Meller machte hauptsächlich in den Melodramen, aber auch einigen Lustspielen jener Jahre auf sich aufmerksam und gehörte bald zur Riege der einstigen Publikumslieblinge. Sie zeigte sich als Hauptdarstellerin in den überwiegend von Georg Victor Mendel1) (1881 – 1942) in Szene gesetzten (rührseligen) Roman-Verfilmungen der beliebten Autorin E. Marlitt1), so in "Das Geheimnis der alten Mamsell" (1917, → gleichnamiger Roman1)), "Im Hause des Kommerzienrats" (1917), "Die Frau mit den Karfunkelsteinen" (1917), "Das Heideprinzeßchen" (1918, → gleichnamiger Roman1)), "Goldelse" (1918, → gleichnamiger Roman), "Das Eulenhaus" (1918, → gleichnamiger Roman1)), bei "Eine unbedeutende Frau" (1919) nach dem Roman "Im Schillingshof "1) führte Erich Eriksen1) Regie. Mit dem heute weitgehend vergessenen Georg Victor Mendel, der neben Jacoby zu Mellers bevorzugten Regisseuren zählte, sowie Erik Eriksen drehte sie weitere triviale Geschichten bzw. Adaptionen, die aus der Feder der ebenfalls populären Hedwig Courths-Mahler1) stammten – "Die wilde Ursula" (1917), "Ich lasse dich nicht" (1919) und "Hexengold" (1920) – und auch die Vorlagen von Emilie Behrens alias Wilhelmine Heimburg1), die als legitime Nachfolgerin von E. Marlitt und Hedwig Courths-Mahler galt, brachten Mendel bzw. Erich Erksen mit Edith Meller auf die stumme Leinwand, zu nennen sind unter anderem "Lumpenmüllers Lieschen" (1918, → gleichnamige Novelle1)), "Wenn ein Mädchen hübsch ist" (1919) nach dem Roman "Im Wasserwinkel" und "Kloster Wendhusen" (1921). 
  
Foto: Edith Meller vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte Nr. 1725;
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Zudem entstand unter Mendels Regie unter anderem das Drama "Der Antiquar von Straßburg"1) (1918) mit Ludwig Hartau in der Titelrolle, in dem sie als Claire, Tochter der verwitweten Elsässerin Frau Häsli (Vilma von Mayburg2)) bzw. Schwester von Victor (Kurt Vespermann) in Erscheinung trat. Leo Lasko1) besetzte sie beispielsweise in dem Exotik-Abenteuer "Indische Rache"1) (1920) als Partnerin von Harry Liedtke, mit dem sie zudem, wenn auch nur mit einer kleinen Nebenrolle, für Jacobys sechsteilige Detektivkomödie "Der Mann ohne Namen"1) (1921) vor der Kamera stand, gedreht nach dem Bestseller "Peter Voß, der Millionendieb" von Ewald Gerhard Seeliger1).
In Ernst Lubitschs1) Meisterwerk "Die Bergkatze"1) (1921) sah man Edith Meller neben der Stummfilm-Diva Pola Negri als Tochter des Kommandanten der Festung Tossenstein (Victor Janson), in ihren nachfolgenden Produktionen zeichnete sich der allmähliche Niedergang ihrer Popularität ab. In den beispielsweise von Erik Lund1) mit Bruno Kastner inszenierten Dramen "Wenn die Maske fällt" (1922), "Die Lüge eines Sommers" (1922) und "Der bekannte Unbekannte" (1922) tauchte sie dann nur noch mit Nebenrollen auf. Mit Georg Jacoby, der 1940 den Ufa-Star Marika Rökk (1913 – 2004) heiraten sollte, drehte sie noch die Adaption "Das Paradies im Schnee"1) (1923) nach dem Roman von Rudolph Stratz1) und die Detektivgeschichte "Komödianten des Lebens"1) (1924) jeweils mit Bruno Kastner in der männlichen Hauptrolle, sowie die Komödie "Husarenfieber" (1925) – in allen drei Produktionen spielte Jacobys neue Lebensgefährtin Elga Brink die weibliche Hauptrolle.

Foto: Edith Meller vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte Nr. 1712;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Edith Meller vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte Nr. 1712; Lizenz: gemeinfrei
Danach fand sie kaum noch Beschäftigung als Filmschauspielerin, lediglich in Jacobys Melodram "Meineid"1) (1929) mit dem Untertitel "Ein Paragraph, der Menschen tötet" (1929) sowie in der ganz auf seine Protagonisten Siegfried Arno und Kurt Gerron zugeschnittenen Gaunerkomödie "Wir halten fest und treu zusammen"1) (1929) erhielt sie noch einmal kleinere Aufgaben → Übersicht Stummfilme.
 
Mit dem Beginn des Tonfilms war Edith Mellers schauspielerische Karriere nach mehr als vierzig Kinoproduktionen ebenso beendet wie ihre Ehe mit Georg Jacoby – die Scheidung erfolgte am 18. April 1930. Während des Nazi-Regimes wegen ihrer jüdischen Wurzeln mit einem Auftrittsverbot belegt, zog sie sich ins Privatleben zurück und kümmerte sich stattdessen um die Erziehung ihrer 1936 in Berlin geborenen Tochter Edith.*) Wikipedia notiert weiter: "Im Zweiten Weltkrieg, als die Deportationen der Juden aus Deutschland im vollen Gange waren, boten Jacoby und seine damalige Ehefrau Marika Rökk der Verfolgten Unterschlupf in ihrer Villa im Schwarzwald an, die das Ehepaar wenige Jahre zuvor dem nach Amerika emigrierten Filmproduzenten Alfred Zeisler1) abgekauft hatten."
Später verließ Edith Meller Deutschland und emigrierte in die USA, konnte aber auch dort im Filmgeschäft nicht mehr Fuß fassen. Kay Weniger1)*) führt zwar den winzigen Part einer Pilotin in dem von Michael Curtiz1) mit Humphrey Bogart gedrehten Abenteuer "Fahrkarte nach Marseille"1) (1940, "Passage to Marseille") auf, hier wird jedoch in der Internet Movie Database ein Harro Meller (1907 – 1963) genannt. 
Nach Ende des 2. Weltkrieges kehrte Edith Meller nach Berlin zurück, wo sie am 18. Oktober 1953 – knapp vier Wochen nach ihrem 56. Geburtstag – starb. Wie der Lebensweg der einst gefeierten Stummfilm-Darstellerin dazwischen verlaufen war, bleibt im Dunkeln.
Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei filmstarpostcards.blogspot.com
*) Weitere Quelle: Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945 (Metropol, Berlin 2008; S. 247)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) cyranos.ch
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Stummfilme
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