Harry Halm 1927; Urheberr: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikimedia Commons; Ross-Karte Nr. 1399/1; Lizenz: gemeinfrei Der am 17. Januar 1902 in Berlin-Schöneberg1) als Sohn des Schauspielers, Regisseurs und Theaterleiters Alfred Halm1) (1861 – 1951) geborene Harry Halm kam durch seinen Vater schon früh mit der Künstlerszene in Berührung. Als junger Mann entschied er sich ebenfalls für den Beruf des Schauspielers, ließ sich unter anderem von den renommierten Charaktermimen Eduard von Winterstein (1871 – 1961) und Hermann Vallentin (1872 – 1945) entsprechend ausbilden. Ein erstes Engagement erhielt Harry Halm nach Abschluss der Studien 1919 am "Königlichen Schauspielhaus" in Potsdam1), wo er als jugendlicher Liebhaber und Bonvivant besetzt wurde. Wenig später wechselte er nach Hamburg sowie schließlich nach Berlin an das "Lessingtheater"1) und das "Deutsche Künstlertheater"1)
b 1923 machte Harry Halm dann auch auf der noch stummen Leinwand als Charmeur und adretter Frauenheld in zahlreichen Produktionen Karriere. "Ich kann mir nichts Schöneres denken als Filmen. Man muß allerdings das Glück haben, die passende Rolle zu erhalten und denjenigen Regisseur zu finden, von dem man richtig verstanden wird, und dem es infolgedessen gelingt, seine Schauspieler richtig zu führen und herauszubringen."*) sagte Harry Halm einmal über seine Tätigkeit als Filmschauspieler.
  


Foto: Harry Halm 1927
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons; Ross-Karte Nr. 1399/1
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Erste Erfahrungen vor der Kamera hatte Halm bereits als 18-Jähriger in dem von seinem Vater inszenierten Historienstreifen "Der galante König"2) (1920) als Graf Moritz von Sachsen1) sammeln können, illegitimer Sohn des von Rudolf Basil3) dargestellten sächsischen Kurfürsten Friedrich August1), genannt "August der Starke", und dessen Mätresse Maria Aurora Gräfin von Königsmarck1) (Eva Speyer). In den nachfolgenden Jahren trat er nun mit Haupt- und prägnanten Nebenrollen überwiegend in Komödien, Romanzen oder melodramatischen Geschichten in Erscheinung, die zwar unterhaltsam waren, dennoch meist nicht nachhaltig in die Stummfilm-Geschichte eingingen.
Man sah ihn beispielsweise in Paul Merzbachs1) Verfilmung "Das Geheimnis der alten Mamsell"1) (1925) nach dem gleichnamigen Roman1) der beliebten Autorin E. Marlitt1) als den charakterschwachen Sohn des Konsuls van Dekker (Hans Mierendorff) und dessen Gattin Regine (Julia Serda) an der Seite der Protagonisten Marcella Albani (Felicitas) und Frida Richard (Dortje van Dekker, die alte Mamsell), in der heiteren Literatur-Adaption "Die sieben Töchter der Frau Gyurkovics"1) (1927) mimte er den folgsamen Sohn Toni Gyurkovics, der von seiner Mutter dazu auserkoren ist, eine der hübschen Töchter seiner Tante (Lydia Potechina) zu heiraten, sich aber bereits anders entschieden hat. In der von Richard Eichberg1) nach der Operette/dem Lustspiel von Hans Sturm1) und Hans Bachwitz (1982 – 1927) in Szene gesetzten Verwechslungs-Romanze "Liebe und Trompetenblasen" (1925), im Untertitel als "eine lustige Begebenheit aus dem heiteren Wien vergangener Tage" angekündigt, spielte er als Leutnant Karl Edler von Eppenstein bzw. Film-Vetter von Harry Liedtke erstmals an der Seite der jungen Lilian Harvey, mit der er in den folgenden Jahren mehrfach vor der Kamera stand: So als Prinz Arnulf in Erich Schönfelders1) Lustspiel "Prinzessin Trulala"1) (1926) und in der ebenfalls von Schönfelder in Szene gesetzten witzigen Geschichte "Vater werden ist nicht schwer…"2) (1926), wo er als Abenteurer Lord Douglas Fairfax das Herz der Millionärstochter Harriet (Harvey) eroberte. Richard Eichberg drehte nach der auf dem Theaterstück "Der Weg zur Hölle" von Gustav Kadelburg1) basierrenden Operette von Hugo Hirsch1) (Musik) und Arthur Rebner1) (Libretto)  mit Lilian Harvey den Streifen "Die tolle Lola" (1927), die als Tänzerin Lola Cornero den Varietédirektoren Bendler (Harry Halm) und Dornwald (Hans Junkermann) den Kopf verdrehte, in Victor Jansons Adaption "Eheferien" (1927) nach dem Bühnenstück "Eheringe" von Hans Sturm1) tauchte er als Violin-Virtuose bzw. Ehemann der Harvey auf. Zu Halms Auftritten neben Lilian Harvey während der Stummfilm-Ära gehörte weiterhin die abenteuerlichen Romanze "Wenn du einmal dein Herz verschenkst"1) (1929) nach dem Roman "Der Vagabund vom Äquator" von Ludwig von Wohl1) sowie die turbulente Literaturverfilmung "Adieu Mascotte"1) (1929) nach einer Novelle von Michael Linsky. In der Kriminalkomödie "Ihr dunkler Punkt"1) (1929) kam mit Willy Fritsch auch ein Schauspieler zum Einsatz, der ebenfalls in einigen der genannten Stummfilme neben Lilian Harvey agiert hatte und vor allem im Tonfilm mit ihr Furore machen sollte, galten beide doch als "das Traumpaar". Im Gegensatz zu Fritsch konnte Harry Halm diesen unvergessenen Ruhm nicht erringen, trotz seines guten Aussehens fehlte ihm wohl das Charisma eines Willy Fritsch.
Harry Halm zeigte sich bis Ende der 1920er Jahre jedoch auch an der Seite anderer populärer weiblicher Darstellerinnen, etwa unter der Regie von Friedrich Zelnik mit dessen Ehefrau Lya Mara in dem Lustspiel "Heut tanzt Mariett"1) (1928), mit La Jana in "Der Ladenprinz"1) (1928) nach dem Roman von Kurt Münzer1) – hier mimte er die titelgebende Figur –, mit Jenny Jugo in "Die blaue Maus"1) (1928) oder mit Liane Haid in "Zwei rote Rosen"1) (1928), wo er als der verwöhnte Industriellen-Sohn Hans Eriksen in Erscheinung trat. Das "Tagblatt"1) (18.04.1929,   → anno.onb.ac.at) urteilte: "Liane Haid spielt das entzückende Blumenmädel mit all ihrer bezaubernden Natürlichkeit und Schalkhaftigkeit, vortrefflich von ihren Partnern Harry Halm und Oskar Marion im glänzenden Zusammenspiel unterstützt."  → Übersicht Stummfilme.
  

Filmplakat zu "Die blaue Maus" (1928)
Regie: Johannes Guter1)
Entwerfer: T Monogrammist1),
Druckerei: August Scherl1), 1928
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der
Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Rechteinhaber/© ÖNB/Wien
Bildarchiv Austria (Signatur: PLA16301908)

Filmplakat zu "Die blaue Maus" (1928); Regie: Johannes Guter; Entwerfer: T Monogrammist, Druckerei: August Scherl, 1928; Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Rechteinhaber/Copyright ÖNB/Wien; Bildarchiv Austria (Signatur: PLA16301908)
Bei der von Richard Eichberg mit Dina Gralla, Harry Halm und und Paul Morgan in den Hauptrollen inszenierten deutsch-britischen Co-Produktion "Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht?"1) (1929) handelte es sich dann um ein als Stummfilm gedrehtes und nachträglich synchronisiertes Lustspiel. Schon mit seinem ersten (richtigen) Tonfilm, Gustav Ucickys1) Curt Goetz-Verfilmung bzw. der Komödie "Hokuspokus"1) (1930) mit Lilian Harvey und Willy Fritsch, rückte er in die hintere Reihe und musste sich mit der Rolle des Gerichtsreferendars Kolbe zufrieden geben. Auch in den nachfolgen Filmen wurde Halm nur noch mit Nebenrollen besetzt. Zu nennen sind unter anderem der Oberleutnant Paul von Ramberg  in dem Melodram "Rosenmontag"1) (1930) nach dem gleichnamigen Bühnenstück1) von Otto Erich Hartleben1) mit Lien Deyers und Mathias Wieman, der Student Fred in "Der wahre Jakob"1) (1931) nach dem Schwank von Franz Arnold1) und Ernst Bach1) oder der Freund von Mabel (Dorothea Wieck) in der musikalischen Komödie "Ein toller Einfall"1) (1932) nach dem Bühnenstück von Carl Laufs1), gedreht von Kurt Gerron mit Willy Fritsch in der Hauptrolle des Kunstmalers Paul Lüders.
Mit der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten war Harry Halms Leinwandkarriere faktisch zunächst beendet und er erhielt – wie übrigens auch sein Vater – "aus rassischen Gründen" keine Filmangebote mehr. Er emigrierte nach Österreich, betrieb in Wien zeitweilig (ab Mai 1936) eine Bar namens "Top Hat", (angelehnt an den gleichnamigen Tanzfilm-Klassiker1) von 1935 mit Fred Astaire) und arbeitete zum Jahresbeginn 1938 als Verkäufer eines Tabakwarengeschäfts (dort "Trafik"1) genannt). Offensichtlich blieb er den gesamten 2. Weltkrieg über in Wien, eine Abmeldung Halms in Wiens Melderegister liegt nicht vor.**) Wikipedia notiert: "blieb auch nach dem "Anschluss Österreichs"1) von den Nazis unbehelligt, da er unauffällig als Mechaniker in einer Werkstatt arbeitete."
  
Erst nach Ende des 2. Weltkrieges versuchte Harry Halm wieder im Filmgeschäft Fuß zu fassen, trat in den 1950er Jahren jedoch nur noch mit kleinen bis kleinsten Rollen sporadisch in Unterhaltungsstreifen wie "Die Försterchristl"1) (1952) oder "Königswalzer"1) (1955) in Erscheinung. Seine letzten Arbeiten vor der Kamera waren der Kino-Klamauk "Der kühne Schwimmer"1) (1957) nach dem Schwank von Franz Arnold1) und Ernst Bach1) mit Gunther Philipp sowie 1964 zwei Auftritte in TV-Produktionen → Übersicht Tonfilme.
Danach zog sich Harry Halm endgültig ins Privatleben zurück. Erwähnt werden sollte noch, dass sich der Schauspieler auch als Drehbuch-Schreiber versuchte und gemeinsam mit Horst Budjuhn1) und Erik Charell1) das Script zu der von Willi Forst inszenierten Operetten-Verfilmung "Im weißen Rößl"1) (1952) schrieb.
 
Harry Halm starb – von der Öffentlichkeit vergessen – am 22. November 1980 im Alter von 78 Jahren in München1).
Seit 1925 war er mit der Arzttochter Elisabeth Berta Hildegard Reyher verheiratet, 1936 wurde die Ehe geschieden.4) 
Quellen (unter anderem**)): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
*) Aus: "Filmkünstler: Wir über uns selbst", Hrsg. Dr. Hermann Treuner, Sibyllen Verlag, Berlin 1928
**) Weitere Quelle: Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …". Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945: Eine Gesamtübersicht (Verlag Acabus, 2011, S. 230)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) cyranos.ch
4) Laut Wikipedia: Standesamt Wilmersdorf, Heiratsurkunde Nr. 727/1925
Lizenz Foto Harry Halm (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
    
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, cyranos.ch, Murnau Stiftung, 
felix-bloch-erben.de, fischer-theater.de, Die Krimihomepage; R = Regie)
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