Auch wenn Cilly Feindt in den 1920er Jahren eher als Artistin
bzw. Kunstreiterin Furore machte, soll sie dennoch nicht bei den
deutschsprachigen Stummfilm-Darstellerinnen fehlen. Am 8. April 1909 in Berlin als Tochter
des wohlhabenden Unternehmers Wilhelm Feindt
geboren, der unter
anderem in Berlin eine Film-Verleihfirma
sowie in Frankfurt/M die "Saalburg-Lichtspiele" betrieb,
entdeckte Cilly Feindt schon als Kind ihre Leidenschaft für die
Reiterei.
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"Im Alter von neun Jahren, da sich andere Mädchen mit den schweren Problemen des Rechnens und fremder Sprachen
abplagen müssen, entdeckte ich in mir die Liebe zur Reitkunst. Schon nach Ablauf von drei Jahren, als ich zwölf
Jahre alt war, gab es kaum ein Pferd, das ich nicht imstande war, zu meistern."
ließ sie einmal selbst die Öffentlichkeit wissen.*)
Ausgebildet zur klassischen Reiterin von Karl Hess, einem bekannten
Schulreiter des "Circus Paul Busch"1),
trat das blonde, zierliche Mädchen bereits im Alter von 14 Jahren
im "Circus Paul Busch"
auf, gastierte mit Pferdenummern an der Berliner "Scala"1)
und im Varieté "Wintergarten"1),
avancierte auch bei Gastspielreisen mit ihren Pferd Nestor
bzw. ihren Nummern zum Star in der Manege.
Dieser Erfolg ließ die Filmproduzenten auf Cilly Feindt aufmerksam
werden, mit Adolf Gärtners1) stummem Streifen "Die
Zirkusprinzessin" (1925) nach der gleichnamigen
Operette1)
von Emmerich Kálmán1) (Musik)
bzw. den Libretti von Julius Brammer1) und
Alfred Grünwald1) wurde die erst 16-Jährige nun auch
einem breiteren Publikum bekannt. "Reitsport ist für mich die liebste Beschäftigung, aber noch schöner ist es,
wenn ich auf dem Rücken meines Pferdes
über die Leinwand rasen kann, umjubelt von dem großen Publikum der Welt."*)
sagte sie zu ihrer neuen Rolle als Filmschauspielerin.
Foto: Cilly Feindt ca. 1927/28
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: www.flickr.com
bzw. filmstarpostcards.blogspot.de;
Ross-Karte Nr. 1900/1
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Neben ihren Auftritten in der Manege trat Cilly Feindt in weiteren
stummen Produktionen auf, in denen sie ihre Reitkünste zeigen konnte.
So unter der Regie von Romano Mengon (1886 ?) in "Der
Feldmarschall" (1927) an der Seite von Harry Liedtke und
als Partnerin von Werner Pittschau in
"Ein Mordsmädel" (1927; Regie: Sidney Morgan1)). Im darauffolgenden Jahr tauchte sie mit ihrem Pferd
Nestor in Hans Otto Löwensteins1) Melodram "Betrogene
Unschuld" (1928) auf, als Victor Janson erneut "Die
Zirkusprinzessin"1) (1929 mit Harry Liedtke
als Rittmeister Prinz Fedja Palinski alias Kunstreiter "Mister X"
und Hilda Rosch2) als Prinzessin Fedora auf die Leinwand brachte,
gehörte Cilly Feindt als Kunstreiterin zur Besetzung
In den folgenden Jahren wechselte sie zwischen ihren Karrieren als Filmschauspielerin und Artistin,
absolvierte Tourneen in Europa, Nord- und Südamerika. Der britische
Zirkusbesitzer Bertram Mills
(1873 1938) soll von ihren Fähigkeiten so beeindruckt gewesen sein,
dass er sie im Winter 1931/32 für seine berühmte Live-Show im Londoner
" Olympia"1)
engagierte und Cilly Feindt als "die größte Kunstreiterin aller
Zeiten" ankündigte.
Foto: Cilly Feindt im September 1928 mit Hermelinschal und Hund
Historische Originalbeschreibung: Das große
Herbst-Auto-Turnier
des Automobil-Clubs! Die bekannte Kunstreiterin
Cilly Feindt
als Zuschauerin im Stadion während des Blumen-Korsos.
Quelle: Deutsches
Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-06577;
Fotograf: Unbekannt / Datierung: September 1928 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz
wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 102-06577
bzw. Wikimedia Commons
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Eine Hauptrolle spielte Cilly Feindt in ihrem ersten Tonfilm, dem von Leo Mittler1) inszenierten Melodram "Der Sprung ins Nichts" (1932) mit
Aribert Mog als Partner,
zeigte ihr reiterisches Können in Hans Deppes1)
Paul Keller1)-Adaption "Ferien vom Ich"3) (1934) und in
dem von Werner Hochbaum1)
in Szene gesetzten musikalischen Zirkusfilm "Leichte
Kavallerie"1) (1935) nach dem Roman "Unterwegs zur
Heimat" von Heinz Lorenz-Lambrecht1), mit
dem Marika Rökk ihre Filmkarriere in Deutschland
startete.
Bald darauf verließ Cilly Feindt Deutschland, ging auf ausgedehnte Tourneen durch
halb Europa und konnte auch in den USA bzw. New York das Publikum begeistern.
Mit Ausbrechen des 2. Weltkrieges musste Cilly Feindt ihre Karriere
unterbrechen und nahm erst nach Kriegsende ihre Arbeit als Kunstreiterin beim
"Zirkus Althoff"1)
wieder auf, gehörte dann zwischen 1948 und 1951 zu den Künstlern des US-amerikanischen
Unternehmens "Ringling Brothers Circus"1), mit
dem sie durch Kanada und die USA tingelte und zu den Attraktionen der
Vorstellungen zählte. Wie DER SPIEGEL (13/1948) damals berichtete, war sie mit ihrer Mutter, fünf Pferden und ihrem Wohnwagen
von Bremen aus per Schiff nach New York gereist, wo sie am 2. April 1948 im
"Madison Square Garden"1) ihren ersten Auftritt hatte.
Foto: Cilly Feindt vor 1929
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: cyranos.ch;
Ross-Karte Nr. 2061/1
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Anfang der 1950er Jahre beendete Cilly Feindt ihre Karriere als Kunstreiterin, ließ sich in
Kalifornien nieder, widmete sich ihren Pferden und arrangierte Tourneen für andere Artisten-Kollegen. Nach mehr als zwei
Jahrzehnten ließ sie sich noch einmal vor die Kamera locken und zeigte
sich in
dem von Vincente Minnelli1)
nach dem Roman "Gigi" von Colette1)
gedrehten Film-Musical "Gigi"1) (1958) neben
den Protagonisten Leslie Caron (Gigi),
Maurice Chevalier (Honoré Lachaille)
und Louis Jourdan (Gaston Lachaille)
mit einem kleinen Auftritt als Reiterin. Vincente Minnelli ließ sie dann vier
Jahre später in seinem Melodram "Zwei Wochen in einer anderen Stadt"1) (1962,
"Two Weeks in Another Town")
als "Lady Godiva" durch die
Stadt reiten → Übersicht Filmografie.
Die einst gefeierte Kunstreiterin Cilly Feindt, die auch auf der Leinwand trotz
ihrer überschaubaren Auftritte nachhaltige Spuren hinterließ, starb am 21. August 1999 im Alter von
90 Jahren in Los Angeles1) (Kalifornien).
Foto: Cilly Feindt vor 1929
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com;
Ross-Karte Nr. 3869/1
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Über ihr Privatleben ist so gut wie nichts bekannt, laut des Berliner Publizisten
Volker Kluge1)
bzw. dessen Buch "Max Schmeling. Eine Biographie in 15 Runden" (2004) soll Cilly Feindt Mitte der 1920er Jahre zeitweilig eine
kurze Beziehung
mit der Box-Legende Max Schmeling
(1905 2005) gehabt haben → Artikel "Die Kunstreiterin und der Flirt auf dem Atlantik"
bei www.welt.de.
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Quellen (unter anderem): Wikipedia,
cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com,
filmstarpostcards.blogspot.com
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*) Aus:
"Filmkünstler: Wir über uns selbst", Hrsg. Dr. Hermann
Treuner, Sibyllen Verlag, Berlin 1928
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) cyranos.ch, 3) filmportal.de
Lizenz Foto Cilly Feindt (Urheber: Alexander Binder):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche
Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
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Filme
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