Die am 7. Dezember 1899 in Albano Laziale nahe der
italienischen Hauptstadt Rom als Aida Maranca geborene Marcella Albani
hinterließ vor allem im deutschen Stummfilm nachhaltige Spuren und
verkörperte in zahlreichen Produktionen meist elegante südländische Schönheiten.
Ihr Vater Oreste Maranca, Besitzer eines beliebten Gasthauses
in Trastevere1) (Stadtteil von Rom), schickte seine Tochter auf ein
Gymnasium., welches sie bereits mit 14 Jahren verließ. Schon früh
interessierte sich Tochter Aida für die Schauspielerei, vergötterte
nach eigenen Angaben*)
die berühmte Theater-Heroine Eleonora Duse (1858 1924)
und wollte die "kleine Duse des Films" werden. Zunächst
gegen den Willen der Eltern durfte sie die 16-Jährige dann eine
schauspielerische Laufbahn einschlagen, lernte kurz darauf den römischen Adligen
Guido Parisch1) (1885 1968) kennen, der seit einigen Jahren als Schauspieler und Regisseur in der
aufstrebenden Filmbranche tätig war und später auch ihr erster Ehemann
wurde.*)
Dieser drehte nun mit der
attraktiven jungen Frau unter dem Namen "Marcella Albani" ab 1919 bei der
Turiner Produktionsfirma "Societŕ Anonima Ambrosio" diverse
stumme Streifen, besetzte sie als Hauptdarstellerin in
Melodramen und Abenteuern. Die Kritiker reagierten durchweg positiv
auf das neue Talent, so pries beispielsweise der "La rivista
cinematografica" (10.09.1923) nach ihrem Auftritt in
"Amore in fuga" (1921) ihre "graziöse Gestalt",
ihr "sympathisches Gesicht",
ihre "feinsinnige und sensible Darstellung"**).
Foto: Marcella Albani um 1928
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons bzw. Wikipedia;
Ross-Karte Nr. 1932/1
von filmstarpostcards.blogspot.de;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Als die italienische Filmindustrie Anfang
der 1920er Jahre in eine Krise geriet und auch die
"Ambrosia" Bankrott anmelden musste, ging Guido Parisch 1923 mit Marcella Albani nach Berlin
und konnte hier, nun unter dem Namen "Guido Schamberg", die erfolgreiche
Arbeit mit seiner Protagonistin fortsetzen.
"Frauenschicksal" (1923) und "Im Rausch der Leidenschaft" (1923)
hießen die ersten Produktionen des Gespanns Parisch/Albani mit denen die
bildhübsche Italienerin nun auch in
Deutschland Erfolge feierte und zum Star avancierte.
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Sie selbst ließ
ihr Publikum einmal wissen: "Viele, viele Filmrollen hat man mir gegeben,
nicht immer sind sie gut durchgearbeitet und geben genügende
Spielmöglichkeiten. Psychologisch interessante Rollen, aus denen etwas
herauszuholen ist, in denen ich ganz und gar aufgehen und die Zuschauer zum
stärksten Miterleben zwingen kann so etwas reizt mich im Film! Dann will
ich gern alles Wertvolle hergeben, was in mir steckt, um Menschen zu
gestalten, keine Puppenfiguren!"*)
Sie zeigte sich an der Seite der männlichen Publikumslieblinge jener Jahre,
tauchte unter der Regie von Parisch mit Alfred Abel in "Das Spiel
der Liebe" (1923) auf, in "Guillotine"1) (1924) mit
Willy Fritsch und Hans Albers. Sie gründete ihre eigene "Marcella Albani
Film GmbH", dessen Direktor Guido Parisch kurzzeitig wurde
sowie als "Guido Schamberg" zudem in einigen deutschen Stummfilmen schauspielerisch aktiv war;
1926 trennten sich die Wege von Guido Parisch und
Marcella Albani.
Die Schauspielerin stand nun für andere renommierte Regisseure wie Friedrich Zelnik,
Paul Merzbach1),
Victor Janson oder
Joe May1) vor der Kamera, drehte auch in
Frankreich, der Tschechoslowakei und Österreich. Für Paul Merzbach
mimte sie beispielsweise die junge Felicitas, die von Konsul van Dekker
(Hans Mierendorff)
in "Das Geheimnis der alten Mamsell"1) (1925),
der (rührseligen)
Verfilmung des gleichnamigen
Romans1) der beliebten Autorin E. Marlitt1),
in dessen Haus aufgenommen wird und in der alten Mamsell Dortje van Dekker (Frida Richard) eine gütige Vertrauensperson findet.
Foto: Marcella Albani ca. 1925/26
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons; Ross-Karte Nr. 840/4
von www.flickr.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
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"Albani hat mit ihrer zurückhaltenden und spontanen Darstellung sofort
Erfolg. Ihre warme, entspannte mediterrane Schönheit und elegante Erscheinung
in Haltung und Kleidung gestatten es ihr, auch Kostümrollen oder die pathetische
"Alte Mamsell" aus dem Marlitt-Roman zu spielen." notiert
"CineGraph".**)
Victor Janson besetzte sie als Jana, Gattin des Staatssekretärs Karel van Lysseweghe (Walter Rilla), neben Mady Christians
(Gonda van der Loo) in
"Die geschiedene Frau"1) (1926) nach
der gleichnamigen Vorlage von
Leo Fall1), oder Joe May in dem,
nach dem Roman "Dagfin, der Schneeschuhläufer" von Werner Scheff1) gedrehten, melodramatischen Krimi "Dagfin"1) (1926),
wo sie als die geschiedene Lydia Boysen in die Machenschaften eines türkischen Generals
(Ernst Deutsch)
geriet und nach einem Mord an ihrem Ex-Mann (Alfred Gerasch) zunächst ihrer
Liebe zu dem Ski-Lehrer Dagfin Holberg (Paul Richter) entsagen muss.
Den Höhepunkt ihrer Karriere in Deutschland erreichte Marcella Albani
zwischen 1927 und 1929, allein in diesen drei Jahren entstanden rund
20 Produktionen, in denen sie mit Hauptrollen auf der stummen Leinwand zu
bewundern war. So unter anderem als die verwitwete Marchesa in dem Melodram "Das Geheimnis des
Abbé X"1) (1927) neben Wilhelm Dieterle
(auch Regie, Drehbuch), der ebenfalls ihr Partner in Rudolf Walther-Feins1)
Adaption "Liebesreigen"1) (1927)
nach dem Roman "Kämpfer" von Ernst Klein1) war.
Foto: Marcella Albani zwischen 1919 und 1924
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons;
Ross-Karte Nr. 538/1
von rosscards.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Vermutlich wegen der Sprachschwierigkeiten konnte Marcella Albani in
Deutschland im Tonfilm nicht richtig Fuß fassen, sie ging zurück nach
Italien und stand dort noch für einige Produktionen vor der Kamera. Lediglich
in der von Géza von Bolváry1)
mit Gustav Fröhlich und
Sybille Schmitz gedrehten Romanze "Stradivari"2) (1935)
sowie in dem von und (Regie) mit Luis Trenker
nach dem Roman "Gold" von Blaise Cendrars1) realisierten
Biopic "Der
Kaiser von Kalifornien"1) (1936), der
romantisierenden und dramatisierenden Biografie über den kalifornischen
Siedler Johann August Sutter1)
(Trenker), tauchte sie noch einmal mit Nebenrollen in
deutschen Kinofilmen auf. Ihre laut filmportal.de
ausgewiesene Mitwirkung in der Komödie "Ein
bezaubernder Schwindler"1) (1949)
scheint nicht gesichert → Übersicht Tonfilme.
Marcella Albani widmete sich verstärkt der Schriftstellerei, veröffentlichte einige Romane wie
"Glauca" oder "l'amata l'innamorata", der in deutscher Sprache als
"Liebelei und Liebe" erschien. Ihr Buch "La cittŕ dell'amore"
wurde 1934 mit der Autorin in der Hauptrolle von Regisseur Mario Franchini1) (1901 ?) verfilmt,
der seit 1931 zweiter Ehemann des
einstigen Stummfilmstars war; aus der Verbindung ging ein Kind hervor.
Nach ihrem Rückzug vom Filmgeschäft lebte Marcella Albani mit
Mann und Kind in einer Villa an der ligurischen1)
Küste sowie nach Kriegsende in Bad Godesberg1),
da Franchini in der Bundesrepublik als italienischer Pressekorrespondent tätig war.
Die einstige Stummfilm-Diva Marcella Albani starb am 11. Mai 1959 im Alter von nur 59 Jahren in
Wiesbaden1) (nach anderen Quellen
(u.a. "CineGraph") in Bad Godesberg)
an den Folgen einer Tumor-Erkrankung.
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Quellen (unter anderem*)): Wikipedia,
cyranos.ch
sowie
CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film (Lg. 19) Fotos
bei virtual-history.com
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*) Aus:
"Filmkünstler: Wir über uns selbst", Hrsg. Dr. Hermann
Treuner, Sibyllen Verlag, Berlin 1928
**) CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film (Lg. 19)
Fremdfe Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Lizenz Fotos Marcella Albani (Urheber: Alexander Binder):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche
Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia; R = Regie)
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Stummfilme (Auszug)
- 19191924: Filme von (Regie) Guido
Parisch/Parish (in Deutschland: Guido Schamberg)
- 1919: L'amplesso della morte → IMDb
- 1920: Salvator → IMDb
- 1921: La Madonna della robbia → IMDb
- 1921: L'immortale → IMDb
- 1921: La figlia delle onde → IMDb
- 1921: Bufera → IMDb
- 1921: Amore in fuga (Co-Regie: Ermanno Geymonat (18931925)) → IMDb
- 1922: Ferro di cavallo (Co-Regie: Dante Cappelli (18661948)) → IMDb
- 1922: La sposa perduta (Co-Regie: Achille Consalvi) → IMDb
- 1922/23: Frauenschicksal
- 1923: Im Rausch der Leidenschaft (auch Produktion) → IMDb
- 1923: Das Spiel der Liebe (als
Marcella; auch Produktion)
- 1924: Guillotine
(als Marie sowie deren Mutter; auch Produktion) → filmportal.de (Foto)
- 1921: La routa del falco (R: Luigi Maggi (18671946)) → IMDb
- 1925: Briefe, die ihn nicht erreichten
(nach dem Roman von Elisabeth
von Heyking; R: Friedrich
Zelnik;
als Elena, Gattin von Konsul Werner Gerling (Albert
Bassermann); Kurzinfo: In Briefen wird die unerfüllt
gebliebene Liebe einer Deutschen lebendig, die meist in den USA lebt. Adressat ist ein Forscher, der in China
alte Handschriften sammelt. Die Frau erfährt zuletzt, dass der Mann, dem sie ein Jahr lang nach Schanghai
geschrieben hat, gestorben ist und die Briefe nie erhalten hat. Ein Nachwort des Bruders der Briefeschreiberin
berichtet vom Tod der Verfasserin. (Quelle: www.wissen.de))
- 1925: Das Geheimnis der alten Mamsell
(nach dem gleichnamigen
Roman von E.
Marlitt; R: Paul
Merzbach;
mit Frida
Richard als Dortje van Dekker, die alte Mamsell; als Felicitas,
die im Hause des Konsul van Dekker (Hans
Mierendorff)
und dessen Gattin Regine (Julia
Serda) aufgenommen wird)
- 1926: Die Flucht in den Zirkus
(R: Mario
Bonnard, Guido Schamberg; als Wera, eine Revolutionärin) → filmportal.de (Foto)
- 1926: Die geschiedene Frau
(nach der gleichnamigen Vorlage von Leo
Fall; R: Victor
Janson; als Jana, Gattin des
Staatssekretärs Karel van Lysseweghe (Walter
Rilla))
- 1926: Dagfin
(nach dem Roman "Dagfin, der Schneeschuhläufer" von Werner
Scheff; R: Joe
May; mit Paul
Richter als
als Skilehrer Dagfin Holberg; als die soeben von ihrem Mann (Alfred
Gerasch) geschiedene Lydia Boysen) → filmportal.de
- 1927: Da hält die Welt den Atem an
(nach dem Roman "Schminke" von Guido Kreutzer; R: Felix
Basch (auch Kino-Musik);
als die bekannte Mimin Adda van Royt) → filmportal.de
- 1927: Liebesreigen / Der Kämpfer
(nach dem Roman "Kämpfer" von Ernst
Klein; R: Rudolf
Walther-Fein; als Olga,
zweite Ehefrau von Präsident Hessenberg (Hans
Mierendorff))
- 1927: Der Fluch der Vererbung
(R: Adolf
Trotz; als Olga Römer, einst Verlobte von Dr. Münchow (Carl
de Vogt),
jetzt Ehefrau des sehr deutlich älteren Bankiers Hartmann (Leopold
von Ledebur))
- 1927: Das Geheimnis des Abbé X / Der Mann der nicht lieben darf
(von (Regie/Drehbuch) und mit Wilhelm
Dieterle als Abbé;
als dessen Schwägerin, die verwitwete Marchesa) → filmportal.de
- 1927: Fürst oder Clown
(nach dem Roman von Maurice
Dekobra; R: Alexander
Rasumny; als Lydia; mit Ralph
Arthur Roberts
als Prinz Hektor von Phrygien)
- 1928: Die Pflicht zu schweigen
(nach dem Roman von Friedrich Werner van Oestéren;
R: Carl
Wilhelm; als Maria Harp) → IMDb
- 1928: Die Dame in Schwarz
(R: Franz
Osten; als Prinzessin Nedelkoff alias Frau Bennigsen)
- 1928: Geheimnisse des Orients
(R: Alexander
Wolkoff; als Sobeide, die Lieblingsfrau des Sultans
Schariah
(Dimitri Dimitrieff (18701947)) → Murnau Stiftung,
filmportal.de
- 1928: Das letzte Souper
/ Der Schuß in der großen Oper (nach dem Roman des Dänen Otto Rung (18741945);
R: Mario Bonnard;
als Viola Suroff)
- 1928: Hingabe
/ Vergib uns unsere Schuld (R: Guido
Brignone; als die Frau)
- 1928: Der Kampf ums Matterhorn
(nach einer Idee von Arnold
Fanck und dem gleichnamigen Tatsachenroman von
Carl
Haensel über die Erstbesteigung
des Matterhorns;
R: Nunzio
Malasomma, Mario
Bonnard; als Felicitas,
Ehefrau des von Luis
Trenker dargestellten Anton
Carrel; Peter
Voß als Edward
Whymper))→ filmportal.de,
stummfilm.at
- 1929: L'évadée (nach dem Theaterstück "Le secret de Délia"
von Victorien
Sardou; R: Henri Ménessier;
als Délia Fitzbury, Werner
Fuetterer als John Fitzbury) → IMDb
- 1929: Sensation im Wintergarten
(nach einer Filmnovelle von Angus
MacPhail, basierend auf "Their Son" von A. Elton;
R: Gennaro
Righelli; als ?) → IMDb
- 1929: Die Sünde einer schönen
Frau / Hříchy lásky (nach dem Bühnenstück von Václav Wasserman (18981967);
R: Karel Lamač; als
Soňa Kristenová, Ehefrau von Schauspieler
Ivan Kristen (Josef
Rovenský))
- 1929: Anschluss um Mitternacht
(nach dem Lustspiel "Le greluchou délicat" von Jacques
Natanson;
R: Mario
Bonnard; als Liane)
- 1929: Sturmflut der Liebe
(R: Martin
Berger; als Ileana, die Tochter des Müllers (Ion Brezeanu (18691940))
- 1929: Vertauschte Gesichter
(nach einer Vorlage von Paul Rosenhayn;
R: Rolf Randolf;
als Karin Nansen)
- 1930: Das Erlebnis einer Nacht
(UA: 26.02.1930; R: Guido
Brignone; als Baronin Ileana Stardza, Igo
Sym als André Lebrun)
- 1930: Masken
("Stuart
Webbs"-Detektivreihe; mit Karl
Ludwig Dieh als Stuart Webbs; UA: 04.03.1930;
R: Rudolf
Meinert; als Elynor, Verlobte von Bankier Clifford (Charles
Willy Kayser))
Tonfilme
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