Ita Rina war die erste slowakische Filmschauspielerin, die auch international Aufsehen erregte und mit Produktionen in Deutschland und der Tschechoslowakei ab Ende der 1920er Jahre als Schönheit Star-Status erlangte.
Ita Rina vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com bzw.Wikimedia Commons; Ross-Karte Nr. 3766/1; Lizenz: gemeinfreihier Geboren am 7. Juli 1907 als Italina "Ida" Kravanja im damals zur k.u.k Monarchie Österreich-Ungarn1) gehörenden kleinen Gemeinde Divača1) (heute: Slowenien1)), wuchs die älteste Tochter des Eisenbahners Jožef Kravanja und dessen Ehefrau Marija gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Danic auf. Kurz nach Beginn des 1. Weltkrieges zog die Familie 1919 nach Laibach1) (heute: Ljubljana, Slowenien), wo Ida ein Gymnasium besuchte. Als der Vater verstarb, lebte die Familie in bescheidenen Verhältnissen, die Mutter vermietete Zimmer ihrer Wohnung an Studenten, Tochter Ida arbeitet in einer Bank. Bereits zu dieser Zeit träumte das junge Mädchen davon, eine berühmte Filmschauspielerin zu werden, als im Oktober 1926 das Magazin "Slavic People" einen nationalen Schönheitswettbewerb zur Teilnahme an den Wahlen zur "Miss Europa" organisierte, meldete sich Ida und errang den Titel "Miss Slowenien". Eigentlich sollte sie nun nach Zagreb1) zum Auswahlverfahren der "Miss Jugoslawien"1) fahren – der Gewinnerin winkte eine Filmrolle in Hollywood – doch die Mutter verhinderte dies zunächst, gab dann jedoch schließlich nach. Als Ida Kravanja in Zagreb ankam, war es zu spät, die Jury hatte bereits die drei schönsten Finalistinnen gekürt. Doch durch Zufall wurde der Unternehmer Adolf Müller (1857 – 1932;→ Wikipedia (englisch)), unter anderem Besitzer des Zagreber Lichtspielhauses "Balkan Palace", auf die attraktive 19-Jährige aufmerksam, sandte Fotos von ihr an den deutschen Filmproduzenten Peter Ostermayr1) (1882 – 1967), der sie nach Berlin zu einem Vorstellungstermin einlud.

Foto: Ita Rina vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com bzw. Wikimedia Commons
Ross-Karte Nr. 3766/1; Angaben zur Lizenz siehe (gemeinfrei) hier
Gegen den Willen der Mutter fuhr Ida Kravanja im Mai 1927 nach Berlin, nahm unter anderem Schauspiel- und Tanzunterricht. In der Ostermayr-Produktion "Was die Kinder ihren Eltern verschweigen" (1927), inszeniert von Ostermayers älterem Bruder Franz Osten1) (1876 – 1956), erhielt sie dann eine erste Leinwandrolle und mimte noch unter ihrem Geburtsnamen den kleinen Part einer Zofe. Nach weiteren kleineren Rollen, unter anderem in der von Johannes Guter1) mit Willy Fritsch gedrehten Komödie "Der Tanzstudent"2) (1928), konnte sie dann in Mario Bonnards1), im Theatermilieu angesiedelten Kriminalfilm "Das letzte Souper" (1925) neben den Stars Marcella Albani und Heinrich George erste Aufmerksamkeit erregen; im selben Jahr lernte sie ihren zukünftigen Ehemann, den Ingenieur-Studenten Miodrag Đorđević kennen. Bereits seit ihrer Mitwirkung in der von Johannes Guter nach dem Roman von Ludwig Wolff1) inszenierten Liebeskomödie "Zwei unterm Himmelszelt" (1927, u.a. mit Margarete Schlegel und Ernst Deutsch) trat sie unter dem wohlklingenderen Künstlernamen "Ita Rina" auf, Furore machte sie dann mit einem Film, der sie auch international zum Gesprächsthema werden ließ: 
"Erotik"1) (1929, "Erotikon") hieß das von dem tschechischen Regisseur Gustav Machatý1) (1901 – 1962) nach eigenem Drehbuch in Szene gesetzte, stimmungsvolle Melodram, in dem Ita Rina neben Olaf Fjord mit für jene Zeit ungewohnten, intensiven Liebesszenen zu sehen war. Die Geschichte handelte von der jungen naiven Bahnwärterstochter Andrea (Ita Rina), die –  von dem Verführer George (Olaf Fjord) geschwängert und verlassen – den vornehmen, sympathischen Jean (Luigi Serventi1)) heiratet. Erst als sie entdeckt, dass sie für den sie inzwischen wieder umwerbenden George nur eine von vielen ist, erkennt sie ihre wahre Liebe für Jean.*)
Der Film, vor allem von der Kirche als "unmoralisch" angeprangert, wurde von der Kritik hochgelobt und ließ die Kinokassen klingeln, bei film.at kann man unter anderem lesen. "Mit einem Minimum an Zwischentiteln fand Machatý zu einer subtilen Filmsprache, welche die Atmosphäre der Erotik, Verführung und Begierde durch eine Folge von symbolkräftigen Bildern und Überblendungen erzeugt." Die Tageszeitung "Hamburger Echo"1) ( Nr. 136, 18.05.1929) notierte unter anderem: "Es bleibt unangenehm deutlich, daß es sich in erster Linie um ein Spiel mit erotischen Sensationen handelt. Pikant und delikat aufgetischt, werden sie vielen schmecken, Ita Rina und Charlotte Susa, die Trägerinnen der Hauptrollen, wissen ihr Spiel so mit Glut und Charme zu füllen, daß es wenig sagt und doch nichts verschweigt."*) → weitere Kritiken bei Wikipedia.

Foto: Ita Rina vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com bzw. Wikimedia Commons;
Ross-Karte Nr. 3324/3; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ita Rina vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com bzw. Wikimedia Comons; Ross-Karte Nr. 3766/1; Lizenz: gemeinfreihier
Ita Rina vor 1929; Urheberr: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei In ihrem nächsten Film, Richard Oswalds1) Adaption "Frühlings Erwachen"1) (1929) nach dem gesellschaftskritisch-satirischen, gleichnamigen Drama1) von Frank Wedekind1) mit dem Untertitel " Eine Kindertragödie" überzeugte Ita Rina als das Maler-Modell Ilse, war für Karl Anton1) die Protagonistin in der tschechischen Produktion "Die Galgentoni" (1930, "Tonka Šibenice"), ein Film nach der Novelle "Die Himmelfahrt der Galgentoni" von Egon Erwin Kisch1), der wenig später auch als Tonfilm-Version herauskam → filmpodium.ch. In ihrem letzten Stummfilm, dem von Wladimir Gaidarow mit sich selbst in der männlichen Hauptrolle des Schriftstellers und Journalisten Rex unter anderem an der estischen Küste in Szene gesetzten, romantischen Ostsee-Abenteuer um Alkoholschmuggel und Liebe mit dem Titel "Kurs auf die Ehe"1) (1930, auch: "Wellen der Leidenschaft"/OT: "Kire lained"), mimte sie als Betty die Tochter von Mart Martens (Raimondo van Riel) → Übersicht Stummfilme.

     
Foto: Ita Rina vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Ein Angebot aus Hollywood schlug Ita Rina aus privaten Gründen aus, Anfang der 1930 Jahre heiratete sie Miodrag Đorđević, trat als Katholikin zum serbisch-orthodoxen Glauben über und hieß nun fortan offiziell Tamara Đorđević. Danach stand sie nur noch sporadisch für einige Kinoproduktionen vor der Kamera, ihre (vorerst) letzten Filme waren Victor Jansons Literaturadaption "Die Korallenprinzessin"3) (1937) mit ihrem Part der Anka, Pflegetochter des bisherigen Leiters der Fanggemeinschaft Vukowitsch (Eduard von Winterstein) bzw. Verlobte von Korallenfischer Mate (Wilhelm H. König1)) und Iván Petrovich als Vukowitschs Sohn Marko, sowie das Abenteuer "Zentrale Rio"1) (1939), realisiert von Erich Engels1) nach dem Roman "… schoß Chiquita?" von Rudolf Dortenwald (1905 – 1962), wo sie neben Leny Marenbach, Camilla Horn und Werner Fuetterer als Chiquita Salieri, zweite Ehefrau des erschossen aufgefundenen Bigamisten Erik in Erscheinung trat.
  
Mit ihrem Ehemann hatte sich Ita Rina in Belgrad1) niedergelassen, 1940 wurde Sohn Milan geboren. Nach dem verheerenden Luftangriffen auf Belgrad1) durch die deutsche Wehrmacht am 6. und 7. April 1941 flüchtete die Familie in den berühmten Kurort Vrnjačka Banja1) (heute Serbien1)); wenig später erblickte Tochter Tijana das Licht der Welt. Nach Ende des 2. Weltkrieges zog Ita Rina mit Mann und Kindern wieder nach Belgrad, geplante Filmprojekte wurden nicht realisiert. Sie arbeitete eine Zeit lang als Co-Produktionsberaterin bei der damals jugoslawischen "Avala Film" und stand auch in einigen Theater-Produktionen auf der Bühne. 1960 trat sie noch einmal mit einem kleinen Part in dem von Veljko Bulajić1) gedrehten, preisgekrönten Sci-Fiction-Drama "Krieg" ("Rat") auf der Leinwand in Erscheinung → Übersicht Tonfilme.
 
Auf Grund von Ita Rinas Asthma-Erkrankung ließ sich das Paar 1967 in Budva1) (bis 2003 Jugoslawien1), heute Montenegro1)) an der Adria-Küste1) nieder, wo der einstige Publikumsliebling am 10. Mai 1979 im Alter von 71 Jahren an den Folgen eines Asthma-Anfalls starb. Die Beisetzung fand kurz darauf in Belgrad1) statt, neben der Familie gaben ihr auch zahlreiche Freunde, Filmschaffende und Fans das letzte Geleit. Die letzte Ruhe fand Ita Rina bzw. Tamara Đjorđević, wie sie sich seit ihrer Heirat nannte, auf dem Belgrader Friedhof "Novo Groblje"1) ("Neuer Friedhof") .
Seit 1998 besteht in Ita Rinas Geburtsort Divača bzw. in ihrem ehemaligen Geburtshaus (Škratelj Haus) eine Dauerausstellung mit Fotos, Filmplakaten und sonstigen Exponaten. Die am 19. August 1996 ins Leben gerufene "Slowenische Kinemathek" (Slovenska Kinoteka) in Ljubljana1) bzw. Lilijana Nedič, bis 2012 Leiterin der "Slowenischen Kinemathek", brachte 2007 anlässlich des 100. Geburtstages eine erweiterte Monographie über das Leben und Werk des ersten slowenischen Filmstars heraus. → Infos zum Museum bei culture.si (englisch)
Die serbische Post widmete ihr übrigens eine Briefmarke.
Quellen (unter anderem): Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch),
"CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film"*) sowie cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com, Wikimedia Commons
*) CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film (Lieferung 35)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de
Lizenz Fotos Ita Rina (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung; R = Regie, P = Produktion)
Stummfilme Tonfilme
  • 1930: Die Galgentoni / Erlebnis einer Nacht / Tonka Šibenice (zunächst als Stummfilm gedreht, dann nachvertont:
    nach der Novelle "Die Himmelfahrt der Galgentoni" von Egon Erwin Kisch; P: Tschechoslowakei; R: Karl Anton)
    als Prostituierte Toni (Tonka); Josef Rovenský als der Mörder Prokupek
    ) → Wikipedia (englisch), filmpodium.ch;
    siehe auch TV-Film 1972
  • 1930: Der Walzerkönig (R: ; mit Hans Stüwe als Johann Strauss (Sohn); Claire Rommer als dessen
    erste Ehefrau Jetty Treffz; Fred Louis Lerch als Johanns Bruder Josef Strauss; als Tochter des Fürsten
    Pawlowsky (Victor Janson)
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1933: Das Lied der Schwarzen Berge / Der Sohn der schwarzen Berge (P: Deutschland/Jugoslawien; R:  K. Breiness,
    Hans Natge; als Jela Gruic; Kurzinfo: Deutsche Abenteurer entdecken die kulturellen und natürlichen Reichtümer
    der Regionen Jugoslawiens. Umrahmt wird das Ganze von einer Liebesgeschichte. Zwei Kulturen und
    Weltanschauungen treffen aufeinander – die der der germanischen und der slawischen.
    ) → Wikipedia (englisch), IMDb
  • 1935: Und das Leben geht weiter / A zivot jde dál (P: Tschechoslowakei/Jugoslawien; R: Carl Junghans, F. W. Kraemer,
    Václav Kubásek (1897–1964); als Marie, Ehefrau des Fischers Ivo Kralj (Ladislav H. Struna); Kurzinfo: An der Küste
    Jugoslawiens leben der Fischer Ivo Kralj, seine Frau Marie, sein Sohn Vuk und Ivos Mutter (Zlata Dryáková) in einem
    glücklich miteinander. Marie, die ihren Mann liebt und sich immer auf seine Rückkehr vom Meer freut, wird jedoch von
    Nikola (Zvonimir Rogoz; 1887–1988) verehrt, mit dem sich der eifersüchtige Ivo während eines Tanzfestes streitet.
    Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs muss Ivo als Soldat einrücken. Er landet in einem Kriegsgefangenenlager,
    wo er schwere Arbeit verrichten muss. Dann erhält seine Familie die Nachricht von seinem Tod. Die Jahre vergehen
    und die einsame Witwe Marie bekommt gelegentlich Besuch von ihrem Freund Nikola. Ivos Mutter möchte, dass sie
    wieder heiratet, es findet die Hochzeit statt und kurz darauf wird Marie schwanger. Dem totgeglaubten Ivo gelingt
    die Flucht aus dem Kriegsgefangenenlager, in dem er mehrere Jahre verbracht hat. Als er zu Hause ankommt, findet
    er seinen Namen auf einem Denkmal, das zu Ehren der Kriegsopfer errichtet wurde …
    ) → IMDb
  • 1937: Die Korallenprinzessin / An der schönen Adria (P: Deutschland/Jugoslawien; nach der Novelle von Stevo Kluić;
    R: Victor Janson; als Anka, Pflegetochter von Vukowitsch (Eduard von Winterstein), dem bisherigen Leiter der
    Fanggemeinschaft, sowie Verlobte von Korallenfischer Mate (Wilhelm H. König); Iván Petrovich als Vukowitschs
    Sohn Marko
    )  → Murnau Stiftung
  • 1939: Zentrale Rio (nach dem Roman "… schoß Chiquita?" von Rudolf Dortenwald (1905–1962); R: Erich Engels;
    als Chiquita Salieri, zweite Ehefrau des erschossen aufgefundenen Bigamisten Erik
    ) → Murnau Stiftung, filmportal.de
  • 1960: Krieg / Rat (P: Jugoslawien; R: Veljko Bulajić; als ?; Kurzinfo: In einer Kirche auf dem Land heiratet der ewig
    optimistische John Johnson (Antun Vrdoljak) seine Braut Maria (Ewa Krzyzewska; 1939–2003), ohne zu ahnen, dass ein
    Atomkrieg bevorsteht; Maria wird somit zu seiner "Atomkriegsbraut".
    ) → Wikipedia (englisch), IMDb
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