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Geboren wurde Christa Tordy am 30. Juni 1901*)
(nach anderen Angaben 1904) als Anneliese Uhlhorn in Fähr1)
(heute Statteil von Bremen1)),
verbrachte ihre Jugend in Wiesbaden1),
nachdem sich ihr Vater dort zur Ruhe gesetzt hatte.**)
Dort besuchte sie ein Gymnasium und machte mit 17 Jahren ihr
Abitur. Für eine junge Frau in jenen Jahren außergewöhnlich, begann
sie anschließend ein Studium der Kunstgeschichte, Archäologie,
Philosophie und Literaturgeschichte in Berlin und München, beendete
die Studien in Breslau mit der Promotion zum
"Dr. phil.". Nebenbei trat sie auch am Studententheater
auf und beteiligte sich an der Erstellung und Inszenierung von
Theaterstücken mit humoristischem Einschlag. "So in Unterprima
wurde der "künstlerische Stein des Anstoßes" gegeben, und
nun rollte er ganz munter. Wir pflegten nämlich auf der
Studienanstalt sehr lebhaft das Theaterspielen, brachten
"Aristophanes" heraus, schrieben uns auch selbst kleine
Stücke, an denen ich besonders schriftstellerisch-dramaturgischen
Anteil nahm, ja schrieben selbst ein ganz großes Stock "Kaiser
Nero", frisierten die Sache aber humoristisch à la
Offenbach und hatten einen Riesenerfolg damit." ließ
Christa Tordy später ihr Publikum wissen.**) Durch ihre Kusine, den Stummfilmstar Mady Christians (1896 – 1951), die gerade in Berlin mit Regisseur Ludwig Berger1) die Komödie "Ein Walzertraum"1) (1925) drehte, kam Anneliese Uhlhorn mit der Filmszene in Berührung. Als sie Mady Christians während der Dreharbeiten im Studio besuchte, wurde die aparte, junge Frau von Berger bzw. dem Kameramann Werner Brandes1) zu Probeaufnahmen überredet, nach Ende des Studiums entschied sich Dr. Anneliese Uhlhorn für das Filmgeschäft und wählte den Künstlernamen "Christa Tordy". Obwohl ihre erste Arbeit vor der Kamera, das von Carl Boese mit Walter Slezak gedrehte See-Drama "Der Seekadett"1) (1926), zunächst wegen der Beschlagnahme durch die englische Besatzungsmacht nicht in allen Lichtspielhäusern gezeigt werden durfte, ließ sich Christa Tordy nicht entmutigen. Der zweite Film, Fritz Wendhausens1) turbulente Kriminalgeschichte "Sein großer Fall"3) (1926) war da schon erfolgreicher, hier mimte sie die Tochter des Lord Malcolm (Alexander Murski), die in die Hände von Erpressern fällt und nach der Ermordung des Vaters zum "großen Fall" des Kriminalkommissars Bernhard (Carl Ebert1)) wird. "Ich bin von dem Filmberuf begeistert" schwärmte Christa Tordy, "auch meine Eltern sind bereits mit meinem neuen Berufe ausgesöhnt. Die Rollen, die mir vorschweben, sind junge Mädchen, die nicht nur lustig-vergnügt, sondern zugleich gesetzte und reife Charaktere sind."**) Dies konnte die aufstrebende Schauspielerin dann in den folgenden Produktionen unter Beweis stellen, in Hans Behrendts1) Historienstreifen "Potsdam, das Schicksal einer Residenz" (1926) spielte sie eine Hauptrolle an der Seite von Hans Stüwe, mit dem sie wenig später in dem ebenfalls von Hans Behrendt in Szene gesetzten, zur Zeit Napoléons angesiedelten Stummfilm "Prinz Louis Ferdinand"1) (1927) auftauchte. Stüwe gab den bei Hofe einflussreichen Titelhelden bzw. den musisch begabten preußischen Prinzen Louis Ferdinand1), der als Kommandant einer preußischen Vorhut am 10. Oktober 1806 im Gefecht bei Saalfeld1), vier Tage vor der Schlacht bei Jena und Auerstedt1) fiel, Christa Tordy die vom Volk verehrte Königin Luise1); in weiteren Rollen sah man unter anderem Eduard von Winterstein als General von Scharnhorst1) und Kurt Junker4) als Luises Gemahl, den preußischen König Friedrich Wilhelm III.1). Der Film mit dem Untertitel "Der Held von 1806" existiert heute nur noch als 20-minütiges Fragment. Auch die Entstehungszeit ihres Films "Die Beichte des Feldkuraten" fällt noch in das Jahr 1927. Dieser österreichische Film, der in Deutschland unter dem Titel "Das Feldgericht von Gorlice" laufen sollte, wurde ebenfalls von der Rheinlandkommission beschlagnahmt. 2) Danach folgte die weibliche Hauptrolle in dem Krimi "Das Geheimnis von Genf"1) (1927) mit der Figur der amerikanischen Journalistin Betty Marshall an der Seite von unter anderem Alfred Abel, sowie die Adaption "Die Sandgräfin"1) (1928) nach dem Werk von Gustav Frenssen1) und ihrem Part der Gertrud von Knee, genannt "die Sandgräfin". Mit ihrem letzten und zugleich bekanntesten Film "Amor auf Ski"1) (1928) verabschiedete sich Christa Tordy aus bekannten Gründen von ihrem Publikum: Ein Skispringer von blauem Blut (Harry Liedtke) nimmt inkognito an einer Skisprung-Konkurrenz teil und rettet ein unbedarftes und unvorsichtiges Mädchen (Christa Tordy) vor dem Kältetod. Diese verliebt sich in ihren Retter, den vermeintlichen Bauernburschen Sepp, der auf diese Weise vor einer arrangierten Ehe fliehen will …2) → Übersicht Filmografie Ihrem Ehemann zuliebe zog sich Christa Tordy nach nur acht Produktionen ins Privatleben zurück und wohnte seit Anfang der 1930er Jahre mit Harry Liedtke ständig in einer Villa in der Künstlerkolonie "Meckerndorf" in Bad Saarow1) (1950–2002: Bad Saarow-Pieskow) am Ostufer des Scharmützelsees1). Im "Illustrierten Filmbuch"5) von 1931 heißt es dazu: "Harry Liedtke "wohnt weit draußen vor den Toren Berlins in Pieskow in einem riesengroßen, unendlichen Garten. Sein Stolz ist, dass in diesem fast unübersehbaren Komplex jede Baumgruppe, jedes Blumenbeet, jede Terrasse und jeder Weg nach seinen eigenen Ideen entstand und geschaffen wurde. Er ist selbst dabei und legt selbst Hand an, wenn man eine kleine Schonung aufforstet, oder wenn man ein Gehege für die jungen zahmen Rehe errichtet, die er besonders liebt. Seine einzige Leidenschaft ist die Jagd, und seine größte Freude die imposante Sammlung von Gehörnen …"2) Liedtke, der mit Aufkommen des Tonfilms mehr und mehr in die zweite Reihe rückte und ab Mitte der 1930er Jahre kaum noch Filmangebote erhielt, hatte sich seitdem mit seiner Ehefrau – von der Öffentlichkeit fast vergessen – auf seinem Anwesen in Bad Saarow zurückgezogen. Dort starben Christa Tordy und Harry Liedtke am 28. April 1945 unter mysteriösen, nicht ganz geklärten Umständen. Es wird vermutet, dass beide beim Einmarsch der "Roten Armee"1) von Soldaten in ihrem Haus erschlagen wurden. DER SPIEGEL (52/1949) notierte in einem Artikel zu Käthe Dorsch unter anderem "Als die Russen Berlin einnahmen, ereilte Liedtke, der gerade in dem Stück "Sophienlund"1) ein come back als père noble mit den obligaten grauen Schläfen geschafft hatte, ein grausiges Schicksal. Als er seinen Keller verließ und sich schützend vor seine Gattin stellte, wurde er mit einer Bierflasche erschlagen." Dem tragischen Tod soll ein ein missglückter Selbstmordversuch vorausgegangen sein. Im Oktober 1948 wurden die Leichen des Paares exhumiert und in aller Stille auf dem Waldfriedhof von Pieskow beigesetzt → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons (Anm.: im Hintergrund die Grabstätte von Käthe Dorsch). |
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Quellen (unter anderem**)):
Wikipedia,
cyranos.ch Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com |
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*) laut Wikipedia, "Landesarchiv Berlin": Heiratsregister Standesamt Berlin-Charlottenburg III, Nr. 191/1928; nach anderen Angaben Geburtsjahr 1904 **) Aus: "Filmkünstler: Wir über uns selbst", Hrsg. Dr. Hermann Treuner, Sibyllen Verlag, Berlin 1928 Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) Murnau Stiftungm, 4) Cyranos.ch 2) Quelle: Martin Kramberg bei spd-scharmuetzelsee.de (Artikel nicht mehr online) mit 5) "Harry Liedtke – Ein Leben für den Film", Reihe "Illustrierte Filmbücher", Berlin 1931 Lizenz Foto Christa Tordy (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. |
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