Auch wenn Rosa Porten nicht den Ruhm ihrer jüngeren Schwester Henny Porten (1890 – 1960) erlangte, hinterließ sie als Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin dennoch nachhaltige Spuren in der Geschichte des Stummfilms. Geboren am 19. Februar 1884 in Düsseldorf1) als Tochter des Opernsängers (Bariton) und Filmpioniers Franz Porten1) (1859 – 1932), stand Rosa Porten bereits als Kind auf der Bühne, trat in Schulaufführungen sowie Veranstaltungen des "Vereins der Rheinländer" auf, wirkte später auch mit kleinen Rollen an regulären Berliner Bühnen. Eine Gesangs- und Schauspielausbildung erhielt sie von ihrem Vater, ihr erstes wichtiges Engagement bekam sie 1907 am Berliner "Thalia-Theater". Zudem wirkte sie gemeinsam mit Schwester Henny in vornehmlich von ihrem Vater inszenierten Tonbildern1) mit, einer Verbindung von Film und Grammophon, und knüpfte so erste Kontakte zu der noch jungen Kinematographie1). Ihren ersten nachweisbaren Leinwandauftritt hatte sie 1906 in dem kurzem, von Franz Porten für die "Messter-Projektion-GmbH" von Oskar Messter1) realisierten Couplet "Meissner Porzellan"1), Rosa mimte die "Dame", Henny Porten den "Kavalier". Es folgten weitere von Franz Porten in Szene gesetzte "bewegte Bilder" wie die "Eifersuchts-Szene" "Funiculli-Funicula" (1908) mit der Musik von Luigi Denza1) aus dem neapolitanischen Volkslied "Funiculì, Funiculà"1) mit den Schwestern als Tänzer/Tänzerin, die Geschichte "Im Fasching" (1908), wo sie als Pierrot (Henny) und Pierette (Rosa) auftraten oder "Die kleine Baronesse" (1908) mit Henny als Kavalier und Rosa als Baronesse → Übersicht Tonbilder.

Rosa Porten vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte K 1589;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Rosa Porten vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte K 1589; Lizenz: gemeinfrei
Etwa 1910 verlegte sich Rosa Porten zudem auf das Schreiben von Drehbüchern für stumme Melodramen, ihr erstes Werk hieß "Das Liebesglück der Blinden"1) (1911), in dem Henny Porten die Hauptrolle spielte. In den nachfolgenden Jahren verfasste sie weitere rührselige, aber auch heitere Geschichten, in denen sie mitunter als Protagonistin auftrat oder, wie in "Das große Schweigen"2) (1916. Regie: Rudolf Biebrach), Henny Porten die Heldin spielte. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Filmregisseur Dr. Franz Eckstein1), schrieb sie zudem unter dem Pseudonym "Dr. R. Portegg"1) Film-Scripts und fungierte darüber hinaus zusammen mit Vater Franz oder ihrem Ehemann als Regisseurin.
Szene mit Eduard von Winterstein, Rosa Porten und Reinhold Schünzel aus dem Stummfilm "Die Erzkokette" (1917); Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 36); Lizenz: gemeinfrei So entstand mit ihr in der weiblichen Hauptrolle beispielsweise die Komödie "Die Erzkokette" (1917), in der sie sich neben Eduard von Winterstein und Reinhold Schünzel zeigte. "Der Kinematograph"1) (1917, Nr. 552) notierte unter anderem: "… ein sehr hübscher Scherz, der unter des Verfassers, Dr. R. Porteggs flotter Regie ausgezeichnet gespielt wurde. Die Titelrolle gibt Rosa Porten. Sie sieht in jeder Weise glaubwürdig aus, zeigt viel echte Schelmerei, und nicht ein einziges Mal lässt sie sich, was bei derartigen Rollen so leicht nahe liegt, zu Übertreibungen verleiten."*)
  
Szene mit Eduard von Winterstein, Rosa Porten
und Reinhold Schünzel aus dem Stummfilm
"Die Erzkokette" (1917; Regie: "Dr. R. Portegg")
Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/
1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus1)  
(Berlin 1935, S. 36); Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
Mit Schünzel spielte Rosa Porten auch in der Geschichte "Die Filmkathi" (1918) und trat als Braut Kathi in Erscheinung, Schünzel als Bräutigam Michel. Nach dem Zweiteiler "Auri sacra fames" (1920, Regie: Leo Lasko1)) und der Adaption "Die Rächer" (1921) nach dem Roman von Hermann Wagner1) stand sie laut IMDb letztmalig für die Verfilmung "Ihr schlechter Ruf" (1922) nach dem Roman von Marie Madeleine1) als Darstellerin für eine stumme Produktion vor der Kamera – das Drehbuch stammte von ihr, Regie führte Ehemann Franz Eckstein → Übersicht Stummfilme als Darstellerin.
Rosa Porten circa 1916; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikimedia Commons; Danach lieferte sie noch mehrere Drehbücher für Franz Eckstein in Szene gesetzte Produktionen ab, unter anderem (gemeinsam mit Willy Rath1)) für das Drama "Die Schmetterlingsschlacht"1) (1924) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Hermann Sudermann1) und die Adaption "Hedda Gabler"1) (1925) nach dem gleichnamigen Drama1) von Henrik Ibsen1), jeweils mit Asta Nielsen in der Hauptrolle. Mit dem Drehbuch zu der Kurz-Dokumentation "Fahrendes Volk" (1927) sowie dem Streifen "Die Heiratsfalle" beendete Rosa Porten ihre Arbeit für den Film → Übersicht Stummfilme als Drehbuch-Autorin, als Regisseurin.
1931 zog sich Rosa Porten mit ihrem Ehemann ins Privatleben bzw. nach Bauerhufen1) in Pommern zurück (heute: Chłopy, Polen). Dort lebte das Paar bis zum Tode von Franz Eckstein, der im Februar 1945, wenige Wochen vor dem Einmarsch der sowjetischen "Roten Armee"1) (April 1945), an einem schweren Herzleiden verstarb. Rosa Porten blieb zunächst in dem mittlerweile von Polen besiedelten und russischen Soldaten beherrschten Gebiet östlich der Oder. "Ich lebte nur noch bis zum 28. Dezember (1945) unter Russen und Polen – es war die Hölle!", wie Rosa Porten laut "Pommerscher Zeitung" vom 15. Dezember 1962 klagte.3)
  
Rosa Porten circa 1916
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Erst Ende Dezember 1945 gelang ihr die Flucht in den Westen bzw. Süddeutschland, wo sie sich schließlich in München niederließ. Sie nahm ihre Tätigkeit als Schriftstellerin wieder auf, arbeitete für verschiedene Zeitungen, den Rundfunk und den Film. Für die deutsch-italienische Co-Produktion bzw. die heitere Schmuggel-Geschichte "Land der Sehnsucht"1) (1950) ließ sie sich noch einmal vor die Kamera locken, übernahm unter der Regie von Erich Engel1) und Camillo Mastrocinque1) neben Hauptdarstellerin Jenny Jugo eine kleine Rolle – ihr einziger Tonfilm blieb jedoch wegen Finanzierungsproblemen unvollendet → Übersicht Filmografie.
  
Zuletzt lebte Rosa Porten als Therese Eckstein in Großhesselohe1), einem Ortsteil der oberbayerischen Gemeinde Pullach im Isartal1). Gemäß einer schriftlichen Anzeige der Verwaltung des "Städtischen Krankenhauses München Am Biederstein" starb sie dort am 7. Mai 1972 im Alter von 88 Jahren. Neben ihren zahlreichen Film-Scipts hinterließ die vielseitige Künstlerin die Romane "Die Filmprinzeß: Roman aus der Kinowelt" (1919), "Androgyne" (1920) und "Die neue Generation" (ohne Datum).
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch, filmportal.de*), deutsches-filminstitut.de*)
*) Aus Gabriele Hansch / Gerlinde Waz: "Filmpionierinnen in Deutschland. Ein Beitrag zur Filmgeschichtsschreibung",  Berlin 1998. (unveröffentlicht)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung
3) Quelle: filmportal.de
Lizenz Foto Rosa Porten (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Lizenz Standfoto/Szenenfoto aus "Die Erzkokotte" (1917): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Rosa Porten 1926 in einem Ensemble, bestehend aus einem dunklen Mantel aus Rips mit einem Pelzkragen, einem dunklen Topfhut aus Satin und hellen bestickten Stulpenhandschuhen der Gebrüder Biker; Urheber: Foto-Atelier "Becker und Maass" (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: "Staatliche Museen zu Berlin", Kunstbibliothek (Ident. Nr.: 14132571); Lizenz: CC BY-SA 4.0
Rosa Porten 1926  in einem Ensemble, bestehend aus einem dunklen
Mantel aus Rips mit einem Pelzkragen, einem dunklen Topfhut aus Satin
und hellen bestickten Stulpenhandschuhen der Gebrüder Biker
Urheber: Foto-Atelier "Becker und Maass" (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930));
Quelle: "Staatliche Museen zu Berlin", Kunstbibliothek (Ident. Nr.: 14132571); Lizenz: CC BY-SA 4.0
Filme
Tonbilder / Stummfilme:
als Darstellerin / als Drehbuch-Autorin / als Regisseurin
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme bei "The German Early Cinema Database":
als Darstellerin / als Regisseurin / als Drehbuch-Autorin
(Fremde Links: Wikipedia, cyranos.ch, Murnau Stiftung, filmportal.de; R = Regie)
"Biophon"-Tonbilder (Regie: Franz Porten, wenn nicht anders vermerkt; jeweils mit Henny Porten)
 → "Tonbild" bei Wikipedia
Stummfilme (Auszug) Tonfilm
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