Leopold von Ledebur auf einer Fotografie von Mac Walten (1892–1943); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Der Schauspieler Leopold von Ledebur wurde am 18. Mai 1876 in Berlin als Leopold Ernst Gerhard Freiherr von Ledebur in das alte, weitverzweigte Adelsgeschlecht derer von Ledebur1) hineingeboren. Bevor er sich für die Schauspielerei entschied, schloss er ein Jurastudium ab, begann dann 1905 eine Karriere als Regisseur am "Berliner Lustspielhaus" in der Friedrichstraße, in dem vornehmlich Schwänke und Komödien aufgeführt wurden. Weitere Stationen wurden in Berlin das "Neue Operettentheater", das "Friedrich-Wilhelm-Städtische Theater" (1908–1910; heute "Deutsches Theater"1)) sowie schließlich ab 1911 das "Königliche Schauspielhaus"1) (ab 1919 "Preußisches Staatstheater"1)).
Nach Ende des 2. Weltkrieges wirkte von Ledebur an den "Hamburger Kammerspielen"1) unter der Intendanz von Ida Ehre.
Während seiner Karriere am Theater trat der zum "Hofschauspieler" und später zum "Staatsschauspieler" ernannte von Ledebur nicht nur in Lustspielen bzw. im heiteren Fach in Erscheinung, auch Figuren in Werken der Klassik wusste er eindrucksvoll zu gestalten. So interpretierte er unter anderem die Titelrolle in der Shakespeare-Tragödie "König Lear"1), gab in den 1930er Jahren am "Preußischen Staatstheater" den assyrischen Feldherrn Holofernes1) in dem Hebbel-Drama "Judith"1), den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg1) in dem Werk "Prinz Friedrich von Homburg" von Heinrich von Kleist1) oder den markomannischen Herrscher Marbod1)  Fürst der Sueven1) und Verbündeter des Cherusker-Fürsten Hermann1), in dem Drama "Die Hermannsschlacht"1), ebenfalls von Kleist.
   
Leopold von Ledebur auf einer Fotografie von Mac Walten (1892 – 1943)
Quelle (vormals): cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) bzw. Anmerkung siehe hier
Schon früh wandte sich von Ledebur der aufstrebenden Kinematographie zu, trat erstmals 1913 in der von dem Filmpionier Franz Porten1) (1859 – 1932) in Szene gesetzten dreiteiligen Biografie "Der Film von der Königin Luise"1) neben der ebenfalls am "Königlichen Schauspielhaus" wirkenden Protagonistin Hansi Arnstaedt (1878 – 1945) in Erscheinung, welche die vom Volk verehrte Königin Luise1) darstellte. Ab Mitte der 1910er Jahre intensivierte von Ledebur seine Arbeit für den Film, nach Rollen in verschiedenen Melodramen konnte er als Stierkämpfer Escamillo in Ernst Lubitschs Opern-Adaption1) "Carmen"1) an der Seite von Pola Negri (Carmen) und Harry Liedtke (Don José) Aufmerksamkeit erringen.
Bis zum Ende der Stummfilm-Ära bzw. Ende der 1920er Jahre gehörte der Schauspieler in über 150 Produktionen zu den vielbeschäftigten Mimen, der überwiegend in melodramatischen Geschichten wie in "Die Lieblingsfrau des Maharadscha"1) (1921), aber auch Abenteuern und Historienstreifen jener Jahre wie in "Gräfin Walewska"1) (1920, mit Hella Moja) zum Einsatz kam. Anfangs als jugendlicher Held und Liebhaber besetzt, mimte der Mann mit den markanten Gesichtszügen in späteren Jahren adelige "Kavaliere der alten Schule", Fürsten, Barone, Herzöge, Freiherren oder sonstige hochrangige historische Persönlichkeiten, etwa den französischen König Ludwig XV.1) im dritten Teil "Sanssouci"1) des "Fridericus Rex"-Vierteilers1) (1923) mit Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich II.1). In Rolf Randolfs "Wallenstein"-Zweiteiler1) (1925) mit Fritz Greiner als Feldherr Wallenstein1) stellte er den schwedischen König Gustav II. Adolf1) dar, in Richard Oswalds1) patriotischem Streifen "Lützows wilde verwegene Jagd" (1927) mit Arthur Wellin1) als Major Freiherr von Lützow1), Führer des Lützowschen Freikorps1), und Ernst Rückert als Freiheitsheld Theodor Körner1), den "Dichterfürsten" Johann Wolfgang von Goethe1) oder in der Biografie "Luther – Ein Film der deutschen Reformation"1) (1928) mit Eugen Klöpfer als Martin Luther1) den Reichsritter Franz von Sickingen1).

Leopold von Ledebur ca. 1912 auf einer Künstlerkarte (3416)
Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Leopold von Ledebur ca. 1912 auf einer Künstlerkarte (3416); Urheber: Fotoatelier Becker &  Maass, Berlin; Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930); Quelle: Wikimedia Commons: Lizenz: gemeinfrei
Bis zum Ende der Stummfilm-Ära sah man ihn in Produktionen wie in der Komödie "Eva in Seide"1) (1928) mit Lissi Arna in der Titelrolle und seinem Part des Generaldirektors Dürr, in dem ganz auf Eddie Polo zugeschnittene Krimi "Geheimpolizisten" (1929), wo er als Kriminalkommissar Dr. Stendorff auftauchte sowie zuletzt in den Action-Streifen von und mit Harry Piel "Menschen im Feuer"1) (1930) und "Achtung! – Auto-Diebe!"1) (1930) → Übersicht Stummfilme.
Leopold von Ledebur (links) mit dem Film-Komiker Henry Bender auf der Berliner Kochkunstausstellung (April 1932); Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-13333; Lizenz CC BY-SA 3.0 DE

Leopold von Ledebur (links) 1932 mit dem
Film-Komiker Henry Bender (1867 – 1935)

Foto (historische Originalbeschreibung):
Deutsche Filmschauspieler kochen um die Wette!
Auf der Berliner Kochkunstausstellung in den Ausstellungshallen am Kaiserdamm1) zeigten die prominentesten deutschen Schauspieler ihre Kunst
im Kochen. Der Filmschauspieler von Ledebur
lässt den bekannten Film-Komiker Henry Bender
von seiner Speise kosten.)
 
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank,
Bild 102-13333; Fotograf: unbekannt / Datierung: April 1932
 Lizenz CC BY-SA 3.0 DE;
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 102-13333 bzw. Wikimedia Commons

Den Übergang zum Tonfilm schaffte von Ledebur aufgrund seiner Bühnenerfahrungen problemlos, auch hier zeigte er sich bis Mitte der 1940er Jahre mit prägnanten Nebenrollen in über 80 Produktionen, zu denen auch einige NS-Propagandastreifen gehören, die bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"1) zählen. Wie schon im Stummfilm waren es überwiegend respektgebietende Persönlichkeiten wie Minister, Direktoren, Generäle, Polizeichefs, Richter, Ärzte und Rittergutsbesitzer, denen er Kontur verlieh, aber auch Diener wie der Butler William in der Satire "Napoleon ist an allem schuld"1) (1938) von und mit Curt Goetz gehörten zu seinem Repertoire. Seine große Zeit war jedoch vorüber, immer öfter musste sich von Ledebur mit bisweilen winzigen Chargenrolle begnügen.
Nach Kriegende wirkte der inzwischen über 70-Jährige nur noch in wenigen Kinofilmen mit, so unter anderem als hanseatischer Großkaumann in dem von Ulrich Erfurth1) in Szene gesetzten Pianisten-Drama "Finale"1) (1948) und als General in dem Heimkehrerschicksal "Liebe 47"1) (1949), gedreht von Wolfgang Liebeneiner1) nach dem Bühnenstück "Draußen vor der Tür"1) von Wolfgang Borchert1). Zu seinen letzten Kinoauftritten zählte die Rolle des Zirkusdirektors Williams in Harry Piels Abenteuer "Der Tiger Akbar"1) (1951, auch "Panik im Zirkus Williams"), "ein von einigen gelungenen Dressur-Aufnahmen abgesehen enttäuschend schwacher und glanzloser Zirkusfilm, dessen melodramatische Momente zur Schnulze geraten" wie filmdienst.de notiert. → Übersicht Tonfilme

Leopold von Ledebur auf einer Fotografie von Mac Walten (1892 – 1943)
Quelle: .cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) bzw. Anmerkung siehe hier

Leopold von Ledebur auf einer Fotografie von Mac Walten (1892–1943); Quelle: .cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei
Bereits Mitte der 1920er Jahre betätigte sich der Schauspieler beim Hörfunk, so sprach er in der von der Berliner "Funk-Stunde AG"1) live ausgestrahlten, als "Große Berliner Posse mit Gesang in vier Bildern" angekündigten Sendung "Wie einst im Mai"2) (EA: 05.03.1927) nach der gleichnamigen Operette1) von Rudolph Schanzer (1875 – 1944) und Rudolf Bernauer1) (Libretti) mit der Musik von Walter1) und Willi Kollo1) unter Bernauers Regie den Oberst von Henkeshoven. Nach 1945 stand von Ledebur sporadisch beim "Nordwestdeutschen Rundfunk"1) (NWDR) vor dem Mikrofon, unter anderem gehörte er zur Besetzung des Hörspiels "Galileo Galilei"2) nach dem Theaterstück "Leben des Galilei"1) von Bertolt Brecht1) mit Fritz Valk1) in der Rolle des Galileo Galilei1) (EA: 19.12.1947); die von Ludwig Cremer1) in Szene gesetzte Produktion ist inzwischen auf CD im Handel erhältlich. Ebenfalls unter der Regie von Ludwig Cremer sprach er den Löwen "König Nobel" in "Reineke Fuchs"2) nach dem gleichnamigen Epos1) von Johann Wolfgang von Goethe1) mit Hans Herrmann-Schaufuß als Reineke Fuchs (EA: 13.05.1948). Unter der Regie von Hans Quest entstand die Adaption "Leonce und Lena"2) nach dem gleichnamigen Lustspiel1) von Georg Büchner1) mit Will Quadflieg (Prinz Leonce), Dagmar Altrichter1) (Prinzessin Lena) und Joseph Offenbach (König Peter), in der er den Part des Präsidenten übernahm (EA: 09.09.1948). In "Das Märchen"2) nach der gleichnamigen Komödie1) von Curt Goetz, der auch die Figur des müden, versnobten Lords sprach, hörte man ihn als den Butler Herr Charly; Goetz-Ehefrau Valerie von Martens sprach die Romni-Frau Nadja, die dem des Lebens überdrüssigen Lord neuen Lebenskraft schenkt (EA: 10.06.1949; Regie: Gustav Burmester1)).
  
Freiherr Leopold von Ledebur starb am 22. August 1955 im Alter von 79 Jahren auf Gut Bockhorn in Ruhwinkel1) (Schleswig-Holstein).
Der Schauspieler Friedrich von Ledebur1) (1900 – 1986), der sich ebenfalls im Film einen Namen machte und auch in einigen Hollywood-Produktionen mitwirkte, soll sein jüngerer Bruder gewesen sein.*)  
Quelle (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch, www.ledebur.de
*) laut Horst O. Hermanni: Das Film ABC Band 5: Von La Jana bis Robert Mulligan (Books on Demand, 2011, S. 102)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) ARD Hörspieldatenbank
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Anmerkung: Mac Walten = Verwandlungskünstler Max Grünthal, der als "Mac Walten" bzw. der "Mann mit dem geheimnisvollen Rock" auftrat. Er verabschiedete sich 1920 von der Bühne, eröffnete in der Berliner Friedrichstraße ein Fotostudio und lichtete viele Artistenkollegen in Originalposen ab. Seine Spur verliert sich im Jahre 1936, nachdem er als Jude vor den Nazis in die Niederlande geflohen war. (Quelle: www.scheinschlag.de)
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:  Fotoatelier Becker &  Maass, Berlin (Otto Becker (1849–1892) / Heinrich Maass (1860–1930)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
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(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung; cyranos.ch, R = Regie)
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