Wie etliche ihrer Stummfilm-Kolleginnen entschied sich die am 24. August 1889 als Franziska Lucia Pfeiffer und Tochter eines Fleischermeisters in Hannover1) geborene Schauspielerin Esther Carena für einen wohlklingenden Künstlernamen. Das südländische Pseudonym wählte sie, da ihre Mutter eine gebürtige Spanierin war. Bevor Esther Carena eine Karriere als Schauspielerin startete, hatte sie ein Medizinstudium begonnen, dass sie jedoch bereits nach einem Semester abbrach. Stattdessen schloss sie sich einer italienischen Akrobatentruppe an, trat mit pantomimischen Einlage und Sketchen auf. sammelte so erste Bühnenerfahrungen und lebte nun meist in Italien.
Mitte der 1910er Jahre ging sie nach Deutschland zurück und versuchte in Berlin am Theater Fuß zu fassen, was jedoch erfolglos blieb. Durch Vermittlung des schwedischen Schauspielers und Filmpioniers Nils Chrisander (1884 – 1947) kam Esther Carena zum Stummfilm und trat neben Chrisander erstmals als südamerikanische Varieté-Tänzerin in dem Melodram "Zwischen halb elf und elf" (1916) auf der Leinwand in Erscheinung. Rasch konnte sich Esther Carena in der aufstrebenden Filmszene etablieren, wurde als Hauptdarstellerin in Melodramen, Abenteuern sowie den beliebten Kriminalgeschichten von den renommierten Regisseuren jener Jahre besetzt und avancierte bald zum Publikumsliebling. Sie selbst beurteilte ihren Einstieg ins Filmgeschäft folgendermaßen: "Es war zuerst der leichte Verdienst, der mich reizte, – aber nach und nach sah ich ein, daß man auch auf der Leinwand künstlerische Wirkungen erzielen konnte, und so trat das Theater mehr und mehr in den Hintergrund und mein Interesse für alles, was mit der Kunst des Kinos zusammenhängt, wuchs von Film zu Film. Ohne mich überheben zu wollen, gelang es mir, dank meiner äußeren Erscheinung, meines eigenartigen Typs und einer gewissen darstellerischen Eigennote, ziemlich schnell vorwärts zu kommen."*)

Foto: Esther Carena vor 1924
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons; Wolff-Karte (unnummeriert);
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Esther Carena vor 1924; Urheber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: Wikimedia Commons; Wolff-Karte (unnummeriert); Lizenz: gemeinfrei
Esther Carena vor 1929; Urheber Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Esther Carena, die ihre Film-Kostüme meist selbst entwarf, stand unter anderem mehrfach für Harry Piel vor der Kamera und drehte mit ihm die Detektivgeschichten "Der stumme Zeuge"1) (1916), "Zur Strecke gebracht"1) (1917), "Um eine Million"1) (1917) und "Das amerikanische Duell"1) (1918), jeweils mit Aruth Wartan1) als Detektiv Kelly Brown. Neben Ernst Reicher als Stuart Webbs1) tauchte sie in "Die Peitsche"1) (1916; Regie: Adolf Gärtner1)) und "Die Geisterjagd"1) (1918; Regie: Johannes Guter1)) auf, an der Seite von Harry Liedtke als Joe Deebs1) in dem von Joe May in Szene gesetzten Streifen "Die Hochzeit im Exzentric-Club"1) (1917). Über fünfzehn stumme Melodramen mit kassenträchtigen Titeln entstanden unter der Regie von Eugen Illés1), beispielsweise "Geflüster des Teufels" (1919), "Die von der Liebe leben" (1919), "Frauen, die nicht heiraten sollten" (1919), "Leben und Lüge" (1920), "Der Schrei des Gewissens" (1920), "Die Liebe der Sklavin" (1920), "Seelen im Sturm" (1920), "Von Stufe zu Stufe bis in den Tod" (1920) oder "Die ihr Glück verkennen" (1921). Auch in der dramatischen Geschichte "Wenn Columbine winkt" (1920) um Leben und Tod der Columbine Loo war Esther Carena die tragische Heldin. Nur vereinzelt wirkte die Schauspielerin in Lustspielen mit, unter anderem in "Liebe in allen Ecken" (1916) und in der ganz auf Paul Heidemann zugeschnittenen Geschichte "Paulchen, der Mohrenknabe"1) (1917) aus der "Paulchen"-Reihe1).
 
Foto: Esther Carena vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Anfang der 1920er Jahre endete die Zusammenarbeit mit Eugen Illés, Esther Carena drehte nun mit Filmemachern wie Willy Zeyn sen.1), Fred Sauer1) oder Wolfgang Neff1) und blieb bis zuletzt dem melodramatischen Genre wie in dem im nordafrikanischen Arabergebiet spielenden Liebesdrama "Im Schatten der Moschee"1) (1923) verhaftet. Letztmalig übernahm sie in dem Abenteuer "Auf gefährlichen Spuren"1) (1924) von und mit Sensationsdarsteller Harry Piel die kleinere Rolle der Gitty, Hausmädchen eines Ex-Fürsten (Gustav Oberg2)).
Danach zog sich Esther Carena vom Filmgeschäft zurück, 1923 hatte sie den Filmarchitekten bzw. Produzenten Franz Schroedter1) (1897 – 1868) geheiratet und widmete sich nun ihrem Familienleben.
Der einstige Stummfilmstar Esther Carena starb am 26. Januar 1972 in Hamburg1) im Alter von 82 Jahren.
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
*) Text aus "Esther Carena Interview" bei sophie.byu.edu ("Die Frau im Film", Verlag Altheer & Co., Zürich 1919)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) cyranos.ch
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