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Ludwig Eisenberg1) führt in seinem Lexikon*)
aus: "Seine Darbietungen, die Leistungen eines erfreuenden echten Talents, sind wohl durchdacht und
konsequent durchgeführt. Sein Spiel ist zielbewußt, fein abgetönt, maßvoll und frei von jedem Pathos. Der Künstler weiß stets was er will, und das kommt dem Publikum vortrefflich zu statten. auch Verse weiß er schlicht und einfach, klar, deutlich vorzutragen. In die modern-realistische Art des "Deutschen
Theaters" hat er sich gleichfalls prächtig hineingefunden und Erfolge errungen, die auch auf Gastspielfahrten ihre Bestätigung
fanden." 1918 wurde der Schauspieler als Intendant an die Berliner "Volksbühne"1) berufen, die er bis 1923 leitete. Seinen Einstand gab Kayssler am 4. September 1918 mit der Inszenierung von Karl Leberecht Immermanns1) Drama um den keltischen Zauberer "Merlin"1), es folgen Stücke von Shakespeare1), Strindberg1) oder des mit Kayssler befreundeten Gerhart Hauptmann1), in denen er auch immer wieder seine zweite Frau, die Schauspielerin Helene Fehdmer1) (1872 1939) besetzte. Kennen- und lieben gelernt hatte sich das Paar 1904 am "Neuen Theater" (heute "Theater am Schiffbauerdamm"1)), als Fehdmer dort in der Komödie "Morgenröte" von Josef Ruederer1) die von Bayern-König Ludwig I.1) in den Adelsstand erhobene irische Tänzerin bzw. dessen Geliebte Lola Montez1) (= Gräfin Marie von Landsfeld) darstellte. Kayssler inszenierte unter anderem an der "Volksbühne" die zwei Teile von August Strindbergs Drama "Nach Damaskus"1) (Premiere: 13.11.1920, Teil II und Teil III)), Schillers "Wallensteins Tod"1) (Premiere: 18.12.1920), Wolodymyr Wynnytschenkos1) Schauspiel "Die Lüge" (Premiere: 11.1922) oder Tolstois1) unvollendetes Drama "Und das Licht scheint in der Finsternis" (Premiere: 25.05.1923) und übernahm darin auch Rollen. Als Schauspieler glänzte er beispielsweise in der Komödie "Kapitän Brassbounds Bekehrung" von George Bernard Shaw1) (1921; Regie: Jürgen Fehling1)), im 1. Teil des Bjřrnstjerne Bjřrnson-Schauspiels "Über unsere Kraft" (1922; Regie: Edgar Klitsch) oder in Shakespeares Romanze "Das Wintermärchen"1) (1923; Regie: Heinz Hilpert1)). "Als Kayssler 1923 vorzeitig von der Direktion zurücktrat, hieß es im Nachrichtenblatt der "Volksbühne Berlin", es habe "gewisse Auseinandersetzungen" über einen "Vertrag, den Direktor Kayßler wegen eines einmonatigen Gastspieles am "Theater in der Königgrätzer Straße"1) ohne Zustimmung des Vereinsvorstandes abgeschlossen hatte", gegeben. Kayssler habe sich "aus materiellen Gründen" nicht zum Rücktritt von diesem Gastspiel bereitfinden wollen"." kann man bei Wikipedia lesen. Zusammen mit seiner Ehefrau Helene Fehdmer gab Kayssler Gastspiele im In- und Ausland, ab 1933 gehörte er zum Ensemble des Berliner "Staatstheaters"1), wo er unter der Intendanz bzw. Regie von Gustaf Gründgens, aber auch Jürgen Fehlings die verschiedensten Rollen gestaltete. So richtig als Schauspieler populär wurde Kayssler durch den Film. Bereits zu frühen Stummfilmzeiten hatte er in dem Ehebruch-Drama " welche sterben, wenn sie lieben" (1913; Regie: Carl Schönfeld1)) der Titel war die letzte Zeile aus dem Gedicht "Der Asra" (enthalten in "Romanzero") von Heinrich Heine1) als Maler Bruno Marbach erste Erfahrungen vor der Kamera gesammelt. Ab Anfang der 1920er Jahre trat er dann regelmäßiger auf der Leinwand in Erscheinung. So verkörperte er in Arzen von Cserépys Teil 1 und Teil 4 des Historienfilms "Fridericus Rex"1) (1922/23) neben Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich II. 1) den Staatsminister Graf von Finckenstein1), den er auch wieder in dem Tonfilm "Das Flötenkonzert von Sans-souci"1) (1930) gestaltete. Weitere prägnante Stummfilm-Rollen spielte er unter anderem in Alexander Kordas Mayerling-Dama "Tragödie im Hause Habsburg" (1924) mit Kordas Ehefrau Maria als Mary Vetsera1) (1871 1899), Geliebte des österreichischen Kronprinzen Rudolf1) (1858 1889; dargestellt von Kálmán Zátony). In Carl Froelichs Hebbel-Adaption "Mutter und Kind"1) (1924) mimte er den angesehenen Bremer Kaufmann und Senator Hansen, der nach dem Tod seines einzigen Sohnes das neugeborene Kind seiner Köchin Lene (Henny Porten) für sich in Anspruch nehmen will, und auch in Kordas Unterhaltungsfilm "Eine Dubarry von heute"1) (1926) machte er als wohlhabender Cornelius Corbett erneut neben Maria Korda eine gute Figur. Mit Beginn des Tonfilms gehörte der inzwischen über 50-Jährige Friedrich Kayssler zu den vielbeschäftigten Schauspielern, der meist hochgestellten Persönlichkeiten, Adeligen, Militärs und vor allem historischen Figuren Kontur verlieh. Als preußischer Staatsmann Freiherr vom Stein1) tauchte er in Carl Froelichs Biopic "Luise, Königin von Preußen"1) (1931) an der Seite von Henny Porten auf, gab den preußischen General Scharnhorst1) in "Marschall Vorwärts"1) (1932) neben Paul Wegener als Generalfeldmarschall Blücher1), der wegen seiner Schnelligkeit und der Art seiner Angriffe von den Russen den Beinamen "Marschall Vorwärts" erhalten hatte. In Hans Steinhoffs Drama "Der alte und der junge König"1) (1935) mit Emil Jannings (Preußenkönig Friedrich Wilhelm I.1)) und Werner Hinz (Kronprinz Friedrich1)) stellte er den Hans Heinrich von Katte1) dar, Vater des jungen Leutnants Katte1) (Claus Clausen) dar, der als Kronprinz Friedrichs Fluchthelfer vom Friedrich Wilhelm I. hingerichtet wird. Weitere historische Personen waren der preußische Offizier Graf Kleist von Nollendorf1) in Gustav Ucickys Abenteuer "Yorck"1) (1931) mit Werner Krauß als General Yorck von Wartenberg1), der Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg1) in dem Krimi "Im Geheimdienst"1) (1931), der Johann Kaspar Schiller1), Vater von Friedrich Schiller1), in Herbert Maischs Biopic "Friedrich Schiller Triumph eines Genies"1) (1940, mit Horst Caspar) sowie der König und spätere deutsche Kaiser Wilhelm I.1) in Wolfgang Liebeneiners "Bismarck"1)-Portrait (1940) mit Paul Hartmann in der Titelrolle.
Das Leben von Friedrich Kayssler endete tragisch, wenige Tage vor Kriegsende wurde der 71-Jährige am 24. April 1945 vor seinem Haus in Kleinmachnow1) bei Berlin (heute Brandenburg) von anrückendem sowjetischen Soldaten erschossen. In einem Bericht von 1945 heißt es: "Wir wissen, dass der berühmte Schauspieler Friedrich Kayssler, der mit seiner eigenen Person seine Hausherrin zu schützen versuchte, (von sowjetischen Soldaten) getötet wurde."3) Anmerkung: Da Kaysslers Ehefrau Helene Fehdmer bereits 1939 verstarb, kann es sich bei "Hausherrin" nicht um Fehdmer gehandelt haben. Friedrich Kayssler fand seine letzte Ruhe auf dem Waldfriedhof in Kleinmachnow in einem Ehrengrab , in dem bereits seine Frau Helene beigesetzt worden war. Der Gedenkstein trägt die Inschrift "Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen" (Evangelist Johannes 1,9) → Foto der Grabstelle bei knerger.de und Wikimedia Commons. Bereits ein Jahr zuvor war sein 1898 geborener Sohn Christian Kayssler1) ebenfalls erfolgreicher Schauspieler mit nur 46 Jahren am 10. März 1944 bei einem alliierten Bombenangriff ums Leben gekommen. Dessen Tochter Christine Kayßler1) (1923 2010), aus der erster Ehe mit der Kinderbuchautorin Anne Beblo, setzte die Familientradition fort und avancierte ebenfalls zu einer renommierten Schauspielerin. Die Berliner "Akademie der Künste"1) verwaltet das "Friedrich Kayssler Archiv" unter anderem mit Zeugnisse seines schriftstellerischen und dramatischen Schaffens → www.adk.de. In Kleinmachnow erinnert die "Friedrich-Kayssler-Straße", im Berliner Ortsteil Rudow1) (Neukölln) der "Friedrich-Kayßler-Weg" an den vielseitigen Künstler. Bereits 1920 erschien von dem Theaterkritiker und Dramatiker Julius Bab1) (1880 1955) die Monographie-Sammlung "Friedrich Kayßler. Der Schauspieler". |
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Quellen (unter anderem): Wikipedia,
cyranos.ch,
deutsche-biographie.de
sowie Ludwig Eisenberg: "Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert"*) Fotos bei www.virtual-history.com |
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*) Ludwig
Eisenberg: "Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im
XIX. Jahrhundert" (Verlag von Paul
List, Leipzig 1903, S. 501) → Textarchiv Internet Archive Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de 3) Quelle: www.maerkischeallgemeine.de (Seite nicht mehr abrufbar) Lizenz Foto Friedrich Kayssler (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia) |
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